Rock'n'Roll
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Boas,
schon lange sind wir fasziniert von Daniel Jeremiah Bolls Messerchen. Dieser Ästhetik können wir uns nicht entziehen. Und haben irgendwann einen mittelgroßen Padouk-Klapper bestellt, dann - sehr zeitnah folgend und unerwartet - das kleine Ceylon-Eisenhölzchen bekommen. Seitdem wir diese beiden Klapperchen in Händen halten, sind wir überzeugt, daß es besser nicht geht. Ähnlich möglicherweise. Besser nicht!!!
Wer schneiden will, erlebt hier sein Nirvana. Perfektion von Klinge und Funktion. Eine vollendete Linienführung - mit entsprechender Handlage - die immer wieder fasziniert. Und den Blick bannt. Um sich zu freuen an der schlichten Schönheit.
Auf die Materialwahl legt Daniel besonderen Wert. Bei den Griffschalen verwendet er nur noch Bewährtes und selbst Erprobtes, das er selbst vor Ort in Thailand findet. Padoukwurzel und Ceylon Eisenholz beispielsweise. Beide sind relativ unempfindlich/hart und verziehen sich nicht. Was bei Seekuhrippe z.B. gern passiert.
Was den Stahl angeht, ist er nicht festgelegt. Aber gern darf Wolfram dabei sein. 1.2519 z.B., den er dem 1.2442 noch vorzieht. Obwohl letzterer sich etwas feiner ausschleifen läßt. Was unsereinem speziell am Herzen liegt. Auch schlichten 1.2510 aka O1 mag er sehr. Eine Tatsache, die wir sehr gut nachvollziehen können. Haben wir doch ebenfalls die allerbesten Erfahrungen mit diesem „einfachen“ Stahl gemacht.
Nach all den Stählen, die wir mittlerweile ausprobiert haben, sind wir vom 1.2442 am meisten angetan bisher. Er wird irre scharf, hält diesen Zustand lange, erfreut mit sehr überzeugender Kantenstabilität und entwickelt eine sehr beständige Patina. Eine Tatsache, die uns beim 1.2519 etwas enttäuscht hat. Daniel hat allerdings dazu angemerkt, daß dieser Unterschied nichts mit dem Stahl zu tun hat. Sondern von dem abhängt, der die Klinge macht, von der Oberfläche - dem jeweiligen Schliff. Wir glauben ihm das aufs Wort …
Um zum eigentlichen Thema vorzudringen - die Affinität zu Daniels Messern hat uns natürlich nicht in Ruhe gelassen. Und wir haben geschaut. Was es noch für „Bollwerke“ gibt. Man wird schier irre, was für Schönheiten sich auffinden lassen. Designs und Materialien, daß einem schwindelig wird. Man könnte alle nehmen. Nun haben wir aber einen Grundsatz. Keine Messer, die in eine Vitrine müssen oder einfach „zu Hause“ bleiben. Weil sie ZU edel oder ZU groß für unsere Präferenzen sind.
Und die heißen EDC und SCHNEIDEN. Ein Messerchen muß mit und es muß arbeiten. Im wesentlichen Holz in Mengen. Und da scheiden halt Daniels große Schmuckstücke für uns aus. Aus reinen Vernunftsgründen. Über sowas verfügen wir erstaunlicherweise auch …
Und also deshalb wird der Kreis der in Frage kommenden Messer übersichtlich. Das wiederum kommt uns sehr entgegen. Wenn einmal eine solche Entscheidung gefallen ist, dann blutet uns nicht mehr jedes Mal das Herz, wenn wir wieder so ein unglaublich fabelhaftes und edles Messer entdecken, daß wir noch nicht haben. Und Daniel macht Messer. Ein Irrsinn ...
Da wir mittlerweile - wir nähern uns dem Kernthema - zwei wunderbare Klapper von ihm zur Hand haben, einen großen und einen kleinen, haben wir nach einem Fixed Ausschau gehalten. Einem solchen, das EDC-tauglich ist. Und wir wurden fündig beim Anblick eines schlicht „Allzweckmesser“ betitelten Messerchens, das wir in verschiedenster Ausprägung zu Gesicht bekamen. Genau richtig für unsere Vorlieben.
