Gewehrläufe schmieden ?

Rafail

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Moin moin,
ich habe in einem Jagdbuch gelesen, das früher Gewehrläufe aus Eisen geschmiedet wurden, indem um einen Kern (was für ein Kern ?) Draht spiralförmig aufgewickelt und verschweißt wurden.
Ich Frage mich nun, wie hat man den "Kern" wieder heraus bekommen, bzw. verhindert, dass dieser mit eingeschmiedet wurde, und noch viel mehr: wie wurde der Lauf von innen gerade und glattwandig, und kamen später sogar noch die Züge rein ?

Das ist mir ein großes Rätsel, weis jemand, wie das gemacht wurde :confused:
 
Hallo Rafail,

der Dorn um den der Lauf geschmiedet wurde war meist aus einem Chromhaltigen Stahl, wodurch er sich beim Feuerschweißen nicht mit dem Stahl des Laufs verbunden hat.

Der Dorn hatte zudem eine leicht konische Form und wurde nach einer gewissen länge wieder herausgezogen und der Lauf änger gehämmert.

Es wurde kein draht verwendet sondern vielmehr Blechstreifen in Querschnitten von 5x10-10x25mm und größer.

Das Ziehen des Laufes wurde damal fast wie heute vorgenommen doch mit weniger Maschienenunterstützung. Zunächst wurde der Laufinnendurchmesser vorgebohrt und anschließend auf maß ausgezogen(geschabt) und im nächsten schritt sie Züge mit Drall geschnitten. Dabei gab es damals sehr interessante Querschnitte, von Rund über Oval, über mehrkant, sogar Herzform war sehr populär. Doch im Laufe der Zeit kristallisierten sich die runden Laufquerschnitte mit Zügen und Feldern heraus, wie sie in auf das Kaliber abgestimmter Optimierung heute zum Einsatz kommen.


Schöne Grüße, David
 
Hallo Rafail,

solltest du mal nach Aachen kommen, besuche mal die Burg Frankenberg. Dort befindet sich das Stadtmuseum. Im Obergeschoss gibt es zwei Glasvitrinen in denen alte Gewehre mit gschmiedeten Läufen ausgestellt sind. Die Läufe bestehen teilweise aus sehr aufwendigen Damasten.

Gruß Tobi
 
Manfred Sachse beschreibt die Herstellung von Damastläufen ausführlich.
Schweißverbundstahl (Damast) in allen Varianten wurde um ein Rohr spiralförmig
feuerverschweißt. Das Rohr wurde im Zuge der weiteren Bearbeitungsschritte
weggeschliffen. Das ist die kurze Kurzfassung. Gruß Dietmar
 
Bei Steyr mannlicher wird der Lauf immer noch um einen Dorn gehämmert. Ist natürlich etwas anders, aber vielleicht findest du auch dort interessante (und aktuelle) Infos.
 
"Manfred Sachse beschreibt die Herstellung von Damastläufen ausführlich.
Schweißverbundstahl (Damast) in allen Varianten wurde um ein Rohr spiralförmig feuerverschweißt. Das Rohr wurde im Zuge der weiteren Bearbeitungsschritte weggeschliffen"

Fragt sich nur, was zuerst da war...
Kann mir trotzdem noch nicht so recht vorstellen, wie man Läufe von langen Musketen um einen Dorn geschmiedet hat, das kann ja dann nur in Etappen erfolgt sein.
 
Hallo,
auch heute ist es möglich einen Lauf aus Damast für seine Jagdwaffe gefertigt zu bekommen. Die beiden Edel-Waffenschmieden Holland&Holland, respektive Purdey ,beide in London mit den Haupthäusern ansässig, fertigen Damastläufe auf Kundenwunsch an.Der Kreis der kaufenden Kunden einer solchen Waffe ist allerdings erschwindet gering, da eine solche Waffe ,auch ohne Damastläufe, schon astronomische Summen kosten würde. Für manche einzelne Waffe aus den beiden Häusern bekommt man hier zu Lande auch schon ein Haus.:)

Dizzy
 
Vor einigen Jahren haben wir mal für Firma James Purdey&Sons
3 Damastläufe geschmiedet, welche einen Nitro-Beschuss bestanden.
Diese Läufe aus unserem Damaststahl wurden in Österreich gefertigt und dort auch beschossen.

Diese Stücke wurden als Torsionsdamast als Vollmaterial nach Angabe des Dralls geschmiedet, war nicht so einfach. Anschließend wurden diese Stücke geröntgt.
Dann gebohrt und gezogen.
Einen mussten wir neu schmieden.


Zur Zeit schmieden wir umgekehrt Gewehrläufe zu Damast, siehe Bild!


Gruß
Markus Balbach


www.schmiedebalbach.com
 

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Zur Zeit schmieden wir umgekehrt Gewehrläufe zu Damast, siehe Bild!

