AW: Yoshiaki Fujiwara Kato 240 Ho Gyuto "Workhorse" - das Warten hat ein Ende
Jetzt könnte ja jemand sagen, die Aussage von Wastl sei zu weit hergeholt und widersprechen, dies hat aber niemand gemacht? Ergo sind sich alle hier über die Glaubwürdigkeit seines Vergleiches einig.
Ich halte Höflichkeit für eine Tugend, aber in dem Fall nehme ich das Kreuz des Widerspruchs auf mich.
Ich habe ja mittlerweile 2 Kato Messer, aber nur wegen der genialen Geometrie, und einem Stahl der vorsichtig benützt (dafür fehlt mir leider meist die Zeit) eine sehr gute Standzeit hat. Aber ebenso wie andere Japanische Messer sind die Katos für ziehende Schnitte ohne Brettkontakt ausgelegt, führt mann sie wie ein Europäisches ist die Schneide schnell hinüber (gerade auf Plastikbrettern.) Das können europäische Stähle einfach besser ab. Die erreichbaren Schärfen sind mindestens Ebenbürtig (SC145, 1.3505, 1.2008 z.B.) dabei aber um ein vielfaches verschleißfester (z.B. 1.2562) und vorallem robuster!
Das klingt für mich schon differenzierter. In die Stahlfrage will ich nicht einsteigen, solange nicht eine Analyse des Stahls von Kato vorliegt. Wärmebehandlung ist ein anderes Thema, und da kann ich mir gut vorstellen, dass die Einschätzung der Temperatur auf Sicht, wie von Kato praktiziert, nicht unbedingt das Optimum darstellt. Persönlich bin ich also weit davon entfernt, Kato zu glorifizieren, zumal mein Gyuto noch zur Reparatur bei Kato-san weilt. Hatte noch keine Zeit, es zu vergöttern.
Es stört mich auch nicht, dass du dein Messer für überlegen hält. Zwar hat Dimm schon auf einige Schwachpunkte hingewiesen, aber das sei geschenkt. Über Messer, mit denen ich nicht gearbeitet habe, will ich nicht urteilen.
Was mich stört, und zwar sowohl im Ton wie der Sache, sind deine Schlussfolgerungen wie die hier:
Ich kann zwar als Koch besser als ein Messerschmied testen (da sind immer noch Papiertests etc. angesagt) aber beim Schmieden an sich und der Wärmebehandlung habe ich noch einiges zu lernen, also kann ich vielleicht 50% aus einer Klinge raushohlen, das dies allerdings langt um mit einem Top Japan Messer mitzuhalten ist schon erstaunlich. Gebt doch mal einem wirklich guten Schmied (Tritz, Balbach, Wirtz etc.) eine Kato Klinge und lasst diese 1 zu 1 Nachschmieden, dann wird das Ergebniss noch viel extremer ausfallen.
Hier sagst du im Prinzip, dass du als Hobby-Schmied es mindestens ebenso gut drauf hat wie einer der Top-Schmiede Japans. Gute deutsche Schmiede sind sowieso besser.
Ich bin übrigens als Hobbyläufer so schnell wie der Marathon-Weltrekordler. Zumindest auf dem ersten Kilometer. Mehr schaff ich dann nicht... Wer sich mit den Profis messen will, sollte auch über die Distanz gehen bzw. deren Maßstäbe erfüllen. In diesem Fall heißt das, mindestens einige Dutzend, vielleicht sogar einige hundert Klingen in traditioneller Handarbeit im Monat schmieden, die alle gleichbleibend gut sind. Gerade als jemand, der selber schmiedet, müsstet du doch wissen, was das heißt. Und dann kommst du daher, legst
eine Klinge dahin, die du als Freizeitprojekt gemütlich angefertigst hast, und sagst sinngemäß, ich bin genauso gut wie ein japanischer Top-Schmied, der in der Zeit u.U. Dutzende, evtl. hunderte hochwertige Klingen produziert hat. Das Profil des Messers - in diesem Fall durchaus ein originelle Sache und keineswegs ein Standardprofil - ist dabei auch noch abgekupfert.
Was bleibt dann wirklich von deinem Vergleich? Jemand, der schmieden kann, nichts verkaufen muss, ein bestehendes Profil abkupfert, sich Zeit lässt und einen geeigneten Stahl wählt, kann ein einzelnes Messer produzieren, dass sich mit einem von den vielen Top-Messern vergleichen kann, die ein Profi in dieser Zeit produziert. Daraus leitest du ein
de facto abwertendes Urteil über die Handwerkskunst des Profis ab, das dann auf alle die anderen japanischen Schmiede wie warmer Urin herabtröpfelt, da besagter Profi von denen angeblich immer noch der Beste ist. Und im Forum gibt es dafür Applaus. Sorry, von mir nicht. Ich kann da nur sagen: Was ein traditionell arbeitender japanischer Schmied eigentlich leistet- eben quantitativ und qualitativ - ist für mich hier nicht verstanden.
Anschließend bringst du die Namen Tritz, Balbach und Wirtz ins Spiel. Wenn diese ein Kato-Messer kopieren 1:1 würden, wären sie besser. Einerseits ein Kompliment, denn es sagt etwas über die Qualität und Eigenständigkeit des Profils der Kato-Messer aus. Andererseits geht es aber auch hier natürlich nicht um ein Messer, das besser werden müsste, sondern mindestens um eine Jahresproduktion, wenn vergleichbare Maßstäbe gelten sollen. Und da kann ich nur sagen: Hic Rhodos, hic salta. Wer immer glaubt, von sich behaupten zu können, diesbezüglich besser als z.B. ein Kiyoshi Kato zu sein, der schüre das Feuer, schnappe sich einen Hammer und lege los.
Was würden wir uns doch nicht alle freuen, wenn einige tausend komplett nur von Tritz, Balbach und Wirtz handgehämmerte Messer auf den Markt kämen. Dann wären die Preise auch nicht so, wie sie sind. Das wäre doch ein Traum. Das bleibt auch ein Traum, und dafür gibt es Gründe. Dieses "Wenn sie bloß wollten, könnten sie" finde ich deswegen ehrlich gesagt infantil.
Dabei möchte ich klar sagen, dass das von mir Gesagte in keiner Weise gegen die genannten Schmiede geht. Ich bezweifle stark, dass du hier in ihrem Namen spricht. In den Foren, in denen Schmiede miteinander kommunizieren, ist der Ton eigentlich immer konstruktiv und von gegenseitigem Pespekt geprägt. So eine Wenn-ich-wollte-könnte-ich-dich-in-der-Pfeife-rauchen-Haltung ist mir dort noch nie begegnet.
(Gut, hinter den Kulissen äußern sich vereinzelte Messermacher auch schon einmal unverblümt über Kollegen. Für mich war es allerdings nie ein Kaufgrund, wenn jemand das Werk von anderen schwach geredet hat. Im Gegenteil, spricht das doch nicht für die Überzeugtheit vom eigenen Produkt, das für sich selbst stehen müsste.)
Edit: Sorry für den langen Post. Hatte BastWastls Antwort zu spät gesehen und habe meine Anmerkungen dann hier und im nächsten Post eingefügt.