Vorstellung Benchmade Taggedout

Virgil4

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Liebe JägerInnen, die ihr auf größerer Jagdrunde zu Fuß und leichtgepäckig unterwegs seid, gerne was Schlankes, Faltbares und Scharfes in der Hosetasche tragen wollt und schon Anzeichen erster Sehschwächen bei mangelndem Kontrast habt – das hier ist für euch!

Und ihr entsprecht der Zielgruppe für dieses Messer!

Das Benchmade Taggedout AXIS Lock Knife Orange Grivory (3.5" Stonewash) 15535

Für alle anderen ist das halt ein superleichter, schneidfreudiger Klapper mit Axis-Lock und Clippoint Klinge aus CPM-154.

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Ein weiteres, leicht übersehbares Merkmal dieses Messers ist SELECTEDGE®! Musste ich auch erstmal recherchieren: damit bezeichnet Benchmade einen speziellen Schleifprozess, der Dank ultra-präziser Schleifwinkel das Potential der zurzeit zähesten pulvermetallurgischen Stähle noch maximiert und damit unerreichte Schärfe und Druckschnitt-Performance erreicht. :irre:

Sorry, die Wortwahl ist am Originaltext von Benchmade angelehnt - Zitat: „Our SELECTEDGE® process uses proprietary technology to achieve a carefully-engineered fine edge with ultra-precise bevel angles. Maximizing the potential of today's toughest powdered steels, SELECTEDGE® provides unparalleled sharpness and push-cut performance.”

Das Taggedout basiert konstruktionsmäßig auf dem überaus erfolgreichen Modell Bugout (seit 2017) und kam ca. Mitte 2022 heraus. Weitere Spinoffs dieses Messerkonzepts:
  • Bugout Mini – das Bugout in klein
  • Bailout – das Bugout in taktisch, mit Alugriff und etwas größer

Family portraits: Taggedout, Bugout (Flytanium Ti-Scales), Bugout, Mini Bugout (Fat Carbon Scales)

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An der Modellnummer 15535 läßt sich das Taggedout auch als die Jagdversion des Bugout identifizieren: 15xxx sind die Messer der Jagd-Serie, 535 der Modellname des Bugouts.

Übersetzungs-/Deutungsversuch der geschützten „X-out-Namen“, die sicher Teil eines wohlüberlegten Marketingkonzepts sind:
  • Taggedout: abgelöst, abgeklatscht, markiert, übernommen
  • Bugout: überleben, sich durchschlagen
  • Bailout: freikaufen, mit dem Fallschirm abspringen
Mehr Infos zur Geschichte der Firma Benchmade findet sich hier: klick

Link zur Taggedout-Seite bei Benchmade: klick

Das Taggedout ist bereits in anderen Varianten angekündigt, schon zu sehen und vorzubestellen bei BladeHQ klick

Hinter diesem Link findet man auch einige der ersten Pimp-Produkte für das Taggedout: z. B. Schalen in verschiedenen Materialien von Flytanium. Erste Anbieter für Micarta-Schalen gibt es inzwischen auch ...


Das Taggedout hat große Ähnlichkeit mit dem Crooked River, wenn auch schon die Mini-Version mit 93 g um einiges schwerer ist – die ausgewachsen Version mit 10 cm Klinge liegt schon bei 153 g.

Vergleichsbilder Bugout, Mini Crooked River, Taggedout (bereits mit neuer Griffschalenfarbe)
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„Sad side fact“: Beim Stöbern bin ich auch auf eine alte Rechnung von 6/2021 über ein Bugout von BladeHQ gestoßen: 114 $! Heute zahlt man dort dafür 162 $ - 42 % Steigerung innerhalb von knapp 2 Jahren ist mal ‘ne Ansage, zumal sie mit keiner Kostenentwicklung des Produktionslandes USA zu erklären wäre. Da greift wohl eher "Angebot und Nachfrage" ....