Hallo Markus,
daß dürfte wohl der einfachere Weg sein.:) Weiß du für welche Art von Waffe Deine drei Läufe damals gebraucht wurden? Schrot oder Kugel?Meistens werden solche Damastläufe für Schrotwaffen benutzt, Du schreibst aber , daß die Läufe nach dem Drall gefertigt worden sind....also für die Kugelvariante? Alle Achtung, Kugelläufe aus Damast herzustellen, die dann auch noch halten.......davor ziehe ich meinen Hut.
Weißt Du ob die Läufe heute noch in Gebrauch sind?

Dizzy
 
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http://i144.photobucket.com/albums/r162/deovolens/IMG_0811.jpg
Ein sehr alter Holland und Holland mit damast Lauf und zwei Fighter



Hallo Niobium,
was ist das denn für eine Holland & Holland, die Du uns da auf dem Bild schmackhaft machen möchtest?Kannst Du bitte einmal nähere Angaben machen? Kaliber etc?Vor allen Dingen sehe ich da keinen Damastlauf wie von Dir angegeben, sondern einen bruinierten,maximal streichbruinierten Lauf aus Monostahl.:) :confused: Sollte ich mich dennoch täuschen(Schatten, Lichteinfall :steirer: ), wäre es nett von Dir ,wenn Du uns eine nähere Aufnahme vom "deinem damaszener Lauf" präsentieren würdest,auf dem man dann die Damaststruktur des Laufes erkennen kann.

Dizzy
 
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Produktion Jahr 1876, 1 Schusz, Caliber 300 Express, war fur Target gemeinnt. Der innere Lauf ist Damast und er ist mit einen schwerer Achtkantlaufmantel umgeben.Ich werde versuchen ein Bild davon zu machen.
http://i144.photobucket.com/albums/r162/deovolens/100_1626.jpg
Als slechter Fotograf musz ich leider jemandem anders fragen ein Detail des Laufes am Ejektor zu machen, fur das Messer ging es "noch"
 
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@Schwatvogel,

diese Läufe werden aus legierten Vergütungsstählen hergestellt.
Z.B. habe ich damals, als ich mich selbständig gemacht hatte,schon den 34CrNiMo6 (Gewehrlaufstahl) mit Wälzlagerstahl oder Werkzeugstahl verschweißt. Der 1.6582 war überhaupt der erste Stahl, den ich damals in größerer Menge bestellt hatte. Ihn gab es fast nur in Rundabmessung, die einzige Flachabmessung bekam ich in 50x30mm. Ich hatte diesen Stahl ,neben dem qualitativen Aspekt, auch bestellt wegen des Ni-Gehaltes und dem tollen späteren Ätzbildes.
Das waren mit die ersten Damastsorten von uns! Damals haben andere fast immer noch mit ST37 als weichen Anteil in Ihrem Damast verarbeitet!!!






@Dizzy,
es wurden Büchsen daraus gefertigt.
Der Preis für die 3 fertigen Waffen soll 60.000 Pfund betragen haben.


Gruß Markus


www.schmiede-balbach.de
 
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Hallo Rafail
kann dir zwar nicht viel über die Herstellung solcher Läufe sagen, habe aber von einem Arbeitskollegen mal so einen Lauf bekommen der daraus ein Messer gemacht haben wollte:glgl: . Konnte ihn aber davon überzeugen das das wohl etwas zu schade wäre für den schönen Lauf.

Messerforum_558.jpg


Messerforum_563.jpg


Messerforum_568.jpg


Messerforum_560.jpg


Gruß Uwe
 
Schmiede Markus Balbach;343332 @Dizzy said:
60000 Pfund!...... Ein Wahnsinn für drei Jagdbüchsen. Dabei ist die Büchsenproduktion noch der "preiswertere " Part in der Jagdwaffenproduktion bei Purdey & Sohn. Nicht auszudenken, was die Waffen gekostet hätten, wären es Seitenschlossdoppelbüchsen in afrikatauglichem Kaliber geworden.Ich habe da schon Preise von 90000-125000 für EINE Waffe gelesen.Keine Damastläufe.UND DAS ALLES IN PFUND!!
Wenn ich das alles in Boll , Greiss, Maresch oder Hennickemesser umrechne:super: ......lieber nicht.:)

Dizzy
 
@Marcus: Legierter Vergütungsstahl. Das hört sich gut an.
Ich könnte wie gesagt auch an Massen alter Läufe kommen. Kommt dieser Stahl deiner Meinung nach auch als Monostahl in frage oder ist er nur zum Damastschmieden wirklich gut geeignet?

@all: Jungs, also 60000 Pfund schocken mich im Zusammenhang mit big H&H bzw. Purdey überhaupt nicht. Lasst euch mal kurz ein Schwesterflintenpaar mit Seitenschlossen durch den Kopf gehen. Aufwändig von Hand tiefgraviert, mit achteckigen Damastläufen, mit feinstem kirgischem Nusswurzelholz, auf Wunsch sicher auch unter Wasser vom Werksmeister mundgeklöppelt.
Da kommen Beträge zusammen, das will man gar nicht hören. Die Millionen-Dollar-Marke ist ein Furz in der Landschaft, wenn man es darauf anlegt.
 
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