herbert
MF Ehrenmitglied
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Die Frage nach dem Lieblingsstahl stellt sich ja immer wieder, wie man hier lesen kann.
Ich weiss nicht, ob Ultrafort mein Lieblingsstahl wird, aber ich probier das mal. Hier mein neuestes Experiment:
Ultrafort
lange hat es gedauert, bis ich endlich mein erstes Messer aus Ultrafort (1.6355) fertig hatte.
Wir hatten ja mal darüber gesprochen, Härte ohne Kohlenstoff. Hier war das: http://www.messerforum.net/showthread.php?t=6989
Ultrafort gewinnt seine Härte nicht durch Auflösung von C in Austenit und nachfolgende Zwangslösung durch Abschrecken (klassische Abschreckhärtung), sondern durch Ausscheidung von Teilchen. Es ist ein sogenannter Maraging Stahl (Kunstwort: Martensitic Aging). Mit 18%Ni, 12%Co, 5%Mo sowie 0,9% Ti bei C≤0,03%. Der Mechanismus ist derart, dass im Ausgangszustand alles in Lösung ist, und bei Auslagerung bei ca. 500°C über mehrere Stunden scheiden sich die Teilchen aus und bewirken Härtung. Die Teilchen sind sehr klein und sehr hart. Der Stahl gilt als Warmfester Stahl.
Was soll das bringen? Nun, zum einen kann man alles fertig bearbeiten, auch die Schneide, denn maßlicher Verzug ist mangels Umwandlung sehr klein, man muß nicht abschrecken und anlassen, und dann sind alle Temperaturen, bei denen gearbeitet wird, ziemlich moderat.
Ansonsten ist es kein Hype-Stahl. Er scheint vor allen Dingen von US-Messermachern noch nicht entdeckt worden zu sein, und daher gibt es noch keine Märchen und Sagen. Ich selbst habe kaum Erfahrung damit, und den Zustand wollte ich ändern, zumal roman und auch Markus Balbach bereits über Messer aus Ultrafort berichtet haben. Und Achim W hat ja schon Damast daraus gemacht.
Leider ist der Werkstoff nicht einfach zu bekommen. Und teuer. Zur Zeit ca. 90€/kg als 3 mm Walzblech.
Ich will einfach mal sehen, wie der sich verhält im Gebrauch. Wunder erwarte ich jedoch nicht. Und rosten tut er auch. Leider. Oder, ganz wie man es nimmt, dann bleibt mir wenigsten ein Aspekt meiner rostenden erhalten.
Ich hatte vor einigen Jahren einiges an dem Werkstoff als Blechstreifen in 3 mm Stärke verteilt. Mark23 war noch so freundlich, mir aus einem Stück ein Rondane auszulasern. Das kommt dann später. Das Messer, das ich heute vorstelle, ist jedoch wie bei mir üblich nur mit der Feile und Schleifpapier (bis auf die Löcher, klar, dafür nehme ich eine Bohrmaschine) gearbeitet.
Der Stahl lässt sich prima bearbeiten. Keine Frage.
Und das dauerte und dauerte, keine Zeit halt, und irgendwie kam ich nicht weiter. Bis mich ein Bekannter um ein Stück Ultrafort bat. Schwupps hatte der eine Klinge draus gemacht, und dann lag er mir natürlich wegen des Auslagerns in den Ohren. So hab ich dann flugs meine beiden Klingen auch fertig gemacht, und noch im letzten Jahr bei mir in der Firma ausgelagert.
Na, es kamen 59 – 60 – 60 – 58 – 59 HRC (gemessen an einem Zeugenstück) heraus. Eine neue Feile hat nicht gegriffen. Nicht schlecht. Der Stahl liegt damit an der oberen Grenze dessen, was man erwarten kann.
Vor allem für das Rondane schwebt mir genau so eine Härte vor, denn ich erwarte dabei noch ein hohes Maß an Zähigkeit.
Beim Auslagern passiert nix, außer dass die Klinge anläuft, violetter Schimmer. Leider geht das wieder ab, und wenn man das entfernt, sieht man blöderweise jede unsaubere Schramme auf der Klinge.
