Vergleich verschiedener Methoden differentiell zu Härten

Christopher

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Hallo zusammen!

Es gibt ja verschiedene Methoden, differentiell zu Härten oder allgemeiner gesagt, eine harte Schneide und einen weichen Rücken zu erzeugen.

1. Die komplette Klinge auf Härtetemperatur bringen und nur die Schneide in das Abschreckmedium eintauchen.
2. Nur die Schneide auf Härtetemperatur bringen (geht nur im Kohlefeuer) und dann das komplette Messer in das Abschreckmedium eintauchen.
3. Sehr ähnlich: Durch einen Lehmmantel den Rücken beim Erwärmen und beim Abschrecken etwas isolieren, sodass er entweder nicht ganz auf Härtetemperatur kommt oder beim Abschrecken die kritische Abkühlgeschwindigkeit nicht erreicht.
4. Die komplette Klinge auf Härtetemperatur bringen und auch das ganze Messer in das Abschreckmedium eintauchen, sodass die Klinge voll gehärtet ist. Danach erhitzt man (was Fingerspitzengefühl erfordert) mit einem Gasbrenner den Rücken des Messers auf eine höhere Anlasstemperatur, sodass der Rücken an Härte verliert.

Ich möchte in Zukunft meine Klingen auch gerne differentiell härten, deshalb würden mich folgende Fragen interessieren:

Ist eine der Methoden vielleicht unsinnig?
Nach welcher Methode härtet ihr differentiell?
Kann man die Ergebnisse metallurgisch sinnvoll vergleichen?
Kennt ihr noch andere Methoden?

Wenn es das Thema schon mal gab, bitte verlinken, da ich nichts finden konnte.

Vielen Dank

Schöne Grüße

Christopher:D
 
Du hast noch etwas vergessen!

Es gibt auch sog. Schalen-Härter.

Hier werden nur dünne Querschnitt richtig hart, z.B. die Schneide (60HRC), der Rücken (mit ca. 53HRC) hingegen bleibt relativ weich.

Genauere Härtewerte und welche Stähle kann ich nicht sagen.
 
Ich würde das ganze auch noch nach differentiellem Härten und differentiellem Anlassen unterteilen.

Zu deinen Methoden:

1. Geht und wird häufig gemacht. Nur die Spitze und gebogene Formen machen es knifflig.

2. Mag gehen...aber dann muss man mit einem sehr scharfen Feuer arbeiten und es besteht die Gefahr, das man teilweise den Stahl überhitzt. Überhaupt, das bei einer längeren Klinge gleichmäßig und kontrolliert hinzukriegen...

3. Meine Hassliebe:rolleyes: Bringt das (vor allem optisch) beste Ergebnis. Ist aber nicht so ganz einfach. Musst halt viel probieren und deine eigenen Methoden finden die für dich funktionieren. Der erste Erfolg ist, das der Lehm auch dranbleibt (Draht kann helfen). Der zweite Schritt ist dann schon schwieriger, die Härtelinie muss auch da landen, wo man sie haben möchte (Schichtdicke variieren, Härtemedium, Stahlsorte). Der dritte Schritt ist dann die Steuerung des Musters (keine Ahnung. Bei mir siehts jedesmal anders aus;) )

4. Differentielles Anlassen. Nimmt keinen Brenner, sondern erhitz dir einen schön großen Stahlklotz und lass deine Klinge damit an. Vorher schön blank machen, damit du die Anlassfarben auch vernünftig siehst.

Ciao Sven
 
Hallo,

interessant finde ich vor allem, ob hoch angelassener Martensit oder nicht umgewandelter Ferrit/Perlit im Messerrücken die besseren Festigkeitseigenschaften hat.

Danke für eure Antworten!

Schöne Grüße

Christopher
 
Ich glaube das ist egal, da sich in beiden Fällen ein Mischgefüge bildet. Wissenschaftliche Erfahrungen kann ich nicht vorweisen, aber beide Wegen führen laut div. Beiträgen nach Rom.
 
Von den Festigkeitseigenschaften her ist die Frage klar zu beantworten: Hoch angelassener Martensit ist die robusteste Stahlmodifikation. Deshalb werden mechanisch hoch belastete Bauteile vergütet = gehärtet und hoch angelassen.
Noch günstigere mechanische Eigenschaften erreicht man in einem bestimmten Festigkeitsbereich durch das Einstellen eines bainitischen Gefüges. Auch das wurde vielfach erörtert. Dr. Verhoeven hat dazu umfangreiche Ausführungen gemacht. Das Problem ist, daß man das Bainit- oder Zwischenstufengefüge nicht so ganz einfach einstellen kann.
MfG U. Gerfin
 
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