Messer für die Schifffahrt

MartenK

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Hallo,
ich suche aktuell ein Messer für meinen Einsatz auf einem Handelsschiff. Ich freue mich sehr über eure Antworten. Vielen Dank!

* Wofür soll das Messer verwendet werden?
Zwischen Apfelschälen, Brieföffnen und Feuerholz hacken ist ein Unterschied. Soll das Messer eher im Büro- oder Outdoorumfeld zum Einsatz kommen? Ist es als Rettungsmesser geplant? Als Zweitmesser?

- Einsatz auf einem Handelsschiff. Hauptsächlich für Seile und andere "schwere Arbeiten"

* Von welcher Preisspanne reden wir?
Bei Messern ist die Preisspanne sehr groß. Ein Opinel bekommt man ab 6 Euro, für handgemachte Messer kann man durchaus auch mehrere Tausend Euro ausgeben. Die gängigen Gebrauchsmesser liegen in etwa im Preisbereich von 80 bis 200 Euro.

Am besten wäre 50-60€. Wenn man dort nichts findet auch die beschriebenen 80€.


* Wie groß soll das Messer sein? (Klingen-/Gesamtlänge)
Im Büro reicht sicher eine 6 cm lange Klinge an einem 80 Gramm Messer. Im Wald sollte es natürlich etwas heftiger sein, z.B. eine 12 cm Klinge. Klassische Camp- oder Bowie-Knives sind noch deutlich größer.

Am besten unter 12cm

* Welche Materialien und welchen Stil soll das Messer aufweisen?
Während manchen ein Griff aus Hirschhorn wunderbar gefällt, muss es für andere Holz oder Carbon sein. "Taktisch" in all seinen Spielarten gegen klassische Formen wie Laguiole oder Taschenveitl. Welches Finish soll die Klinge haben? Beschichtet, poliert, satiniert, Acid washed oder etwas ganz anderes?

Recht egal. Wichtig ist, dass es guten Grip hat/sich auch gut mit einem Handschuh benutzen lässt. Gerne auch in Orange.


* Welcher Stahl darf es sein?
Grundsätzlich stellt sich die Frage nach rostendem oder rostträgem Stahl. Rostender Stahl kann schärfer ausgeschliffen werden und bleibt dabei zäher als rostträger Stahl. Dafür rostet er eben auch schneller. Bei den rostträgen Stählen muss man (vereinfacht gesagt) Schärfbarkeit gegen Schnitthaltigkeit abwägen. Je schnitthaltiger, desto härter und desto schwieriger nachzuschärfen - wieder stark vereinfacht gesagt. Wenn der Stahl eine große Rolle spielt, bitte vorher die Forensuche bemühen!

Ich denke mal, rostträger würde hier Sinn machen.

* Klinge und Schliff?
Die FAQ enthält Artikel zur Klingencharakteristik, Klingenformen und Schliffarten, die euch helfen zu entscheiden was für euer Messer sinnvoll ist.

Ein Wellenschliff sollte sinnvoll sein und eine Drop Point Form fände ich auch sehr schön, ist aber nicht 100% wichtig.

* Linkshänder?
Soll das Messer mit der linken Hand bedienbar sein, weise darauf hin.

Nein

* Bei Klappmessern: Welche Verschlusssysteme kommen in Frage?
Die gängigen Verschlüsse ("Locks") sind: Liner Lock, Framelock, Backlock (oder Lockback) und Axis Lock. Wenn ein Messer keinen Verschluss hat, spricht man oft von "Slipjoint". Bitte im Zweifel die Forensuche bemühen.
Springmesser sind ein weiterer Sonderfall, bei dem auch besondere rechtliche Aspekte zu beachten sind.

Gerne Slipjoint, andere sind auch möglich. Wichtig ist, dass es auch mit einer Hand wieder zu schließen ist. Deshalb gehe ich von Liner Lock und Framelock aus.

* Bezugsquelle?
Soll in einen Ladengeschäft, oder im Versandhandel gekauft werden? Inland, EU oder Ausland?

Alles möglich.

