Probleme beim Verschweißen von 75Ni8

Hallo nochmal Rick, david und Stefan,

die Oxidschicht von 75ni8 ist nicht hartnäckiger als andere, eher im Gegenteil.

Was ich aber aus euren Beiträgen herauslese ist, dass noch bevor Borax aufgestreut wird, teils kräftige Verzunderung stattfindet.
Egal welche Art Esse ihr betreibt, zum aufwärmen würde ich mit sehr wenig Luftzufuhr arbeiten, da kann dann nichts wirklich stark verzundern und erst wenn das Borax drauf ist gibt man mehr Luft. Dann tritt das Problem gar nicht erst auf.
Es kann auch helfen das Paket einfach ein bisschen länger auf Schweißtemperatur zu halten um dem Borax genügend Zeit zu geben den Zunder zu lösen.

mfg
Ulrik
 
Wenns erlaubt ist würde ich als neuling auch noch gern was einstreuen.
Hab letztens meine ersten Damastpakete geschmiedet und eben auch aus 1.2842 und 75Ni8 von AchimW.

Die Biegung des 75Ni8 ist ja doch recht stark und ich habe das Paket nach dem ersten Aufheizen mit Borax einfach schon mal bei mittlerer Glut(Kirschrot-Hellrot) etwas zusammengeklopft, um die Spalte zu verkleinern.
Und dann sollte es eigentlich keine so starke Spannungen mehr geben, dass es sich wieder wölbt. War bei mir zumindest nicht der Fall.

Beim Lesen der Beiträge kams mir so vor als würde auf diesen Schritt verzichtet werden.

Vieleicht hats ja was geholfen

Gruß Max
 
Was ich aber aus euren Beiträgen herauslese ist, dass noch bevor Borax aufgestreut wird, teils kräftige Verzunderung stattfindet.
Egal welche Art Esse ihr betreibt, zum aufwärmen würde ich mit sehr wenig Luftzufuhr arbeiten, da kann dann nichts wirklich stark verzundern und erst wenn das Borax drauf ist gibt man mehr Luft. Dann tritt das Problem gar nicht erst auf.

Hallo Ulrik, danke für die Antwort. Ich bin beim letzten misslungenen Paket folgendermaßen vorgegangen:

  • 11 Bleche 75Ni8 (1,8mm) und 10 Bleche 1.2842 (1,5mm) auf 73x30 mm zugeschnitten und mit der Polierscheibe an der Flex sämtliche Oxide entfernt.
  • das ganze gestapelt und schon mal immer auf der konkaven Seite Borax anhydrid eingestreut
  • alles im Schraubstock eingespannt, fest zugedreht und an den Stirnseiten und Längsseiten eine Schweissnaht gezogen. Gesamtgewicht ungefähr 550g
  • vor dem Einbringen in die aufgeheizte Gasesse noch mal Borax auf die Seitenfläche des Pakets. Die Esse lief eher reduzierend, da ich bei aufgeheizter Esse scheinbar nicht genug "Zug" bekomme um den Venturi neutral oder gar mit Sauerstoffüberschuss zu fahren ...aber das is 'n anderes Thema
  • Paket aufgeheizt und sobald das Borax anfing zu schmelzen immer wieder etwas dazugegeben, da es geradezu vom Paket aufgesaugt wurde. Das ganze habe ich so lange gemacht bis zu sehen war, dass die Lücken gefüllt waren. Da ging eine ganze Menge rein... inzwischen war das Paket dann auf mittlerem bis hellem Rot
  • Packen mit einem 1,5 kg Hammer. Mit schnellen, Schlägen langsam von innen nach außen das Ganze "verdichtet" so lange bis es sich so angefühlt hat, als ob die Lagen direkt aufeinander liegen.
  • noch mal Borax drauf und wieder rein in die Esse. diesmal hat das Paket nichts mehr weggesaugt und ich dachte mir dass das Packen dann wohl ausreichend war.
  • Esse d.h. Gaszufuhr aufgedreht und das Paket auf hellgelb erhitzt. Noch eine Weile gewartet bis ich der Meinung war, dass das Paket komplett auf Schweisshitze ist. Das Borax hat da schon eine ganze Weile wie Sekt auf der Oberfläche geperlt und ist hektisch hin und hergeflossen.
  • schnell raus aus der Esse und mit einem 3kg Hammer (meinem Eindruck nach) verschweisst, also erst mit schnellen, eher leichten Schlägen und dann heftiger geschlagen
  • noch mal in die Esse, wieder auf hellgelb und noch mal -diesmal gleich mit starken Schlägen- mit dem 3kg Hammer bearbeitet
Das sah dann erstmal ganz gut aus, nur das Entsetzen kam beim nächsten Schmiedetag, als ich das Paket hochkant geschmiedet habe. Sah aus wie ein Stück Blätterteig :mad: Fotos habe ich momentan nicht...
Danach habe ich, da ich mir wie ein totaler Depp vorkam, probehalber ein Paket aus 100x30 Baustahl (4Lagen) und Feile (3Lagen) aufgebaut, wobei ich nicht mal den Feilenhieb entfernt habe. Gewicht ca. 1kg. Gleiche Prozedur wie oben beschrieben. Ging problemlos.
Frustrierend. Inzwischen habe ich 3 von 3 Paketen mit besagtem 75Ni8 versaut. So viele unganze Stellen, dass da auch mit mehrmaligem Falten nichts mehr zu retten wäre.
 
