alte Solinger Rasiermesser

Rasiermesser und deren Anschliffe

....die Seite kannte ich noch nicht.
Ein ausgeprägterer Hohlschliff macht die Schneide flexibler und die Rasur
gründlicher. ........Ich werde mir mal einen alten Friseur raussuchen, einen griechischen oder türkischen Barbier zu finden, wird wohl schwer hier auf dem Land...
Aber Du könntest auch Wiili Peter unter 06196 - 41568 anrufen, der Dir dann ALLES über Rasiermesser erzählen wird. Sein Problem ist nicht, dass er nicht genug weiß - das Problem ist, dass Du nicht genug Zeit hast....

Gruß

sanjuro
 
AW: Rasiermesser und deren Anschliffe

Danke, noch besser.

Wer ist denn dieser Willi, kann ich da eiunfach anrufen?

Ich werde mir dann einen Tag Urlaub nehmen und in kontaktieren...:super:
 
Suche Infos über Rasiermesser Louper extra 232

Hallo

Ich wollte mal fragen ob jemand was über dieses schöne Messer weiß?
IMG_6405o.JPG


Ich habe es vor ein paar Jahren von meinem Opa geerbt - verkaufen will ich es daher nicht es ist eine Erinnerung - allerdings würde ich gerne bzw. gerade deshalb mehr über das Messer wissen.

Ich habe leider nicht viel gefunden - was recht ungewöhnlich ist da man heute sehr viel findet aber mehr als das es wohl mit Louis Perlmann Solingen zu tun hat und dieser um die 1920 rum wohl Messer hergestellt haben weiß ich nicht.

Hat jemand von euch mehr Infos darüber!?

Wäre echt sehr Dankbar da mehr davon zu wissen.

Vielen Dank für alle Antworten!

LoB
 
Last edited:
Rasiermesser Louper

@ Moderatoren:
dieser thread ist wohl bei den VINTAGE KNIVES besser aufgehoben!

Louis Perlmann hat 1858 in Leipzig unter seinen Namen einen Stahlwarenvertrieb gegründet, ab den 1920er Jahren betrieb die Firma eine eigene Produktionsstätte in Solingen, ab den 1930er Jahren eine Vertriebsniederlassung in Berlin.

Nach Kriegsende bestand nur noch die Solinger Firma, die in den 1980er Jahren ihre Produktion eingestellt hat.

Die "Stahlwarenfabrik Louis Perlmann" hat während ihres Bestehens unter verschiedenen Wort- und Bildmarken unterschiedlichste Schneidwaren gefertigt und vertrieben, vorrangig unter LOUPER und FLAMME.

Hier eine Werbeanzeige aus 1972:

PerlmannLouisFLAMMEMS27020.jpg


... und ein Ausschnitt des Vertriebssortiments aus den 1930er Jahren:


louper-rasiermesser.jpg


Grüße
cut
 
AW: Suche Infos über Rasiermesser Louper extra 232

Hi Cut

Vielen Dank für die tolle Antwort!

Hast du diesen Artikel vielleicht noch ein bisschen Größer - gerne auch per Email wenns hier so groß nicht sein darf...

Oder kannst du mal die Nummern raus schreiben die dort stehen?

Wie ist das wurden solche Nummern immer Chronologisch vergeben oder springen solche Seriennummer auch mal?

Ist ja echt super Interessant das alles - wo findet man am ehesten solche alten Sortimentaufstellungen oder muß man die einfach mit viel Glück auf Flohmärkten usw. finden?
 
Wie ich im Flohmarktthread schon schrieb, habe ich mir einige alte Rasiermesser zugelegt. Im Netz waren leider nicht allzu viele Informationen verfügbar. Ich weis nur von Ralle, dass gern ältere oder sogar ganz alte Rasiermesser anstatt moderne Modelle verwendet werden. Mit dem Thema "Freischnitt-Nassrasur" habe ich mich noch nicht näher befasst, werde das aber aber nach gutem Zureden von Ralle jetzt langsam angehen, diese Messer sollen der Einstieg dazu werden.

Cut hat nun ein Bild des Fabrikgebäudes der Firma Bismarck in den anderen thread eingestellt, wozu ich im Netz allerdings nur einen Hinweis auf eine Firma Barth/Solingen als Vertreiber/Hersteller von "Bismarck"-Produkten finden konnte.

