2 Langschwerter in Arbeit

Alle Komponenten des Gehilz sind poliert (grob) und bereit, im Feuer geschwärzt zu werden.







Es geht dem Ende entgegen...
 
Das wird wieder ein ansehnliches Stück!:hehe:
Danke, dass Du uns daran teilhaben lässt.
Den Scheidenbau, fand ich auch sehr lehrreich - zeigst Du uns den auch noch:super:

Föhliches WE
Iddjaggi
 
Die zwei Schwerter hier werden von mir keine Scheide bekommen. Bin ehrlich gesagt froh, es gibt wenig, was ich bei dieser Sache so ungern mache. Das bisschen Holz und Leder, das am Griff ist, reicht mir ;) Metall liegt mir einfach mehr.

Klinge ist poliert und das Gehilz geschwärzt. Ich liebe diesen "rustikalen" Look. Steht im schönen Kontrast zur Klinge und gibt dem Schwert Charakter (finde ich zumindest ;)).







 
Parierstange ist montiert (mit "back peening", leider ist das Bild da verschwommen) und Knauf ist bereit zum Vernieten.





 
Sieht wirklich spannend aus, was Du da produzierst :). Als ahnungsloser Laie hätte ich da mal eine Frage: Wie bekommst Du denn da jetzt das Holz für den Griff drauf? Wäre es nicht einfacher gewesen, erst danach den Knauf zu vernieten? Wahrscheinlich langen sich jetzt die Schwertprofis an den Kopf, aber ich verstehe halt nichts von der Thematik :irre:
 
Keine dumme Frage, ganz im Gegenteil. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder man montiert wie du sagst alles der Reihe nach und vernietet als Abschluss den Knauf oder man macht es wie ich hier und montiert Parier und Knauf einzeln, vernietet und bringt den Griff in Form von zwei Schalen (oder vier wie ein Sandwich) als letztes an. Der Vorteil der letzteren Methode ist, dass man so den Knauf heiß vernieten kann, also das überstehend Stück Angel mit dem Gasbrenner zur Rotglut bringen und so wesentlich leichter formen kann. Dabei wird der Knauf so heiß, dass er einen darunter befindlichen Griff verbrennen und jede Klebeverbindung lösen würde. Will man die erste Methode wählen, muss die Angel wirklich absolut weichgeglüht sein, da man kalt vernietet. Ist trotzdem eine Quälerei. Früher wurde für die Angel oft weiches Eisen verwendet, da geht das ein gutes Stück leichter als bei Stahl, selbst wenn der weichgeglüht ist.

Bei vielen billigen Schwertern aus Fernost wird die erste Methode verwendet (also kalt vernietet) und oft ist dabei das Einzige, was die Parierstange fest hält, der Kompressionsdruck von oben über die Vernietung. Das hält dann nie lange, besonders wenn das Griffholz im anderen Klima schrumpft. Die zweite Methode verlangt einen absolut passgenauen Sitz des Pariers, da ja kein Druck von oben kommt (bzw nur in Maßen über den Griff, der zwischen Parier und Knauf geklemmt wird), hier kann also weniger geschummelt werden und braucht mehr Zeit (ergo eher bei teureren Schwertern zu sehen). Natürlich kann und sollte man auch bei der ersten Methode einen guten Sitz des Pariers gewährleisten.
 
Das Schwert ist nun fertig. Es ist bei weitem mein größtes und komplexestes Stück bisher und war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Mit dem Resultat bin ich allerdings vollauf zufrieden und ich werde mich bald wieder mit diesen komplexen Gehilzen beschäftigen... ein gewisser Schweizer Säbel ruft meinen Namen ;)



Daten:

Gesamtlänge: 143cm
Klingenlänge: 107.5cm
Klingenbreite am Parier: 4.7cm
Schwerpunkt: 12cm
Center of Perkussion: ca 65cm
Gewicht: 2420g
Vibrationsarmer Punkt im Gehilz: 8cm vor Parier
Vorderer Drehpunkt: an der Spitze





Dieses Schwert beweist eindrücklich, das das Gewicht an sich nur eine Zahl ist. Von den Maßen ist dies wahrlich ein großes Schwert, mit einem sehr beträchtlichen Gewicht. In der Hand allerdings ist das Gewicht zwar präsent, aber in keinster Weise so hinderlich wie man denken könnte. Die Idee bei diesem Stück war es, ein Schwert von den Maßen der Zweihänder, für die die Landsknechte so berühmt sind, zu erschaffen, das sich allerdings vom Handling her wie ein echtes Langschwert verhält und bestens für die Deutsche Schule des Langschwertfechtens geeignet ist. Bei diesem Stück kommt dem Hieb bzw Schnitt eine zentrale Rolle zu, ohne dabei Ortkontrolle und die Fähigkeit, einen effektiven Stich auszuführen, zu vernachlässigen. Das Schwert kombiniert also absolut exzellente Wirkung im Hieb/Schnitt mit einem Ort, der sich schnell und präzise dirigieren lässt, besonders wenn man den Zeigefinger über das Parierelement legt. Durch die geschwungenen Bügel ist der Zeigefinger bei diesem Manöver gut geschützt. Auch dem Daumen bietet das Parierelement im Daumengriff besten Schutz.