Hi, das hört sich alles sehr komisch an. Vonn alles Stählen mit denen ich geschweißt hab, hatte ich mit 75Ni8 am wenigsten Probleme. Und wenn jemand Feile und ST37 ohne Probleme verschweißt, sollte es mit 75Ni8 erst recht gehen. Vielleicht liegt es ja tatsächlich am Stahl. Evtl. wurde irgendwo etwas vertauscht, falsch ausgeschrieben etc. Obwohl ich auch mit dem Stahl von A. Wirtz schweiße. Ohne Probleme.

Zwei Sachen sind mir aber noch eingefallen, die evtl. zu den Schlechten Ergebnissen beigetragen haben könnten. Ich hab es mal versäumt den Flugrost von dem 75Ni8 zu schleifen. Erst hat sich das Paket verbunden, beim hochkant Schmieden gingen die Lagen jedoch wieder auf. Das andere ist etwas unwarscheinlich, dass es sich drei Mal hintereinander wiederholt. Aber naja. Normalerweise hämmer ich die 75Ni8 Stücke bevor ich mein Paket zusammensetze etwas platt. Als ich das mal nicht gemacht habe und ich bei sehr hohen Temperaturen geschweißt habe, haben sich beim Verschweißen die gebogenen Kanten sofort mit dem nächsten Stück stahl verbunden und so eine große Blase gebildet. Weil ich zusätzlich ungünstige Schweißnäte gesetzt habe, konnte die Schlacke nicht abfließen und beim Ausschmieden haben sich die Blasen geöfnet...

Nur sone Idee

Gruß Jannis
 
Hi Jannis, dass der Stahl falsch deklariert war glaube ich nicht. Ich meine optisch erkennen zu können, dass der Nickelgehalt hoch ist und Chrom nicht vorhanden... ergibt irgendwie einen anderen, hellen etwas milchigen Glanz als bei anderen Stählen. Ausserdem ist es unwahrscheinlich dass Achim mir falsches Material geschickt hat, da ich vorher mit ihm noch Mailkontakt hatte und er mir eine 30er Breite sozusagen als Sonderformat von der Rolle abgeschnitten hat.

...Das andere ist etwas unwarscheinlich, dass es sich drei Mal hintereinander wiederholt. Aber naja. Normalerweise hämmer ich die 75Ni8 Stücke bevor ich mein Paket zusammensetze etwas platt. Als ich das mal nicht gemacht habe und ich bei sehr hohen Temperaturen geschweißt habe, haben sich beim Verschweißen die gebogenen Kanten sofort mit dem nächsten Stück stahl verbunden und so eine große Blase gebildet. Weil ich zusätzlich ungünstige Schweißnäte gesetzt habe, konnte die Schlacke nicht abfließen und beim Ausschmieden haben sich die Blasen geöfnet...