Bismarck - die Klinge hat eine tiefe Kerbe und an deren Spitze beginnt ein Längsriß von ca. 1cm in Richtung Gelenk. Damit ist diese Klinge leider irreparabel zerstört. Man kann dadurch allerdings fast in die Klinge "hineinsehen", von daher also auch eine Chance, so einen Rasiermesserhohlschliff/Anschliff mal "von innen", bzw. im Querschnitt zu sehen.

Das Finish sprach ich bereits an, das war übrigens auch der Grund für das Gespräch mit Ralle in SG. Ist immer wieder faszinierend, wie die alten Solinger (auch andere) solche Finishs auf einfachen rostenden Stählen dauerhaft hinbekommen haben. Man kann auch die "Maserung" auf der Griffschale erahnen.
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Kobar - zu "Kobar" mit den zwei Männern als Logo konnte ich gar nichts finden.
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Herder - zu Herder Rasiermessern konnte ich ebenfalls keine Informationen finden. Waren möglicherweise nicht sehr lang im Sortiment von Herder (nur spekuliert).
Ich habe nur eine Vermutung, warum auf dem unteren Messer mit der #56 ein anderer Stempel, als auf der #147 ist:
Weil es sich um einen ganz anderen, speziellen Typ Rasiermesser mit anderem Schliffansatz handelt, da hätte der andere Stempel nicht draufgepasst. Der "runde" oder "weiche" Schliffansatz ist offenbar nicht durch Nacharbeit oder Instandhaltung entstanden. Das obere Messer hat im Bereich um das Gelenk sogar Fingerriffelung oben und unten, ist im Bild gerade eben zu erahnen.
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Leider ist bei den Herder-Messern eine Klinge ziemlich abgenutzt, während beim anderen die Griffschale am Gelenk abgeplatzt ist. Ansonsten halte ich drei der vier mit etwas Aufarbeitung für durchaus brauchbar, ohne sie komplett zu "verschlimmbessern".

Gruß Andreas
 

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  • Kobar2.jpg
    Kobar2.jpg
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"Bismarck" war ursprünglich ein Markenzeichen der Solinger Firma August Müller. 1957 wurde die Marke von Dovo (den heute größten deutschen Hersteller klassischer Rasiermesser) übernommen.

"Kobar" war das Markenzeichen der Rasiermesserfabrik Friedrich Emde.

Von den verschiedenen Möglichkeiten, den Bart zu entfernen, macht m.E. die "Freischnitt-Nassrasur" am meisten Spaß. Nach meiner Erfahrung muss man drei "Weisheiten" berücksichtigen für eine gute Messerrasur: Ein wirklich scharfes Messer; ausreichend aufgeweichtes Barthaar (darf man nicht unterschätzen) und eine gute Technik (Übung, Übung, Übung...).

Für einen vertieften Einblick in die faszinierende Welt der Messerrasur empfehle ich gut-rasiert.de oder das Nassrasur Forum.

Der "runde" Ansatz ist original, es gibt verschiedene Schliffansätze, das ist einer davon
 
Sehr schöne Messer hast Du da (bis auf das arme Bismarck:steirer:). Allesamt Topmarken. Vor allem die Herder sind heiß begehrt in der Rasiermesserwelt. Gehören zu den am dünnsten ausgeschliffenen Messer die es gibt. Leider nichts für meinen Drahtbart! Viel Spaß beim aufarbeiten und bei den folgenden Rasuren.
 
Ja, bei den Herder-Messern habe ich mich auch gewundert. Nicht dass es sie gibt, sondern dass man kaum Informationen über diese Messersparte bei Herder finden kann. Man denkt bei Herder automatisch an "Windmühle", bzw. ausschließlich Küchenmesser.

Das mit dem zerstörten Bismarck ist wirklich schade, bei solchen Finishs kann ich einfach nicht widerstehen, egal, ob sie angerostet sind oder nicht :cool:

Gruß Andreas
 
... Man denkt bei Herder automatisch an "Windmühle", ...
Jetzt geht es ein wenig durcheinander:
Die Windmühle gehört zur Robert Herder GmbH & CO.KG.
Deine Messer sind von Friedrich Herder Abraham Sohn. Deren Marke war, wie auch auf Deinen Klingen zu sehen, das Pik As.
 
Jetzt geht es ein wenig durcheinander:
Die Windmühle gehört zur Robert Herder GmbH & CO.KG.
Nicht wirklich... :cool:
Das schließe ich aus meiner google Suche nach "Herder Rasiermesser"... :argw:
Bei mir kamen ausschließlich links zu Windmühle-, Küchenmessern oder anderen Rasiermesser-Herstellern, bzw. Rasur-Produkten.

