Was ist das Sekundärhärtemaximum?

Nach dem Härten werden die Stähle angelassen und verlieren dadurch in Abhängigkeit von der Anlasstemperatur etwas an Härte, gewinnen aber an Zähigkeit. Je höher die Anlasstemperatur ist, umso tiefer geht die Härte. So grob.
Manche Stähle, vor allem die mit reichlich Cr, Mo, V, W legierten, scheiden bei Anlasstemperaturen um die 500° C sogenannten Sonderkarbide dieser Metalle aus, das sind kleine Teilchen, die die Härte wieder spürbar erhöhen.
Nachteil ist, dass so dem Werkstoff z.B. Cr entzogen wird, der Werkstoff büßt Korrosionswiderstand ein. Andererseits gewinnt der Werkstoff halt an Härte, der Restaustenitgehalt wird nochmal abgebaut, und die statischen Duktilitätskennwerte steigen noch ein wenig.

Ob man jeden Stahl der das kann dort anlassen muß steht immer zur Debatte, bei hoch legierten mach ich das meistens. Mich interessiert Korrisonswiderstand nicht besonders. Z.B. Böhler K 190 würde ich immer im SHM anlassen.
 
Hallo mikromeister,

bin ich froh, dass das mal einer fragt - ich wollte auch schon immer mal fragen.


Hallo Herbert,

vielen Dank für die verständliche Erklärung.

ABER: Woher weiss man, bei wlchen Stählen das geht und bei welcher Temperatur? Da es nicht vom C-Gehalt abzuhängen scheint wird man es aus dem Fe-C-Diagramm wohl nicht erkennen können.
 
Normalerweise kann man das bei allen Stählen erwarten, die entweder viel Cr oder aber Cr, Mo, V in Kombination haben. Man kann das nur den Anlasskurven der unterschiedlichen Stähle entnehmen.
So gut wie alle HSS haben das, und viele "rostfreie" Vergütungsstähle, die wir aus der Messerwelt so kennen. Mal mehr oder weniger stark ausgeprägt. Ich such mal nach charakteristischen Kurven, ich hab sowas hier auch mal gezeigt, finds aber nicht auf die Schnelle.
 
Man muss halt eben schauen, was die Hersteller dazu sagen. Fast alle Datenblätter geben dazu Auskunft. Zum Beispiel rät Crucible Steels bei 154CM davon ab, attestiert aber "normale" Werte bei S30V.
 
Herbert hat das grundlegende gesagt.

Was es natürrlich braucht ist ist die Klärung der Frage: Was bedeutet das nun für uns als Messerschmiede?

Das SHM kann wie bereits gesagt bei allen Stählen erzeugt werden welche Sekundärkarbidbildner in verbindung mit C zulegiert haben.
Weitere Vorraussetzung ist, das die Austenitisoeurnúngstemperatur hoch genug war um sekundärkarbide überhaupt aufzulösen, um sie dann fein verteilt wieder auszuscheiden.

Bei den üblichen verdächtigen rostträgen Stählen ATS RWL CPM S90v usw. also den eigentlich vom Chromgehalt her noch ausreichend korrosionsbeständigen Werkstoffen ist es eher unsonn diese eine SHM Behandlung zu unterziehen da der Zähigkeitsgewinn darmatisch zu lasten der Korrosionsbeständigkeit geht (Chrom wird bei Anlassen im SHM massiv in Karbiden ausgeschieden).

Im Sinne der Konstuktion einen solchen Messers ist das natülich unsinn, wenn ich mir zuerst die mühe mache und einen Teuren rostbeständigen Werkstoff Kaufe und dann eben diesen Vorteil durch SHM wieder verschenke. Dann hätte ich lieber einen Zähen aber nicht rostbeständigen Werkstoff genommen und den anständig behandelt dann hab ich zwar bewusst auf Korrosionsbestängikeit verzichtet hab aber dann auch eine Klinge die das besonders gut kann.

Anders bei den Stählen die alleine von der chemischen Zusammensetzung her nich korosionsbeständig sein können z.B. 1.2379, 1.2080, Schnellstahl, Vanadis 4 usw.

hier bietet sich besonders bei den ersten zwei die SHM Behandlung an. Aufgrund ihrer besonders groben Grundstruktur (Monsterkarbide) sind diese Werkstoffe sowieso mit die sprödesten die es zu kaufen gibt.

Damit man noch eingigermaßen brauchbare klingen (schlanke Geometrie) hinbekommt ist es durchaus sinnvoll das letzte quäntchen an zähigkeit noch rauszukitzlen.

Sie andern beiden Werkstoffe z.B. sind sowieso nicht korrosionsbeständig jedoch deutlich feiner von der Karbidstruktur sie besitzen jedoch teils große mengen an Sonderkarbidbildnern welche auch die Austenitumwandlung stark beeinflussen. damit man möglichst wenig Restaustenit hat ist es sinnvoller tiefzukühlen und im SHM anzulassen damit eine möglichst umfassende RA Umwandlung geschieht.

Insgesamt konnte ich aber bei allen verschen am Beispiel ATS 34 (aber auch anderenWerkstoffen) mit dem SHM hinsichtlich der Schneidkanntenstäbilität keine leistungsvorteile (Schneidhaltigkeit) feststellen. Alle Proben mit TK und niedrig anlassen hatten bei den tests bessere Werte als die im SHM.

Fazit:
SHM nicht bei rostbeständigen Stählen für Messermacher!
Keine Leistungsvoteile bei der Schneidhaltigkeit
Wenn es angewandt wird dann in Verbindung mit TK

Man sollte sich genau überlegen was man sich von einem Stahl verspricht der weder rostbeständig ist noch auf seinem Leistungsmaximum für schneiden ist, im zweifel aber teuer in der Beschaffung und teuer in der Verarbeitung und durch einen Einfachen C-stahl durchaus gut ersetzt werden kann


RGDS Roman
 
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