Altes Leder aufarbeiten

fshamburg

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Hallo
Möchte eine alte Tasche für ein Feuerwehrbeil aufarbeiten. Leder ist leicht altersbrüchig.
Im DWJ wird eine Reinigung mit "Lederreinigungs- oder Feuerzeugbenzin" empfohlen. Geht auch Terpentinersatz?
"Zum Neutralisieren verwendet man ... eine Lösung von Wasser und Essigessenz (2:1)." Unterschied Essig / Essigessenz? Ist das nicht eine Säure?
Zum Fetten wird Vaseline empfohlen, das scheint mir noch der sinnigste Tipp.
Bitte um Eure Meinung.
Gruß Fran
 
Mir wurde von einem Profi zum aufarbeiten einer ledernen Werkzeugtasche der Schweizer Armee Sattelseife aus dem Reiterbedarf empfohlen.

Leider habe ich es noch nicht ausprobiert.............
 
.....Möchte eine alte Tasche für ein Feuerwehrbeil aufarbeiten. Leder ist leicht altersbrüchig. Im DWJ wird eine Reinigung mit "Lederreinigungs- oder Feuerzeugbenzin" empfohlen. Geht auch Terpentinersatz? "Zum Neutralisieren verwendet man ... eine Lösung von Wasser und Essigessenz (2:1)." Unterschied Essig / Essigessenz? Ist das nicht eine Säure? Zum Fetten wird Vaseline empfohlen, das scheint mir noch der sinnigste Tip......
Die brüchige Lederoberfläche ist natürlich nicht zu retten; das sind mechanische Schäden. Sie weisen aber darauf hin, dass das Leder in der Vergangenheit nicht gepflegt (= elastisch gehalten) wurde. Du kannst also nur den Rest der Lederschicht zu retten versuchen - in Museen geht man sicher damit anders um, als Du es machen wirst, denn das Gerät soll vermutlich nicht in eine Ausstellungsvitine?

Die sog. Sattel- oder Lederseife ist für die schonende Oberflächenreinigung geeignet. Starke mechanische Belastung durch Reiben, Kneten oder Ziehen würde ich dabei dem Leder ersparen. Mit chemischen Lösungsmitteln kannst Du Fettflecken entfernen - dabei wird (wen wundert's) jeder Rest Fett aus dem Leder herausgelöst. Das kann nicht Deine Absicht sein, also Finger weg von Benzin, Aceton, Äther, Terpentin u.ä.

Essig ist verdünnte Essigsäure; Essigessenz (oder Eisessig) ist ein Trivialname für eine ca. 25%ige Essigsäure. In der empfohlenen Verdünnung hättest Du also noch immer eine gut 8%ige Essigsäure, und die täte dem Leder, wenn man sie einziehen ließe, sicher nicht gut.

Vaseline ist kein Fett, sondern ein Kohlenwasserstoffprodukt, das aus Erdöl gewonnen wird. Als Schmierstoff im technischen Bereich (Wagenachsen, einfache Gleitlager, Türscharniere u.ä.) mag es gerade noch gehen, aber auf das Leder gehört Lederfett. Diese werden häufig auf der Grundlage von Wollfett (ADEPS LANAE ANHYDRICUS aus der Apotheke) und gelbem Bienenwachs (CERA FLAVA) hergestellt und beim Leder- und Schuhmacherbedarf angeboten. Ich habe bisher gute Erfahrungen mit "Nilfett" von COLLONIL gemacht, verwende aber neuerdings den Leder-Balsam von BENSE & EICKE in 37574 Einbeck, der mir fast noch besser gefällt, weil er etwas fester ist.

Wenn ich eine Messerscheide als zu weich empfinde und das Leder etwas steifer haben möchte, nehme ich eine selbstgemachte Mischung (im Wasserbad geschmolzen) aus Carnauba-Wachs und Tung-Öl (beides von DICK in Metten). Das Tung-Öl, das man für eine stärkere Wirkung auch separat auftragen kann, härtet aus und macht das Leder etwas steifer.

