"SURVIVAL Extrem 2010" Johannes Vogel

Das Thema ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die typisch deutsche (und auch teilweise österreichische, ich will nicht so sein) Mentalität. Einfach mal die Fresse halten - wenn man schon nichts wirklich zu sagen hat - geht nicht. Immer schön alles zu Tode diskutieren, schließlich muss alles einen Sinn und Ordnung haben.
 
Was wäre diese Welt ärmer, wenn es nicht Leute gäbe, die Deutschland ohne Geld durchwandern, Schleswig-Holstein entlang seiner Grenzen ablaufen, den Äquator zu Fuß, Paddelboot, Fahrrad oder Katamaran umrunden, Grönland mit der Ausrüstung von Frithjof Nansen durchqueren, Mit einem Hollandrad sämtliche Länder der Erde durchfahren usw.
Oder halt den Rhein runterschwimmen.
All das könnten die doch einfacher haben.
Ich achte solche Menschen hoch, so lange sie nicht um der Vermarktung willen nur Fakes abliefern wie gewisse Briten.
Und freue mich auf einen Bericht über die Qualitäten des Messers, und nicht nur das, auch über die Art der Schwierigkeiten bei dieser Unternehmung und was man anders machen könnte etc.
 
Ich stimme voll zu, dass diese Welt mehr "Verrückte" dringend braucht, wenn man sieht, wohin sie die "Normalen" gebracht haben.

Allerdings:

Das darf doch auch nicht heißen, dass Nachfrage oder auch Kritik gleich bedeutet, als erbsenzählender Spießbürger mit Germanenmentalität verschrien zu werden.

Bei aller Liebe zu den "Verrückten" und ihren Aktionen, hier handelt es sich auch um die Vorstellung einer Zusammenarbeit zweier Menschen, die grundsätzlich ein kommerzielles Interesse haben. Auch das ist natürlich vollkommen legitim, wird aber naturgemäß anders beurteilt werden.

Es geht hier wie immer halt beides, ich kann sowohl Achtung haben vor der handwerklichen Kunst als auch Respekt vor der Durchführung der Aktion, und doch einige Punkte hinterfragen. Toleranz sollte in beide Richtungen funktionieren...
 
Na dann mal Alles Gute zur erfolgreich absolvierten Rheintour.

Hoffe dein Daumen wird wieder heil. Ich bin gespannt auf deinen Bericht zur Tour und dem Messer.

(ich gehe davon aus, dass du dich nicht vom Rheinufer aus hier einloggst :) )

Gruß Sawyer
 
So, seit 10 wieder in Karlsruhe :D
Hallo Liebes Messerforum,
nachem mich Richard hier quasi eingeführt und vertreten hat, möchte ich die Zeit nutzen, um euch kurz ein wenig über mich, das Projekt und das Messer zu berichten.

Ersteinmal mag ich mich für die vielen kontroversen Stimmen bedanken! Ich finde es klasse, dass jeder seine Meinung preis gibt und kann persönlich nichts dispektierliches daran sehen, meine Vorhaben und Projekte zu kommentieren, welche Meinung er auch immer hat. Ich weiß, dass bei vielen Kritikern doch auch ein wenig mitschwingt, sich nicht auf Abenteuer einlassen zu können. Das nächste mal lade ich jeden interessierten gerne ein, teilzunehmen.

Kurz zu meiner Person.

Ich bin Joe Vogel, 26 Jahre alt und schreibe gerade meine Diplomarbeit in Biologie (übrigens über axonales mRNA Silencing in embyonalem Nervensystemen von Vertebraten)
Entgegen der Vermutung bin ich nicht völlig ungebunden, sondern habe eine feste Freundin, die zusammen mit mir studiert, und die mich bei vielen Projekten begleitet und unterstützt.
Ich habe tatsächlich mit rund 15 Jahren (früher Beginn mit 11) angefangen, mich intensiv mit Survival zu beschäftigen. So wie andere in dem Alter Schach oder Tennis spielen oder Karate machen.
Mit 18/19 hatte ich schon Europa mehrfach durchtrampt - meist ohne aufwändige Ausrüstung. Mit 19, kurz vor dem Abitur habe ich auf einer ersten Reise nach Australien 2 Monate lang viel durch Aboriginals und einen starken Mentor gelernt, der so manchem hier ein Begriff ist.