Im Moment halte ich das für die wahrscheinlichste Ursache - mal sehen wie es dann mit den vorher gerichteten Blechen läuft. Ich arbeite draussen d.h. die Einschätzung der Glühfarben ist manchmal etwas unsicher. Da ich immer erst mit dem Feuerschweissen beginne, wenn die Gasesse schon ca. eine Stunde gelaufen ist, ist die Temperatur natürlich schon recht hoch. Dass die Bleche dann an den Kanten sehr schnell sehr heiss werden verursacht mir jedes Mal ein besorgtes Stirnrunzeln.
 
Ich verfolge die Diskussion nun schon seit einiger Zeit mit großer Verwunderung und habe die wildesten Ideen entwickelt, was da schiefgegangen sein könnte. Es ist mir aber zunächst nichts Stichhaltiges eingefallen.
Die Stahlkombination kann es nicht sein, denn die schweißt wunderbar. Ich experimentiere viel herum und gehe durchaus auch mal bis an die Grenzen sinnvoller Kombinationen. Da sind die hier verwendeten Stähle einfach eine Erholung.
Das Feuer kann es auch nicht sein. Ich persönlich arbeite lieber mit einem richtigen Schmiedefeuer, aber die Gasessen haben sich allgemein bewährt.
Das Flußmittel ist auch in Ordnung.
Der Schilderung nach hat auch die Schweißtemperatur gestimmt.
Wo könnte das Problem also liegen ?.
Stefans letzter Bericht hat mich auf eine Idee gebracht, wo die Lösung des Rätsels liegen könnte-seid mir nicht böse, aber ich glaube, ihr habt die Sache zu perfekt machen wollen.
Havard macht mit seinen Dreilagenklingen, bei denen er 1.2510 in eine geschlossene U-Form aus Baustahl einschweißt, eine gar nicht so ganz einfache Schweißung. Es ist nämlich nicht unproblematisch, Schlacke und Dreck aus dem Rücken des U herauszukriegen. Da mag die von ihm empfohlene Technik des Packens, d.h. des Heraustreibens der Verunreinigungen vor dem eigentlichen Schweißvorgang seine Berechtigung haben. Nötig ist sie aber nicht und unter Umständen-wie hier ? -sogar störend.
Ich könnte mir vorstellen, daß ihr das "Packen" bei einer Temperatur vorgenommen habt, bei der das Flußmittel die vorhandenen Oxyde noch nicht gelöst hat, sodaß sie nicht abfließen konnten. Durch das enge Zusammendrücken der Schichten konnte dann auch kein Borax mehr in die Lücken einfließen, um sie zu reinigen. Die anoxydierten Schichten haben sich dann logischerweise nicht verbunden.
Mein Vorschlag wäre also, das Paket so zu gestalten, daß durchaus Lücken zwischen den Schichten vorhanden sind, vorsichtig zu erwärmen, damit die Außenschichten nicht verbrennen, bei passender Temperatur Borax aufstreuen, auf Schweißtemperatur bringen und dann halt einfach schweißen. Ich bin überzeugt, daß sich die ja absolut gutartigen Stähle dann problemlos verbinden. Denkbar wäre auch, das "Packen" wenn Ihr denn nicht darauf verzichten wollt, bei höherer Temperatur vorzunehmen, sodaß Oxyde schon gelöst sind und abfließen.
Um zu zeigen, daß man ohne "Packen" und mit extremen Lücken zwischen den Schichten gut schweißen kann, schildere ich hier mal einen Extremfall: Ein Freund hatte ca 30 kg Bandsägenbänder mitgebracht.
Zunächst ging es darum festzustellen, um was für ein Material es sich-ungefähr- handelte. Die an den größeren Zähnen erkennbaren Holzbandsägen zeigten ausnahmslos einen hellen Funken und recht lebhafte Sternchen-also gute Federstahlqualität-vielleicht-hoffentlich mit Nickel. Die Stahlbandsägen mit den kleinen Zähnen hatten teilweise einen hellen Funkenstrahl mit sehr lebhaften Sternen, teilweise den roten Funkenstrahl der Wolframstähle. Diese waren, obwohl sie auch noch deutliche Sternchen sprühten, erst mal "schnellarbeitsstahlverdächtig". Das hat sich aber bis auf ein Band nicht bestätigt, da sie sich bei ersten kleinen Schweißversuchen als gutartig zeigten.
Ich schnitt also eine gleiche Anzahl Holzsägenbänder und Stahlsägenbänder in etwa 20 cm lange Stücke und schichtete sie abwechselnd auf-meiner Erinnerung nach- 50 Lagen. Das Paket war ca 7-8 cm hoch. Hätte ich nun sicher gehen wollen, daß die Verschweißung funktioniert, so hätte es sich angeboten, das Paket mit dem E-Schweißgerät so zu heften, daß die einzelnen Lagen möglichst eng beieinander fixiert waren.
Man kann aber mit geschenktem Material auch mal ein bißchen spielen.
Ich habe das Paket also nur an einer Seite mit gewöhnlichem Draht umwickelt und mit der offenen Seite ins Feuer gegeben-Kleinkoks Größe 4 als Brennmaterial.
Man kann sich also vorstellen, wie die einzelnen Blätter sich aufspreizten. Das Erhitzen mußte langsam erfolgen, damit die dünnen Bleche nicht durchbrannten. Bei guter Rotglut wurde die erste Gabe Flußmittel (Borax x Ammoniumchlorid) aufgebracht, auf orange erhitzt und verschweißt. Nachdem der Ansatz geschweißt war, ging es nach hinten über das ganze Stück weiter, bis die gesamte Länge verschweißt war. Ich habe schätzungsweise 12 -15 Pakete dieser Art zwischen 1,5-2,5 kg liegen und sie sehen alle gesund und fehlerfrei aus.
Mein Rat also: lasst den Schritt des Packens mal weg und es müßte klappen. Wenn Euch neue Bleche zu schade sind, versucht es doch einfach noch mal mit den halboffenen Paketen.
MfG U. Gerfin
 
