Schnitzmesser und Schnitzwerke - von Euch empfohlen, von Euch gemacht

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Bisher fehlt im Forum eine Möglichkeit zum Austausch über gute Schnitzmesser und die kleinen und großen Schnitzwerke, die damit entstanden sind (den Thread über die Löffelschnitzereien einmal ausgenommen). Hier können wir diese Lücke schließen, gute Schnitzmesser empfehlen und/oder selbstgemachte Schnitzwerke vorstellen.

Zum Anfang möchte ich gern ein Schnitzmesser der finnischen Marke Peltonen Knives vorstellen, dass M23 Ranger Cub. Schon an dieser Stelle kann ich verraten, dass mich das Teil wirklich begeistert, nur ein kleiner Punkt sollte aus meiner Sicht geändert werden, mehr dazu am Ende. Hier erstmal ein Foto mit allem, was dabei ist:
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Mit dem druckknopfgesicherten Riemen kann das Kydex horizontal am Gürtel oder auch vertikal an Molle-Gurten befestigt werden. Mit 115 Gramm (incl. Scheide) ist das M23 auch nicht zu schwer, um es mit der Paracordschnur um den Hals zu tragen.

Erster Pluspunkt ist Material und Form des 10-cm-Griffes. Er besteht aus gehärtetem TPE-Gummi, was sich angenehm warm anfühlt. Fährt man mit einem Magneten am Griff entlang, zeigt sich, dass die Flachangel bis zur Fangriemenöse durchgeht.
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Das Griffmaterial umschließt die Flachangel komplett und ist in Länge und Breite angenehm gewölbt. Durch die Formgebung schmiegt sich der Griff perfekt in die Hand ein. Außerdem sorgen Rillen an der Griffunterseite und am oberen Griffrücken vor der Klinge für zusätzlichen Halt. Übrigens gibt es den Griff neben schwarz auch in den Farben orange, grün und coyote.

Zweiter Pluspunkt ist die 6,5 cm lange Droppointklinge aus dem Kohlenstoffstahl 1.2235 (80CrV2) deren Schneide induktiv auf 62 HRC gehärtet wurde (am Messerrücken sind es
57 HRC). Die Klinge mit Skandi-Schliff ist unbeschichtet und hat eine Breite von 3,3 mm, welche sich erst auf den letzten 1,5 cm verschmälert, so dass die Spitze relativ unempfindlich ausfällt.

Der Klingenstahl ist widerstandsfähig, hat eine gute Schnitthaltigkeit und ist bei Bedarf leicht mit einfachen Mitteln zu schärfen. Die Klinge ist für das Arbeiten mit Holz ideal und macht das M23 insgesamt zu einem Schnitzwerkzeug par excellence. Hier ein Foto der Klinge:
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Man erkennt darauf das Logo von Peltonen Knives, eine Kombination aus einem Nadelbaumzweig und einer Messerklinge. Es macht auf die nordische Heimat des M23 Ranger Cub und die militärischen Verbindungen des Herstellers aufmerksam.

Die Kydex-Scheide (die es ebenfalls in verschiedenen Farben gibt) hält das Messer bombenfest, da rappelt absolut nichts. Durch den strammen Sitz des M23 im Kydex ist es unverzichtbar, beim Ziehen den Daumen gegen die Daumenauflage zu drücken und beim Einstecken beide Hände zu nutzen. Wie bei den beiden größeren Messern von Peltonen gibt es auch alternative Scheiden in Komposit oder Leder.

An der Kydex-Scheide ist aber auch der eingangs erwähnte „kleine Punkt“, der aus meiner Sicht geändert werden könnte. Auf dem Druckknopf für den Gürtelriemen steht „Pull the dot“ und darunter ist eine kleine Markierung eingeschlagen. Dies macht darauf aufmerksam, dass der Druckknopf genau dort angehoben bzw. gekippt werden muss, um den Riemen zu öffnen. Umgekehrt muss beim Schließen zunächst oben eingehakt und erst danach gedrückt werden.
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Sicherlich sorgt dieser Spezialdruckknopf für besonderen Halt. Aber wenn der Kydex am Gürtel befestigt ist und man möchte den Riemen - ohne hinzuschauen - öffnen, greift man (ich jedenfalls) intuitiv eher an die Ecke des Riemens, weil diese weiter übersteht.