Es folgten Expeditionen durch Australien, Nordafrika, Südostasien.

Daneben bin ich Autor von Survivalbüchern, die sich ganz gut in der Szene etabliert haben. Für mein neues Buch war die Tour u.A. Recherche.

Außerdem verdiene ich tatsächlich meinen Lebensunterhalt mit Kursen, Buchverkäufen und meinem Onlineshop. Dazu gehören eben auch die Projekte, die ich medial verarbeite.
Auf meiner Seite biete ich umfangreiche Informationen zum Thema an, genauso wie auf meinem YT-Channel, auf dem ich völlig kostenlos vielen Tausend Zuschauern Wildniswissen vermittle. Ich liebe und ich lebe die Natur, die Wildnis, das was ich vermittle und darstelle. Und ich bin stolz darauf, das zu meiner Berufung gemacht zu haben (wie wohl auch Messermacher darauf stolz sind, Messermacher zu sein und Gärtner stolz sind Gärtner zu sein, ohne zu hinterfragen müssen, ob sie sich schlecht fühlen, ihre Messer oder ihre Blumen kommerziell zu vermarkten)

Zum Projekt Survival extrem 2010

Geplant ist wie richtig angesprochen gewesen, den Rhein von Stein bis Kehl zu durchschwimmen. Neben der Kameraauusrüstung habe ich nur ein Messer und die Notfallausrüstung in Form von Tarp (1,5m x 3 m) in Verwendung.
Größtenteils ist die Strecke völlig unverbaut, bzw. die Lastenschiffahrt ist auf dem Seitenkanal unterwegs. Außerdem gibt es etliche Altrheinarme zum umgehen der großen Schleusen etc. Mit Ausnahme einer Strecke durch Basel und hinter Breisach war ich in der völligen Natur unterwegs. Insgesamt konnte ich also nicht die 300 geplanten km Schwimmen/Treiben, sondern musste auf einigen Bereichen ins Boot. In den Bereichen von Rheinau bis Bad Säckingen war stark strömendes Hochwasser durch die Regenfällle zu beginn.

Um Breisach waren es rund 50 Kilometer rasch fließendes Hochwasser mit WW 1-2. Das zu durchtreiben war aufregend, dämlich gefährlich, aber es war sehr schnell.

Trotz der 7mm Neoprenanzuges war das Wasser sehr kalt, was auch mit dem Grad der Erschöpfung zu tun hatte. Das Kälteempfinden nimmt durch Kohlenhydratmangelernährung stark zu.

Ernährt habe ich mich völlig aus der Natur. Vom ersten Tag bis zum letzten nur von Pflanzen und Tieren, die ich jeweils morgend und Abends gesammelt habe. Trinkwasser hatte ich entweder in der Aluflasche erhitzt, oder durch einen einfachen improvisierten Wasserfilter vom Gewässerrand getrunken.

Feuer wurde zumeist gebohrt, außer wenn es durch Feuchtigkeit nicht möglich war, es so anzubekommen. In diesem Fall wurde der Powerflint eingesetzt, was bei nasser Umgebung nicht weniger Anspruchsvoll ist.

Körperliche Beschwerden wurden mit den entsprechenden Heilkräutern behandelt.