* Verschiedenes?
Alles, was oben nicht abgedeckt wurde: Gibt es bevorzugte Hersteller oder evtl. sogar ein Messer, das als Anhaltspunkt dienen kann?

Aktuell nicht. Ich danke euch vielmals für eure Hilfe!

Vielen Dank im Voraus!

VG Marten
 
Spontan fällt mir bei Seefahrt und Seile immer was aus der Spyderco Salt Serie ein - leider preislich etwas drüber und die Griffe sind grell gelb oder grün; die Klingen aber absolut salzwasserresistent!

In Orange wäre das Spyderco Rescue 93 mm oder das Spyderco Assist, allerdings mit etwas reduzierter Korrosionsbeständigkeit aufgrund des VG-10 Stahls und ebenfalls über den 80,- Euro;

Im 60,- Euro-Rahmen sind wir beim Byrd-Rescue2-Knife - die günstigere Linie von Spyderco mit ähnlichen Features;

Alle genannten haben Backlocks, die beim einhändigen Öffnen automatisch verriegeln und sich mit etwas Handlingtraining leicht auch wieder einhändig entriegeln lassen.

Von welchen Handschuhen reden wir? Einhandfolder geht nicht mit allem ....

Bei den Fixed gäbe es von Mora was günstiges mit Wellenschliff und orange-schwarzem Griff;

BGC
 
Als reines Kappmesser könnte ich mir das Tuff Lite von Cold Steel vorstellen. Es ist kompakt, einhändig bedienbar und liegt sehr sicher in der Hand. Unterliegt dem $42a, aber Berufsausübung wäre ja ein Ausnahmefall. Es gibt diverse Farben, mit und ohne Wellenschliff.
Ein größeres und günstiges maritimes Messer ist das Le Glenn aus der Bretagne. Es hat keinen Wellenschliff; den könnte man aber nachträglich ranmachen lassen.
Wenn es unbedingt Slipjoint sein soll, dann vielleicht ein klassisches Ankermesser? Auch als L'Armor oder London bekannt, hier eins von Au Sabot. diese Art Messer haben eigentlich nie einen Wellenschliff, den müsste man auch nachträglich anbringen. Zum Seile schneiden reicht aber meist auch, wenn man es eher grob schärft.
Feststehend mit Wellenschliff gäbe es das Marine Rescue von Mora. Es bietet einen sehr sicheren Griff und, auch besonders verletzungssicher, eine gerundete Klingenspitze.
Gute Sichtbarkeit kann man immer auch mit einer Schnur in Neonfarbe erreichen, wenn der Messergriff nicht orange etc. ist.
 
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Das Seenotretter 01
Schau mal ob das passt. Preislich ist es in der Vorgabe. (und 5 € gehen noch von Böker an die DGzRS)
Ich hab's, es ist ein sehr extrem solides Messer und hat trotzdem eine Klinge mit der man vernünftig schneiden kann.
Mit Handschuhen habe ich es noch nicht ausprobiert, könnte es aber mal testen. (was für welche?)
 
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Ich bemühe mich ja immer die Budgetvorgaben einzuhalten, aber bei regelmäßigem beruflichen Gebrauch in Salzluft bieten die schon erwähnten "Salt-Modelle" von Spyderco wirklich einen enormen Mehrwert für den höheren Preis und die Haltbarkeit amortisiert sich bestimmt. Die Backlock-Verriegelung würde ich Dir auch empfehlen, da ein recht großes Slipjoint mit entsprechend langen Hebeln ein noch erhöhtes Unfallrisiko hat. Einm für Seile ungemein hilfreicher Wellenschliff ist dabei besonders unangenehm, falls er auf die Finger klappt. Die Wellenspitzen pieksen ggf. auch durch dickere Handschuhe durch.

Falls es mit verriegelnden Foldern Probleme geben sollte, würde ich dann auch ehe an ein Fixed denken.
 
Ich habe das "Seenotretter" von Böker und bin sehr zufrieden.

Da ein Teil des Kaufpreises von Böker an die DGzRS weitergegeben wird, würdest Du damit als Seemann auch schon mal einen Beitrag für Deine Rettung leisten - falls die mal erforderlich wird...

