Der Bau meines Blasebalgs

Super, vielen Dank Geonohl. Ich hab gerade gesehen, dass wir mal wieder gleichzeitig geschrieben haben....
Deine detailreichen Erklärungen sind wirklich super!
Gruß
Hannes

Von Innen:
Holz des Kopfes /der Blätter.
Darin eingelassen waren die Bänder (die Lappen vielleicht 4cm lang, in der Mitte mit 8? oder 10mm großer Bohrung um die Schloßschraube durch zu Stecken. In den Ecken, je Lappen, 4 Holzschrauben (auf den Blättern nur Holzschrauben).Da währ dein Scharnierleder.
Die Bänder waren natürlich in den Außenecken der Blätter, sonst währ ja keine Möglichkeit durchgehende Schrauben durch den Kopf zu stecken.

Darüber Fell, das über die Seiten herrunter reicht, als Festschmierung und Dichtung.

Darüber das Außenleder welches auch dichtet.
Das Lederstück auf dem Kopf reicht über die Oberseite und die Seiten, Überlappt das Leder der Kammern.

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen... es geht leider wie immer alles viel langsamer voran als man es sich wünscht. Mein Akkuschrauber hat am Sonntag den Geist aufgegeben, aber gestern hab ich mir endlich ein ordentliches Gerät zugelegt und gleich mal weitergebastelt.
Der Kopf des Balgs ist jetzt fertig. Wie Geonohl empfohlen hatte, hab ich nun doch noch eine kleine Holzplatte auf das Austrittsverntil geklebt, und vor der eigentlichen Austrittsöffnung ist ein Alu-Lochblech, damit durch nen blöden Zufall (die gibt es zu Hauf!) nichts hineinfällt oder gesaugt wird...
Die obere Abdeckung des Kopfes habe ich nur geschraubt und nicht geleimt, damit man sie für Reparaturen wieder wegbekommt. Zum Abdichten habe ich ein weiches Leder auf die Unterseite der Holzplatte geklebt.

Du hättest nur den Querschnitt der Öffnung (des Rückschlagventiels) größer machen können/sollen. Da währ doch noch genug Auflage zum Dichten gewesen.

Beide Durchlässen (Ventil und Austrittsöffnung) sind Kreisbohrungen mit 30mm Durchmesser... Ich hab sie mit Absicht relativ klein dimensioniert, da ich lieber einen kleineren Luftstrom mit viel Druck habe, als einen großen mit wenig Druck. Dadurch muss dann wahrscheinlich auch die Pumpfrequenz nicht so hoch sein. Zur Not kann man das auch hinterher von innen noch vergrößern.
Nachdem ich nun gestern Abend noch alle Holzteile fertig gemacht habe, kann ich am Wochenende mit den Lederarbeiten anfangen. Dazu möchte ich auch noch Rahmen einziehen und hoffe, dass mir da noch jemand Tipps hat.
Bei Agricola sind diese Rahmen ja schön zu sehen, z.B. hier das dritte Teil von oben (Wikipedia Commons):

Zum einen ist mir nicht ganz klar wie die Rahmen befestigt werden. "Hängen" die nur im Leder, oder sind die über ein Scharnier mit dem Kopf verbunden? Sind die Rahmen angenagelt, oder geklebt, oder beides, oder ganz anders? Nimmt man dafür bestenfalls wieder Eiche, oder wäre "weichholz" besser, wie auf roemer-online.de zu lesen?
Für Hinweise jeglicher Art wäre ich sehr dankbar.
Grüße
Hannes

Ja die sind nur am Leder fest.
Mach das wie der Mann auf der Abbildung. Oder mit Schrauben und großen Unterlegscheiben.
Weiches, leichtes, Holz reicht. Bei dem Alten war das Fichte (glaub ich).

Mit den Kleinen Löchern verschwendust du Energie, besser währ eine gewünscht kleine, spitzzulaufende Düse.

Was mir gerade unten links im Bild aufgefallen ist,er hatte Schrauben mit Linksgewinde.

Hallo Hephaestos und alle anderen,
Geonohl hat recht die hängen nur im Leder.
Ich habe das Leder an den Holzrahmen mittels E-Tacker so alle 20mm.
abstand Festgetackert! Damit man die Tacker nicht sieht habe ich auf den
Rahmen (der 20mm. dick war) eine 20/4mm. Pappelleiste (kann auch Fichte oder so was sein) mittels Fußleistennägel (die mit dem kleinen Kopf)
von außen aufgenagelt!
Die "Zierleisten" habe ich vorher noch mit einem Brenner (Proan oder anderes) geschwärzt bzw. angekokelt, das sieht richtig gut aus.