Das scheint wieder so eine beinahe "typische" Solinger Firmengeschichte zu sein, bei der ein Familienname wegen (zu) vieler Verzweigungen nicht zu einer bestimmten Produktreihe zugeordnet werden kann. Im Nassrasurforum habe ich vorher auch schon nachgesucht, wurde aber ebendsowenig fündig.

Gruß Andreas
 
Solinger Rasiermesser

Friedrich Herder Abr. Sohn hatte noch in den 1970er Jahren
22 Rasiermessermodelle im Programm mit
schwarzen „Gummi“Schalen
weißen Schalen (imitiertes Elfenbein)
imitiertem Schildpatt

Andere Rasiermethoden hatten bereits in den Jahren davor zu einem enormen Wandel geführt:
1934 führte derselbe Hersteller noch über 80 Modellvarianten mit bis zu 12 unterschiedlichen Griffoptionen in seinem Sortiment.

Grüße
cut
 
Dass so wenig zur Rasiermessersparte einzelner Solinger Firmen zu finden ist, liegt daran, dass es so viele Rasiermesserhersteller gab. In der Blütezeit der Rasiermesserherstellung ging deren Zahl in die zig-hunderte.

Da gab es einige Firmen, die sich auf Rasiermesser spezialisiert hatten. Bei vielen Firmen bildeten sie aber nur eine Sparte von vielen. Firmen wie J.A. Henckels, Robert Klaas oder C. Lütters (Löwenmesser), die man heute nicht mit Rasiermessern in Verbindung bringen würde, hatten einmal Rasiermesser in ihrem Programm. Andererseits hatten einige Rasiermesser-Hersteller nur eine bescheidene Größe, mit der Folge, dass kaum Informationen über sie dokumentiert wurden bzw. sich erhalten haben.

Schöne Rasiermesser zu sehen von Friedr. Abr. Herder und Richard Abr. Herder gibt es hier: http://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,5242.0.html

Einen kurzen Abriss der Firmengeschichte von Friedr. Abr. Herder hier (ganz unten): http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=147&id=098&tektId=364
 
sooo, heute war ich auch aufm flohmarkt und da haben mich doch glatt zwei rasiermesser angesprungen.

etwas skeptisch war ich wegen der einen marke " WAMS "
und weil auf dem anderen stand " ground in Germany " ansonsten war es mit Kronprinz markiert.

kurzes googlen brachte folgendes:

http://www.archivingindustry.com/cutlers&toolmakers/razormakers.htm

fuer nen schnellen ueberblick und erste anhaltspunkte ganz gut, denke ich

ach, die messer sind etwas angelaufen und haben ein wenig rostbefall, sind aber ansonsten noch top in ordnung.

gleich mal abziehen...
 
Das folgende gute Stück von Linkat ist momentan bei mir im Einsatz. Allerdings hat es inzwischen einen schönen Holzgriff, und die Korrosionspuren sind kaum noch sichtbar.

Die Solinger Firma Linkat hat Rasiermesser, Taschenmesser und Scheren produziert. Markenzeichen: Rehbock und Ricke.



 
Aus einem Katalog von F. Herder ein Rasiermesser ähnlicher Form (aber andere Modellnummer und etwas breiter) wie das von luftauge gezeigte mit "weichem" Schliffansatz. Die Messer wurden. wie man sehen kann, mit dem Profil abgebildet.

 
BISMARCK Solinger Rasiermesser

.... Firma Bismarck .... ich im Netz allerdings nur einen Hinweis auf eine Firma Barth/Solingen als Vertreiber/Hersteller von "Bismarck"-Produkten finden konnte. ...
Andreas

August Müller firmierte in Solingen als Hersteller an unverändertem Standort in Merscheid mindestens bis Anfang der 1970er Jahre, die Werbung zeigt wie bei vielen anderen Solinger Herstellern unterwschiedlichste Produkte von Schneidwaren:

MarkeBISMARCK.jpg




Grüße
cut
 
Eine kurze Geschichte der Solinger Rasiermesser:

Die Herstellung von Rasiermessern in Solingen wurde um die Wende vom 18. in das 19. Jahrhundert von Daniel Peres eingeführt. Er war der Gründer einer Firma, die bis in die 1990er Jahre existierte.



Daniel Peres gehörte keiner der alteingesessenen Solinger Zünfte an, so dass es ihm untersagt war, die traditionellen Solinger Produkte der damaligen Zeit wie Säbel, Degen oder Tafelmesser zu produzieren. Daher verlegte er sich neben Scheren auf die in Solinge bis dahin nicht hergestellten "Schermesser" (Rasiermesser).

