Kochmesser ballig ausdünnen

Nach dem Bandschleifer folgt das finale Ausdünnen mit Steinen / Diaplatten. Hier schleife ich die ursprüngliche Schneidfase des Werksschliffs weg, sodass die Klinge leicht ballig auf 0 an der Wate ist.

Wenn das Messer schon recht gut ausgedünnt ist, reicht hierfür die Atoma 400. Man sieht dann auch schnell noch vorhandene Schleiffehler, die man korrigieren kann. Im hinteren Drittel war beispielsweise ab Werk ein kleiner Hohlschliff, den ich bis ca. 5 mm über der Wate ausgleiche. Darüber spielt das für die Schneidperformance keine Rolle mehr.

 
Vor dem händischen Längsfinish der Klingenseiten, ist es wichtig, die Kratzer, an und über der Schneide, die der Bandschleifer und die Atoma hinterlassen haben, zu entfernen. Ansonsten sind solche „Macken“ schnell Ursprung von größeren Ausbrüchen.


In diesem Fall habe ich einen Naniwa SS 800 genommen, der schon recht gut poliert und übrigens auch S&G ist.
 
Nach dem Ausdünnen und Polieren ist das „Verschönern“ dran. Ich mag optisch ein Längsfinish per Hand lieber als ein maschinelles Querfinish. Leider ist es gerade bei härteren Stählen auch etwas aufwändiger.

Ich beginne immer mit 80er Körnung mit etwas Ballistol oder Öl als Schmiermittel und gehe erst auf die nächste Körnung (120), wenn wirklich alle Kratzer weg sind. Zum Schluss nur noch 240er, damit das Finish nicht zu fein wird (nach meiner Erfahrung hat die Kinge sonst einen schlechteren Food Release).

 
Sehr interessant, danke! Was spricht dagegen, mit einem größeren Schleifblock darüber zu gehen? Oder könnte man auch, wenn man nicht auf ein geordnetes Finish aus ist, einen Excenter-Schleifer nehmen?
 
Ein größerer Schleifblock hat keine Vorteile, was die Geschwindigkeit angeht. Zudem ist der Schleifpapier-Verbrauch dann wesentlich größer.
Ein Excenterschleifer hinterlässt schon sehr chaotische Spuren. Das wäre optisch nicht meine Präferenz.
Entscheidend für ein sauberes Ergebnis ist die Vorarbeit: wenn zu tiefe Kratzer am Klingenspiegel sind, lassen sich diese mit Schleifpapier nur schwer entfernen.
Und alles was dann mit 80er Schleifpapier noch nicht weg ist, wird auch mit dem nächst feineren bleiben. Daher sollte man nicht zu früh auf die feineren Körnungen wechseln.
 
@ Torsten
Ganz großes Lob an dich.. Ich bin total begeistert wie du dieses Forum mit deinen Beiträgen bereicherst... Ich dachte immer ich kann Messer schleifen aber seit dem ich deine Tipps beachte und mich daran halte werden alle meine Messer schärfer und halten diese Schärfe auch wesentlich länger....
 
Auf der Zielgeraden:

Die Kratzer, die das Schleifpapier hinterlassen hat, poliere ich mit einem feinen Stein weg, bevor ich das abschließende Längsfinish mit 240er Körnung anlege.

 
Finale: Zum Schluss noch die Schneidfase. Ich habe das Video mal so gut wie ungeschitten gelassen (bis auf kurze Unterbrechung durch dhl und das Reinigen der Klinge vor dem Stein-Wechsel).
Wenn die Klinge auf 0 ausgedünnt ist, dauert das Schärfen nicht besonders lang.

 
Super Videos.
Es wäre noch gut eine Stufe höher zu gehen und zu zeigen, wie die ganze Klinge kontrolliert vollständig mit Klingenspitze ausgeschliffen wird. So dass Höhenunterschied klar gezeigt wird.
Für Anfänger ists aber sehr sehr sinnvoll.
 
Ein Excenterschleifer hinterlässt schon sehr chaotische Spuren. Das wäre optisch nicht meine Präferenz.
Also hast du das mal probiert? Ich hatte mit dem Gedanken gespielt, aber habe es am Ende gelassen um meinen Exzenter nicht mit dem Metallstaub versauen.
Ansonsten: Sinn des Exzenters ist ja eigentlich genau keine Muster zu hinterlassen indem er die zwei Rotationen nutzt. Zumindest bei Holz klappt das ja auch wunderbar im Vergleich zu allen anderen Schleifmethoden, wenn man nicht wie eine Furie mit dem Exzenter übers Material geht.
 
Ich hab es vor einiger Zeit mal interessehalber mit einem Bosch Blau-Teil probiert. Das sah bescheiden aus: so unkontrollierte Kringel.

Aber es ist auch unnötig, wenn man beim Ausdünnen aufpasst und nicht zu starke Kratzer fabriziert.
 
Es wäre noch gut eine Stufe höher zu gehen und zu zeigen, wie die ganze Klinge kontrolliert vollständig mit Klingenspitze ausgeschliffen wird. So dass Höhenunterschied klar gezeigt wird.
Du meinst, das Anheben des Griffs beim Schleifen der Klingenspitze? Das habe ich hier gezeigt:


Anfänger machen beim Schärfen freihand oft den Fehler, dass sie die Klinge beim Schleifen der Spitze leicht “eindrehen“ anstatt nur den Griff anzuheben. Bei dem Opinel im Video sieht man durch das spezielle Griffende ganz gut, das der Winkel immer gleich bleiben sollte und auch bleibt.
 