Geschlafen habe ich zumeist unter freiem Himmel oder einfachen Notunterkünften. Das Tarp und den Schlafsack musste ich nur in den ersten Tagen einsetzen, da in dieser Oberrhein, Region (Schweiz) es nicht möglich war im Biberschutzgebiet ein großes Feuer zu machen und Kahlschlag zu verursachen. Außerdem noch einmal unterwegs im Altrhein, als ich so unterkühlt war, dass ich kein Feuer angezündet bekommen habe. Das Moskitonetz habe ich überhaupt nicht eingesetzt. Ich bin am Feuer einigermaßen sicher gewesen vor den

Stechmücken, wenn es niedergebrannt war, hatten mich die Tiere daran erinnert wieder etwas aufzulegen.
Den Backup wie Schlafsack, Moskitonetz und Tarp hatte ich dabei, weil ich die Tour nicht wegen einer einzigen Situation abbrechen musste

Mein Daumen:

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Im Rhein zwischen Stein und Schaffhausen stehen Holzpfosten, die die Wasserlinie markieren. An eines dieser Pfosten bin ich vorbeigeschwommen, ohne bemerkt zu haben, dass sich meine Sicherheitsleine, die auf 2 Meter zusammengekürzt war, geöffnet hatte und volle 5 Meter maß. Das Boot ist auf einer Seite des Pfostens vorbei getrieben und ich auf der anderen. Die Wassergeschwindigkeit betrug gut 10-12 km/h. Mit einem Ruck wurde ich gewahr, dass sich da was verfangen haben musste. Der Bauchgurt drehte mich sofort gegen die Strömung und klappte mich zum Holkreuz nach hinten zusammen. Mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit gieng es 4 Meter abwärts, wo ich gegen den Boden gepresst wurde. Einen Moment versuche ich dagegen anzukämpfen und löste dan den Panikverschluss, der zuerst nicht öffnen wollte, da er unter extremer Spannung stand. Mit einem Knall löste sich der Riegel, der mir auf den linken Daumen schlug. Zuerst dachte ich, dass der Daumen abgeschlagen wäre, sah dann aber, dass er nur eine kleine Verletzung aufwieß, aber vollständig taub war. An der Verletzung berührt elektrisiert der Nerv. Bewegen kann ich ihn mittlerweile wieder fast normal, er ist aber noch taub. Wahrscheinlich ist ein kleines Stück vom Knorpel oder Gelenksnahen Knochen abgesplittert und der darüber liegende Nerv wurde durchgedrückt. Ich werde nach einem Asztbesuch mehr wissen.

Im Hochwasser wurde ich noch einige Male von Walzen unter Wasser gedrückt, konnte aber jedes mal wieder ohne Probleme auftauchen.

Musste das Projekt sein?

Für mich sind diese Projekte ein Teil der Selbstverwirklichung auf der suche nach eigenen Grenzen und dem Versuch diese zu durchbrechen. Das ist oft nur mit einem oder mehreren kommerziellen Partnern möglich, was zu fruchbaren Kooperationen führt, weil selten die Ausrüstung von den "Standartkäufern" so sehr auf Herz und Nieren getestet werden kann.
Ich liebe das Abenteuer, auch ein wenig das Risiko. Es ist ein Leben, das mich erfüllt. Ich liebe die einsamen sternenklaren Nächte in den Wüsten und das pulsierende Leben in den Sümpfen am Morgen, das Vogelschreien im Outback. Andere fahren mit dem Motorrad schnell auf Schwarzwaldkurven, Springen mit einem Seil um die Füße oder einem Schirm im Rucksack von Brücken oder Flugzeugen. Wieder andere suchen ihre Erfüllung im Familienleben oder beim Briefmarken- oder Messersammeln oder beim Onlinerollenspieklen. Manche finden aber auch keine Verwirklichung.
Ich wähle meinen Weg selbst. Und das ist es, was mich besonders stolz macht.

Das ich von diejenigen, die unglücklich mit ihrem eigenen Weg sind, Gegenwind bekomme, ist doch logisch und auch nachvollziehbar. Deshalb gehe ich ziemlich relaxed mit den Stimmen um. Wer mich und meine Sachen kennen lernen will oder interesse am naturnahen Leben hat, darf mich gerne mal besuchen kommen (muss ja kein Kurs sein, einfach nur so zum Kaffe aus der Billietin am Feuer). Manche werden als Neider kommen und gehen als neue Freunde. Auch das ist Survival.

