Moin liebe Messertester,
da wir jetzt fast bei der Hälfte des Passarounds angekommen sind, wollte ich mich auch mal zu Wort melden und etwas Rückmeldung zu den vielen tollen Beiträgen und Kritiken eurerseits geben. Dafür an erster Stelle vielen Dank. Das ist wirklich wertvoll für die Entwicklung und das ganze Projekt.
Ganz kurz zu mir: Ich bin der Sven, schreibe aktuell meine Abschlussarbeit in Allgemeinem Maschinenbau und habe das Messer designed und den dazugehörigen Fertigungsprozess entwickelt. Ich habe das Glück an meiner Hochschule große Unterstützung für das CNC Messerprojekt zu erfahren, und konnte so auch gewisse Fertigungsbereiche mit moderner Technik entwickeln.
Es gab inzwischen ja schon eine ganze Menge Feedback, drum habe ich das Ganze Stück für Stück gegliedert.
Flex:
Die beiden Prototypen, besonders der mit dem ursprünglich Schwarzen Griff (Schanz), haben einen wirklich obszönen Flex. Der Flex kam aus dem Versuch, zu testen was in Sachen Wandstärke so geht. Da sind wir an dünnster Stelle im Muster in der Spitze bei Laservermessenen 0,035 mm (kaum Messbar da mitten im Messer). Dass das zu viel ist, haben wir ja schon in der Ankündigung für den Test geschrieben, das wird natürlich noch angepasst.
Damit hoffen wir, auch das Blechfeeling in den Griff zu bekommen. Ein erster (dickerer) Prototyp hatte allerdings ähnliche Eigenschaften. Einige Ideen habe ich schon, falls aber jemand „die Lösung“ hat, meldet Euch gerne.
Klingenprofil:
Ziel war es, die Klinge etwas flacher zu gestalten, jedoch ist die Steigung zum Heel am Ende zu stetig geworden. Der Plan ist es, für den nächsten Prototypen eine "hackfreudigere" Geometrie, die noch etwas Platz zum wiegen lässt, zu realisieren. Das sollte bei der richtigen Kurve die Auflagefläche erhöhen, aber ein verkanten vermeiden. hier könnt Ihr ebenfalls gerne eure Ideen und Geschmäcker einbringen!
Die plastische Verformung bei Messer Schanz ist von Tests von mir (natürlich habe ich alles getestet – inklusive Knochen…). Dass das Messer verzogen ist, kommt von der WB, die ebenfalls noch nicht perfektioniert ist. Im Nachhinein betrachtet wäre es sicher besser gewesen, diesen Punkt (wie viele andere) vor dem Passaround zu beheben. Leider haben wir aktuell nicht die Möglichkeit, unbegrenzt viele Prototypen zu produzieren. Deshalb haben wir schon in diesem Status mit den „Kundentests“ begonnen, um etwas schneller voranzukommen. Dass das einige von Euch enttäuscht hat, tut uns leid!
Griff:
Der Griff ist ein gedruckter Prototyp, und natürlich nicht die zukünftige Serienausstattung. Dementsprechend sind gewisse Kanten einfach nicht schön. Final soll der Griff aus Holz gefertigt sein und von einer Metallzwinge eingefasst werden. Langfristig sind auch weitere Materialien denkbar.
Der Schwerpunkt des Messers soll im Bereich der Zwinge liegen, durch das erhöhte Gewicht sollte das Messer dennoch gut ins Schnittgut gleiten.
Haptik:
Das Muster soll etwas vereinfacht werden, sodass es beim Schneiden weniger abrasiv wirkt, das kann durch ein anstellen des Musters oder durch das Ändern von selbigen erwirkt werden, beides muss jedoch getestet werden. Die aktuell geplanten Oberfächenfinishes sind stonewash und/oder glasperlengestrahlt.
Die Verfärbungen bei Messer Sven, welche in abgeschwächter Form auch bei Messer Schanz zu sehen sein könnten, kommen von der Wärmebehandlung. Dabei handelt es sich um oxidierte Oberflächen, die waren schon vorher da die sind nicht von euch
(Das Blaue ist Edding von mir, sorry da hat der Alkohol zum Reinigen nicht ausgereicht).
Das Gewicht ist natürlich der dünnen Klinge aber auch dem Kunststoff-Griff geschuldet. Beides wird sich mit den bereits angesprochenen Punkten lösen.
Die Kanten hätten wir auf jeden Fall vor Versand abrunden können. Das ist selbstverständlich für die Serienfertigung fest eingeplant.
FR:
Die Foodreleasegemotrie hat noch verbesserungsprotenzial, nach ersten Erkentnissen wirkt die Mustergeometrie jedoch zu einem nicht unerheblichen Teil auf das Geschehen ein. Aktuell findet im Rahmen meines Studiums ein Versuch statt, um einen Zusammenhang zwischen Fr und Geometrie zu schaffen. Der Lotuseffekt den ebenezer angesprochen hat ist sehr anspruchsvoll, aber auch sehr interessant – tatsächlich auch etwas, das wir schon ausprobiert haben. Eine Beschichtung zu finden, die langfristig hält, ist uns aber noch nicht gelungen.
Geometrie:
Wir planen bei diesem Gyuto einen symmetrischen Schliff, was danach kommt ist noch offen
. Das Messer soll zwischen 0,1 - 0,3 mm hinter der sekundären Fase aufweisen, alles andere wird fertigungstechnisch schwierig oder beeinflusst ersteres zu stark negativ. Wenn Ihr hierzu eigene Erfahrungen habt, bin ich darüber sehr dankbar!
Die Primärfase soll zwischen 7-12 mm in ihrer Endgeometrie haben, ein Übergang zur Spitze für mehr Stabilität ist geplant.
WB:
Die "Schadschicht" sprich Randentkohlung, die wir in Untersuchungen messen konnten, lag deutlich unter 0,1 mm, je nach WB Methode eine Zehnerpotenz darunter, sprich also nicht merkbar. So sollte bei einem kühlen Schärfprozess dort alles in Ordnung sein. Das Messer sollte ca. bei 63 HRC liegen, das peilen wir bei der Serienproduktion auch an.
Wir planen außerdem alles in Deutschland fertigen zu lassen, so können wir für eine Fertigungsqualität garantieren, das ist uns der höhere Preis wert. Für die Interessierten: Der Taper läuft 3 Achsig nach vorne, jedes Y der Geometrie passt sich also in allen Raumrichtungen individuell an, das Muster steht immer im gleichen Winkel zur Schneide, so ergibt sich ein leichtes Drehen um die Z- Achse zut Spitze. der Hohlschliff hat eine progressive Steigung und einen Radius zur Primärfase von 1 mm.
Wenn ich noch etwas vergessen hab gebt gerne Bescheid, dann gehe ich darauf noch ein. Wir suchen übrigens auch noch nach einem passenden Namen. Ideen dafür nehmen wir gerne entgegen J
Liebe Grüße
Sven