Auf die Gefahr hin, dass die Forumsmitglieder auch Mitglieder der Gilde sind und meinen Beitrag (eMail vom 15.09.2018 an die DMG) nun doppelt lesen, möchte ich doch ein wenig auf die Hintergründe eingehen:
--------------------------------------------
Liebe Messermacher/innen,
gibt es eine Begründung für die Absage? Es wäre schade, wenn die Inkompetenz der Museumsleitung dazu führte, daß eine in Europa und der Welt früher hoch angesehene Veranstaltung stirbt.
Ein alter und hoch attraktiver Vorschlag: die MMM nach München zu verlegen. Der Ortswechsel wäre ein deutliches Zeichen für einen Neuanfang. Und dazu ist der Süden mit seiner Nähe zu anderen europäischen Staaten als Standort allemal attraktiver als der Westen. Italiener und Franzosen sind sehr viel messeraffiner als die Nordlichter.
Im Übrigen liegt Sindelfingen auch etwas weit vom Schuss. Hätte Egon Trompeter dort nicht in der Nähe gewohnt, wäre Sindelfingen nie der Ort der Wahl geworden. Also warum nicht Sindelfingen und Solingen zusammenwerfen und in München als
MMM 2.0
wieder auferstehen zu lassen?
1 (Groß-)Veranstaltung der Gilde, das wäre es. Die Gilde könnte dann endlich Ihre Richtlinien alleine ohne Fremdeinsprache für eine Messermachermesse 2.0 durchsetzen.
Jetzt ist der große Tag der Bedenkenträger. Wer soll die Arbeit machen und wer trägt das Risiko? Und, und, und ….
Die Messerszene ist im Gegensatz zu den 1990er Jahren inzwischen gewachsen. Die erfolgreichen Veranstaltungen in Paris und Mailand gab es früher gar nicht. Eine solche Veranstaltung müßte auch für professionelle Veranstalter attraktiver geworden sein. Die Gilde bestimmt den Inhalt und erhält eine Lizenzgebühr. Der Veranstalter organisiert und verdient Geld.
Wenn die Messermacher noch nicht den Mut haben, dies alleine zu bewerkstelligen, wäre es denkbar, eine gemeinsame Veranstaltung mit den Italienern oder Franzosen oder den Amerikanern (Stephen D’Lack) in München durchzuziehen (das würde auch die ausländischen Besucher animieren). Oder man schließt sich (zunächst) einer bestehenden Messe eines verwandten Zweiges an. Das war früher die „Jagd und Hund“ in Dortmund, könnte heute aber eine Messe mit Uhren, Antiquitäten, Kunst oder Versteigerungen sein. Hier ist der Kreativität keine Grenze gesetzt.
Ich hoffe, Ihr habt die Kraft und Zuversicht für eine zukunftweisende Diskussion. Es geht um Eure Liebe, Arbeit und Kunst. Nur Ihr selbst könnt Euch die Basis für weitere Erfolge erhalten.
--------------------------------------------
Armin Drumm hat sich gegen meine pauschalen Vorwürfe gewehrt. Er kann seinen Beitrag ja selbst veröffentlichen.
Meine Antwort darauf:
--------------------------------------------
Lieber Armin Drumm,
zunächst danke ich Ihnen für Ihre Antwort. Jede Reaktion zeugt von Interesse an diesem Thema. Wenn Sie meinen Text richtig lesen, habe ich der Leitung des Klingenmuseums (noch) keine Inkompetenz unterstellt. Aber … "Es wäre schade, wenn die Inkompetenz der Museumsleitung dazu führte, daß eine in Europa und der Welt früher hoch angesehene Veranstaltung stirbt.“ Wie gesagt: „Wenn"
Die MMM war einmal eine der ganz wenigen Veranstaltungen des Museums, die für Stadt Solingen Gewinn abgeworfen haben. Das war zu den Zeiten, als es konzentriert um qualifizierte Messermacher und hochwertige handgefertigte Messer ging. In dieser Zeit kamen viele Besucher und auch Messermacher aus dem Ausland nach Solingen, weil es in der jungen Szene ein Highlight war. Ja, auch die internationalen Größen wie Bob Loveless (+), SR Johnson, Bob Terzuola, Michael Walker, Ron Lake und viele andere waren in Deutschland, weil es für sie interessant war. Wo sind sie geblieben?
