Ich verfolge die Diskussion nun schon seit einiger Zeit mit großer Verwunderung und habe die wildesten Ideen entwickelt, was da schiefgegangen sein könnte. Es ist mir aber zunächst nichts Stichhaltiges eingefallen.
Die Stahlkombination kann es nicht sein, denn die schweißt wunderbar. Ich experimentiere viel herum und gehe durchaus auch mal bis an die Grenzen sinnvoller Kombinationen. Da sind die hier verwendeten Stähle einfach eine Erholung.
Das Feuer kann es auch nicht sein. Ich persönlich arbeite lieber mit einem richtigen Schmiedefeuer, aber die Gasessen haben sich allgemein bewährt.
Das Flußmittel ist auch in Ordnung.
Der Schilderung nach hat auch die Schweißtemperatur gestimmt.
Wo könnte das Problem also liegen ?.
Stefans letzter Bericht hat mich auf eine Idee gebracht, wo die Lösung des Rätsels liegen könnte-seid mir nicht böse, aber ich glaube, ihr habt die Sache zu perfekt machen wollen.
Havard macht mit seinen Dreilagenklingen, bei denen er 1.2510 in eine geschlossene U-Form aus Baustahl einschweißt, eine gar nicht so ganz einfache Schweißung. Es ist nämlich nicht unproblematisch, Schlacke und Dreck aus dem Rücken des U herauszukriegen. Da mag die von ihm empfohlene Technik des Packens, d.h. des Heraustreibens der Verunreinigungen vor dem eigentlichen Schweißvorgang seine Berechtigung haben. Nötig ist sie aber nicht und unter Umständen-wie hier ? -sogar störend.
Ich könnte mir vorstellen, daß ihr das "Packen" bei einer Temperatur vorgenommen habt, bei der das Flußmittel die vorhandenen Oxyde noch nicht gelöst hat, sodaß sie nicht abfließen konnten. Durch das enge Zusammendrücken der Schichten konnte dann auch kein Borax mehr in die Lücken einfließen, um sie zu reinigen. Die anoxydierten Schichten haben sich dann logischerweise nicht verbunden.
Mein Vorschlag wäre also, das Paket so zu gestalten, daß durchaus Lücken zwischen den Schichten vorhanden sind, vorsichtig zu erwärmen, damit die Außenschichten nicht verbrennen, bei passender Temperatur Borax aufstreuen, auf Schweißtemperatur bringen und dann halt einfach schweißen. Ich bin überzeugt, daß sich die ja absolut gutartigen Stähle dann problemlos verbinden. Denkbar wäre auch, das "Packen" wenn Ihr denn nicht darauf verzichten wollt, bei höherer Temperatur vorzunehmen, sodaß Oxyde schon gelöst sind und abfließen.
Um zu zeigen, daß man ohne "Packen" und mit extremen Lücken zwischen den Schichten gut schweißen kann, schildere ich hier mal einen Extremfall: Ein Freund hatte ca 30 kg Bandsägenbänder mitgebracht.
Zunächst ging es darum festzustellen, um was für ein Material es sich-ungefähr- handelte. Die an den größeren Zähnen erkennbaren Holzbandsägen zeigten ausnahmslos einen hellen Funken und recht lebhafte Sternchen-also gute Federstahlqualität-vielleicht-hoffentlich mit Nickel. Die Stahlbandsägen mit den kleinen Zähnen hatten teilweise einen hellen Funkenstrahl mit sehr lebhaften Sternen, teilweise den roten Funkenstrahl der Wolframstähle. Diese waren, obwohl sie auch noch deutliche Sternchen sprühten, erst mal "schnellarbeitsstahlverdächtig". Das hat sich aber bis auf ein Band nicht bestätigt, da sie sich bei ersten kleinen Schweißversuchen als gutartig zeigten.
Ich schnitt also eine gleiche Anzahl Holzsägenbänder und Stahlsägenbänder in etwa 20 cm lange Stücke und schichtete sie abwechselnd auf-meiner Erinnerung nach- 50 Lagen. Das Paket war ca 7-8 cm hoch. Hätte ich nun sicher gehen wollen, daß die Verschweißung funktioniert, so hätte es sich angeboten, das Paket mit dem E-Schweißgerät so zu heften, daß die einzelnen Lagen möglichst eng beieinander fixiert waren.
Man kann aber mit geschenktem Material auch mal ein bißchen spielen.
Ich habe das Paket also nur an einer Seite mit gewöhnlichem Draht umwickelt und mit der offenen Seite ins Feuer gegeben-Kleinkoks Größe 4 als Brennmaterial.
Man kann sich also vorstellen, wie die einzelnen Blätter sich aufspreizten. Das Erhitzen mußte langsam erfolgen, damit die dünnen Bleche nicht durchbrannten. Bei guter Rotglut wurde die erste Gabe Flußmittel (Borax x Ammoniumchlorid) aufgebracht, auf orange erhitzt und verschweißt. Nachdem der Ansatz geschweißt war, ging es nach hinten über das ganze Stück weiter, bis die gesamte Länge verschweißt war. Ich habe schätzungsweise 12 -15 Pakete dieser Art zwischen 1,5-2,5 kg liegen und sie sehen alle gesund und fehlerfrei aus.
Mein Rat also: lasst den Schritt des Packens mal weg und es müßte klappen. Wenn Euch neue Bleche zu schade sind, versucht es doch einfach noch mal mit den halboffenen Paketen.
MfG U. Gerfin