Scheint, als ob das Thema noch mehr Leute interessiert...
Ok, Sammelantwort und dann ist das Thema für mich durch.
Gleich zu Anfang: Die Messer gefallen mir ausnehmend gut. Die Materialien sind gut, die Verarbeitung ist gut (ich hatte sie schon in der Hand) - aber als Küchenmesser völlig unbrauchbar, weil viel zu dick und bei weitem nicht fein genug ausgeschliffen. Ich würde sie eher als gute, interessante Outdoormesser einstufen.
Ich werde aber trotzdem, wenn ich denn mal eines in dem Stil möchte, zu Redcloud gehen. Da zahle ich ein Viertel, habe ein Halbintegral, selektive Härtung und mehr Service als "einmal Schleifen"... aber das nur am Rande...
Andererseits kann man es ihm ruhig gönnen wenn er genügend Abnehmer findet
Ja, das haben ja schon mehrere Leute geschrieben. Ich gönn es ihm ja auch. Ich erkenne jeden Erfolg an, der auf harter Arbeit oder einer guten Idee beruht. In Lars Scheidlers Fall die Idee, seine Messer ausschließlich über den "Lifestyle-Markt" zu verkaufen. Das hat er wohl bei den japanischen Messern abgeschaut, die seit ein paar Jahren den Markt überfluten und genauso kritiklos gekauft werden...
Nur - wie ich in anderem Zusammenhang mal geschrieben habe: Es gibt Menschen, mit denen würde ich gern ein Bier trinken gehen und es gibt Menschen, mit denen würde ich das nicht so gern... Gründe siehe unten.
Mich wundert manchmal gar nichts mehr, andererseits komme ich manchmal aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn ich gewisse Hintergründe oder sagen wir mal "Entwicklungsgeschichten" oder "Werdegänge" *halbwegs* nachvollziehen oder rekonstruieren kann.
Andreas, das spielt natürlich auch mit rein. Aber um die Hintergründe zu kennen, muss man halt ein bisschen länger im Forum sein... :teuflisch Und nein, ich werde das hier nicht weiter ausbreiten.
Herrn Scheidler und seine Messer finde ich nicht mehr "gehyped" als den Leodamast, die Gränsforsäxte und anderes, über das in mystifizierender Weise berichtet wird.
Der Unterschied ist aber, dass Leodamast und Gränsforsäxte durchaus reale Preise haben.
Vielleicht hat Herr Scheidler einfach eine Marktlücke für sich entdeckt. Er verkauft eben nicht nur über´s Netz und auf ein paar Ausstellungen, sondern geht aktiv auf Händler zu, in deren Sortiment sich ein hochpreisiges Messer gut machen würde und offensichtlich auch nicht fehl am Platz ist.
"Lifestyle-Markt", sag ich ja. Geh mal auf den Proidee Shop oder zu anderen Händlern, die Scheidler-Messer führen und schau dich um, was es da sonst noch gibt. Das ist ein ganz anderer Markt. Die Messer bei solchen Anbietern werden auch nicht von Messerliebhabern gekauft, sondern weil sie in einer Reihe mit Rolex-Uhren, Boss-Anzügen, Chateau-de-Sonstwas-Weinen und allen anderen Dingen stehen, die "man" mit dem entsprechenden Lifestyle einfach haben muss. Der Preis ist da sekundär.
herr scheidler ist selbstständiger unternehmer, und das aus dem selben grund wie ich: er möchte reich werden, kohle haben, besser leben als andere, wie auch immer.....
Gut, dass du mir das sagst. Jetzt weiss ich, wie ich meine Firma zum Erfolg führe. Ich muss einfach noch besser leben wollen. Ich wusste, dass ich da was falsch mache. Naja, die letzten 3 Jahre hat's auch so eingermassen geklappt...
ich weiß, unsere kleinkarierte mitteleuropäische neidgesellschaft hört sowas nicht gern.
Ausser dem Standard-Killerargument gegen alles deutsche fällt dir nichts ein?
von mir aus kann er auch 10.000,-- für ein messer verlangen, solang ers schaft, seine waren/dienstleistungskombination zu verkaufen.
Klar kann er. Ich finde trotzdem, dass der Preis in keiner Weise gerechtfertigt ist. Er hat einen Markt für sich entdeckt, der nicht transparent ist, weil der Preis den meisten Käufern einfach egal ist - die können sichs leisten und vergleichen keine Preise. Deshalb kann er - mit dem richtigen Marketing natürlich! - diese Preise verlangen und nutzt das aus.
Damit hat er sich aber - und das ist der eigentliche Punkt! - aus "unserer" Gemeinschaft der Messerliebhaber und -macher ziemlich verabschiedet. Wenn man dazu noch lang genug im Forum aktiv ist und sich an sehr alte Beiträge erinnert, denkt man sich seinen Teil.
Ich stehe seit ich selbständig bin und Geld verdiene zu zwei Dingen:
- Wie man in den Wald reinruft, so schallts wieder raus
- Gutes Geld für gute Arbeit
Das hat mich beides im Laufe der Zeit schon einige Kunden gekostet
, bindet aber andere Kunden umso mehr und schützt aber vor Herzinfarkt. Und deshalb ist mir ein künstlich aufgebauter Hype, nur um möglichst viel Kohle zu machen, grundsätzlich zuwider. Und das hat nichts mit Neid zu tun, um auf dein Standardargument zurück zu kommen.
@pevau57: Klar erinnere ich mich. Das war ein Grund, warum ich es hier angesprochen habe. Ich dahte mir schon, dass da einige antworten kommen werden.
-Walter