Ich habe auch schon öfter ohne packen geschweißt und noch nie probleme gehabt. Aber bisher hab ich immer nur (Hephaistos vergib mir) Schrott verarbeitet. Also alte Bandsägeblätter, Feilen,... mit Baustahl usw.
Bei einem Packet mit 30€ Stahlwert, dass mir der (gott hab ihn selig) liebe Herr Rick mitgebracht hat, wollt ich einfach sichergehen dass es nichts hat!
Vielleicht waren wir wirklich zu Vorsichtig! Bisher hatt ich nähmlich noch nie Probleme mit dem Schweißen gehabt. Und wenn diese Kombi wirklich so leicht sein soll, kann ichs mir nicht anders erklären!
Ich glaub net dass wegen dem leicht konkaven Stahl war, weil des hätt se ja spätestens durchs packen legen müssen.
Rick ich glaub wir müssn des nochmal probieren! was sagst du?

Liebe Grüße, David
 
Last edited:
Ich war in Urlaub und habe das Thema erst jetzt gesehen. Ich wollte nur kurz bemerken, dass eine Verwechslung des 75Ni8 bei mir nicht möglich ist. Ich habe keinen anderen Stahl, der dem Material auch nur annähernd ähnlich sieht, da es in dieser Dicke der einzige blankgewalzte Stahl und der einzige Stahl vom Coil ist. Das Problem muss also tatsächlich irgendwo anders liegen. Wobei ich mich frage, wo. Denn selbst in Anfängerkursen habe ich immer mit dem Stahl gearbeitet und auch blutige Laien haben den immer zusammen bekommen.
 
Ja, Achim, ich weiß, daß es nicht am Material liegen kann. Ich hab den Ni für alle weiteren Pakete gründlich geplättet, damit sich ja kein Zunder dazwischen bilden kann. Nächste Woche probieren David und ich es wieder aus. Wär doch gelacht!
 
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