Damast - Erl verlängern?

maidn

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Hi,

soll für einen Freund ein Damast Küchenmesser machen. Er hat sich selbst aber eine Preisliche Obergrenze gesetzt und deshalb soll ich möglichst viel Messer aus einem Stück Damast Flachmaterial rausbekommen.

Jetzt stell ich mir die Frage ob man den Erl des Messers nachträglich mit einem anderen Stahl verlängern kann? Dann würde ich natürlich deutlich mehr Klinge aus dem Damast Stahl rausbekommen und den Erl letztendlich mit etwas leichter verfügbaren verlängern.

Prinzipell müsste das ja gehen....... Verschweißen/Hartlöten ect. Doch ist diese Stelle nicht immer eine potentielle Sollbruchstelle?

Wie macht ihr das?

Gruß
 
Technisch sollte das eigentlich kein Problem sein. Wenn die Schweißung gut gemacht ist und im nicht gehärteten Bereich des Erl liegt, sollte das gut halten. Ist halt die Frage wie gut du schweißen kannst.

Ich würde den Damast ein Stück in den Griff reichen lassen, damit die Klinge nicht so angesetzt aussieht und die Verbindungsstelle durch den Griff etwas geschützt ist.

Am besten wäre es den Erl zu schmieden. Für den geschmiedeten Erl braucht man an sich nur sehr wenig Material.
 
Wie macht man das ?

Es kommt darauf an, was man machen will und welche Möglichkeiten man hat.

1. Flacherl

a) Schmiede-Walzmöglichkeiten

Der Teil, der im Griff verschwinden soll, wird durch Schmieden oder Walzen verdünnt und -sinnvollerweise- verjüngt.
Im englischen Sprachbereich nennt man das Ergebnis "tapered tang". Es wird Gewicht gespart, ein häßlicher Übergang vom Damast zur Verlängerung vermieden und es bleibt mehr Material für die eigentliche Klinge.

b) Keine Schmiedemöglichkeit.

Anschweißen an das vorhandene Stück geht. Bei sauberer Schweißnaht und anschließender richtiger Wärmebehandlung ist das mechanisch unbedenklich.
Schön ist es wegen des sichtbaren Übergangs Damast-Verlängerung nicht.

2. Spitzerl

a) Schmiedemöglichkeit

Da der Spitzerl, wenn er weit genug in den Griff hineiragt und entweder kraftschlüssig eingebunden oder mit einer Endplatte verschraubt ist, so gut wie ausschließlich auf Zug beansprucht wird, spielt seine Dicke im Endbereich des Griffes kaum eine Rolle.
Der vorhandene Erl kann also ruck-zuck langgezogen werden.

Ist noch kein Erl herausgeschmiedet, so wird es Zeit, das jetzt zu tun.
Dafür braucht man nur minimal Material. Das kann sich jeder überschlägig berechnen: Aus einem Stück Stahl von ca. 30 x 30 x 5 mm könnte man einen Erl von ca. 5 x 5 mal 180 mm ausschmieden.
Da könnte man fast noch einen hinten aus dem Griff herausragenden Korkenzieher machen.

b) Keine Schmiedemöglichkeit.

Das ist per se eine Fehlkonstruktion. Aus einem Stück Flachmaterial einen Spitzerl herauszuschleifen, kann einem vernünftigen Menschen nicht einfallen.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Eine andere Möglichkeit (habe ich an mehreren Stellen hier im Forum gefunden):
...irgendeine passende, ausreichend lange Maschinenschraube verkehrtherum in das zuvor entsprechend der Kontur des Schraubenkopfs ausgearbeitete Ende des ausreichend breiten Steckerls einsetzen usw... ist einfach und hält genauso ...P.S: Die Schraube sollte die Stärke des Steckerls haben.
Siehe auch das angehängte Bild als Illustration zum zitierten Text (ist auch nicht von mir, irgendwann einmal hier aus dem Forum gespeichert, Autor leider nicht mehr bekannt).
Der so verlängerte Erl könnte sowohl vernietet als auch verschraubt werden.
 