Natürlich muss man alle Mittelchen (vor allem die selbstgebrauten!) vorher ausprobieren, bevor man sie großflächig anwendet. Wenn man allerdings naturnahe Materialien verwendet, ist das Risiko klein.

Viel Erfolg!

Gruß

sanjuro
 
Moin.

Ich bekomme häufiger Motorradaschen zum Aufarbeiten. Die sind dann teilweise so hart und brüchig, dass man sie nicht mehr aufbekommen würde, ohne den Deckel abzubrechen.
Und rissig sind sie natürlich auch:teuflisch

Ich verwende mittlerweile ausschließlich die Produkte von B&E ( http://www.bense-eicke.de/ ) und dann noch ein paar selbstgepanschte Sachen.

Als erstes empfehle ich ein sattes Einbürsten mit Lederfett.
Und das über mehrere Tage.
Ich habe immer ein paar solche Kummerkandidaten hier in der Werkstatt liegen und während morgens das Wasser für den Tee aufkocht fette ich sie alle einmal kräftig ein.
Das von sanjuro vorgeschlagene Lederbalsam nehme ich bei solchen Kandidaten erst später. Es zieht nicht ganz so tief ein.

Wenn dann das Leder wieder einigermaßen geschmeidig geworden ist (das kann schon einmal eine Woche dauern) dann kommt eine Behandlung mit dem Lederbalsam.
Rissige Stellen streiche ich mit einer selbstgemachten zähen Paste aus reinem Bienenwachs und Terpentinöl ein. Dann wird die Stelle mit einem Baumwoll-Lappen kräftig abgerieben. Und auch das mehrmals.

Wenn die Risse richtig tief sind, dann wird es etwas komplizierter. Da kann man versuchen mit einem dünnflüssigen Hautleim das noch vorhandene Leder zu stabilisieren.
Natürlich gibt es auch Fälle, wo das gute Stück einfach nicht mehr zu "Retten" ist.
Für die Vitrine bekommt man es dann aber immer noch hin.

Die B&E Produkte bekommt man übrigens in so gut wie jedem Raiffeisen-Markt für schmales Geld in handlichen 1kg-Eimern.
Das Lederbalsam ist übrigens auch eine verdammt gute Möbelpolitur:D
(ich nehme es auch für die Fahrradkette)

Gruß
chamenos
 
Hier einige Bilder vor der Bearbeitung.
Gruß Frank
 

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Hallo, worum geht es dir dennß Willst du das alte Ding im Originalzustand erhalten? Oder geht es dir darum dass du das wieder verwenden kannst? Im letzteren Fall würde ich üerlegen ob ich die Tasche nicht einfach unter Verwendung der alten Beschläge neu mache. Auf den Bildern sieht sie schon recht ramponiert aus.
 
Als Sammler möchte ich die Tasche konservieren. Versuche jetzt das angeratene Fett zu bekommen. Kennt Ihr einen Onlineshop?
Danke und Gruß
Frank
 
Last edited:
Ich nehme für meine Lederbehandlungen, egal ob Moppedhose oder
alte Scheiden, Holster, etc. immer zuerst Lederöl.
Dieses soll wesentlich besser einziehen als Lederfett, welches ich dann
am Schluß zum imprägnieren nehme.
Mit dieser Taktik fahre ich seit zehn Jahren einwandfrei.
Leider gibts Lederöl nur in wenigen Läden zu kaufen, ich hole es immer
beim örtlichen Pferdezubehör-Händler.
 
Hallo
Das ist es nun geworden. :super:
B&E war mir dann mit Mindestbestellwert doch zu teuer.
Gemacht hatt´s Axel Zimmermann info@ledermanufaktur-zimmermann.de
Ich bin einfach nur beeindruckt. :super: Und dann auch noch zu einem fairen Preis. (Das Buck dient nur dem Offenhalten.)
Gruß Frank
 

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