Zum Messer

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Ich bin gnadenloser Praktiker. Ich benutze meine Messer ständig, fast jeden Tag bei der Arbeit für den Shop oder auf Kursen. Messer sind für mich nur in ihrem Einsatz am Leben.

Das schönste Messer hat für mich keinen besonderen Wert, wenn ich damit nicht arbeiten kann. Es ist wie eine Marionettenpuppe, die an sich leblos ist - wenn auch hübsch gefertigt - nur in den Händen eines Künstlers wird sie zum Leben erweckt. Nichts hat für mich weniger Magie als eine zusammengefallene Marionette - oder ein beleuchtetes Messer in der Vitrine.
So habe ich schon unzählige Klingen in Verwendung gehabt. Von denen mir mal das eine gefallen hat, mal das andere nicht ganz so gut war. Von allen Messern, die ich ständig einsetze habe ich die besten genommen und alle mir wichtigen Features zu einem Messer zusammengebracht.

Zusammen mit Richard wurde das dann auf Machbarkeit hin überprüft.

Zum Einzelnen:
Die Klinge:

Flacherl und durchgehende Klinkendicke von rund 3,5 mm geben eine große Stabilität und sind dennoch leicht genug in der Hand, um stundenlang damit zu arbeiten.
Der Klingenrücken ist mit einer scharfen 90° Kante versehen, an der man sich nicht verletzen kann, die jedoch scharf guenug ist, für all die Tätigkeiten, für die ein Werkzeug benötigt werden, die Klinge aber zu schade ist: Zünden des Mischmetalls, Abschaben von erdiger Borke oder Nachschärfen von Grabstöcken. Besonders wichtig beim Leben draußen:

Viele Wurzeln und Knollen müssen geschält werden, um sie von den eingewachsenen Steinen opder ungenießbaren Fasern zu befreien. Eine Tätigkeit, die ich nie mit der Schneide machen würde und die mit dem Klingenrücken einfach von der Hand geht.

Der Schliff ist ein Skandi - die Phase war für das Projekt wichtig, wo es doch etwas härter zugegangen ist, dennoch werde ich den Skandi völlig flach ausschleifen. Skandi ist irrsinnig scharf zu schleifen, auch von "Schleiflaien" schärfbar und vor allem geeignet um sehr feine Strukturen zu schneiden. Und das ist beim Survival bei weitem wichtiger als Batoning. Ich habe noch keine Situation erlebt, wo ich Holz spalten oder Hacken müsste. Wenn ich Holz in einer Form habe, in der ich es spalten kann, muss es vorher zurechtgesägt worden sein. Bretter zum Feuerbohren oder 5 Zentimeter dicke Buchenstämmchen bekomme ich mit der richtigen Technik innerhalb von 30 Sekunden durchgeschnitten - schneller als jeder Versuch das zu hacken.
Aus diesem Grund liegt der Schwerpunkt der Klinge auch auf Höhe der erstten Niete, also so, dass das Messer locker in die Hand genommen werden kann und über dem Zeigefinger zum Ruhen kommt. Das ist beim langen Arbeiten mit dem Messer die "Ausgangsposition". Für die meisten wird dieser Schwerpunkt ungewohnt sein, werden ihn aber nicht mehr missen wollen, wenn sie wirklich damit arbeiten müssen.
Die Riffelung am Klingenrücken ist wichtig, da die Daumenauflage bei der richtigen Technik eine groß hervorstehende Parierstange obsolet macht. Mehr dazu beim Griff.
Durch die Auflage kann sehr bequem beim Schnitt von Holz (zum Beispiel beim Abtrennen eines dicken Astes für das Lager) Kraft in den Diagonalschnitt erfolgen.
Die Schleifkerbe ist meines erachtens das Merkmal, das ein gutes Messer von einem Dauereinsatzmesser unterscheidet. Ich arbeite viel mit Baumpilzen und Hartholz und anderen äußerst abrassiven Materialien, die es notwendig machen das Messer alle 2-3 Wochen völlig neu zu schärfen. Bei einigen Messern ohne Schleifgkerbe gibt es dann eine unschöne Fehlschärfe und vor allem eine unsauber gerade Klinge im griffnahen Bereich, wo die Schneide für mich am wichtigsten ist. Hier hat Praktikabilität definitiv Vorang vor dem Aussehen. Wie gesagt das Messer ist nicht für die Vitrine konzipiert worden. Deshalb ist die Klingenlänge so gewählt, dass sie auch in Deutschland dauerhaft geführt werden kann.
Die Klingengeometrie ist Geschmackssache, ich habe sie so gewählt, dass sie eine Mischung ist aus meinen dreien bisherigen Lieblingsklingen ist Helle Eggen, einem R. Mülle und Fällkniven F1 ist.


