Kochmesser ballig ausdünnen

Danke für die interessante Ausführung übers Santuko Schleifen. Hast du die Diamantsteine die beim Kadett Expert + dabei sind verwendet oder andere gekauft?
Soweit ich weiß gehen die 5 Steine ja von 150 Fepa bis 1000 Fepa, das müssten dann ja über 1000 JIS sein, also lt. den meisten Tabellen 3000 JIS sogar.

Habe mir jetzt kürzlich das Kadett Expert + gekauft mit eben diesen 5 Dia Schleifsteinen und überlege gerade welche Steine/ Leder ich für eine möglichst feine Schneide noch kaufe am besten.
 
@benni31113 Nach der F600 Diaplatte vom TS gehe ich auf die Shaptons. Meistens nur den 1500 und 5000. Die feineren Shaptons (8000 und 12000) nehme ich nur, wenn ich die Messer danach verkaufe.

@pebe Die Härte wird teils bis HRC 60 angegeben. Im Vergleich mit Herder halte ich das für realistisch.
 
Anbei ein paar Bilder des "Ausdünn-Workflows" mit einigen Anmerkungen dazu.

Mit dem Bandschleifer (wassergekühlt) schleife ich mit Korn 60 bis fast auf 0 an der Fase. Als Guide nehme ich die recht breite Schneidfase der Werkschliffs.



Etwa 1/2 mm der Schneidfase lasse ich stehen und auch bei der Spitze bin ich mit dem Bandschleifer vorsichtig, damit die Klinge nicht überhitzt.



Für die Feinarbeit und die Spitze nehme ich Dia-Platten. Erst 120 und 180 fürs Grobe, dann Atoma 400. So überprüfe ich auch den Bereich über der Wate.
Auch beim Handschliff schleife ich zum Teil ballig. Zum Schluss ist die Schneidfase komplett weg, die Schneide also auf 0.



Der Bereich an der Spitze ist schon auf 0, hinten muss noch etwas weg.



Nach einem ersten groben Längsfinish mit Matador Schleifpapier (dazu nehme ich Öl) Korn 80 gehe ich nochmal auf Wassersteine. Hier nehme ich ganz gern Imanishi Bester 400 und 700. So werden die übrigen Schleifspuren direkt über der Schneide entfernt.

Hier ein Schinkenmesser, das ich zusammen mit dem Santoku ausgedünnt habe.





Kurzer Performance-Check.



Dann zum Abschluss das Längs-Finish mit Matador 120 und 240. Je nach Laune auch 320. Endschliff mit TSProf oder Nowi bis max 8K Shapton. Mehr als genug für den Stahl (1.4116 mit HRC 58). Ich nehme übrigens kein Leder und auch keinen Korken oder Weichholz zum Durchziehen. Wenn man richtig sauber arbeitet, entfernt man den Grat auch mit den Steinen (nach jedem Stein 2-3- Striche ohne Druck gegen die Schneidfase).

Die dann erreichte Schärfe hat eine hohe Standzeit und ist kein kurzzeitiges "Leder-Chichi" ;-)

 
Sieht richtig gut aus. Wird das finish aus bestimmten Gründen längs gemacht? Wirkt definitiv wesentlich edler als original! 👌
 
Das Finish geht quer nur mit Bandschleifer. Kann man machen, ich finde längs aber auch edler.

Außerdem kommen durch das Abtrocken oder Abwischen im Laufe der Zeit sowieso Längs-Kratzer auf das Klingenblatt. Das fällt beim Bandschleifer-Finish mehr auf.
 
Moin, moin,

in erster Linie einmal danke für die super Doku hier. Mich würde aber noch der genaue Prozess am Bandschleifer des balligen Ausdünnens interessieren. Wie genau gehst du da vor? Erfolgt das am Kontaktrad? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man das auf der planen Lauffläche des Bandes sonst hinbekommt. Hier wird das Messer ja von rechts nach links (oder anders herum) über das Band geführt. Das typische Anheben des Rückens funktioniert ja nur für einen bestimmten Klingenabschnitt. Nimmst du dir dann die Klinge Stück für Stück vor?

In meinem Kopf sieht das ballige Ausdünnen so aus (hier ein Bild mit Worten zu malen war mir zu schwer, deswegen eine Illustration):
1) Isometrische Ansicht


2) Seitenansicht


3) Frontsicht


Kann man hier beim Führen der Klinge von rechts nach links eine gleichmäßig ballige Klinge schaffen?

VG
Brian

Edit: Bei genauerer Betrachtung wird hier doch eher ein "Hohlschliff" erzeugt...
 
Last edited:
Ich schleife direkt an der Stelle, an der das Band das Kontaktrad verlässt. Dort hängt es sozusagen frei. Über die Spannung des Bandes kann ich einstellen, wie stark ballig der Schliff wird.

Im Prinzip schleife ich kurz vor dem Spritzschutz aus Plexiglas:
https://www.mado.de/wp-content/uploads/2019/03/MNS-630_2021.jpg

Die Messerspitze dünne ich direkt auf dem Kontaktrad aus, da halte ich das Messer allerdings nicht wie auf deinem 3. Bild, sondern fast der Länge nach zum Rad (also die Klinge um 90 Grad gedreht, sodass sie das Kontaktrad bei der Aufsicht verdecken würde).
 