Soviel von mir dazu.

Gruß Pit03 (Peter Broich).

P.S. Heute hat ein Bekannter eine alte Schmiede mit neuer Elektrick ausgestattet. Dort ist seit 20 Jahren schon eine Hobbyautowerkstadt.
Doch unter den Dach befindet sich noch ein alter Doppelblasebalg!!
Da das Dach im September erneuert werden soll werde ich versuchen das seltene Teil zu retten bzw. irgendwie unbeschadet da raus zu bekommen.

Hallo,
am Samstag gings weiter, und man erkennt langsam was es werden soll. Ich hab am aufgeklappten Balg aus Papier eine Schablone für das Leder gemacht, das Leder ausgeschnitten (3,5mm Blankleder!) und dabei gleichmal festgestellt dass ich für die untere Kammer noch ne halbe Kuh brauche... so ein Mist. Kein billiges Vergnügen. Vielleicht schlachte ich doch noch ein Sofa.
Danke für die Hilfe mit den Rahmen. Werd mir gleich im Baumarkt ein paar Fichten-Leisten holen und loslegen.
Grüße
Hannes

...und die Rahmen sind fertig.

Schön schön, bei mir zieht sich so ein Bauvorhaben immer länger hin.

Die Rahmen halten hoffentlich; bei dem Alten waren die, bei schlechter Holzqualität mit Ästen und Baumkante, Sägerau, etwa 11/2cm dick und 5cm breit. Die "Ecken" waren/sind abgerundet und zur Verbindung überblattet. Der Verbindungssteg saß weiter hinten aber das dürfte ziemlich egal sein, bei deinen dünneren Leisten so sicher auch besser.
Auf der Abbildung könnten die sogar Dampfgebogen sein. Weis grade micht mehr, was genau im Text dazu stand.
Vergiss nicht den Lederstreifen oder eine dünne Holzlatte, wie der Mann auf der Abbildung, mit anzuschlagen.

Glück Auf!

Ja... die Rahmen sind aus 20x20mm Kiefer, Pit meinte ja dass er auch 20er genommen hatte, aber 15x50 klingt natürlich schon etwas stabiler... Ich bete insofern auch, dass die Dinger halten. Gerade das dicke Leder wird schon ordentlich an ihnen ziehen. Einen Lederstreifen werde ich nur auf die Verbindung mit den Hauptplatten legen, nicht auf die Rahmen. Ich hab das gestern schonmal getestet, und zusätzlich zu den Nägeln mit großem Kopf noch Weißleim zwischen Leder und Rahmen-Holz geschmiert. Das hält sehr gut, und dass das Leder ausreißt glaube ich nicht. Die Nägel sind wirklich recht großköpfig und das Leder sehr stabil.
Ich hoffe, das Teil wird am Wochenende endlich fertig.
Gruß
Hannes

Den Leim würde ich weglassen. Das könnte das Leder so hart machen, dass, gerade an den hochbelasteten Kanten, Knicke und dann Risse entstehen. Zum nochmalauseinandernehmen auch schlecht.

OOOOOOOOOOOOOOOOOHHHja das wird eine tolle Arbeit.

Gruss Bohr Rom.

Hallo,
seit letztem Donnerstag ist das Monstrum fertig und war am Wochenende direkt bei einer kleinen Rennfeueraktion im Einsatz (Bericht kommt noch). Der Balg funktionierte wirklich hervorragend! Das Leder war anfangs zwar störrisch, aber das gab sich schnell. Die Dicke des Leders machte die Verarbeitung wirklich anstrengend, aber nun ist es umso stabiler. Die Rahmen halten auch.
Zum zusammenschnüren für den Transport hat sich mein Kollege sogar auf den Balg draufgestellt, ohne dass irgendwas geknackt hat.
Wir haben oben eineinhalb Platten Waschbeton draufgelegt, das brachte dann ne Leistung von etwa 600l/min. Mit einem höheren Gewicht könnte man sicher sogar 800l/min rausholen.
Der Kopf ist jetzt außen noch mit einem Polsterleder und Dachsfell umwickelt, das sieht zwar nicht sooo hübsch aus, ist aber dicht und hält.
Unten noch zwei Bilder in action.
Vielen Dank nochmals für die vielen Tipps,
Gruß
Hannes

!WOW!
Wunderschön

Geh´st du damit auf Mittelaltermärkte?