Und ich war nicht so sorgfältig bei der Feinbearbeitung. Muß ich jetzt in den sauren Apfel beissen.
Die Form ist irgendwo bei mir im Hirn hängengeblieben, ich weiß nicht, woher. Vielleicht kann mir jemand helfen.
Nun, die Daten:
Der Griff ist aus Buchsbaum (Danke noch mal an Sanjuro), mit roter Fiber unterlegt, die Pins und das Fangriemenloch sind aus Messing.
Das Loch in der Klinge hatte ich in einem Anfall von Wahn gemacht, hat mir nicht gefallen, habe ich halt einen Mosaikpin eingesetzt.
Leider hatte der Buchs ein paar Fehler, Risse, Aststellen, die erst später beim Schleifen dramatisch ausfielen. Habe ich mit Kleber gefüllt.
Die Klinge ist 3mm dick, die Klingenbreite ist 30 mm direkt oberhalb der Schleifkerbe (die ist übrigens nach hinten auch angeschliffen, als Einhakreißöffnung fürs Anschneiden von Gurt etc.), und die Klingenlänge ab Vorderkante Schleifkerbe ist 85 mm lang. Die Gesamtlänge beträt 205 mm, und das Messer ist nur 18 mm dick am Griff. Soll ein flaches Messer sein, auch für die Hosentasche.
Leicht ist es. 150 g.
Der Schliff ist ballig. Und scharf ist es.
Die Schleiferei war der Hammer. Ich hab dem Braten ja nicht getraut und doch eine Restdicke stehen lassen. Beim Rondane nicht, und da ist nix passiert, alles gerade.
Hätte ich nur mehr Mut gehabt. So hatte ich eine Menge zu tun, den Schliff ranzukriegen.
Erst mit Lansky, aber das ging mir nach 2h auf die Nerven. Ständig habe ich die Steine neu gerade gerichtet, gesäubert, aufgerauht, alles versucht, man wird wahnsinnig.
Da hab ich einen Rat von U. Gerfin befolgt und erst mal mit dem Sensenstein gearbeitet. Klasse. Man arbeitet sowieso meist viel zu fein an.
Nach etwa einer Stunde ging es dann schon, und die Nachbehandlung auf einem Korund und dann auf dem 6000er Japanischen Stein brachten die Sache dann auf ein Niveau, das schon mal nicht schlecht war. Danach Arkansas No 5, sehr fein, mit Öl. Dann mit Aluminiumoxidkeramik. Na also. Richtig scharf.
Das Finish ist, na sagen wir mal rustikal, aber dann habe ich keine Hemmungen, das Messer zu benutzen. Und mein Ziel war, den Stahl für Messer in meiner Anwendungsumgebung zu qualifizieren.
Die Wärmebehandlung jedenfalls war völlig unproblematisch, und das Schleifen halt aufwändig.
Noch ein paar Infos zum Ultrafort.
Also, die Zusammensetzung nochmal:
18%Ni, 12%Co, 5%Mo,0,9% Ti, Sonderzusätze Al, B, Zr. Kein Cr, und C≤0,03%. Demnach müsste der Kurzname etwa lauten:
X3 NiCoMoTi 18-12-5-1
Damals hatte ich noch leicht andere Zusammensetzungen genannt bekommen, aber das ist jetzt wohl das, was ich wirklich hatte.
Diese Stähle (auch der 1.2709 ist dem 1.6355 sehr ähnlich) sind warmfest und kaltzäh, was will man also mehr.
Zu den Härtenden Teilchen: es sind so genannte intermetallische Phasen der Legierungselemente untereinander.
Unten die Bilder. Und ein pdf mit diesem Text und einem Auslagerungsdiagramm.
Jetzt fehlt nur noch eine solide Endbehandlung. Und wie immer ist es für mich schwer, spiegelfreie und schattenfreie Klingenaufnahmen zu machen mit meiner Kamera. Ist wie verhext.
Der Griff passt auf meine kleine Hand, ist für größere Hände vielleicht etwas kurz, aber meist greife ich das Messer mit dem Zeigefinder in der Mulde. Passt.
