Es gibt zwei Möglichkeiten, das Weichglühen mit der Gasesse durchzuführen.
1. Die Gasesse voll aufheizen, die Gaszufuhr abstellen, das Rohr einlegen und die Esse mit Schamottesteinen verschließen, sodaß die Außenluft nicht zu einer zu schnellen Abkühlung führt.
Das Verfahren hat den Nachteil, daß man die Temperatur am und im Rohr zwischendurch beobachten muß: Sie sollte ca. 720 Grad nicht wesentlich und nicht für längere Zeit übersteigen. Bei zu niedriger Temperatur ist der Effekt dagegen zu gering.
Das Rohr sollte also schon gut dunkelrot glühen. Tabellen, wonach man die Glühfarben einschätzen kann, gibt es reichlich.
Es ist auch Legende, daß die Temperatur auf´s Zehntelgrad eingehalten werden muß. Die Größenordnung muß stimmen-dazu unten mehr.
2. Man legt das Rohr in die kalte Esse ein und fährt die Temperatur so hoch, daß das Rohr die beschriebene dunkelrote Farbe zeigt, stellt die Gaszufuhr ab und verfährt weiter wie oben.
Entscheidend für das Gelingen des Weichglühens ist das Halten einer Temperatur etwas unter AC 1 oder das Pendeln um diese Temperatur.
Sie ist an Hand der Glühfarben hinreichend genau einzuschätzen. Sollte man sich da um ca 50 Grad vertun, bricht die Welt auch nicht zusammen.Eine Temperatur von 50 Grad über AC 1 führt bei nicht zu langer Dauer-mehrere Stunden - nicht zu einem schädlichen Kornwachstum-vergl. Atlas der Wärmebehandlungen mit vielen Beispielen. Sicherer ist es , eher im unteren Temperaturbereich zu bleiben und auch mit der Zeit nicht zu übertreiben.
Die japanischen Schwertschmiede sollen dem Vernehmen nach ihre Lehrlinge die ganze Nacht vor das Holzkohlenfeuer mit der eingelegten Klinge gesetzt haben, damit sie das Pendeln um den Haltepunkt-AC 1 -genau beobachten konnten.
Führt man das Weichglühen über lange Zeiträume durch, kommt es zu einer Einformung der Karbide in Kugelform. Dieser Zustand ist für die mechanische Bearbeitung generell der günstigste.
Für die Eigenschaften nach der Härtung ist er nicht absolut zwingend.
Hat man vorher richtig normalisiert, d.h. möglichen Korngrenzenzementit aufgelöst und das Korn sowohl in Matrix wie in den Karbiden verfeinert, so genügt ein kurzfristiges Weichglühen, um eine gute Bearbeitbarkeit herzustellen.
Das ist vielfach vor-und rückwärts erörtert worden und kann im Forum in vielen Beiträgen nachgelesen werden.
Über die Gewichtung der einzelnen Verfahrensschritte gibt es auch durchaus leicht unterschiedliche Meinungen.
Mit dem Erwerb von Grundkenntnissen kann man sich damit argumentativ auseinandersetzen und den eigenen Weg wählen.
Freundliche Grüße
U. Gerfin