Griff:
Für ein dauerhaftes Arbeiten benötige ich einen Griff, der sich gut in die Hand anpasst und einen lange ermüdungsfrei arbeiten lässt. Dazu gehört, dass er in die Klinge übergeht, weil beim Arbeiten mit der Klingenspitze oft über den Griff fasse und das Messer seitlich an den Flanken nehme. Dadurch ist weit mehr Kontrolle möglich, was beim Fallenbau extrem wichtig ist. Deshalb sind die Griffbacken vor der Klinge auch verjüngt. Viele Praktiker verwenden das gesamte Messer und fassen es nicht nur am Griff an.
Wedwer mit nassen oder klammen Fingern bin ich jemals über so einen Griff in die Klinge gerutscht. Zumal der Daumen hinten an der Riffelung deutlich stabilitätsgebend ist.
Wichtig für den harten Einsatz ist außerdem eine Öse für eine Fangschnur, die besonders beim Arbeiten über Wasser oder in sonstigen Verlustträchtigen Bereichen Einsatz findet.

In der Regel ist keine Leine angebracht, sondern eben nur, wenn man auf/an einem See oder im Dschungel unterwegs ist.


Material:
Es gibt immer wieder Streits über das geeignete Material. Ohne jemals irgendwie einen ernsthaften Test gehabt zu haben. Ist Leder und Wüsteneisenholz die richtige Entscheidung gewesen? Für die Antwort möchte ich die Situation vorlegen: Durch den Regen die erste Tage war das Messer fast die gesamte Zeit der Feuchtigkeit ausgesetzt. Ständig setzt man sich in den Rheinauen in eine Pfütze oder Streift durch den taunassen Weidenbewuchs. Obwohl ich es versucht habe, konnte ich die Ausrüstung nicht komplettt trocken halten.

Selbst die Kameras in den wasserdichten Cases sind derzeit noch beschlagen.

Das Ergebnis: Das Messer sieht mit Ausnahme von normalen Gebrauchsspuren noch genau so aus, wie ich es erhalten habe. Der Griff ist weder gequollen, noch gesprungen. Er ist weder angelaufen noch irgendwie beschädigt. Durch viele hunterte Male in die Messerscheide stecken und wieder rausholen hat er einige feine Schleifspuren. Die Klinge: Weder Flugrost, noch irgendwelche anderen Schäden. Nicht einmal eine Kerbe in der Schneide. (Ich gehe natürlich extrem vorsichtig mit meinem Handwerkszeug um, selbst bei härtester
Verwendung)

Die Lederscheide: Durch das ständige Tragen ist die Scheide etwas verkratzt und hat ein paar Dellen. Dort wo sie während den Bootsabschnitten im Wasser hing (Das Boot ist eine "Nussschale", in die ich nicht mit der Ausrüstung vollständig hineingepasst habe.) Spritzwasser und das vom Neopren ablaufende Wasser hat seinen Teil beigetragen, dass die Hülle ziemlich lange nass war. Sie ist in diesem "Eintauchbereich" leicht verfärbt, was aber meines Erachtens bei einem Gebrauchsmesser eine hübsche Leder-"Patina" ausmacht.