Tolles "Monstrum" Hannes, freu mich schon auf den Rennofenbericht
Liebe Grüsse
Gerlianne

Vielen Dank für die Lorbeeren!
Ich hab das Teil nur für den "Eigenbedarf", so kann ich eben ohne den Lärm eines Gebläses und Stromaggregats auf jeder beliebigen Wiese eine Esse, einen Rennofen oder einen Bronzeschmelzofen aufstellen. Außerdem macht das pumpen echt Spaß, meine Kumpels hatten da echt Freude dran...
Abgesehen davon ist das Funktionsprinzip dieses Balgs meines Wissens eher frühneuzeitlich als mittelalterlich.
Nochmals danke für die netten Worte,
und
@mo chuisle: ich hoffe ich kann das Monstrum nächstes Jahr mit nach Neuhäusgen bringen, falls dort wieder ein Rennfeuertreffen geplant ist! Das würd mich wirklich freuen.

Gruß
Hannes

Der Balg geht mir nicht aus dem Kopf.
Wärest du einverstanden etwas über Geld zu reden?
Leder? Holz?

Wenn nicht werde ich es auch in Ordnung finden.

Gruss Rom

Hallo Rom,
dein Interesse ehrt mich, und natürlich kann ich dir die Kosten grob auflisten. Ich bin auch in dieses Projekt gestartet ohne zu wissen was mich da finanziell erwartet.
Am teuersten ist definitiv das Leder! Ich dachte anfangs dass ich mit einer halben Haut auskomme, das war aber nicht der Fall. Ich habe zwei halbe Häute Blankleder gekauft, mit (laut Hersteller) 3,2mm Lederdicke. Effektiv waren das zum Teil über 5mm am Hals! Ich habe das bei der Firma "Worring-Leder" bestellt, die findet man im Internet. Kosten pro halbe Haut waren 95€, es war ein Sonderposten mit leichten Fehlern (Flecken). Man muss dabei ein bisschen Glück haben dass die Form passt. Aus den dicken Halsbereichen habe ich dann die Scharniere gemacht. Man könnte bei der Lederdicke durchaus eine Nummer dünner kaufen, 2mm täten es wohl auch und wären einfacher zu verarbeiten. Auch wäre Fahlleder im Nachhinein einem Blankleder vorzuziehen, weil es von sich aus schon weicher ist. Und je weicher das Leder, desto weniger Totraum entsteht im Balg. ...ist aber eben auch teurer...
Dazu 3 Liter Lederöl mit Tran, je 7,80€.
Das Holz war sehr günstig, habe ich direkt im Sägewerk geholt, und die Bretter selbst gehobelt. Hat mich 60€ gekostet, inklusive Trinkgeld für den Mann an der Säge, der mir die Bretter gleich besäumt und abgelängt hat.
Das Holz für die Rahmen hab ich im Baumarkt gekauft, und entsprechend teuer war das. Ich finde die Rechnung nicht mehr, aber das waren bestimmt nochmal 30€.
Ein letzter großer Posten waren die Nägel. Ich wollte unbedingt geschmiedete Nägel, bzw. solche die so aussehen. Habe ich zunächt bei Vehi Mercatus bestellt, und dann bei Antiknagel nachdem Erstere ausverkauft waren. Insgesamt habe ich 700 Stück bestellt gehabt, und die haben geradeso gereicht. Hat 34€ gekostet + Versand.
Dazu kommt der Kleinkram und Werkzeug, was man aber normalerweise zu Hause hat. Klebstoff, Lochblech, Metallrohr usw.
Insgesamt also
190€ Leder
90€ Holz
34€ Nägel
insgesamt 314€, plus die ganzen Versandkosten und Fahrtkosten, die ich jetzt mal nicht eingerechnet habe.

Ich hoffe das demotiviert dich nicht, die Freude über den Balg macht das nämlich wieder wett. Die Größe des Balgs ist so, dass ich das Ding gerade noch ins Auto, quer auf die Rückbank kriege. Jeder Zentimeter den das Teil größer wird, wird exponentiell teuerer, weil gleich die Lederfläche deutlich größer wird. Wenn man aber günstig an Leder drankommt (ich würde da im Nachhinein mal direkt in eine Gerberei fahren) würde ich den Balg noch größer machen, dann kann man noch gemütlicher pumpen.

Grüße
Hannes