Ich weiss nicht, ob Ultrafort mein Lieblingsstahl wird, aber ich probier das mal. Hier mein neuestes Experiment:
Ultrafort
lange hat es gedauert, bis ich endlich mein erstes Messer aus Ultrafort (1.6355) fertig hatte.
Wir hatten ja mal darüber gesprochen, Härte ohne Kohlenstoff. Hier war das: http://www.messerforum.net/showthread.php?t=6989
Ultrafort gewinnt seine Härte nicht durch Auflösung von C in Austenit und nachfolgende Zwangslösung durch Abschrecken (klassische Abschreckhärtung), sondern durch Ausscheidung von Teilchen. Es ist ein sogenannter Maraging Stahl (Kunstwort: Martensitic Aging). Mit 18%Ni, 12%Co, 5%Mo sowie 0,9% Ti bei C≤0,03%. Der Mechanismus ist derart, dass im Ausgangszustand alles in Lösung ist, und bei Auslagerung bei ca. 500°C über mehrere Stunden scheiden sich die Teilchen aus und bewirken Härtung. Die Teilchen sind sehr klein und sehr hart. Der Stahl gilt als Warmfester Stahl.
Was soll das bringen? Nun, zum einen kann man alles fertig bearbeiten, auch die Schneide, denn maßlicher Verzug ist mangels Umwandlung sehr klein, man muß nicht abschrecken und anlassen, und dann sind alle Temperaturen, bei denen gearbeitet wird, ziemlich moderat.
Ansonsten ist es kein Hype-Stahl. Er scheint vor allen Dingen von US-Messermachern noch nicht entdeckt worden zu sein, und daher gibt es noch keine Märchen und Sagen. Ich selbst habe kaum Erfahrung damit, und den Zustand wollte ich ändern, zumal roman und auch Markus Balbach bereits über Messer aus Ultrafort berichtet haben. Und Achim W hat ja schon Damast daraus gemacht.
Leider ist der Werkstoff nicht einfach zu bekommen. Und teuer. Zur Zeit ca. 90€/kg als 3 mm Walzblech.
Ich will einfach mal sehen, wie der sich verhält im Gebrauch. Wunder erwarte ich jedoch nicht. Und rosten tut er auch. Leider. Oder, ganz wie man es nimmt, dann bleibt mir wenigsten ein Aspekt meiner rostenden erhalten.
Ich hatte vor einigen Jahren einiges an dem Werkstoff als Blechstreifen in 3 mm Stärke verteilt. Mark23 war noch so freundlich, mir aus einem Stück ein Rondane auszulasern. Das kommt dann später. Das Messer, das ich heute vorstelle, ist jedoch wie bei mir üblich nur mit der Feile und Schleifpapier (bis auf die Löcher, klar, dafür nehme ich eine Bohrmaschine) gearbeitet.
Der Stahl lässt sich prima bearbeiten. Keine Frage.
Und das dauerte und dauerte, keine Zeit halt, und irgendwie kam ich nicht weiter. Bis mich ein Bekannter um ein Stück Ultrafort bat. Schwupps hatte der eine Klinge draus gemacht, und dann lag er mir natürlich wegen des Auslagerns in den Ohren. So hab ich dann flugs meine beiden Klingen auch fertig gemacht, und noch im letzten Jahr bei mir in der Firma ausgelagert.
Na, es kamen 59 – 60 – 60 – 58 – 59 HRC (gemessen an einem Zeugenstück) heraus. Eine neue Feile hat nicht gegriffen. Nicht schlecht. Der Stahl liegt damit an der oberen Grenze dessen, was man erwarten kann.
Vor allem für das Rondane schwebt mir genau so eine Härte vor, denn ich erwarte dabei noch ein hohes Maß an Zähigkeit.
Beim Auslagern passiert nix, außer dass die Klinge anläuft, violetter Schimmer. Leider geht das wieder ab, und wenn man das entfernt, sieht man blöderweise jede unsaubere Schramme auf der Klinge.