Mischmetallstab

Der Mischmetallstab hat mir unterwegs extrem wichtige Dienste geleistet. Hätte das Messer keinen an der Hülle gehabt, hätte ich einen getrennt mitgeführt. Das Anziehen über den Klingenrücken funktioniert perfekt. Durch das häufige Verwenden ist er etwas dünner geworden und war etwas korrosionsanfällig. Außerdem sind vom Knauf des Mischmetallstabs zwei kleine Kanten abgesprengt worden. Aber sonst hat er sich abolsut bewährt.

Die Messerscheide war ständig an der Hose befestigt und hat sich perfekt allen Tätigkeiten an Land angepasst. Sie hat nie gestört. Weder vom Gewicht, noch war sie irgendwie sperrig. Irgendwie "passig eben"

Warum kein Kydex und Kraton oder Gewebeplatte? Die Menschen haben Jahrtausende Ihre Messer geführt, und im täglichen Leben angewendet. Die Materialien waren einfacher Co-Stahl und Leder/Holz/Horngriffe. Auch Soldaten aller Nationen hatten solche Feldmesser bei sich. Plötzlich muss alles ver"tactict" werden. Mattierte Klinge (die Reflexion könnte verraten, dass man gerade im Busch sitzt und am Grill ein Würstchen anschneidet), Kydexscheide und Griff aus Thermorun, damit auch bei einem Nachmittäglichen Regen das Messer nicht in Einzelteile zerfällt.

Aber ganz ehrlich: will ich bei stundenlangem Arbeiten verschwitzte Gummifinger bekommen? Will ich die elegante Klinge in einem Plastikschaber einschieben, der mir den Griff langsam aber sicher beschädigt (Stichwort Fällkniven). Möchte ich von Spaziergängern und PAsanten als "Pfadfinder oder Naturbursche mit Fahrtenmesser am Gurt" erkannt werden oder - schon wieder so ein "Paintballspinner mit seinem Kampfmesser".
Zuguterletzt: Ein Holzgriff hatt Leben. Du spürst die Maserung zwischen deinen Fingern arbeiten, deine Fingerkuppen finden feine Strukturen in der Holzoberfläche, an denen sie sich nach intensiver Eingewöhnungszeit orientieren. Holz haftet am Finger auch bei nassem Griff. Es ist bei Kälte und Hitze angenehm zu führen und sieht außerdem noch wunderschön aus.


Fazit:
Nie wieder ohne. Ich weiß, dass mein Urteil vielleicht skeptisch betrachtet wird - bin ich doch nicht unbefangen. Aber es ist mit Abstand das beste Messer, das ich jemals führen
durfte. Es ist (zumindest für mich) das beste, was bei diesem Projekt rausgekommen ist. Ich werde das Messer mit Freude und Stolz viele Jahre täglich benutzen. Mir ist bis jetzt noch keine negative Komponente aufgefallen. Wenn, werde ich Richard bitten, mir zu helfen diese zu verändern.

Richard, dir vielen Dank für dieses großartige Messer. Wer sich einige Zeit nur auf sein Messer verlässt, weiß wie einem zumute ist, wenn man sich an so ein wunderschönes Werkzeug gewöhnt und mit ihm viel Schönes erlebt und Wichtiges hergestellt hat. Wenn man seinen "Lebensunterhalt" mit der Klinge erarbeitet.

Euch für die große Anteilnahme vielen Dank! Natürlich auch denejenigen, die sich skeptisch äußern. Nur durch positive und negative Resonanz ist es möglich sich weiter zu entwickeln. Und das ist mein stetiger Wunsch.

Wer noch sachliche Fragen zu mir, der Tour oder dem Messer hat, ist herzlich eingeladen, sie hier zu stellen.

Ich bin erstmal glücklich die Sache einigermaßen Heil überstanden zu haben und werde mir jetzt einen Salat machen - mit Öl!

Joe
 
Last edited by a moderator:
Hallo Joe,
zunächst, die großzügige Art mit der Du hier auch negative und bisweilen arg blöde Ansichten stehen lässt, ist für einige von uns jetzt beschäment. Ich sage: Entschuldigung für meine albernen Kommentare.