Sandokan
 
Bevor ich da jetzt alle denkbaren Modelle vergleiche, würde ich erstmal recherchieren, ob man heutzutage auf einem Handelsschiff überhaupt noch Messer "für schwere Arbeiten", z.B. an Seilen benötigt... Sicher werden auch heute noch Festmacher und Wurfleinen aus Hanf- oder Manilagut oder Nylon gespleist, das meiste aber wird mit Stahlseilen (wenn überhaupt), Transportgurten oder Ketten befestigt. Die schweren Seile werden mit Hammer und Schraubendreher oder Meisseln geöffnet, um sie zu verspleissen. Tradition hin, gute Idee her - die nächste Frage wäre, ob auf dem Handelsschiff dieser oder jener Reederei nicht solche Werkzeuge aus dem Magazin bereitgestellt werden. Die Zeiten, in denen man sein eigenes Gerödel selbst beschaffen musste und es im Seesack von einer zur nächsten Heuer herumgetragen hat, sind auch in der Seefahrt lang vorbei... Ansonsten sind die Reedereien auch schon gezwungen, sich an BG/UVV zu halten und dürfen manche Werkzeuge gar nicht nutzen (lassen)...

Anders gesagt:
Vorab gründlich informieren, die andere Seite abtasten, was da überhaupt geht, sonst könnte man sich auch zum Horst machen oder Geld versenken. Ich lese im Startbeitrag "Einsatz auf einem Handelsschiff. D.h. du, (der TO) (b)ist (noch) kein Schiffsmechaniker oder beruflich in der Seefahrt beheimatet und du weist gar nicht, was da für Arbeiten auf dich warten könnten? Muss ja, sonst wüsstest Du, was da auf dich zukommt...

Von Böker gibt es mittlerweile schon zwei Messer aus der Serie "Seenotretter", einmal das normale mit einfacher Klinge und das mit Teilwelle und gebogenem Schäkellöser, das eine heist normal "Atlas" und war für ca. 20€ zu bekommen, das neue, zweite kostet ca. 40€.
 
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Servus,
Dir ist sicher bekannt, dass viele Reedereien das Tragen von Messern
an Bord mittlerweile wg. Unfallgefahr untersagen, z.B. auch Maersk.
Auch auf meinem letzten Seismik - Schiff einer norwegischen Reederei galt ein Trageverbot,
da hat der Bootsmann alle paar Meter an den Relingstützen o.ä. Mora's
festgetaped. Ich würde, wenn überhaupt erlaubt, ein preiswertes Mora mit an Bord nehmen,
da ist es kein großer Verlust, wenn es über die Kante fällt. Mein letztes Spydie Salt
habe ich einem philippinischen Seemann geschenkt, ich nehme mal an, dass das
irgendwo auf den Philippinen jetzt Küchenmesser ist. :)
Rudi

Edith: Zum Segeln, Surfen, Strand, habe ich auch ein Vic Skipper. Dessen Marlspieker kannst Du
aber echt nur auf einem Segelboot gebrauchen, für Taue und Trossen in der Berufs -
Schifffahrt ist der zu 'pippelig'
 
Last edited:
Ahoi,
Ob jetzt zwingend notwendig für den Job oder nicht - ich finde so einen neuen Lebensabschnitt einen ausgesprochen guten Grund für ein neues Messer. Wirklich ein super Anlass.
Auch wenn die über deinem Budget liegen - meine Empfehlung ist ebenfalls die „Salt“ Serie von Spyderco. Modell hängt dann von deinem Geschmack ab. Aber alle sind eine Investition für die Zukunft, an denen man lange Freude haben kann.
 