Allerdings ist dies im doppelten Wortsinn nur ein „kleiner Punkt“, man kann sich dran gewöhnen. Insgesamt ist das M23 Ranger Cub von Peltronen Knives ein super Schnitzmesser, das auch bei zahlreichen Outdooraktivitäten gut eingesetzt werden kann und das auch nicht den Tragebeschränkungen nach § 42a WaffG unterliegt – also ein Schnitzmesser für überall.

Wie ich oben schon geschrieben habe, das Teil begeistert mich. Nun bin ich gespannt, welche Schnitzmesser Euch begeistern und/oder welche Schnitzwerke ihr damit gezaubert habt. Vielleicht sind aufgrund der bevorstehenden Feiertage auch einige Osterhasen darunter.
 

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Messer und Holz gehören für mich zusammen. Einiges habe ich bereits in meinem Thema „Messer an die Arbeit“ gezeigt. (Kann mich aber auch mit den dortigen Beiträgen Messer und Speisen sehr identifizieren.)

Über die Jahre habe ich sicher zig Messer dieser Übung unterworfen - alle eignen sich mehr oder weniger zum Schnitzen. Kommt also drauf an, WAS! Rundholz verzieren oder tiefe Kerbschnitte und Ausformungen, Skulpturen. Daher schicke ich das vorab: Outdoormesser/Allrounder mit ausgeprägter Schnitzeigenschaft oder pure Schnitzmesser, letztere sind eine ganz andere Kategorie
Dein Peltonen M23 ordne ich mal der ersten Kategorien zu. Puukko-Gene, kurze Klinge und ausgeprägte Spitze lassen sicher gute Schnitzeigenschaften erwarten!

Dein Hinweis „Osterhase“ ließ mich im Archiv suchen, ein „Schneehase“ für meinen Enkel. Zu seinen Füßen ein Nikkari von JT Pälikkö, Stahl 52100, convexer Schliff, 7 cm Klinge, ein Arbeitsmesser für Schreiner/Zimmerleute in Edelausführung. Harte Schnitte, ordentlich Späne, dabei wendig genug für feine Schnitte, weniger für konkave Arbeiten. Immer noch bei mir, eine tolle Arbeit des Finnischen Puukko-Meisters.
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Abu
 
Schnitzen mit Allroundmessern
Eine sehr gute Übung um sein Handling und das Messer richtig kennenzulernen, ist Edelweiß schnitzen. Mit einem Allrounder merkst du sehr schnell die Schnitzeigenschaft, z.B. wieviel Speck hinter der Wate ist. Holz einfach vom Spaziergang mitbringen.
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Abu

Video in kurz, lange Version gibt es auch.
 
Mit einem Allrounder merkst du sehr schnell die Schnitzeigenschaft, z.B. wieviel Speck hinter der Wate ist.
Hier setze ich mal in aller Kürze mit meiner laienhaften Erfahrung zum Thema an.

Ich schnitze am liebsten an der frischen Luft. Und auch wenn ich ein paar (Einsteiger-)Schnitzmesser in der Sammlung habe, nehme ich draußen doch eher einen schneidfreudigen Allrounder mit.

Zum Schnitzen hat sich für mich eine dünn ausgeschliffene, leicht konvexe oder rhombische Klingengeometrie mit geringer Materialstärke über der Schneidkante bewährt. Im besten Fall ohne Sekundärfase, so geht die Schneide fast widerstandslos ins Grünholz.

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Fündig werde ich da regelmäßig z.B. bei Bark River.

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Und natürlich bei den finnischen Puukkos.
 
Hatte früher Ringe aus Stuhlbeinen geschnitzt ,leider nix mehr zum zeigen vorhanden. Nützlich war mir seinerzeit so ein Kondensmilch Lochstecher ,den habe ich an der Spitze flach und scharf gemacht und das war genau das richtige für diese Aufgabe.
 
Mit diesem hier schnitze ich sehr gerne:


Es ist aus einer Lauri PT-Klinge aus Kauhava selbstgemacht.