Die MMM ist durch die seit 2018 agierende Museumsleitung ausgeweitet worden zu den Solinger Messertagen. Mehr Arbeit für die Organisation, und ich nehme an weniger oder kaum Gewinn für für Stadt. Und immer weiter weg von der Kernkompetenz des Museums, neben allen volkstümlichen Veranstaltungen und Märkten eine Messe durchzuführen, die auch ihrerseits die Kompetenz des Klingenmuseums widerspiegelt.
Von der Messeleitung, vornehmlich von Sixt Wetzler, ist zu diesem Thema verschiedenes zu vernehmen, wie das "Solinger Tageblatt" schreibt:
Um für die notwendigen Planungen und Vorbereitungen des neuen Museumsauftritts den notwendigen Freiraum zu bekommen, wird die Messermacher-Messe im Klingenmuseum eingestellt. Denn: Einen großen Teil des Jahres waren Museumsleitung und Mitarbeiter zuletzt mit der Vorbereitung der Verkaufsmesse ausgelastet, die eigentlich nicht zur Kernaufgabe des Hauses zählt.
Nach Informationen unserer Zeitung plant die Leitung des Museums im Rahmen der Neuaufstellung größere bauliche Veränderungen mit Umbaukosten in zweistelliger Millionenhöhe. Fraglich ist derzeit, woher dieses Geld kommen soll. Zumal die Stadt hoch verschuldet und mit einer Haushaltssperre konfrontiert ist. Die notwendige Zustimmung des Stadtrates zu diesem Projekt steht noch aus.
Der Abschied von der Messe bereitet den Museumsmachern offenbar Unbehagen. ... Aber man habe einfach einsehen müssen: „Es bleibt zu viel Museumsarbeit liegen, vor allem für die Weiterentwicklung des Museums ist zu wenig Zeit.“ Zudem sei die Parkplatzsituation schwierig und die Museumsräume für den Messe-Ansturm einfach nicht mehr geeignet.
Ganz klar sagt die Presseinformation des Museums: "Vor allem aber wächst der organisatorische Aufwand dem überschaubaren Team des Klingenmuseums über den Kopf."
Um es deutlich zu sagen: das überschaubare Team des Klingenmuseums hat in Abweichung vom bewährten Konzept der MMM die Veranstaltung zu Messertagen aufgebohrt. Dann ist dem Team die Arbeit, zusätzlich zu den normalen Museumsaufgaben, über den Kopf gewachsen. Sie haben sich - allen Warnungen zum Trotz - selbst ein Bein gestellt, sind darüber gestolpert und haben die MMM ihrem Versagen geopfert.
Das Museum und die Stadt Solingen sind der Auffassung, dass die MMM an einem anderen Ort stattfinden müßte. Bravo. Das ist jetzt die richtige Erkenntnis. Macht aus den beiden S wie Solingen und Sindelfingen ein vierfaches M: MesserMacherMesseMünchen. 4M, das könnte es sein.
--------------------------------------------
Nach dem Tode von Franz Becker möchte ich noch hinzufügen, dass er gemeinsam mit Dietmar Kressler eine der ersten Messerausstellungen in Europa, die IMA, in München organisiert und finanziert hat. Heute geht es den Messermachern mit Gilde organisatorisch viel besser als damals. Vielleicht finden sich dann jetzt aber auch Menschen, die bereit sind, eine neue MMMM zu organisieren. Die Zeit ist reif. Und ohne eine solche Messe vergeben viele Messermacher die Chance, einem größeren Publikum bekannt zu werden (das dann später im Internet kauft und bestellt).
Keiner fördert Euren Umsatz, ausser Ihr tut es selbst.