Und ich war nicht so sorgfältig bei der Feinbearbeitung. Muß ich jetzt in den sauren Apfel beissen.
Die Form ist irgendwo bei mir im Hirn hängengeblieben, ich weiß nicht, woher. Vielleicht kann mir jemand helfen.
Nun, die Daten:
Der Griff ist aus Buchsbaum (Danke noch mal an Sanjuro), mit roter Fiber unterlegt, die Pins und das Fangriemenloch sind aus Messing.
Das Loch in der Klinge hatte ich in einem Anfall von Wahn gemacht, hat mir nicht gefallen, habe ich halt einen Mosaikpin eingesetzt.
Leider hatte der Buchs ein paar Fehler, Risse, Aststellen, die erst später beim Schleifen dramatisch ausfielen. Habe ich mit Kleber gefüllt.
Die Klinge ist 3mm dick, die Klingenbreite ist 30 mm direkt oberhalb der Schleifkerbe (die ist übrigens nach hinten auch angeschliffen, als Einhakreißöffnung fürs Anschneiden von Gurt etc.), und die Klingenlänge ab Vorderkante Schleifkerbe ist 85 mm lang. Die Gesamtlänge beträt 205 mm, und das Messer ist nur 18 mm dick am Griff. Soll ein flaches Messer sein, auch für die Hosentasche.
Leicht ist es. 150 g.
Der Schliff ist ballig. Und scharf ist es.
Die Schleiferei war der Hammer. Ich hab dem Braten ja nicht getraut und doch eine Restdicke stehen lassen. Beim Rondane nicht, und da ist nix passiert, alles gerade.
Hätte ich nur mehr Mut gehabt. So hatte ich eine Menge zu tun, den Schliff ranzukriegen.
Erst mit Lansky, aber das ging mir nach 2h auf die Nerven. Ständig habe ich die Steine neu gerade gerichtet, gesäubert, aufgerauht, alles versucht, man wird wahnsinnig.
Da hab ich einen Rat von U. Gerfin befolgt und erst mal mit dem Sensenstein gearbeitet. Klasse. Man arbeitet sowieso meist viel zu fein an.
Nach etwa einer Stunde ging es dann schon, und die Nachbehandlung auf einem Korund und dann auf dem 6000er Japanischen Stein brachten die Sache dann auf ein Niveau, das schon mal nicht schlecht war. Danach Arkansas No 5, sehr fein, mit Öl. Dann mit Aluminiumoxidkeramik. Na also. Richtig scharf.
Das Finish ist, na sagen wir mal rustikal, aber dann habe ich keine Hemmungen, das Messer zu benutzen. Und mein Ziel war, den Stahl für Messer in meiner Anwendungsumgebung zu qualifizieren.
Die Wärmebehandlung jedenfalls war völlig unproblematisch, und das Schleifen halt aufwändig.
Noch ein paar Infos zum Ultrafort.
Also, die Zusammensetzung nochmal:
18%Ni, 12%Co, 5%Mo,0,9% Ti, Sonderzusätze Al, B, Zr. Kein Cr, und C≤0,03%. Demnach müsste der Kurzname etwa lauten:
X3 NiCoMoTi 18-12-5-1
Damals hatte ich noch leicht andere Zusammensetzungen genannt bekommen, aber das ist jetzt wohl das, was ich wirklich hatte.
Diese Stähle (auch der 1.2709 ist dem 1.6355 sehr ähnlich) sind warmfest und kaltzäh, was will man also mehr.
Zu den Härtenden Teilchen: es sind so genannte intermetallische Phasen der Legierungselemente untereinander.
Unten die Bilder. Und ein pdf mit diesem Text und einem Auslagerungsdiagramm.
Jetzt fehlt nur noch eine solide Endbehandlung. Und wie immer ist es für mich schwer, spiegelfreie und schattenfreie Klingenaufnahmen zu machen mit meiner Kamera. Ist wie verhext.
Der Griff passt auf meine kleine Hand, ist für größere Hände vielleicht etwas kurz, aber meist greife ich das Messer mit dem Zeigefinder in der Mulde. Passt.