Ich frage mich, ob bei dem Peltonen Ranger Cub M23 (siehe Post #1) wohl dieselbe Klinge zum Einsatz kommt? Viele finnische Messerfirmen verwenden ja Klingen von Laurin Metalli…
 
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Das Bild hatte ich zwar erst kürzlich gezeigt, passt mit Blick auf „was ich wirklich brauche“ hier gut hinein.
Als meine Empfehlung braucht es für ziemlich ALLE Schnitzereien als Grundausstattung:
A. Puukko als Hauptmesser, finnische Productions oder Handgemacht eher Geschmacksache, Größe: klein = wendiger, groß = vielseitiger z.B. Outtdoor
B. Kleines Beimesser Wharncliffe oder Schafsfuß als Detailmesser oder für präzise Kerbschnitte
C. Fingerschutz!

Otter hat z.B. auch so ein Schnitzmesserchen
Die BeaverCraft kann ich ebenfalls sehr empfehlen, dickerer Griff für intensivere Nutzung.

Abu
 
Ich schnitze ja vornehmlich Löffel und habe mir mit der Zeit einige Schnitzmesser zugelegt.
Von rechts nach links, 3x Mora Carbon und 102/106 laminiert
dann ein Nick Westerman, britischer Hersteller von Schnitzwerkzeug, ich habe ca zwei Jahre gewartet
Momentan hat er seine Webseite scheinbar deaktiviert um die Bestellliste abzuarbeiten
zuletzt ein Adam Ashworth Laser slöjd blade 100mm (https://www.ashandiron.co.uk/product/laser-slojd-blade-100mm).

Bis auf das "Plastik"-Mora habe ich lediglich die Klingen bestellt und selbst mit Griffen (und Scheiden) versehen.
Letztlich sind die Moras vom Preis-Leistungsverhältnis ungeschlagen, die Unterschiede zwischen den Moras und den beiden anderen sind - entsprechende Schärfe vorausgesetzt - marginal, auch und insbesondere hinsichtlich der Standzeit der Klingen konnte ich persönlich keine große Verbesserung wahrnehmen
 

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Spaßig, entspannend und schnitzen zum Null-Tarif. Kleine Astgabeln finden sich überall, Federmesser am SAK oder ähnlich sollte jeder haben, Filzstifte evtl. auch. Und wenn Kinder in der Familie sind, teilt man sich ggf Arbeit und Freude.

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Bei den Messern geht es auch kostspieliger, mit kleiner Schafsfussklinge evtl auch detaillierter. Das Case Seahorse Whittler ist ein universelleres Schnitzmesser für die Hosentasche. Stabiler, als man meint: Die große Wharncliff ist 3,7 mm stark und wird von den beiden Federn der kleinen Klingen gehalten! Letztere sind nur 0,9 mm dick, also auch längs etwas flexibel biegbar für enge Winkel. Kleiner Nachteil: 0,5 mm hinter der Wate, das ewige Wechselspiel zwischen dünnem Schliff und Kantenstabilität. Die beim Schnitzen immer ein Thema ist, da mit der Klinge regelmäßig quer zur Schneide gedrückt wird. Ich bin dabei, die Wate der kleinen Klingen etwas zu verdünnen, alles mal probieren!

Meine neueren Böker Sportmesser haben übrigens um 0,4 mm, das alte Herder auf dem Bild sagenhafte 0,15-0,2 mm. Da kann man noch Federn mit schneiden, aber im Holz biegen….besser nicht!

Also auf und einen Hühnerhof anlegen. Der Osterhase wartet auf Eier!

Abu
 
Löffelschnitzerei ist ja ein eigenes Thema. In Punkto Werkzeug ist es jedoch deckungsgleich mit anderen Schnitzarbeiten mit "Tiefgang". Ohne Löffelschnitzmesser und/oder gekröpften Bildhauerhohleisen geht hier nichts.

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Abu
 
Figuren und Skulpturen, dann bin ich schnitzend durch. Hier ein paar Beispiele, die Weihnachtskrippe ist grad unpassend.

