Kurzvorstellung Böker Bronco CPM3V

warum hat sich Böker in dem Setting dafür entschieden auf 62-63HRC zu härten?
Vermutlich um die Schneidkantenstabilität zu steigern und auf diese Weise eine verbesserte Standzeit der Schneide zu erzielen.

Ob das den winzigen Vorsprung an Zähigkeit, welcher CPM-3V mit 62 HRC vor CPM-4V u.a. bleibt (CPM-3V: 40ft.-lb.; CPM-4V: 36 ft.-lb.; CPM Magnacut [62,5 HRC]: 38 ft.-lb.), allerdings wert ist, so dass diese nach wie vor Defizite in anderen Bereichen (z .B. Verschleißfestigkeit bzw. im Fall des MC zusätzlich Korrosionsresistenz) aufwiegt, muss jeder für sich selber entscheiden.

Bei der Suche nach einem "CPM-Stahl auf dem höchsten Stand der metallurgischen Möglichkeiten" hätte es zumindest durchaus Alternativen gegeben.


Eine schlechte Wahl ist der 3V für das Bronco IMHO dennoch nicht.

Draußen wird es sicherlich genauso anständig performen wie vergleichbare Modelle und dabei deutlich tougher sein als Messer aus gängigen Stählen wie N690, D2 oder auch 1095.

Allerdings sollte man sich halt auch bei CPM-3V vor, aus meiner Sicht, unrealistischen Erwartungen hüten ("ungekannte Schocklastverträglichkeit, Bruchelastizität und Splittersicherheit", "sagenhafte Schnitthaltigkeit" u. dgl.).


Grüße
Jürgen
 
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Kurzes Update:
Das Messer ist zwischenzeitlich angekommen.

Die Verpackung ist sehr edel - würde sich super als Geschenk eignen.

Das Messer liegt sehr gut in der Hand, wenngleich der Griff bei meiner Handschuhgröße (8 1/2) schon knapp ist. Die Haptik des Griffmaterials ist wirklich gut - nicht zu weich und nicht zu hart.

Der hintere Anteil der Rückseite der Klinge ist abgerundet - hier kann man sehr schön für feinere Arbeiten kontrollierten Druck mit dem Daumen aufbauen.
Der weiter vorne gelegene Anteil der rückwärtigen Klinge ist scharfkantig - eignet sich super für den mitgelieferten Feuerstarter.

Das Messer kam leider wirklich sehr stumpf an. Ließ sich aber gut auf dem Spyderco Sharpmaker lösen - ich habe mich für die 40 Grad Einstellung (Gesamtschbeidenwinkel) entschieden (Diamant->braun->weiß). Jetzt schneidet es sehr ordentlich.

Die Scheide ist von überraschend guter Qualität. Fühlt sich besser an als die Linder Scheiden (ich weiß, nicht gerade der allerhöchste Maßstab).

Bin gespannt wie sich das Messer im Gebrauch schlägt - ich bin optimistisch :)
 
Danke. Das ist in der Tat interessant - in den Graphen von Larrin hört der getestete Bereich bei 60,5 HRC für 3V auf.
Hmm - warum hat sich Böker in dem Setting dafür entschieden auf 62-63HRC zu härten? Interessant…

Die korrekte Härte beträgt 61±1 HRC, nicht wie fälschlicherweise angegeben 62-63 HRC. Diese Info stammt zwar aus der Härteanweisung des CPM 3V (die auch beim Schreiben des Produkttextes vorlag), allerdings bezieht sich der Wert auf Taschenmesserklingen, die zwar eine höhere Härte aufwiesen, dafür aber deutlich weniger belastbar und rostanfälliger waren.

Bei der Projektplanung hat der verantwortliche Kollege nach dem Festlegen des Klingenmaterials Dr. Larrin Thomas von Knifesteelnerds kontaktiert, um eine Empfehlung für einen Härteprozess zu erhalten. Gemäß seiner Empfehlungen für den Stahl CPM 3V haben wir die Klingen auf 61±1 HRC härten lassen, wodurch wir eine gute Schocklastverträglichkeit und eine gute Schnitthaltigkeit der Klingen erzielen können. Diese Eigenschaften haben wir in zahlreichen Tests (leider nur subjektiver Natur) auf die Probe gestellt und waren mit den Ergebnissen sehr zufrieden.

