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Gast
Spätestens seit dem zweiten Weltkrieg hat das Messer als Waffe ausgedient, zumindest bei den Leuten, die was von der Materie verstehen. Das ganze "Spezial Forces" und "Agenten" Zeugs was seitdem auf den Markt kam, hat zu 99,9% einen psychologischen Nutzen.
Und zwar in allererster Linie für den Träger.
Vom militärischen Einsatz von Messern als Waffe habe ich nicht gesprochen. Die Gebräuche von Spezialeinheiten und Agenten interessieren in diesem Zusammenhang so sehr wie das Liebesleben der weißen Elefanten. Die Mode, Schneidwaren als tactical zu vermarkten, gibt es leider, ist aber für das Thema "Messer als Waffe" von der Sachlage her nicht zentral.
Da ich beruflich neuerdings mit Jugendlichen zu tun habe, die Migrationshintergrund und dicke Polizeiakten habe, kann ich versichern, dass Messer in diesem Milieu gerne und oft als Waffe gebraucht werden. Die Jugendlichen verstehen auch durchaus etwas vom Umgang mit Messern. Es sind sowieso nur rudimentäre Kenntnisse, die man dazu braucht. Zustechen ist eine manuell einfache Bewegung.
Wer allen Ernstes behauptet, das Messer und SV etwas miteinander zu tun haben, gehört in meinen Augen auf das Freudsche Sofa, denn er weiß nicht wovon er spricht, sondern ist ein Opfer seiner Gewaltphantasien.
Danke für die Blumen. Nun gibt es zum einen immer wieder Zeitungsartikel, die von Prozessen berichten, in denen Notwehr mit dem Messer gegen einen oder mehrere Angreifer verhandelt wird. Da ich nicht glaube, dass Medien und Justiz sich zur Täuschung der Öffentlichkeit verschworen haben, gehe ich durchaus davon aus, dass es sich diesen Fällen nicht um Phantasieprodukte handelt. Zum anderen weiß ich aus der Arbeit mit oben genannten Jugendlichen, dass viele sich Bedrohungen durch andere entzogen haben, indem sie ein Messer gezückt haben. In den Strukturen, in denen diese Jugendlichen aufwachsen, ist es oft ratsam, sich nicht in die Opferrolle drängen zu lassen. Das mag mit der Lebenswirklichkeit vieler Bürger wenig zu tun haben, wird deswegen aber nicht zur Fiktion. Eigene Erfahrungen zu berichten erspare ich mir angesichts der zu erwartenden Polemik.
Messer werden also in unserer Gesellschaft als Waffe eingesetzt und zwar regelmäßig. Es ist eine Minderheit, die dies tut, doch bestimmt dieser Gebrauch die öffentliche Wahrnehmung stark. Und diese Wahrnehmung ist eben keinesfalls falsch. Die meisten Messer sind dazu geeignet, als Waffe eingesetzt zu werden - und auch auch besser geeignet dazu als ein Schraubendreher, weil sie schneiden und stechen können. Diesen Waffencharakter der Messer kann man m.E. in einer öffentlichen Diskussion ohne Glaubwürdigkeitsverlust nicht leugnen.
Dem kann nun begegnen, indem man einerseits jeden Gebrauch von Messern als Waffe als Missbrauch darstellt. Das ist für mich der falsche Weg, weil dadurch der Forderung der Weg geebnet wird, nur Messer zu erlauben, die nur schwer als Waffe einzusetzen sind wie z.B. Schweizer Messer. Der andere Weg wäre, das Recht auf Selbstverteidgung prinzipiell und offensiv zu vertreten, selbst wenn es mit der Lebenswirklichkeit mancher wenig zu hat. Ich begehe auch keine Straftaten mit dem Computer und bin doch gegen die Vorratsdatenspeicherung. Rechte sollte prinzipiell verteidigt werden und nicht erst dann, wenn man selbst unter einer Einschränkung der Rechte leidet.