Erfahrungsbericht japan. Natursteine: Awasedo Tomae & Kiiro Suita
Inhalt
Einleitung
Die Steine
Die Test-Messer
Ergebnisse mit den einzelnen Messern
Zusammenfassung
Einleitung
Da über Awasedo und Kiiro Suita (Suzaka) Naturschleifsteine hier im Forum nicht sehr viel zu lesen ist, möchte ich hiermit einen Erfahrungsbericht über die Schleifergebnisse dieser beiden Steine mit verschiedenen Stählen wiedergeben. Vorab: Es soll kein wiederholbarer Test sein, vielmehr möchte ich meine subjektiven Erfahrungen festhalten, wobei ich versucht habe, so objektiv wie möglich vorzugehen und zu bewerten.
Die Steine
Beide Steine sind japanische "Finishing-Stones" aus dem Raum Kyoto. Ich habe Sie aus dem Online-Shop von Brigitte und Hiroshie Hori (http://www.japan-messer-shop.de) wobei es sich beim Kiiro Suita um ein Geschenk der Familie Horie handelt (weil ich zu Weihnachten einiges eingekauft habe ).
Ich vermute dass aufgrund der Örtlichkeit Kyoto bei beide Steinen der Schleifeffekt auf die eingelagerte amorphe Kieselsäure (Kieselgur) beruht. Es handelt sich also um ein Sedimentgestein des Typs Radiolarit, das aber mit feinen Tonmineralen durchmengt ist (Bindemittel). Derartige Sedimente werden in einer Meerestiefe von über 4000 m abgelagert. In diesen Tiefen ist Kalk nicht mehr stabil, und es gelangen daher nur die silikatischen Skelette von Plankton (Radiolarien) und Tonminerale zur Ablagerung. Der Awasedo ist zusätzlich unregelmäßig mit sehr feinen Eisenverbindungen durchsetzt, die aus marinen Tiefseevulkanismus stammen. Diese Eisen- und Manganpartikel ergeben einen zusätzlichen Schleifeffekt und verleihen dem Stein die typische rote Farbe. So, genug Geologie, zu den Steinen im Detail mit Bildern (die Schleifseite ist jeweils befeuchtet):
Awasedo Tenjho Tomae
Körnung ca. 7000-8000, ca. 210x55x25, Steinbruch Tomae in der Hon-Kuchi Naori, jene geologische Einheit aus der die besten Awasedos gewonnen werden. Der Stein ist sehr hart, nimmt jedoch trotzdem Wasser sehr rasch auf und produziert je nach Messerstahl nur sehr langsam eine eher dünne Schleifpaste die sehr lange hält (kaum nachtfeuchten notwendig).
Kiiro Suita Toishi (gelber Suzaka)
Körnung ca. 6000-7000, 160x80x23. Es handelt sich um ein auf der Unterseite geklebtes "Bruchstück", das aber auf der Oberseite plan und gut einsetzbar ist. Nähere geologische Details konnte ich leider nicht recherchieren, aber an einer gebrochenen Kante ist der feine Sedimentcharakter und die gelbliche Farbe erkennbar. Der Stein nimmt Wasser sehr rasch Wasser auf und es bildet sich ebenso rasch eine Schleifpaste angenehmer Konsistenz, ähnlich jener des Belgischen Brockens, wiederholtes Befeuchten ist aber nötig.
Die Test-Messer
Ich habe mit den Steinen schon verschiedenen Feststehende und Folder geschliffen, möchte hier aber die Ergebnisse an drei Küchenmessern wiedergeben, da diese bessere Vergleichsmöglichkeiten bieten:
Kai Shun Santoku - Schneidlage aus VG10
AOKI Tokujho Nakiri - Schneidlage aus Shirogami 2
J.A. Henckels-Zwilling 31070 Schinkenmesser - Schneidlage aus 440-Derivat
Vorbehandlung, Schärfetest
Bei den Messern wurde zuvor (falls nötig) ein Grundschliff mit einem King 1200 Wasserstein angelegt und danach wurden Sie auf einem Blauen Belgischen Brocken (Körnung ca. 4000) scharf geschliffen. Nach dem Feinschliff am Awasedo bzw. Suzaka hab ich probiert, ob ein Entgraten auf Leder mit Petroleum und Wabbelscheibenpaste noch Wirkung zeigt.
