Und hier mein Sermon zum Buch:
Dietmar Pohl, Messer deutscher Spezialeinheiten
Hintergrund:
Für die, die den Autor noch nicht kennen: Dietmar Pohl ist als Marketingleiter bei dem Solinger Messerhersteller Böker beschäftigt. Als Designer gestaltet er unter anderem die MAGNUM Collection Jahresmesser, das Speedlock, Speedlock 3000, das Orca, die Tactical Folding Dagger A.F.D und E.F.D.... Wer nun glaubt, sein neues Buch wäre "Böker" lastig, der irrt
, das kann ich hier schonmal verraten.
Darüber hinaus ist Dietmar Pohl als Autor aktiv. Neben vielen Beiträgen in der Fachzeitschriften veröffentlichte er 2001 das Buch "Taktische Einsatzmesser" - in dem er Entstehungsgeschichte und Einsatz von Militärmessern beschreibt. Gerade bei den aktuell noch produzierten Messern liegt dabei der Fokus auf den Messern amerikanischer Hersteller.
Hier knüpft nun das neue Buch an. "Messer deutscher Spezialeinheiten" beschreibt detailliert die Geschichte der bei deutschen Einheiten eingesetzen Militärmesser - von der Zeit um den ersten Weltkrieg bis heute. Das Buch endet mit einem Abschnitt über die Messer österreichischer Spezialeinheiten (COBRA).
Aufbau
Dietmar Pohl stellt in einzelnen Kapiteln jeweils die Entstehungsgeschichte und die Einsatzpraxis unterschiedlicher Spezialeinheiten vor. Neben den militärischen Einheiten (unter anderem DSO, KSK, SEK M) die Polizeieinheiten (SEK, MEK), Zoll und Bundespolizei (ehem. GSG9) und die ehemaligen Einheiten der NVA.
Chronologisch wird parallel dazu die jeweilige Ausrüstung beschrieben. Der Fokus liegt natürlich auf den jeweils verwendeten Messern. Andere Ausrüstungsgegenstände (Waffen, Multitools, Schutzkleidung etc.) werden erwähnt, so sie zum Verständnis der Aufgabenbereiche und der damit verbundenen Anforderungen an die Ausrüstung notwendig sind.
Kommentar
Vorab. Wer glaubt oder befürchtet, "Messer deutscher Spezialeinheiten" sei Lektüre ausschließlich für Militaria Begeisterte, der irrt. Natürlich nimmt die detaillierte Beschreibung der einzelnen Sondereinheiten viel Raum ein. Aber nur, wenn die Aufgaben und die Geschichte der Einheiten - angereichert mit der Schilderung konkreter Einsätze - klar sind, versteht der Leser, warum man sich für ein bestimmtes Messermodell entschieden hat. Und ohne viel vornewegzunehmen, der Preis spielte und spielt offenbar eine wichtige Rolle
Die Beschreibung der Spezialeinheiten bietet viele Fakten in knapper Form. Die Geschichte ihrer Messer ist äußerst detailliert, Anwendung und Spezifikation werden anschaulich geschildert. Ich wurde jedenfalls schlauer
und habs sehr genossen
Das Buch ist überaus üppig bebildert. Der Verlag gibt bei 192 Seiten, 254 Farbabildungen und 8 s/w Abbildungen an. Da die Bilder meist großformatig sind und durchgängig eine hohe Qualität aufweisen, macht schon das Durchblättern Spass.
Mein Fazit
Vielleicht nicht das Standardwerk für die Nicker und Wüsteneisenholz Fraktion. Aber für die, die viel Interesse an Gebrauchsmessern und ein Grundinteresse an der Geschichte der deutschen Spezialeinheiten mitbringen, eine definitive Kaufempfehlung. Nicht zuletzt wegen der auch in der Sprache sachlichen Darstellung. Was mich zu folgendem bringt ....
Nachtrag und zur Diskussion gestellt
Herr Pohl, jetzt ist aber eine Geschichte der US Einheiten und ihrer Messer an der Reihe. Das würde durchaus erhellend wirken, was man ja von den Webseiten so mancher Hersteller nun nicht behaupten kann. Ich "befürchte" fast, man wird ganz andere Produkte finden, als man vielen glauben machen mag.
Dass, neben der Einsatztauglichkeit, für behördliche Beschaffungsmassnahmen noch ganz andere Kriterien gelten (Preise, Verfügbarkeit etc.), ist ja eine Binsenwahrheit. Anhand der Messer der deutschen Spezialeinheiten kann man das erkennen.
- Das CQD - in einer Stückzahl von zehn Stück als Rettungsmesser for das SEK angeschafft, wurde aus Kostengründen vom Eickhorn PRT VII abgelöst. (Beide mit Klinge+Gurtschneider+Glasbrecher). Wer beide mal in der Hand hatte, gerade mit Handschuhen, weiss, welches praxistauglicher ist. Zum vielfachen Preis
- Und ein Puma White Hunter mit Holzgriff gehört auch eher zur Jägerausstattung, als zum SEK.
- Dass man schwere Messer in labbrigem Lederscheiden tragen und unpraktische Plastikscheiden an die Ausrüstung tapen muss, treibt so manchem Hobby Waldläufer die Tränen in die Augen.
Neuere Konzepte überzeugen mich da mehr, wird Zeit, dass sich vernünftige Messer und praxisorientierte Tragesysteme auch überall da durchsetzen, wo sie wirklich gebraucht werden.
Grüße
Pitter