Kochmesser ballig ausdünnen

Du kannst auch noch gröberes Schleifpapier zu Beginn nehmen. Ich finde das Nassschleifpapier von Matador ganz gut. Körnung 80 schleift schnell was weg.
Ich lege das Schleifpapier manchmal auf ein Stück von diesen weichen Dämm-Kunststoffplatten für Waschmaschinen.
 
Das ist ne gute Idee.
Hatte mir tatsächlich überlegt, was man sonst noch statt der Lappen nehmen könnte. Mousepad schien mir etwas zu weich. Werde das bei Gelegenheit mal testen. Habe hier sowieso noch drei Messer, die ich ausdünnen möchte.
 
Ich mache das so:

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Zum Ausdünnen dann natürlich mit einem gröberen Papier und auch größeren Stück und Öl oder Wasser ;-) Das Gummi passt sich aber gut einem balligen Schliff an.
 
Interessant. Ich finde es super, dass du das Ausdünnen von Messern hier so gut dokumentierst. Leider findet man im Netz nicht besonders viel Informationen zu der Thematik.

Meine Station sieht übrigens so aus:


Von dem ganzen Metall bitte nicht verunsichern lassen, das gehört zu nem Bogdan-Nachbau, der erst einmal nichts was mit dem Ausdünnen zu tun hat. Der ist nur deswegen auf dem Bild, weil ich darauf jetzt meine Schleifarbeiten durchführe bzw. dort auch den ganzen Krempel dafür lagere.


Machst du eigentlich beim Ausdünnen auch solche Vor- und Zurückbewegungen? Was ich mache sind Zugbewegungen über die gesamte Klingenlänge. Wenn ich gegen Ende sehe, dass in einem Bereich die Klinge noch dicker als der Rest ist mache ich Zuge über den entsprechenden Bereich.
Weiterhin führe ich statt Bewegungen, die auf die Klinge zu bzw. davon weg gehen, Bewegungen aus, die dabei zusätzlich noch leicht vor bzw. zurück gehen.
Dadurch bildet sich ein Rautenmuster auf der Oberfläche aus.

Ansonsten habe ich heute gelernt, dass die kleine Schneidfase von 17 Grad, die ich am Ende setze, so schmal ist, dass sich das Messer im Wiegeschnitt ins Holz beist. Bei nicht ausgedünnten Messern habe ich das Problem bei diesem Winkel normalerweise nicht. Habe das Messer, mit dem ich das Problem hatte mit einem neuen Anschliff um die 21 Grad versehen. Damit klappt auch der Wiegeschnitt mit leichtem Druck.
Zugschnitt klappt auch so mit 17 Grad.
 
Früher habe ich nur mit groben Banksteinen oder Dia-Platten ausgedünnt. Dabei mache ich Vor- und Zurückbewegungen und hebe den Klingenrücken entsprechend am Ende der Vorwärtsbewegung an - für einen konvexen Schliff.
Hier ab Minute 1 zu sehen:
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Mittlerweile habe ich einen kleinen Bandschleifer, was den Prozess natürlich enorm beschleunigt und auch den balligen Schliff stärker ausprägt.
 
Noch ein paar Bilder zum Klingenfinish:

Hier meine verschiedenen, kleinen Schleifhilfen:

Korken, Kunststoff-Keil, Holzklotz mit Leder und ein Stück Leder pur.

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Der Übergang zum Kropf ist immer nervig. Mit einem kleinen Keil geht es ganz gut, langfristig werde ich einen Dremel mit kleinen, runden Fächerschleifern ausprobieren.

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Nach ein paar Minuten sieht man ganz gut, wo noch tiefe Kratzer durchkommen. Wenn diese zu tief sind, wechsel ich bei Bedarf zwischendurch auf Banksteine mit Körnung 400 oder 700.

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Wenn nur noch vereinzelt, nicht mehr tiefe Kratzer zu sehen sind, wechsel ich von 80er auf 120er Schleifpapier (Matador).

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In der Regel reichen bei Standard-Stählen 2 kleine Streifen je Seite aus:

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Sehr schön geworden. Ein echtes Schmuckstück.

Wenn es jetzt immer noch im ersten Drittel nagelgängig ist und nach hinten auf max. gut 0,3mm bleibt, wäre das aus meiner Sicht ein idealer Kompriss für einen tüchtigen Küchenhelfer.

