Castillon Inspiration

D.Kraft

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Nach langer Zeit mal wieder mal was zum zeigen.......aus meiner Bastelecke:D

Diesmal waren Schwerter des 15. Jh. das Vorbild bzw. die Inspiration für dieses relativ kurze aber recht kräftig gehalte Schwert.

Insbesonders die Schwerter welche man dem Fundort "Castillon" zuschreibt habe hier die Anregungen geliefert.

Es tauchen im 15 Jh. verstärkt Schwerter auf welche auffallend kurze Klinge haben. Dazu sind die Klingen recht kräftig gehalten und Aufgrund ihrer Form her mehr als stabile Stichwaffe für den Nahkampf gegen gepanzerte Gegner konzipiert.
Die Klingen können im Querschnitt rautenförmig sein oder aber auch einen Hohlschliff haben.

Solche Schwerter sind in Frankreich aber auch in England öfters gefunden worden.

Orginale sind in Eward Oakshot "Records of the Medieval Sword" zu sehen. Aber auch auf einigen Websites findet man über Google zahlreiche Bilder teilweise auch mit einigen Daten.

Maße :

Klingenlänge 68cm
Gesamtlänge 86 cm
Breite Parierstange (Kreuz) : 17 cm

Gewicht 1295 gr.
Balancepunkt : 6 cm vor dem Kreuz
 

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Hmm, schon über nen Monat hier eingestellt und nur ein Kommentar? Komisch, aber ich habs auch gerade erst gefunden...

Sieht fantastisch aus. Sehr sauber gearbeitet und insgesamt ein stimmiges Erscheinungsbild:super: Mit knapp 1300 Gramm bei der Länge ein ordentlicher Brocken...

Kannst du noch was zum Stahl und zum Klingenfinish sagen?

Gruß Jannis
 
Na, wo hatte sich den der Artikel versteckt. :confused:

Sieht toll aus.
Ist da vor dem Vernieten eine Vertiefung im Knauf ausgehoben worden?
 
Ihr seid schon witzig...erst den Tread nicht sehen und dann alles wissen wollen.:D

Ich schnüre mal ein paar Infos zusammen und packe die hier hin.
 
ÖÖÖi, den Fred hatte ich auch übersehen!

Wunderschönes Schwert, Dieter.

Nachdem ich im Sommer drei Tage bei Peter Johnson war weiß ich solche Arbeiten *noch mehr* zu schätzen....

Und wann kann man das wo anfassen :) ?

Danke für´s Zeigen Dieter!
 
hallo dieter
aber hallo!!! das geht ja gar nicht.den tread hattest du versteckt.:steirer:
eine sehr saubere und ansprechende arbeit von dir.respect.
grüsse
hano
 
Zum Stahl der Klinge:
Ich hatte vor ein paar Jahren die Gelegenheit genutzt ein Albion Schwert zu einem sehr günstigen Preis zu erwerben. Es war ein Bastardschwert der "Squire Line"...also stumpf aber schon ordendlich wärmebehandelt.
Da ich das Schwert so nicht mochte hatte ich mich entschlossen es umzuarbeiten.

Also ,alten Knauf runter, dasselbe mit Griff und Parierstange.
Die Klinge wurde dann an der Spitze eingekürzt und komplett neu in Form geschliffen.

Um einen schön scharfen Mittelgrat zu bekommen habe ich die Klinge von Hand auf Banksteinen geschliffen. Das Finish wurde mit einem 1000Steinpulver auf Leder in Längsrichtung durch gleichmäßiges Abziehen erreicht.

Härte der Klinge nach eigner Messung : ~56 HRC
Stahl laut Albion : 6150 , dieser gilt als feinkörniger schlagzäher Stahl mit guter Verschleißfestigkeit.


Zu der Parierstange.
Das Kreuz oder Parierstange ist im Design nach historischen Vorbild gemacht worden. Das ganze dann aber aus einfachen C45 nicht gehärtet .