Danke für deinen ausfürlichen und interessanten Bericht.
Alles Gute auf deinem weiteren Weg und viel Erfolg bei deiner Diplomarbeit. Respekt.

Freundliche Grüße

Bärwald
 
Hallo Joe,
danke für den Bericht. Das ist doch mal was Authentisches und gefühlt 100 mal besser als so viele Testberichte aus dem Vorgarten.

Und daß du die Kritiker hier im Forum locker nehmen kannst:super:
 
Danke für Deinen schönen Bericht, Namensvetter.

War sehr schön zu lesen und da ich den größten Teil der Flußstrecke kenne, weiß ich, dass ich das nicht im Wasser hätte machen wollen.

Aber als Tip für künftige Wassersachen, bei denen das Wasser in Bewegung ist, auch damit nix passiert und Du noch von ein paar schönen Touren berichten kannst: Wildwasserkajak-Einsteigerkurs bei einer guten Kajakschule und WW I-II macht auch schwimmend Spaß (mal die Kälte außer Acht lassend).
 
Hallo Joe,
erstmal Gratulation zum Durchhalten bei dieser Reise!
Das war sicher nicht ganz einfach und die von Dir geschilderte Situation mit dem Daumen war mit Sicherheit gefährlich.

Ich finde es prima, wenn die Leute Ihre Messer benutzen!Bei einem solchen Extremeinsatz würden sich Konstruktionsfehler sehr deutlich zeigen.Das war hier nicht der Fall und das Messer hat ja wohl gut funktioniert.

Wenn alle neuen Messerentwürfe von Ihrem Schöpfer einem solchen Test unterzogen werden müßten hätten wir wohl deutlich weniger neue Messerkreationen.

Aber Spaß beiseite:
Das ist wirklich eine überzeugende Untermauerung für dein Messerkonzept!

Ich würde mir wünschen, dass diese Ernsthaftigkeit öfter zu erleben wäre.

Danke für den Beitrag und weiter toi toi toi!

Grüße aus Heidelberg
less
 
Schöner Bericht. Bin ein wenig neidisch, weil ich zwar - neben meinen reinen Vitrinenstücken - jede Menge Messer habe die ich hier und da in der Küche oder bei einem Ausflug "leicht" gebrauche, aber eben nicht in dieser befriedigenden Form, wie Du es machen konntest.

Magst Du noch ein paar Bilder des Messers einstellen?

Grüße
 
Last edited:
von mir auch erstmal Gratulation zum Durchhalten der Reise:super:
Über ein paar Bilder des Messers würd ich mich auch noch freun, besonderst über eins wo man den Griff von oben in der Draufsicht sehen kann.
Gruß, Max
 
Hallo Leute, Danke für die Glückwünsche.
Ich werde im Winter wohl erst mal die Beine hochlegen und mein Diplom einen Monat lang in Ägypten feiern - ohne Sulky und ohne Extremtouren ;)
Ich werde wahrscheinlich nicht mehr so schnell einen Fluss runterschwimmen. Mich zieht es wieder in die Tropen.

Anbei noch einige Bilder. Sorry für die Qualität, aber mir ist hier der große Film Scheinwerfer durchgebrannt, so dass ich mit einer Tischlampe knipsen muss.
Wie gesagt, das Messer wurde intensiv eingesetzt. Ich werde es die nächste Tage etwas Pflegen und den Grat auf Fordermann bringen.

Grüße Joe

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Leichte Schleifspuren am Griff von einigen hundert Mal ziehen.
Edelstahlhülse für die Fangleine.
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Totalansicht
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Eines der Wichtigsten Arbeitsgriffe am Messer - am hinteren Klingenbereich
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Griff von Oben
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Einige kleine Schätzchen, die während des Projektes benötigt und gebaut wurden
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Standartgriff
 
Gebraucht sieht es erst richtig gut aus.

Hmm Gabel Löffel....aber wozu das Holzmesser?