Hab jetzt die ganze Serie erstmals am Stück durchgeschaut.
@ Besserbissen: Hut ab!
Sehr professionell und handwerklich sehr schön anzuschauen.
Vor allem die geduldige "Hingabe". Und durch die Erklärungen dazu bzgl. Körnungen usw. :
Im Grunde unbezahlbar, diese Weitergabe an Wissen und Erfahrung !
Erinnert mich an meinen Motorrad-Tuner-Freund, der auf ähnlich strukturierte Art und Weise die Brennräume, Zylinderköpfe, Nockenwellen und Ventile von alten Yamaha SR 500 Eintöpfen und Honda CB Zweizylindern aus den 70er und 80er Jahren für die Amateur-Rennstrecken aufbereitet.

Zurück zu Messern: Meister Fehrekamp bei Herder hätte seine helle Freude daran gehabt !
Vermutlich grinst er gerade von seiner Wolke 7 ganz da oben runter und freut sich, daß es immer noch leidenschaftlich-professionelle Schleifer gibt.;)
 
Du meinst, das Anheben des Griffs beim Schleifen der Klingenspitze? Das habe ich hier gezeigt:


Anfänger machen beim Schärfen freihand oft den Fehler, dass sie die Klinge beim Schleifen der Spitze leicht “eindrehen“ anstatt nur den Griff anzuheben. Bei dem Opinel im Video sieht man durch das spezielle Griffende ganz gut, das der Winkel immer gleich bleiben sollte und auch bleibt.
Ich meine man kann eine Klinge vollständig mit einem Schleifsystem ausschleifen. Also die ganze Klinge vom Klingenrücken bis Schneide. Man kann eine Balligkeit "vorprogrammieren".
 
Die Konstruktion finde ich gut für Anfänger also Anfängersicher, nur viel zu aufwändig und mit Fünktionsverlust: Schärfen ist geblieben, Schleifen ist weg.
Die Möglichkeit eine klinge binnen 3 s umzudrehen ist weg. Und noch einiges, was "Multifunktion" angeht.
Dennoch hier ist schwieriger was grobfalsch zu machen, wenn eine Klinge vorher mehr oder weniger ordentlich ausgeschliffen wurdeAuf deinem Video ist gut zu sehen, wie das Teil (ich nennes Knie) sich immer in die Schärfrichtung dreht. Deshalb bleibt Winkel immer gleich.
 
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Anfänger machen beim Schärfen freihand oft den Fehler, dass sie die Klinge beim Schleifen der Spitze leicht “eindrehen“ anstatt nur den Griff anzuheben. Bei dem Opinel im Video sieht man durch das spezielle Griffende ganz gut, das der Winkel immer gleich bleiben sollte und auch bleibt.
Hi Torsten,
vielen Dank für diesen Beitrag! Ich habe es in letzter Zeit immer auch mal mit freihand Touchups probiert. Insbesondere der von mir im Zitat hervorgehobene Satz, zusammen mit dem Video, hat mir sehr geholfen, einem Fehler auf die Schliche zu kommen.
Viele Grüße und mach bitte weiter. Ich finde es super, wie hilfreich du hier dein Wissen teilst!
 
Nach dem Ausdünnen und Polieren ist das „Verschönern“ dran. Ich mag optisch ein Längsfinish per Hand lieber als ein maschinelles Querfinish. Leider ist es gerade bei härteren Stählen auch etwas aufwändiger.

Ich beginne immer mit 80er Körnung mit etwas Ballistol oder Öl als Schmiermittel und gehe erst auf die nächste Körnung (120), wenn wirklich alle Kratzer weg sind. Zum Schluss nur noch 240er, damit das Finish nicht zu fein wird (nach meiner Erfahrung hat die Kinge sonst einen schlechteren Food Release).

Moin Torsten, eine Frage.
Ich habe ein frisch geschanztes Messer und würde da gerne ein Längsfinish machen , reicht da 240er oder besser 120 -240 machen?
Danke vorab
Norbi
 
Dieses Messer hatte ich im Küchenmesser-Bilder-Thread schon vorgestellt. Die Klinge ist ein Böker Core, von dem ich den Kunststoffgriff entfernt und durch einen Holzgriff ersetzt habe:

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Die Klinge habe ich wie immer zunächst auf meinem wassergekühlten Bandschleifer ballig ausgedünnt. Anschließend den Schliff mit Wassersteinen überprüft und etwas geebnet. Man erkennt auf Steinen schnell Unebenheiten am Klingenblatt, vor allem in der Nähe der Schneide. Dort können diese leicht zu einem Hohlschliff am Schneidenprofil führen weil man dadurch beim Schärfen stellenweise zu viel Material abnimmt.

Wenn alles passt, lege ich das Längsfinish per Hand an.

Hier ein Video, wie man nach dem Wasserstein-Check auch ohne Bandschleifer die Schneide wieder ballig auf 0 bekommt. Danach folgt das Längsfinish. Im Prinzip würde man auf diese Weise auch den kompletten Grundschliff ohne Bandschleifer hinbekommen.

Die im Video gezeigte Waschmaschinen-Unterlage ist nach meiner Erfahrung besser, als das vielzitierte Mouse-Pad, da man auf dem weichen, stark nachgebenden Pad nicht gegen die Schneide arbeiten kann, ohne das Schleifpapier zu zerschneiden.

Um den balligen Schliff zu verstärken, hebe ich den Klingenrücken etwas an, sobald sich die Klinge vom Körper weg bewegt. Zum Körper hin senke ich den Rücken wieder ab.

 
@Besserbissen danke für die Beschreibung deines Workflows. Kannst du deine präferierte Waschmaschinenunterlage bitte mal verlinken? Die gibt's in verschiedensten Dicken und Materialzusammensetzungen. 😋

Ich muss das mal ausprobieren. Mousepad finde ich nämlich auch suboptimal.
 
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