Die Schärfe getestet wurde mit einem einzelnem Blatt Zeitungspapier, dass ich frei gehalten habe und mit dem Messer im rechten Winkel darauf langsam geschnitten habe. Je nach dem, ob das Papier knickt oder geschnitten wird und wie der Wiederstand des Papiers beim Schneiden ist, habe ich die Schärfe beurteilt. Außerdem habe ich die Schneidphasen am Messer mit einer Geologenlupe untersucht. Der Rasiertest am Unterarm wäre weniger Aussagekräftig gewesen, da bereits nach dem Belgischen Brocken alle Messer rasieren.
Ergebnisse mit den einzelnen Messern
Kai Shun Santoku:
Mit dem Kiiro Suita erfährt das Kai Shun eine enorme Schärfesteigerung, es ist das schärfste Messer beim Test geworden (das Zeitungspapier leistet keinen fühlbaren Wiederstand ). Es hat sich am Kiiro Suita auch schnell eine angenehme, lang anhaltende Schleifpaste gebildet, das Schärfen am Stein geht fast wie von selbst, eine Wonne. Das Abziehen auf Leder hat keine Schärfesteigerung mehr erbracht, es kann darauf verzichtet werden. Interessant war das Schleifen am Awasedo, es führte nämlich zu einem deutlichen Schärfeabfall, so das ich danach nochmals am Kiiro Suita schleifen musste. VG10 und Awasedo sind offensichtlich keine glückliche Kombination.
AOKI Tokujho Nakiri
Bei beiden Steinen bildet sich mit dem Shirogami Stahl nur sehr wenig Schleifpaste, das Schleifgefühl ist aber trotzdem nicht unangenehm. Schon der Kiiro Suita bewirkte eine hohe Schärfesteigerung aber der Awasedo zeigt bei diesem Stahl seine volle "Leistung". Awasedo und Shirogami passen wirklich gut zusammen, das Resultat hat mich in der Tat überrascht. Auch die Optik des Schliffes ist beeindruckend! Das Abledern erwies sich nach dem Awasedo als vollkommen nutzlos, möglicherweise habe ich sogar einen geringen Schärfeabfall bemerkt.
Zwilling Schinkenmesser
Bei diesem eher weichem Stahl zeigen beide Steine ganz ähnliche Ergebnisse. Es bildet sich schnell Schleifpaste, auch ein Stahl-Abrieb ist zu bemerken. Das Schleifen geht angenehm schnell und ohne jeden Kraftaufwand, die Steigerung der Schärfe ist bei beiden Steinen phänomenal. Interessanterweise brachte hier im Gegensatz zu den anderen Messern das Abledern noch einen leichten Schärfegewinn, sodass der Endzustand mit jenem des Nakiris vergleichbar war, nur eben sicher nicht so schnitthaltig .
Zusammenfassung
1.) Der Einsatz dieser beiden japanischen Naturschleifsteine als "Finishing-Stones" ist meines achtens durchaus sinnvoll, bei allen Messern war eine deutliche Erhöhung der Schärfe erzielbar (gegenüber meiner Standard-Prozedur Blauer Belgischer Brocken und Abziehleder).
2.) Das Arbeiten mit den Steinen macht großen Spaß und geht sehr leicht, prinzipiell kann auf das Abledern bzw. Entgraten der Messer nach dem Einsatz der Steine verzichtet werden.
3.) Der Kiiro Suita ist der bessere "Allround-Feinabziehstein", er hat mit allen Stählen zu beeindruckenden Ergebnissen geführt. Der Awasedo ist "wählerischer" und zeigte das beste Ergebnis mit dem "rostenden" Shirogami 2 Stahl.
Zwei Nachsätze: Das Steine und Stähle sich in Kombination so unterschiedlich verhalten, hat mich doch sehr
überrascht ! In der Praxis ist auch meine Frau als "User" der Messer von der erzielten Schärfe beeindruckt, Ihr Liebling ist das Nakiri.
Anmerkung zur Änderung des Artikels am 17-01-08: Durch regen Schriftverkehr hab ich erst später erfahren, dass die korrekte Bezeichnung für den gelben Suzaka "Kiiro Suita" lautet und habe es entsprechend geändert.