Diese sahen damals etwas anders als heute aus, in der Regel mit einer geschwungenen Schneide, am Erl schmal und sich zur Spitze verbreiternd; die Hefte waren gerade:



Es waren in der Regel "derbe" Messer, also mit nur ganz geringer Hohlung. Als Stahl verwendete Peres den äußerst feinschneidigen Huntsman'schen Tiegelgussstahl.

Es war Ironie des Schicksals, dass im Jahr 1809 die Solinger Zünfte und ihre Privilegien durch Napoleon, zu dessen Herrschaftsbereich Solingen zum damaligen Zeitpunkt gehörte, per Dekret abgeschafft wurden.

Daniel Peres war ein innovativer Mann. Er entwickelte ein Sheffielder Methoden ebenbürtiges Polierverfahren, die sog. schwarze Politur und war generell bestrebt, die Qualität der Sheffielder Produkte - des damaligen Schneidwaren-Mekkas - zu erreichen oder zu übertreffen. Er entwickelte auch einen Schleifkotten mit im Gebäude integrierten Wasserrad, um im Winter der Vereisung und damit dem Stillstand der Arbeit vorzubeugen. Neben Rasiermessern führte er in Solingen auch die Herstellung von feinen Feder-Taschenmessern zum Anspitzen der Federkiele ein.

Daniel Peres hatte den Anfang gemacht, doch es dauerte noch geraume Zeit bis zur Blüte der Solinger Rasiermesserproduktion. Bis Ende der 1870er Jahre wurde der Weltmarkt von derbgeschliffenen englischen Rasiermessern beherrscht.

Der Aufstieg Solingens zum Rasiermesser-Eldorado ist mit dem Namen Carl Friedrich Ern verbunden. Er war ein Rasiermesserschleifer, der u.a. Klingen für J. A. Henckels schliff. Schließlich übernahm er auch das Schmieden und Härten und gründete 1873 seine eigene Rasiermesserfabrik. (Im Laufe der Zeit wurden von der Firma auch andere Produktsparten eingeführt. Inzwischen existiert die Firma wohl nur noch als eine Art versandhandel). Die Anzeige stammt aus Anfang der 50er Jahre.



C. Friedrich Ern entwickelte eine Maschine zum rationelleren Hohlschleifen von Rasiermessern, die "Hexe", die 1893 in Betrieb genommen wurde. Damit soll es ihm möglich gewesen sein, bis zu 1000 Klingen am Tage hohlzuschleifen. Es handelte sich dabei um keine Vollautomatisierung, da der Schleifer die Klinge weiter führte und unter Kontrolle hatte, aber um ein erheblich rationelleres Arbeiten als bei den früheren Schleifmethoden.

Die billigeren und mit einem hochwertigen Hohlschliff versehenen Rasiermesser aus Solingen eroberten den Weltmarkt und ließen Sheffield dabei hinter sich. Der rasante Anstieg der Produktion lässt sich gut an den Arbeiterzahlen ablesen. Gab es bis in die 1870er Jahre ca. 30 Rasiermesserarbeiter in Solingen, so waren es zur Wende zum 20. Jh. ca. 2000.

Allerdings entwickelte sich die alternativen Rasiergeräte wie der Rasierhobel und später die elektrischen Rasierapparate zu einer starken Konkurrenz zum Rasiermesser, das allmählich an Bedeutung verlor. Es konnte bis in die 1950er Jahre eine gewissen Stand bewahren, vor allem weil auf dem Lande an der traditonellen Messerrasur festgehalten wurde. In den siebziger Jahren wurde es aber fast nur noch von Friseuren benutzt. Die Solinger Produktion war entsprechend gering und ging großenteils ins Ausland. Wenige Firmen wie Dovo oder Friedr. Baurmann stellten noch Rasiermessern her.

Die Firma Dovo, die aus Dorp & Voos hervorgangen war, hat nach dem zweiten Weltkrieg eine ganze Reihe von Rasiermessermarken übernommen und ist, nach der inzwischen eingetretenen Renaissance der Messerrasur, wohl der bedeutendste Rasiermesserhersteller in Solingen.

Die gewachsene Popularität der Messerrasur zeigt sich auch daran, dass einige Firmen die Rasiermessersparte wieder in ihr Programm aufgenommen haben wie Böker oder J. A. Henckels (ob letztere selber herstellen ist ungewiss).

Weitere Solinger Hersteller sind Revisor: http://www.revisor-solingen.de/index.html und Wacker: http://www.wacker-rasiermesser.de/index.html
 
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