Natürlich ist das Schwert nichtsdestotrotz einfach riesig und verlangt gute Körpermechanik und gewisse Kraft im Oberkörper. Denen, die mit ihm umgehen können, bietet es in jeglicher Hinsicht mörderisches Potential. Ich würde nur sehr ungern gegen jemanden fechten, der mit diesem Schwert bewaffnet ist. Die Häue kommen mit so großer Wucht (freilich auch bei sparsamen Bewegungen seitens des Fechters!), dass sie schwer zu versetzen sind und gleichzeitig ist nichts an diesem Schwert schwerfällig. Von der immensen Reichweite mal abgesehen...

Um zu demonstrieren, dass auch jemand, der ganz und gar nicht wie ein Bodybuilder gebaut ist, dieses Schwert effektiv benutzen kann, hier ein kleinen Schnitttestvideo. Das Schwert schreit natürlich nach oberschenkeldicken Tatamimatten, aber auch Tetrapacks machen großen Spass :D

https://www.youtube.com/watch?v=jfC7siHJh80&feature=youtu.be

Wer dieses Schwert mal in echt sehen will, sei herzlich eingeladen, bei der Schwertmesse am 25. September in Solingen an meinem Tisch vorbeizuschauen. Ich bin sagen wir mal 99% sicher, dass ich es dabeihaben werde ;) Die Messe lohnt sich natürlich in jedem Fall, die absoluten Top Schmiede der Welt sind da vertreten. Von den ganzen Originalen in der am Tag vorher eröffneten Ausstellung des Klingenmuseums ganz zu schweigen...

Wie auch immer, eins von zwei XVIIIb ist fertig, eins gibt‘s noch. Also, weiter geht‘s!



 
Grüß dich,
als Kampfsportler der ersten Stunde mit Stock,Messer,Dolch,Spieß,Säbel,................Händen und Füßen.
Vom Boxen bis zum Judo ziehe ich meinen Hut vor dir!
Danke das du uns mitgenommen hast auf diese wunderbare Entstehungsgeschichte!
Beste grüße Munin
 
beeindruckende schöne und saubere Arbeit :)

wie hast du denn das Holz des Griffes vergleidet?
Lederwicklung?
 
Hallo
Tolle Arbeit! Gespannt habe ich jeweils auf neue Beiträge von dir gewartet. Ich hoffe du lässt uns auch in Zukunft an deinen Arbeiten teilhaben.
Grosses Kompliment von meiner Seite
Gruss
 
Hallo chenessfan,

wirklich sehr beeindruckend. Großartige Arbeit, auch die ausführliche Dokumentation.

Allerdings stellen sich mir noch zwei Fragen zum Herstellungsprozeß:

1. Wie hast du die Parierstange und den Knauf geschwärzt? (An der Parierstange meine ich eine Zunderschicht zu erkennen, aber der Knauf sieht irgendwie glatt aus,... daher die Frage)

2. Das sogenannte Back-Peening zur Befestigung der Parierstange... hast du den Bereich um die Öffnung mit dem Körner bearbeitet, oder wie darf man sich das Ganze vorstellen?

Bis dahin

Grüße
 
Danke für die ganzen positiven Kommentare, weiß ich sehr zu schätzen ;)

Hier noch ein Bild des Griffs vor der Lederwicklung. Unter dem Leder befindet sich eine Wicklung mit Schnur, auf der auch die Riser angebracht werden.



Bzgl. des "back peening", hier ein Bild eines anderen Schwertes (uralt):



Gute Beobachtung, was das Finish betrifft. Der Grund dafür ist, dass der massive Knauf nicht so heiß wurde wie die Parierstange. Rückblickend hätte man das bedenken sollen und die Parierstange etwas zurückhaltender erhitzen können. Naja.
 
Mahlzeit chenessfan
Ich finde deinen Beitrag hier sehr motivierend und sollte dieser Zustand bis zum Winter bei mir anhalten....werde ich das Ergebnis im Forum zeigen ;).
Schöne Arbeit und Danke das du uns daran teilhaben lässt.

Gruß Ralf
 
Na dann bin ich gespannt auf dein Projekt! Es hilft, wenn man wie ich hier einen "build-along" macht, das gibt Anreiz, dabei zu bleiben :)
 
Hallo Chenessfan,
KLASSE SACHE DAS!
Dank für die ausführliche + unterhaltsame Beschreibung Deiner Arbeit!
Auch Dein Video zeigt: Du verstehst nicht nur etwas von der Herstellung, sondern auch von präziser, gekonnter Handhabung.
Die Tetrapacks ... naja, es ist besser als nichts.
Es ist auch eine Kunst, selbige vernünftig zu "bearbeiten", dies zeigt + kannst Du gut.
Matten sind definitiv besser!
Wir haben früher zum Test im Kung Fu mit Schwert oder Säbel immer Billich-Strandmatten aus Reisstroh verwendet.
Die lassen sich auch mehrfach (also 2 oder mehr) rollen und kosten einen Bruchteil von den Tatamimatten.
Eine Nacht vor Gebrauch wässern - > perfekt!

Gruss aus Heidelberg
Bodo
 
You're a boss, Chenessfan. Beautiful swords, and very nice form with the sword! :mad:

Sie sind ein Chef, Chenessfan . Schöne Schwerter und sehr schöne Form mit dem Schwert !
 
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