Frage mich chon länger was die Überlebenskünstler immer in die Tropengegenden zieht. Ich würde eher eine kühlere Umgebung wählen :)
 
Wie hast du das Messer unterwegs geschärft? Hattest du ein Schleifmittel mit oder hast du dir unterwegs mit Steinen geholfen?
Wenn letzteres der Fall war, wie gut ging das mit diesem Stahl?

Grüße
Micha
 
Hallo, konnte mir am Ende noch die Arme rasieren. ZWar nicht mehr so gut wie am Anfang, aber noch extrem Scharf. Das der Skandi auf den Bildern etwas blind wirkt liegt daran, dass ich derzeit und die nächsten Tage daran arbeiten werde, den Skandi auf 0 auszuschleifen und derzeit mit nem 2000er Stein dran bin.

Das Holzmesser ist eine Kopie des Originals :D War eine Übung, ähnlich wie duzende andere Werkstücke, weil ich mich am Anfang noch an die Klinge anarbeiten wollte.


Liebe Grüße Joe
 
Interessanter Bericht und schönes, praktisches Messer.

Ich finde den Titel zwar auch etwas drastisch, aber wenn ich (mediale) Aufmerksamkeit will, dann muss ich eben das bedienen, was die Leute/Medien hellhörig macht. Und das ist eben nicht "Naturnahes Sportprojekt für Buchrecherche"...

Die verwendeten Techniken klingen interessant und es wirklich unerheblich, ob ich mich in Kanada mit kompletter Ausrüstung durch den Busch schlage, oder mit minimalen Mitteln einen Fluss in Mitteleuropa runterschwimme. Anspruchsvoll kann beides sein, je nach Wahl der Mittel.

Das ein Messer in diesem Kontext keinen Innovationspreis bekommt, ist geradezu zwingend, wenn der Nutzwert im Vordergrund steht. Bei einigen Jahrhunderten Evolution von Schneidwaren kann man dann noch etwas den persönlichen Vorlieben entsprechen und dem ganzen eine ästhetische Gestaltung geben.
Das alles ist in dieser Zusammenarbeit offensichtlich exzellent verwirklicht: Ein aus bewährten Formen heraus für den persönlichen Geschmack und Anwendungszweck optimiertes Messer mit unaufälliger, aber nichtsdestotrotz schöner Erscheinung. Tolle Sache!:super:
 
Gratulation zur bestandenen Tour :super: Und noch viel Spaß mit dem Messer. Ich warte darauf, es bald in einem neuen Video zu erspähen :D Vielleicht sogar in einem seperaten Video nur das Messer betreffend :hehe:
 
Zitat Joe:Möchte ich von Spaziergängern und Passanten als "Pfadfinder oder Naturbursche mit Fahrtenmesser am Gurt" erkannt werden oder - schon wieder so ein "Paintballspinner mit seinem Kampfmesser"?

Die Erfahrung kann ich bestätigen. Sitze ich irgendwo in der Natur und hole mein in fast 40 Jahren altgedientes Marttiini Finnenmesser raus, sagen die Leute "feines Messer, bestimmt schön scharf" oder so ähnlich. Ist das Messer grau, schwarz, camo, heisst es sofort "ein Mordwerkzeug". Was nicht stimmt, aber was willst du machen?

Und nochmals danke für den Bericht und die Bilder.
 
Schöner Bericht, und es ist auch schön anzusehen, dass das Messer wieder wohlbehalten angekommen ist (natürlich mit dem Nutzer).
Deine Ausführungen zur Messergestaltung waren Aufschlussreich.
Es ist ja entscheidend dass für jeden einzelnen sein Messer gefunden wird und wenn du es in diesem gefunden hast dann ist das gut.
Für mich wäre ein universellerer Einsatz als Werkzeug entscheidender und dafür auch eine anderer Messergestaltung und Materialwahl. Aber zum Schnitzen und Essenszubereitung scheint es sich sehr bewährt zu haben.
Für den Einsatz beim Schwimmen wäre vielleicht ein anderes Messer sinnvoller gewesen, was wenn der Notverschluss nicht aufgegangen wäre weil er zu sehr unter Spannung stand?
 
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