Das Taggedout wird bei BHQ zur Zeit für 180 $ angeboten, der UVP von Benchmade liegt bei 200 $. In Europa findet man es kaum unter 180 €.

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Da ich annehme, daß der Axi-Lock hinreichend bekannt ist, hab ich ihn nicht weiter zerlegt.

Der Ausbau der Schalen geht mit diesem kleinen Flytanium-Tool übrigens recht gut von der Hand. Vorne ein Torx-10, dann ein Durchmesser, der in die Achshülse passt, gefolgt vom Achsdurchmesser mit der Abplattung wegen der Verdrehsicherung - und am Ende noch die Rändelung, damit man auch die Schraube gedreht bekommt. Was für Tool-Freaks und X-out-Fans ;)

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Technische Daten:
  • Klingenmaterial: CPM-154 (Crucible Particle Metallurgy), Härte ca. 58 – 61 HRC, Link zum Datenblatt: klick
  • Markierungen auf der Klinge: links: ein Schmetterling, rechts: CPM 154 und der Verweis auf „benchmade.com/pat“
  • Klingenform: Clippoint
  • Klingenschliff: Flachschliff, SELECTEDGE-Schliff
  • Klingenheber: längliche Aussparung in der Klinge
  • Schalenmaterial: orangefarbenes Grivory (Original)
  • Liner: nur im vorderen Bereich, wo Klinge und Axis-Lock gelagert sind
  • Klingenlagerung auf Buntmetall-Scheiben
  • Gesamtlänge: 206 mm
  • Klingenlänge: 89 mm
  • Klingenhöhe: 27,6 mm
  • Klingenstärke: 2,3 mm an der Wurzel, 0,8 mm vor der Spitze, < 0,35 mm hinter der Wate
  • Grifflänge: 118 mm
  • Verhältnis Griff/Klinge: 1,32
  • Griffdicke ohne Clip: 11,7 mm
  • Verriegelung: Axis-Lock
  • kein Backspacer, nur 3 Standoffs
  • Jimpings auf dem Klingenrücken, kurz davor auf dem Griff und im Bereich des Zeigefingers
  • Gewicht: 60 g
  • Lanyardhole durch Aussparungen in beiden Griffschalen
  • schwarzer Stahlclip auf der rechten Seite, umsetzbar, Tip-up

Das Messer ist der absolute Slicer! Ich hatte noch nie solch ein dünn ausgeschliffenes Messer amerikanischen Designs in den Händen – 0,35 mm hinter der Wate. Hinzu kommt dieser SELCETEDGE-Schliff – sehr scharf OOTB!

Erste Einsätze bei der Essenszubereitung zeigten eine tolle Schneidperformance – Gruß an die Outdoorküche!

Einer der Kritikpunkte des Bugouts (der mich nie störte), ist die mangelnde Steifigkeit der Grivory-Griffschalen – beim Taggedout ist das noch weniger zu spüren, da hier ein Standoff mehr verwendet wird. Die Schalen haben auch etwas mehr Volumen, der Griff ist ggü. dem Bugout knapp 2 mm dicker und hat dadurch eine bessere Handlage.

Und wer hat’s erfunden (Grivory)? Genau, die Schweizer! Mehr Info zu diesem glasfaserverstärktem Thermoplast-Material findet sich hier: klick


Die Kaufentscheidung für das Taggedout und gegen das Jutland von Giant Mouse fiel übrigens bei einem Messerfreunde-Treffen südlich des Polarkreises im direkten Vergleich: das geringere Gewicht und die schneidfreudigere Klinge gaben den Ausschlag!