Die Stahlwahl war einfach: 1.2442!! Ebenso der Griff: Ceylon Eisenholz!! Es gefällt uns noch etwas besser als die Padoukwurzel. Die Größe? Na so bis 20 cm Gesamtlänge und 8 bis 9 cm Klinge. Damit haben WIR alles im Griff. Und in der Tasche …
Unbedingt wollten wir dazu eine von Daniels Hammer-Scheiden mit Klemmer. Als wir die das erste Mal gesehen haben, war auf Anhieb klar, daß es eine solche irgendwann unbedingt werden würde. Und dies war genau das Messer dafür.
Und es ward Messer …
Daniel hat sich nach unserer Auftragserteilung im Sommer 2015 irgendwann an die Arbeit gemacht. Und hat als Voll-Individuum - das er definitiv ist - eine Entscheidung getroffen. Nämlich die, unseren Auftrag, was den Stahl anbetrifft, eigenwillig abzuwandeln. Hatte er nämlich etwas Material einer Sonderlegierung von Böhler - 1.2513 TWR aka 135WCrV4 - in die Finger bekommen. Und meinte, das wäre der richtige Rock’n’Roll für das kleine Fixed :distracted: ...
1.2513: C: 1.30-1.40, SI: 0.20-0.40, Cr: 0.30-0.40, V: 0.10-0.20, W: 0.80-1.10, P: 0.035, S: 0.035
Daniel meint: „Außer der sehr interessanten Legierung hat er auch einen gewissen Flair….Produktionsende 1975….Stahl für die Zündrädchen an Feuerzeugen….ordentlich funken muss er, abriebfest, hart, kantenstabil und zäh muss er sein…alles da, was es braucht…. Bemerkenswert leicht zu schärfender Stahl. Es bestehen Ähnlichkeiten mit 1.2516 und Aogami Super Blue."
Was zum Teufel sollten wir dagegen haben, wenn Daniel für uns einen derart interessanten Exoten verbaut. Als er uns das Messerchen präsentiert hat - bereits im Verlauf der Fertigstellung hatte er uns regelmäßig mit Bildchen versorgt - waren wir hin und weg. Eine Schönheit von Kopf bis Fuß. Wir haben ihm dann nahegelegt, das Messerchen persönlich auszuliefern. Schließlich sei er doch eh im Mai in Solingen. Und die 2600 km schließlich nicht der Rede wert ….
Daniel versteht etwas von gutem Service. Hat er das Messerchen doch tatsächlich höchstpersönlich in Monte Gordo abgeliefert. Am 6. Mai spätabends ist er in Begleitung seines Freundes Micha in Faro gelandet und bis zum 10. hier in Monte Gordo geblieben. Wir haben zu dritt das sprichwörtliche Faß aufgemacht und die Sau rausgelassen. Bzw. sie im wesentlichen verputzt. Schwarzes Schwein vom Holzbrett in einem Landgasthof im Hinterland der Algarve. Besser geht kaum …
Kleines Allzweckmesserchen von Daniel …
Wir lieben schlanke Schönheiten. Ohne Schnick und ohne Schnack. 8,8 cm Klinge der Güte 2,7 mm 1.2513 (62 HRC +/-1) mit einem Ceylon-Eisenholz-Griff der Länge 10,9 cm fügen sich zusammen zu einem 19,7 cm langen - fabelhaft schlanken - Messerchen von 89 Gramm (163 Gramm mit Scheide).
Das Eisenholz brennt förmlich. Je nach Lichteinfall hat es auf einer Seite eine Tiefe, daß man darin versinken könnte. Ein Changieren und Funkeln. Sobald die Sonne in Monte Gordo wieder scheint, werden wir ein paar Eindrücke nachreichen …
Die Handlage ist ein Traum. Man muß es immer wieder nehmen, drehen und wenden. Insbesondere auch beim Abziehen auf Micro Mesh gleitet es wie von selbst von einer Seite auf die andere durch die Finger. Das Finish würde selbst güNef in Tränen der Freude ausbrechen lassen.