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Ein Doug Linker hat mich einst angefixt. Geht ins Gelände, nimmt ein Stück Holz, erzählt, trinkt Kaffee, lässt die Späne fliegen und kommt mit einer kleinen Figur zurück. Alles easy! Das mit dem Kaffee hat bei mir auch auf Anhieb geklappt, der Rest dauerte etwas länger, brauchte Übung. Augen, Mimik etc. - man sieht den Menschen plötzlich intensiver!
Das Gute: geht alles mit Schnitzmessern, andere Werkzeuge sind dennoch hilfreich.

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Ein Überblick, was sich an Messern über Jahre bei mir angesammelt hat. Alle nützlich, alle ein bisschen anders zu beurteilen. Beginnend auf „7 Uhr“.
Kirschbaum Schnitzer/Anreißmesserchen = Eines dieser Art sollte man haben für Details und tiefe Kerbschnitte.
Englisches Schafsfuß (Mitbringsel, Name gerade entfallen) = kräftige Klinge.
Zweimal Ben Orford = Detail- und Löffelmesser (gute Qualität, aber kostspielig)
Dreimal Svante Djärv = geschmiedet, super Qualität, kostspielig, schlecht zu bekommen, was zum vererben!
Zweimal Beaver Craft (Knives&Tools???) = Preis-Leistung 👍 top
Jj Tritz = für Arbeit und ❤️ Herz, sooo schön!

Abu
 
Den Kanal von Linker kenne ich auch. Allerdings habe ich da nur kurz vorbeigeschaut. Was der Herr an Figuren, Holz, Werkzeugen und Büchern hat...beeindruckend. Das ist echte Leidenschaft gepaart mit viel Können.
@Abu: Schnitzt Du die Figuren so (also quasi Michelangelo-Style: Nur das überflüssige Material entfernen, die Figur ist ja schon da)? Oder zeichnest Du Konturen an bzw. ein Schnitzmuster auf? Ich habe mich auch einmal kurz an Figuren versucht und es mit aufklebbaren Schnitzmustern probiert (ja, die Profis werden jetzt verächtlich die Nase rümpfen). Mit geringem Erfolg. Da habe ich den richtigen Dreh noch nicht raus. Löffel gehen grundsätzlich besser. Was aber auch nichts heißt, wenn ich mir Deine Werke(und die anderer Forumniten) so anschaue.
Ebenfalls frohe Ostern.
 
Hallo @Greycap,
meine Figur habe ich grob im Kopf, also eher was sie unbedingt aussagen soll. Dann ringsum Striche für die Ebenen Kopf, Schulter, Gesäß, Füße und seitlich ebenfalls ganz grob die vorstehenden Bereiche, damit ich die nicht versehentlich abschneide.
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Beispiel: ALF - ohne Nase kein Alf. Die Unschuldshände vorm Bauch wollte ich ebenfalls. Der Rest entsteht während der Schnitzerei. Die Figur würde und wird nie so, wie ich sie mir vorgezeichnet hätte oder gedacht habe. Bei karikaturhaften Typen spielt das auch keine Rolle. Hab es auch schon mal mit detaillierterer Zeichnung versucht, kann ich nicht, außerdem verwischt oder verschwindet die Zeichnung sowieso. Zeit lassen, überprüfen und ggf die Figur am vorhandenen Holz anpassen.
Gut Holz, klappt schon.

Abu
 
@Abu Das ist wirklich toll!
Das Holz sieht nicht sehr grün aus.
Bei meinen Löffeln ist es auch meist so, dass ich mal mehr, mal weniger drauflosschnitze. Nicht sehr materialsparend, Gott sei Dank muss ich nicht davon leben!
Aber mit Figuren habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht wirklich befasst....
Frohe Ostern Euch allen!
 
Ich hatte vor Jahren mal den Ehrgeiz. aus jedem Korken einer , von mir geleerte Weinflasche
etwas zu schnitzen.
Inzwischen habe ich das jedoch aufgegeben.( teils aus altersbedingter. fortschreitender alkoholischer
Askese, teils weil immer mehr Schraubverschlüsse um sich greifen.).
Jetzt habe ich einige Machwerke wiedergefunden.Hier eine kleine Auswahl.

Frohe Ostern
croco
 

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