Ich freue mich über jeden Kommentar und Eure Erfahrungen ,
Inhalt
Einleitung
Die Steine
Die Test-Messer
Ergebnisse mit den einzelnen Messern
Zusammenfassung
Einleitung
Da über Awasedo und Kiiro Suita (Suzaka) Naturschleifsteine hier im Forum nicht sehr viel zu lesen ist, möchte ich hiermit einen Erfahrungsbericht über die Schleifergebnisse dieser beiden Steine mit verschiedenen Stählen wiedergeben. Vorab: Es soll kein wiederholbarer Test sein, vielmehr möchte ich meine subjektiven Erfahrungen festhalten, wobei ich versucht habe, so objektiv wie möglich vorzugehen und zu bewerten.
Die Steine
Beide Steine sind japanische "Finishing-Stones" aus dem Raum Kyoto. Ich habe Sie aus dem Online-Shop von Brigitte und Hiroshie Hori (http://www.japan-messer-shop.de) wobei es sich beim Kiiro Suita um ein Geschenk der Familie Horie handelt (weil ich zu Weihnachten einiges eingekauft habe ).
Ich vermute dass aufgrund der Örtlichkeit Kyoto bei beide Steinen der Schleifeffekt auf die eingelagerte amorphe Kieselsäure (Kieselgur) beruht. Es handelt sich also um ein Sedimentgestein des Typs Radiolarit, das aber mit feinen Tonmineralen durchmengt ist (Bindemittel). Derartige Sedimente werden in einer Meerestiefe von über 4000 m abgelagert. In diesen Tiefen ist Kalk nicht mehr stabil, und es gelangen daher nur die silikatischen Skelette von Plankton (Radiolarien) und Tonminerale zur Ablagerung. Der Awasedo ist zusätzlich unregelmäßig mit sehr feinen Eisenverbindungen durchsetzt, die aus marinen Tiefseevulkanismus stammen. Diese Eisen- und Manganpartikel ergeben einen zusätzlichen Schleifeffekt und verleihen dem Stein die typische rote Farbe. So, genug Geologie, zu den Steinen im Detail mit Bildern (die Schleifseite ist jeweils befeuchtet):
Awasedo Tenjho Tomae
Körnung ca. 7000-8000, ca. 210x55x25, Steinbruch Tomae in der Hon-Kuchi Naori, jene geologische Einheit aus der die besten Awasedos gewonnen werden. Der Stein ist sehr hart, nimmt jedoch trotzdem Wasser sehr rasch auf und produziert je nach Messerstahl nur sehr langsam eine eher dünne Schleifpaste die sehr lange hält (kaum nachtfeuchten notwendig).
Kiiro Suita Toishi (gelber Suzaka)
Körnung ca. 6000-7000, 160x80x23. Es handelt sich um ein auf der Unterseite geklebtes "Bruchstück", das aber auf der Oberseite plan und gut einsetzbar ist. Nähere geologische Details konnte ich leider nicht recherchieren, aber an einer gebrochenen Kante ist der feine Sedimentcharakter und die gelbliche Farbe erkennbar. Der Stein nimmt Wasser sehr rasch Wasser auf und es bildet sich ebenso rasch eine Schleifpaste angenehmer Konsistenz, ähnlich jener des Belgischen Brockens, wiederholtes Befeuchten ist aber nötig.
Die Test-Messer
Ich habe mit den Steinen schon verschiedenen Feststehende und Folder geschliffen, möchte hier aber die Ergebnisse an drei Küchenmessern wiedergeben, da diese bessere Vergleichsmöglichkeiten bieten:
Kai Shun Santoku - Schneidlage aus VG10
AOKI Tokujho Nakiri - Schneidlage aus Shirogami 2
J.A. Henckels-Zwilling 31070 Schinkenmesser - Schneidlage aus 440-Derivat
Vorbehandlung, Schärfetest
Bei den Messern wurde zuvor (falls nötig) ein Grundschliff mit einem King 1200 Wasserstein angelegt und danach wurden Sie auf einem Blauen Belgischen Brocken (Körnung ca. 4000) scharf geschliffen. Nach dem Feinschliff am Awasedo bzw. Suzaka hab ich probiert, ob ein Entgraten auf Leder mit Petroleum und Wabbelscheibenpaste noch Wirkung zeigt.