Ich find‘s klasse.

grüsse, pebe
 
Hallo!
Ich habe das noch nicht verstanden.
Wie dünnt man Messer aus, bzw. wo wird ausgedünnt?
Über die gesamte Klinge oder nur der erste Zentimeter nach der Schneide?

Was ist nagelgängig?

Pietje
 
Bezüglich Nagelgängigkeit:
In einer Doku zu den Windmühlenmesser gibt es ein paar Szenen in denen das Vorgeführt wird.
Achte mal auf die Reflexion an dem Daumenring.

Ich persönlich dünne nicht über die gesamte Klinge aus. Grund hierfür ist, dass ich meine Messer mit einem Schleifsystem schärfe und daher ein paar Centimeter hinter dem Klingenrücken benötige die plan sind.
 
Im vorderen Drittel bis zur Spitze dünne ich die gesamte Klinge aus. Also wird das Messer auch am Klingenrücken dünner.
Im hinteren Bereich dann nur bis ca. 1 cm über der Schneide.
 
@Besserbissen
Gibt es eigentlich einen Grund für den wassergekühlten Bandschleifer?
Ist das Risiko der Überhitzung dermaßen hoch, dass das sinnvoll ist?
Ich frage insbesondere vor dem Hintergrund, da es sich nach dem balligen Ausdünnen eh anbietet eine kleine Microfase anzubringen. D.h. selbst wenn die Wärmebehandlung an der Schneidkante leidet, weil die Hitze dort weniger gut abfließt wird dort das Material sowieso wieder entfernt.
 
Das Risiko der Überhitzung ist insbesondere bei einer dünn ausgeschliffenen Spitze groß. Zudem schleife ich auch die Schneide recht dünn aus und setze nur ein sehr kleine Microfase.
Wenn man für die Microfase viel Material wegnehmen muss, weil es zu heiß wurde, geht die ganze Ausdünn-Arbeit wieder von vorn los.

Daher die Wasserkühlung.
 
Leider habe ich deinen Beitrag erst heute Morgen gelesen.
Vielen lieben Dank für die Auskunft.

Das Hilft weiter. Habe hier noch einen ungenutzten Work Sharp Ken Onion Edition rumfahren. Zum Schärfen will ich den nicht mehr verwenden. Aber nach dem was du so schreibst wäre es ne Überlegung wert ein paar grobe Bänder zu besorgen um den Bandschleifer wenigstens für grobe Vorarbeiten zu verwenden. Alles nur per Hand dauert bei mir ca. 4 Stunden. Das geht zwar mit einem Hörbuch nebenher (zuletzt: Im Westen nichts neues; hat sich gelohnt die Kulturlücke zu schließen...) aber toll ist was anderes.

Anbei mal die Arbeiten der letzten Monate.
Ist alles für den Privatgebrauch bestimmt. Ich finde die Unterschiedlichen Griff- und Klingenformen geben jedem der Messer seine eigene Existenzberechtigung in meiner Küche.
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meine Klinge ist so scharf dass die Karrote an der Schnittfläche so glatt ist dass sie spiegelt wie eine glatte ruhige wasseroberfläche. praktisch wie ein Spiegel der alles in orange🍊 zeigt


👻
 
@kreisl du bist ja ein richtiger Philosoph ;-)

Was mir aufgefallen ist:

der Stahl ist ziemlich hart und beim Schleifen auffällig hartnäckig. Im Vergleich zum 1.4116 der Böker-Heritage Serie (siehe oben) habe ich etwa die 5fache Menge an Schleifpapier benötigt. Auch das Ausdünnen am Bandschleifer war verhältnismäßig mühsam.

Leider ist die Klinge am Klingenrücken nicht besonders dick, sodass für einen balligen Schliff (für besseren Foodrelease) zu wenig Material vorhanden ist. So geht das Messer eher Richtung "Laser". Die Klinge ist komplett nagelgängig und die Spitze "singt" schön. Der Griff ist schon sehr dünn, also mit großen Händen nur im Pinch-Grip zu verwenden.

Ich hätte gern das klassische Kochmesser aus der Ideal-Serie gepimpt. Ich musste aber 2 Messer reklamieren, weil die so unterirdisch gefertigt waren, dass man damit nicht viel anfangen konnte (völlig krumme Klinge und verschliffener Kropf).
 
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