Auf der Plus-Seite (meine persönliche):
  • beeindruckend leicht für diese Größe
  • super schneidfreudige Klingengeometrie
  • Axis-Lock
  • Ins Design integrierte Schleifkerbe ohne größeres Störpotential
  • Deep carry pocket clip

Die "Da-geht-noch-was“-Liste (ziemlich kurz für meine Ansprüche)
  • Die Originalfarbe der Griffschalen war mir etwas zu grell – musste ich gleich mit rotem RIT umfärben
  • In den Griff hätten noch 2 mm mehr Klinge reingepasst
  • CF oder Micarta-Schalen wären nette Optionen

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Fazit: genau mein Ding – superleicht, Slicer-Klinge, Axis-Lock – und so eine schöne Farbe mittlerweile!

Bonne nuit

Virgil
 
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Eine sehr schöne gute Nacht Geschichte, Danke für die Arbeit!
Auf meiner persönlichen Plus-Seite ist noch der formschönere Übergang der Klinge in geschlossener Position, im Vergleich zu den kleineren Geschwistern
 
Sehr schöner Bericht - bei mir erst zum Frühstück. Merci bien.

Was genau ist Dein Henna für Kunststoffgriffe mit Bezeichnung RIT?

grüsse, pebe
 
Das dieses Federgewicht Monsieur Virgils Herz erwärmt, wundert nicht.
Seine zierliche Gestalt lässt es nicht zu ein Gramm Messer zu viel zu tragen🤣

Nein, im Ernst viel Freude und schöne Touren damit.
Ich freue mich auf tolle Fotos.

Salut Excalibur
 
Merci Messieurs - immer eine Freude 🙏

@pebe : RIT Dye ist ein Stofffärbemittel, das aber auch mit hartem Material (Grivory, G10, Micarta etc.) funktioniert, die Eindringtiefe ist nicht sehr hoch, aber es ist doch sehr abriebfest.

Ich habe "racing red" verwendet - das Ergebnis hängt vom Grundmaterial und der Verweildauer in der Flüssigkeit ab.

Wasser in einem Topf zum Kochen bringen, ein halbes Schnapsglas RIT dazu und die Schalen am besten zusammen am Draht reinhängen. Immer mal wieder zur Farbkontrolle rausholen - nach ein paar Minuten verändert sich nichts mehr

Beispiel für eine Beschaffungsquelle: klick

Hope this helps.

Virgil
 
Last edited:
Wow, welch interessante, bestens recherchierte und pointierte Vorstellung eines Messers.
Vielen Dank (y)
 
Danke vielmals für Posts und Likes!

@Augsti Guter Punkt mit der Lücke - ist in der Tat beim Taggedout schöner gelöst.

@pebe Kleiner Nachtrag zum Thema "Henna für den Mann".

Hier sieht man den Unterschied im Ergebnis der Färbung mit der selben RIT Farbe aber verschiedenen Ausgangsmaterialien:

- Taggedout, Grivory orange
- Bo, G10 jade

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Servus,

wie gewohnt grandioses Review mit viel Informationsgehalt. Die Frage nach dem Färben ist schon beantwortet, hat mich auch interessiert. Am spannendsten finde ich aber diese Stelle:

Das Messer ist der absolute Slicer! Ich hatte noch nie solch ein dünn ausgeschliffenes Messer amerikanischen Designs in den Händen – 0,35 mm hinter der Wate. Hinzu kommt dieser SELCETEDGE-Schliff – sehr scharf OOTB!

Erste Einsätze bei der Essenszubereitung zeigten eine tolle Schneidperformance – Gruß an die Outdoorküche!

Das finde ich mal so richtig fein und mutig einen orentlichen Slicer von der Leine zu lassen. Das Langloch und der Baukastenclip ist jetzt optisch nichts was mich in meiner Entscheidung zu kaufen zusätzlich motivieren könnte, aber Axis und slicen sind auf der Habenseite. :unsure:

Orange mag ich eigentlich auch ganz gerne, sofern es nicht in die Augen brüllt, das müsste ich in Natura sehen. Der Svedge ist dafür optisch eine feine Lösung, insgesamt was für den Hinterkopf.

Vielen Dank für diese gelungene Präsentation.