Die Schärfe getestet wurde mit einem einzelnem Blatt Zeitungspapier, dass ich frei gehalten habe und mit dem Messer im rechten Winkel darauf langsam geschnitten habe. Je nach dem, ob das Papier knickt oder geschnitten wird und wie der Wiederstand des Papiers beim Schneiden ist, habe ich die Schärfe beurteilt. Außerdem habe ich die Schneidphasen am Messer mit einer Geologenlupe untersucht. Der Rasiertest am Unterarm wäre weniger Aussagekräftig gewesen, da bereits nach dem Belgischen Brocken alle Messer rasieren.
Ergebnisse mit den einzelnen Messern
Kai Shun Santoku:
Mit dem Kiiro Suita erfährt das Kai Shun eine enorme Schärfesteigerung, es ist das schärfste Messer beim Test geworden (das Zeitungspapier leistet keinen fühlbaren Wiederstand ). Es hat sich am Kiiro Suita auch schnell eine angenehme, lang anhaltende Schleifpaste gebildet, das Schärfen am Stein geht fast wie von selbst, eine Wonne. Das Abziehen auf Leder hat keine Schärfesteigerung mehr erbracht, es kann darauf verzichtet werden. Interessant war das Schleifen am Awasedo, es führte nämlich zu einem deutlichen Schärfeabfall, so das ich danach nochmals am Kiiro Suita schleifen musste. VG10 und Awasedo sind offensichtlich keine glückliche Kombination.
AOKI Tokujho Nakiri
Bei beiden Steinen bildet sich mit dem Shirogami Stahl nur sehr wenig Schleifpaste, das Schleifgefühl ist aber trotzdem nicht unangenehm. Schon der Kiiro Suita bewirkte eine hohe Schärfesteigerung aber der Awasedo zeigt bei diesem Stahl seine volle "Leistung". Awasedo und Shirogami passen wirklich gut zusammen, das Resultat hat mich in der Tat überrascht. Auch die Optik des Schliffes ist beeindruckend! Das Abledern erwies sich nach dem Awasedo als vollkommen nutzlos, möglicherweise habe ich sogar einen geringen Schärfeabfall bemerkt.
Zwilling Schinkenmesser
Bei diesem eher weichem Stahl zeigen beide Steine ganz ähnliche Ergebnisse. Es bildet sich schnell Schleifpaste, auch ein Stahl-Abrieb ist zu bemerken. Das Schleifen geht angenehm schnell und ohne jeden Kraftaufwand, die Steigerung der Schärfe ist bei beiden Steinen phänomenal. Interessanterweise brachte hier im Gegensatz zu den anderen Messern das Abledern noch einen leichten Schärfegewinn, sodass der Endzustand mit jenem des Nakiris vergleichbar war, nur eben sicher nicht so schnitthaltig .
Zusammenfassung
1.) Der Einsatz dieser beiden japanischen Naturschleifsteine als "Finishing-Stones" ist meines achtens durchaus sinnvoll, bei allen Messern war eine deutliche Erhöhung der Schärfe erzielbar (gegenüber meiner Standard-Prozedur Blauer Belgischer Brocken und Abziehleder).
2.) Das Arbeiten mit den Steinen macht großen Spaß und geht sehr leicht, prinzipiell kann auf das Abledern bzw. Entgraten der Messer nach dem Einsatz der Steine verzichtet werden.
3.) Der Kiiro Suita ist der bessere "Allround-Feinabziehstein", er hat mit allen Stählen zu beeindruckenden Ergebnissen geführt. Der Awasedo ist "wählerischer" und zeigte das beste Ergebnis mit dem "rostenden" Shirogami 2 Stahl.
Zwei Nachsätze: Das Steine und Stähle sich in Kombination so unterschiedlich verhalten, hat mich doch sehr
überrascht ! In der Praxis ist auch meine Frau als "User" der Messer von der erzielten Schärfe beeindruckt, Ihr Liebling ist das Nakiri.
Anmerkung zur Änderung des Artikels am 17-01-08: Durch regen Schriftverkehr hab ich erst später erfahren, dass die korrekte Bezeichnung für den gelben Suzaka "Kiiro Suita" lautet und habe es entsprechend geändert.
Ich freue mich über jeden Kommentar und Eure Erfahrungen ,
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