Ach, auf deinem Bild sehe ich es auch. Der Bandschleifer hat keine "Schleifauflage", auf der das Band läuft. Das erübrigt auch den Rest meiner Gedanken, da ich bei meinem Bandschleifer diese nicht entfernen kann. Danke für die Erklärung :)
 
Gerade mal ausprobiert und für absolut top befunden: Debado MD-20. Wie @knifeaddict so schön sagte: eine echte Fräse.
Vor allen ist er wirklich S&G, was man bei groben Steinen nicht oft findet.
Trägt super Stahl ab, ohne sich groß zuzusetzten.

2104AF45-C0D3-4F70-869C-F031CFB1D365.jpeg
 
Ok jetzt muss ich fragen, was ist das für ein Wassergekühlter Bandschleifer? so was suche ich schon länger!
 
Ah schon gefunden! nur der Preis steht nirgendswo, aber das finde ich auch noch ....
Aua und schon gefunden...der Preis schmerzt im Schweineleder!!! Ok die Suche geht weiter.
 
@Besserbissen: Debado MD-20 im Vergleich mit Imanishi Bester 220, lohnen sich die ca. 40€ mehr? Glaube mal in einem Video von Dir gesehen, dass du den "pink brick" schon benutzt hattest.
 
Der Pink Brick schlämmt mehr, schleift sich schneller hohl und muss gewässert werden.
Abtrag ist ähnlich, Schliffbild auch.
So jedenfalls ist mein Eindruck.
 
Mit dem Sigma 240 habe ich mal einen Cleaver ausgedünnt. Den fand ich damals besser als den Pink Brick. Im Vergleich jetzt würde ich den Debado vorne sehen, einfach weil er nicht gewässert werden muss und nicht so eine Sauerei macht.
 
Mit dem Sigma 240 habe ich mal einen Cleaver ausgedünnt. Den fand ich damals besser als den Pink Brick. Im Vergleich jetzt würde ich den Debado vorne sehen, einfach weil er nicht gewässert werden muss und nicht so eine Sauerei macht.

ok danke, der Debado kostet aber leider auch doppelt so viel wie der Sigma.
 
Nachdem heute wenig los war hatte ich nochmal Lust etwas zu schleifen. Ich habe mir meine Cottage Craft geschnappt und deiner Anleitung gefolgt. An der Stelle nochmal Danke!
Bin auch soweit ganz zufrieden, sollte nur "moderat" dünner werden. Im Übereifer vergessen den Griff abzukleben, gab ein Paar Macken. Also am nächsten Wochenende den Griff ebenfalls nochmal schleifen und neu ölen ...

Das Bild ist nach der Diamantplatte und dem ersten Stein zum Kratzer entfernen schnell gemacht.
Bild über Directupload

Das Finish will noch nicht so, Matador Schleifpapier mal bestellt - aber Schneide buckelt minimal, optisch noch ausbaufähig.
Bild über Directupload
Bild über Directupload

Nachdem das Schleifpapier heute kam, machte ich mich direkt an die Arbeit für das Längsfinish. Zwischenstopp mit dem Dremel, dann bis 150er Korn, vllt mach ich noch bis 400 weiter, mal gucken. Wurde dann doch leider dünner als gewollt, buckelt über die ganze Schneide ... naja, bin ganz zufrieden ;)
Bild über Directupload
Bild über Directupload


Edit: neue Bilder
Edit: neue Bilder des fertigen "Projekts"
 
Last edited:
Hier ein Video, wie ich an meinem Bandschleifer ein neues Kochmesser ausdünne:


Meine Arbeitsweise habe ich dem Gerät angepasst: das Kontaktrad ist aus festem Gummi, dahinter hängt es frei. Über die hintere Rolle, lässt sich die Spannung des Bands einstellen. Das Band läuft durch ein Wasserbad und wird so gekühlt. Die Spitze der Messer schleife ich direkt an der Stelle, an der das Band das vordere Kontaktrad verlässt. Hierfür führe ich die Klinge annähernd längs zum Band.
Für den balligen Schliff gehe ich dann quer zum Band an der Stelle, an der es frei hängt. Durch eine leichte Kipp-Bewegung kann man den konvexen Schliff noch verstärken.

Wenn es richtig stark ballig werden soll (z.B. ein Hackmesser / Beil) lockere ich die Band-Spannung. Zum flachen Ausdünnen kann man die Spannung dagegen etwas erhöhen.

Als Guide dient immer die Schneidfase ab Werk. Mit dem Bandschleifer gehe ich aber nie ganz auf 0, da mir das Risiko der Überhitzung und von Schleiffehlern zu groß ist. Das finale Ausdünnen der Spitze und checken der Schneidfase erledige ich mit Diaplatten und/oder Banksteinen.

P.S. Falls jemand Interesse an dem fertig Messer hat, schickt mir gern eine PM.
 
Sehr schöne Maschine. Davon träume ich leider nur...
Noch besser gefällt mir allerdings deine ruhige und geduldige Handführung.
Respekt !
Zusammen mit den Erläuterungen ein Top-Lehrvideo !
 
Back