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Danke schonmal! Die letzte Möglichkeit gefällt mir, aber wird die Schraube dann letztendlich noch irgendwie fest mit dem Messer verbunden (gelötet ect.) oder nur feste draufgesteckt und mit eingeklebt?

b) Keine Schmiedemöglichkeit.

Das ist per se eine Fehlkonstruktion. Aus einem Stück Flachmaterial einen Spitzerl herauszuschleifen, kann einem vernünftigen Menschen nicht einfallen.

Danke schonmal für deine AUsführliche erklärung, aber das musst du mir bitte nochmal erklären.

Gruß
 
Zum Beitrag 5:
Unterstellt man hat ein Stück Damast als Flachmaterial- sagen wir mal 200 x 30 x 5 mm.
Daraus will man eine Klinge mit möglichst viel Schneidenlänge fertigen und es soll ein Spitzerl werden.
Wenn der Spitzerl vernünftig halten soll, muß er eine gewisse Länge haben, ca . 7-8 cm.
Wollte man das durch Herausschleifen machen, müßte man auf ca 7-8 cm Länge rechts und links vom späteren Erl ca 12 mm Material wegschleifen.
Das würde mir in der Seele weh tun.
Wenn man die Stücke wenigstens mit einem dünnen Flexblatt ausschneiden würde, könnte man aus den Abfallstücken noch zwei brauchbare Klingen machen-vorausgesetzt man kann schmieden-sonst würden es nur zwei Minimesserchen.
Das jemand ein solches Vorgehen ernsthaft in Betracht zieht, kann ich mir nicht vorstellen.

Bei nochmaligem Nachdenken sprengt das meine Vorstellungskraft doch nicht. Es gibt ja auch Menschen, die sich einen Damastblock mit 200 Lagen in den Abmessungen 200 x 30 x 30 mm kaufen und ihn dann auf 5 mm Klingenstärke und die Angel auf 1,5 mm verjüngend fräsen-selbstverständlich mit Schwalbenschwanz vorn und hinten an der Angel.

Sie beschweren sich dann, daß das Muster nicht mehr "schee" ist-kein Wunder bei den verbleibenden noch 35-40 Lagen und daß das Ganze dann auch noch im Schwalbenschwanz bricht-auch kein Wunder wegen der Kerbwirkung.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Hi,

Ich habe noch eine Frage zum Thema "Erl verlängern".

Müsste das jetzt bei einem aktuellen Messer machen, und ich stell mir die Frage was stabiler ist.

Den Erl verlängern indem ich die Verlängerung (gleiche Stahlsorte) verschweiße oder hartlöte!

Gruß

Florian

P.s Grüße an "breznbichler"
 
Hi,

kleine Gegenfrage: Welche Stahlsorte?
Prinzipiell würde ich vom Elektrodenschweißen bei den geringen Materialvolumina eines (Steck-)Erls abraten. Das versprödet meist hoffnungslos. Schutzgas ginge schon eher.
Mein Favorit wäre aber hartlöten. Das hält immer noch besser als eine spröde Schweißnaht. Und wenn die Teile nicht einfach stumpf angesetzt werden sondern mit einer Formschlüssigkeit, ist es für den Zweck top.

Gruß
Reiner
 
Hi,

Klinge bzw. Steckerl ist aus 1.2842 und 75ni8 und die verlängerung des Erls wäre aus 1.2842.

Gruß
 
Hi,

da würde ich auf jeden Fall löten. Wenn genug Material da ist, auf einer Seite ein V feilen, das andere Stück entsprechend "anspitzen", einen kleinen Spalt für das Lot lassen und es hält.
Achte nur darauf, welches Lot Du erwischt. Es gibt welche mit 760 Grad Verarbeitungstemperatur. Das löst sich natürlich wieder beim Härten.

Gruß
Reiner
 
Hätte hier ein Hartlot.

Messinglot

• Zum Spalt- und Fugenlöten von Stahl, Gusseisen, Temperguss, Kupfer, Nickel, Messing und Bronze
• ø 2 x 333 mm
• Arbeitstemperatur 900° C

Das müsste ja gehen oder? Härten werd ich bei ca. 835°C
 
Hi,

das geht. Ist es mit Flussmittelummantelung? Sonst musst Du noch Borax oder ähnliches zugeben. Aber sparsam.

Gruß
Reiner
 
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