Um ein Gefühl für die passende Größe der Parierstange zur Klinge zu bekommen hatte ich Modelle aus Papier ausgeschnitten und aufgelegt.
Auf dem Bild ist noch ein anderer Knauf zu sehen. Später gefiel der mir nicht mehr und wurde durch den jetzt aktuellen Knauf ersetzt.

Um die die Tasche für den Klingenansatz in der Parierstange halbwegs passgenau zur Klinge zu machen hatte ich mir einen Stempel mit dem etwas größeren Klingenquerschnitt gemacht. Das ganze aus Werkzeugstahl und gehärtet.

Zuerst durch bohren und meiseln mit anschliesenden feilen den Durchbruch für die Angel erstellt bis das der Stempel sauber hineinpasst.
Dannach etwas kleiner mit feinen Meiseln und Graviersticheln die Tasche vorgearbeitet. Danach mit einem größeren Hammer den Stempel zur Fertigstellung der Tasche eingeschlagen.

Damit sitzt die Parierstange halbwegs sauber auf der Klinge.


Zum Knauf

Auch hier habe ich die historischen Knäufe als Vorbild genommen.
Der seperate Nietkopf wurde hier ebenfalls in eine Tasche eingesetzt.

In früheren Zeiten wurden solche Knäufe häufig warm gelocht.
Dabei konnte die Bohrung bzw Öffnung dann schonmal etwas zu groß an der Oberseite ausfallen. Um nicht einen riesen Niet zu haben hatte man später dann oft einen seperaten Nietkopf hergestellt . Um den dann gegen verrutschen zu sichern wurde dieser dann auch eingetascht.

Auf Röntgenbildern von Schwertknäufen kann man das recht gut erkennen. (Siehe Ewart Oakshott, Records of the medieval Sword, Seite 292)

Auch hier wurde die Tasche durch meiseln erstellt.
 

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Hallo Dieter,

habe es auch gerade erst gesehen! Saubere Arbeit, das Schwert gefällt mir sehr gut.
 
Das Schwert ist fantastisch, aber noch viel genialer finde ich die Bilder von den Arbeitsschritten. Du hattest mir das mit dem Stempel mal in Neuhäusgen letztes Jahr erklärt, und mit den Bildern kapier ich das jetzt auch! Irgendwie hatte ich angenommen, du nimmst den "Stempel" um die Parierstange warm zu lochen, und das schien mir sehr schwierig! So isses jetzt einfach "nur" viel Arbeit...
Gruß
Hannes
 
Warmlochen geht auch !
Nur dann befürchte ich das der Stempel dann Geschichte ist.
Da Zeit für mich hier keine Rolle spielt und ich den Stempel schonen wollte hatte ich mich dann gegen das Warmlochen entschieden.

Das hatte Peter Johnsson mir auch mal so erklärt und in einem anderen Forum auch mal bildtechnisch dargestellt wie man so eine Parierstange mit Warmlochen herstellen kann.
 
klasse arbeit! wie schon geschrieben, gefällt mir auch sehr die bilder der arbeitsschritte.
welchen stichel kann man für solche arbeiten verwenden?
werde demnächst mein richtschwert in arbeit nehmen, und könnte tips brauchen was die parierstsnge und den knauf angeht.


oli
 
ist zwar OT aber dennoch: die videoreihe ist echt nicht schlecht, wenn man mal von dem kommentar absieht. vor allem das werkzeug zum hohlkehlschmieden werd ich mal ausprobieren.

BTT: mal wieder schöne arbeit von Dieter, danke für die erklärenden photos und kommentare zum entstehungsprozess
 
mich würde gern interessieren wie die griffwicklung gemacht wurde.
wäre super wenn jemand eine anleitung posten könnte.
bin ja dabei ein richtschwert zu planen und bin über jede hilfe immer dankbar.


gruss oli
 
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