Bevor ich da jetzt alle denkbaren Modelle vergleiche, würde ich erstmal recherchieren, ob man heutzutage auf einem Handelsschiff überhaupt noch Messer "für schwere Arbeiten", z.B. an Seilen benötigt.
"Messer" und "benötigt" in einem Satz, hab' ich noch nie verstanden:unsure: :) Sachlich kann ich als Bergbewohner leider nichts beitragen.🖖
 
Dann hast du den Zusammenhang auch nicht verstanden :rolleyes::
Da steht nicht die OT-Killerfrage "wofür benötigt (braucht) man ein Messer?", sondern wofür man auf einem Handelsschiff heutzutage noch Messer für schwere Arbeiten benötigt - Beispiele stehen da auch...

Betonung auf "heutzutage", "schwere Arbeiten" und "an Seilen" o.ä. Die früheren Schauerleute und vermutlich auch "Schiffsjungen" der Gegenwart sitzen an einem GPS-synchronisierten Multifunktionsdisplay mit air-pods oder tragen eins am Gurtzeug.
 
Och, da hat man keine Chance mit einem "normalen" oder üblichen Arbeitsmesser. Dafür, dass man sich irgendwo gefährlich einfängt, gibt es dann Schnellverschlüsse/Spezialwerkzeuge, für die man erst eine Einweisung braucht, damit man sie bedienen kann und darf. Nennt sich dann "Sicherheitseinweisung", die in einer Lizenz nachgewisesen wird, ist Teil der Aus- und Fortbildung. Das moderne Gurtzeug darf man nicht mit einfachem Gurtzeug verwechseln, was man evtl. aus Auto- oder Hobby-Alpinisten-Fallschirmbereich kennt. Das ist so schwer und stabil, da kommt man mit einem Messer der höheren Preisklasse nicht mehr "einfach so" durch. Das ist ein Phänomen der Gegenwart. Da wird soviel Wert auf Sicherheit und ISO-Schlagmichtot gelegt, augenkrebserzeugende Warnfarben, Chemikalien- und Feuerfestigkeit bis zum Gehtnichtmehr, u.U. G-Belastung, die man sonst nur in einem Schleudersitz auszuhalten hätte.

Man kann solches Sicherheitsgerödel für alles Mögliche benutzen. Abgesehen davon, dass es ordentlich Gewicht hat und Bewegungsfreiheit einschränkt, ist man mittlerweile so in Sicherheit eingepackt, dass taugliches Rettungswerkzeug auch immer höher klassifiziert sein muss, um das Sicherheitsmaterial zerstören zu können. Das "Gear" ist dafür aber nach 10 - 12 Jahren abgelaufen, d.h. es muss ausgesondert werden, egal, in welchem Zustand. Ist ein bestimmter Zustand nach Checkliste vorher erreicht, wird es auch eher ersetzt.

Das kleine (Marine-/Segler-) oder "Nur"Taschenmesser oder in diesem Fall ein Takelmesser wie früher, hat weder seinen Platz noch seine modern akzeptierte Berechtigung in verschiedenen Berufen. Ich habe ein ausgemustertes Hoistgeschirr aus der Offshorefliegerei, man wundert sich, dass diese 10kg pro Person nicht direkt auch größere Hubschrauber erforderlich machen, damit die Techniker überhaupt ihr persönliches Werkzeug mitnehmen können. Kostet neu um die 600€, ist schwer, man muss sich beim Anlegen beinahe helfen lassen. Aber es ist nach 12 Jahren ausgemustert worden, da musste etwas neues angeschaffte werden, sonst keine Zertifizierung. Das Takelmesser meines Vaters (gibt einen fred dazu) ist nach mittlerweile 61 Jahren immer noch in Gebrauch...

Ich schreibe das nicht stumpfsinnig distanziert abgebrüht, weil ich es gut fände, sondern weil ich es leider so akzeptieren muss. Ich werde mitunter beäugt, weil ich bessere Taschenlampen auf Arbeit dabei habe oder aus Gründen stabilere und bessere Stiefel trage, als die Kollegen. Ich hatte vor Jahren dazu angesetzt, ein Hubschrauber-taugliches Rettungsmesser zu konstruieren, das in einem Heli angebracht ist. Dann hat man mir in einem Heli das Hoistgeschirr vorgeführt und die Materialeigenschaften erklärt, da war der Keks gegessen... So ist das auf einem Schiff heutzutage auch... :confused::
 
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