Die Härteangabe habe ich im Produkttext korrigieren lassen. Sorry für die Verwirrung.

Viele Grüße
Thomas
 
Diese Eigenschaften haben wir in zahlreichen Tests (leider nur subjektiver Natur) auf die Probe gestellt und waren mit den Ergebnissen sehr zufrieden.
Würdet Ihr aus Euren Ergebnissen eher zu einem Anschliff mit 30 Grad oder 40 Grad raten (verwende den Spyderco Sharpmaker)?

Danke!
 
Mit der 15 Grad Stellung triffst du die Fase ohne Umschleifen überhaupt nicht - wenn ab Werk, wie zu vermuten, ein größerer Winkel als 15 Grad anliegt.

Umschleifen mit dem Sharpmaker ist bei 3V selbst mit Diamantsteinen keine saubere Lösung, würde ich ohne trifftigen Grund höchstens an einem reinem Arbeitsmesser ohne Anspruch machen.

Also eher eine Microfase mit 20 Grad anlegen und scharf halten.

grüsse, pebe
 
DBK hat das Messer ebenfalls wie immer, äußerst subjektiv getestet. Bei ihrem Härtetest kamen 59 HRC raus. Fazit, wer damit keine Ölfässer zerteilen muss, hat ein gutes Outdoormesser inkl. Firesteel und wertiger Lederscheide. Ist auch mein bisheriger Eindruck.
 
Natürlich ein sehr unwahrscheinlicher Anwendungsfall, Messer auf stahl kloppen oder drauf schießen....
Aber die Jungs sagen ja auch ganz klar, dass es ein sehr gutes Messer ist mit einem super Stahl - der trotz der geringeren Härte ja eine gute Standfestigkeit bewiesen hat.

Für mich macht deren Video das Messer eigentlich nur noch Begehrenswerter :D
 
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Na ja...

Sofern diese Messung korrekt ist, bewegt sich das Testexemplar der DBK-Jungs mit "a little under 59 HRC" just in dem Härtebereich, für welchen Benchmade damals nach der Einführung des Puukko massiver Kritik ausgesetzt war, weil Schnitthaltigkeit und Schneidkantenstabilität des 3V bei 57-59 HRC erwartungsgemäß ziemlich durchschnittlich ausfielen.

Gerade wenn man mit dem Bronco keine extremen Sachen anzustellen gedenkt, würde ich die spezifizierten 61+/-1 HRC daher eindeutig präferieren.


Grüße
Jürgen
 
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Mit welcher Genauigkeit werden denn HRC-Tests überhaupt durchgeführt? Ist da die Streubreite von Messung zu Messung bzw. von Gerät zu Gerät vernachlässigbar? Oder muss man diese Parameter eigentlich mit angeben? Ich weiß es nicht, würde es aber gerne.
Böker gibt nun HRC 61+/-1 an, die DBK-Messung 58,7 und in einem anderen Forum habe ich in einem Beitrag 59,5 gefunden. Ist das die normale Standardabweichung? Und falls diese Messungen alle korrekt durchgeführt sein sollten, sehen wir hier eine Streuung der Härten von Stück zu Stück oder eine Streuunug in der Messmethodik?
 
HRC ist eine genormte Prüfmethode nach Rockwell.
Einfach gesagt, drückt eine Kugel auf den Prüfkörper, der Wiederstand gegen eindringen ist die Härte.
HRC ist eigentlich so das gängigste da sehr einfach, schnell und fehlerfrei gemessen werden kann.

Klar können dabei Fehler passieren... Aber ich denke sie sind eher unwahrscheinlich.
 
Wie ein HRC-Test grundsätzlich abläuft, ist mir schon klar. ;) Was ich halt nicht weiß, ist, mit welcher Genauigkeit gemessen werden kann und inwieweit die vom Equipment abhängt oder nur von der Probe...
 
Wie ein HRC-Test grundsätzlich abläuft, ist mir schon klar. ;) Was ich halt nicht weiß, ist, mit welcher Genauigkeit gemessen werden kann und inwieweit die vom Equipment abhängt oder nur von der Probe...
Um Fehlmessungen zu verhindern gibt es Härtevergleichsplatten die man zum Kalibrieren der Messgeräte verwenden kann.
 
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