Die Lederscheide ist ein Kunstwerk für sich. Der großzügige Clip mit dem Jeremiah-Bussard die Krönung. Besser kann man ein Fixed dieser Größe nicht wegstecken. Ob schräg hinten in den Hosenbund, hinter einen Gürtel - egal, ein Herunterrutschen ist nicht möglich, die Trageweise sehr bequem. Das Messer läßt sich auch einfach so mit der Scheide in einer Jackentasche verstauen. Sie baut angenehm klein (21 cm inklusive Messer).
Das Messerchen sitzt btw bombenfest und läßt sich trotzdem gut ziehen und einstecken. Mit etwas Sorgfalt schneidet es beim „Einspielen“ auch nicht das Innenleben in Stücke, wie das bei manchen anderen Lederscheiden leider der Fall ist. Das naß geformte Wasserbüffelleder ist innen mit angenehm kratzfreiem Walkleder gefüttert. Der Clip - ein zeitraubendes Stück Arbeit, wie Daniel versichert - besteht aus CK 101 Federstahl. Einem Stahl, der für Uhren und Schreibfedern verwendet wird.
Die Klinge ist nicht so nagelgängig ausgeschliffen wie bei unseren beiden Klappern, was wir bei diesem speziellen Messer als angenehm empfinden. Die 2,7-mm-Klinge, die - beidseitig perfekt symmetrisch - ballig auf so gut wie Null läuft, verfügt über eine beruhigende Stabilität und ist daher für unsere Belange prädestiniert. Über die Kantenstabilität machen wir uns definitiv keine Sorgen. Die Klingenstärke an und für sich ist in unseren Augen ideal für ALLE Fälle. Mehr als 2,5 bis 3 cm müssen es bei geeignetem Stahl nicht sein. Man hat schlichtweg einen Allrounder zur Hand …
Äpfel schält und schneidet die Klinge mit Bravur. Nach zwei Obstsalaten mit je zwei Orangen, einem Apfel und etwas Käse hat sie eine Bilderbuch-Patina angenommen. Wir würden sie gern so einfrieren - wie sie ist. Wissen aber aus Erfahrung, daß im Verlauf der Zeit bei weiterem Fruchtsäurekontakt ein mausiges Grau zunehmen wird. Obwohl wir das Messer nicht als Küchenmesser geplant haben, werden wir es wohl dennoch gelegentlich dafür nutzen. Weil es einfach eine solche Freude ist, damit zu schneiden …
Die Klinge ist im Bereich des Ricassos - der den Bussard nebst Inschrift Jeremiah trägt - brüniert. Wir lieben das. Ist das nämlich nicht der Fall, sieht eine Carbon-Klinge nach natürlicher Patina-Bildung immer etwas vergurkt aus, da man beim Schneiden nicht oder nur sehr selten in diesen Bereich gelangt. Hier bleibt dann meist metallischer Glanz, während weiter vorn die Patina gedeiht. Bei brünierten Klingen à la Boll sieht das nach kurzer Zeit schlüssig aus. Die Pins sind aus Sterlingsilber.
Daniel hat dem Messerchen den Namen „Fire Groover“ gegeben. Weil es ihn gebissen hat und er dann passender Weise noch Chili in die Wunde bekommen hat. Der Name bleibt stehen. Er paßt, wie die Bilder zeigen werden …
Der „Fire Groover“ - Kleines Allzweckmesser von Daniel Jeremiah Boll
1.2513: C: 1.30-1.40, SI: 0.20-0.40, Cr: 0.30-0.40, V: 0.10-0.20, W: 0.80-1.10, P: 0.035, S: 0.035
Fixed
Gesamtlänge: 197 mm (210 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 88 mm (86 mm scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 22,7 mm max.