Gruß, güNef
 
Vielen Dank für dein umfangreiches Review. Ich schleiche auch schon länger um das Taggedout herum, allerdings ist der Preis echt happig. Andererseits reizt mich diese doch sehr schön dünn geschliffene Klinge. :) Mal schauen wann es den Weg zu mir findet. Der rote Griff sieht echt klasse aus!

Beste Grüße,
Peter
 
@virgil Deine Vorstellungen machen es einem Messerenthusiasten wie üblich nicht einfach.

Ich hatte schon aufgeschnappt, dass das Modell ganz Benchmade-untypisch sehr schneidfreudig sein soll. Dies aus kundiger Sicht bestätigt zu wissen, dazu das geringe Gewicht und all die anderen von dir präzise und hochgradig unterhaltsam beschriebenen Details und Infos.

Was soll man da noch machen? 💸 😋
 
Was soll man da noch machen? 💸 😋
Kaufen :steirer:

@güNef : So einfach kommst du nicht davon: das Langloch wird bei dieser zukünftigen Variante durch einen orangefarbenen Thumbstud ersetzt (klick) und für den zugegeben eher zweckdienlichen Clip gibt es hübschere Alternativen bei den üblichen Verdächtigen. ;)

Besten Dank auch noch für die weiteren Feedbacks - das motiviert für weiteres ...

A+

Virgil
 
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Danke fürs Review! Sieht wirklich nach einem sehr guten Jagdklapper aus. Was mich halt immer abhält, ein Klappmesser zu verwenden ist der erhöhte Reinigungsaufwand, um den ganzen Schmodder wieder abzukriegen. Blut, Fett, Haare und Knochensplitter sind ne echt fiese Mischung.
Aber trotzdem :unsure:
 
Ich spüre, dass da bei einigen Herren ein latentes Verlangen nach diesem Messer vorhanden ist. Wen wundert es. @Virgil4 Danke für die tolle Vorstellung dieses Messers. Und wieder einmal nagt das "Habenwollen" in meinem Schädel.

Zur Zeit ist es in Deutschland für Euro 231.- zu haben. In den USA für 180 Dollar. Ergibt eine Preisdiff. von rund Euro 70.- pro Stück. Gut, man muss noch Versand und allenfalls Zollgebühren hinzu rechnen.
Würde sich eventuell eine Sammelbestellung lohnen?

Gruss Ulli
 
Zur Zeit ist es in Deutschland für Euro 231.- zu haben. In den USA für 180 Dollar. Ergibt eine Preisdiff. von rund Euro 70.- pro Stück. Gut, man muss noch Versand und allenfalls Zollgebühren hinzu rechnen.
Würde sich eventuell eine Sammelbestellung lohnen?

+19% EuSt. Und da Du aus der Schweiz kommst, muss das entweder nach hier oder nach drüben ;) Auch mit Zoll und EuSt. Formalitäten.

Anyway, das hier ist ne Messervorstellung. Keine Sitzung des Bausparervereins. Beschaffungsthemen. Sammelbestellung bitte in der Lobby oder nem extra thread.

Pitter
 
Hej,
ich bin ein großer Benchmade Freund, auch wenn ich aus Kostengründen keines besitze. ;)
Leider ist das Messer für Jagd und Forst nicht tauglich. Wie reinigt man den skelettierten Griff von Dreck und Blut ?
Doch nur durch auseinanderbauen und wehe ich verliere im Wald so ein kleines Schräubchen....
Ach, ein schönes Messer und eine perfekte Vorstellung.
AHOI
 
Wie reinigt man den skelettierten Griff von Dreck und Blut ?
Guter Einwand, wenn ich mir das vierte Photo im Post #1 ansehe, das ist ja z.B. schon beim 710 ein erhebliches Problem, hier noch in deutlich verschärfter Form, da dürfte sich ja schon im EDC-Einsatz reichlich was in die Vertiefungen setzen, von Fuzzeln aus der Tasche bis sonstwas ...
 
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