Klinge: 2,7 mm 1.2513 (135WCrV4), 62 HRC +/-1, Ricasso 6 mm mit Bussard, keine Schleifkerbe
Griff: Ceylon Eisenholz, 109 mm, Pins aus Sterlingsilber
Griffdicke: Von vorn nach hinten an den Pins 12,2 – 12,9 – 13,1 mm
Griffhöhe: Von vorn nach hinten an den Pins 20,5 – 19,8 – 24,4 mm
Gewicht: 89 Gramm (mit Scheide 163 Gramm)
Formstabile schwarze Wasserbüffel-Lederscheide mit Klemmer aus Federstahl CK 101, für Gürtel bis 5,5 cm oder Einklemmen in den Hosenbund, max. Breite 39,6 mm, max. Dicke inkl. Klemmer 26,5 mm, gefüttert mit Walkleder
We proudly present …
Bilder von der Holzarbeit reichen wir nach. Das Beton-Sturmtief über Portugal hat uns den ganzen Tag im Roadhouse festgenagelt. So konnten wir den Bericht vom Messerchen heute in einem Rutsch fertigstellen. Nur haben wir so schnell nicht alle Bildchen, die wir gerne hätten. Sie werden kommen. Versprochen. Bild 18 zeigt alle Boll-Messerchen, die am Wochenende im Roadhouse zugegen waren …
Die Jukebox für Daniel mit WILLY DeVILLE und „HEY JOE“
Mit ganz herzlichem Dank und lieben Grüßen in Richtung Thailand
Johnny & Rock’n‘Roll
schon lange sind wir fasziniert von Daniel Jeremiah Bolls Messerchen. Dieser Ästhetik können wir uns nicht entziehen. Und haben irgendwann einen mittelgroßen Padouk-Klapper bestellt, dann - sehr zeitnah folgend und unerwartet - das kleine Ceylon-Eisenhölzchen bekommen. Seitdem wir diese beiden Klapperchen in Händen halten, sind wir überzeugt, daß es besser nicht geht. Ähnlich möglicherweise. Besser nicht!!!
Wer schneiden will, erlebt hier sein Nirvana. Perfektion von Klinge und Funktion. Eine vollendete Linienführung - mit entsprechender Handlage - die immer wieder fasziniert. Und den Blick bannt. Um sich zu freuen an der schlichten Schönheit.
Auf die Materialwahl legt Daniel besonderen Wert. Bei den Griffschalen verwendet er nur noch Bewährtes und selbst Erprobtes, das er selbst vor Ort in Thailand findet. Padoukwurzel und Ceylon Eisenholz beispielsweise. Beide sind relativ unempfindlich/hart und verziehen sich nicht. Was bei Seekuhrippe z.B. gern passiert.
Was den Stahl angeht, ist er nicht festgelegt. Aber gern darf Wolfram dabei sein. 1.2519 z.B., den er dem 1.2442 noch vorzieht. Obwohl letzterer sich etwas feiner ausschleifen läßt. Was unsereinem speziell am Herzen liegt. Auch schlichten 1.2510 aka O1 mag er sehr. Eine Tatsache, die wir sehr gut nachvollziehen können. Haben wir doch ebenfalls die allerbesten Erfahrungen mit diesem „einfachen“ Stahl gemacht.
Nach all den Stählen, die wir mittlerweile ausprobiert haben, sind wir vom 1.2442 am meisten angetan bisher. Er wird irre scharf, hält diesen Zustand lange, erfreut mit sehr überzeugender Kantenstabilität und entwickelt eine sehr beständige Patina. Eine Tatsache, die uns beim 1.2519 etwas enttäuscht hat. Daniel hat allerdings dazu angemerkt, daß dieser Unterschied nichts mit dem Stahl zu tun hat. Sondern von dem abhängt, der die Klinge macht, von der Oberfläche - dem jeweiligen Schliff. Wir glauben ihm das aufs Wort …
Um zum eigentlichen Thema vorzudringen - die Affinität zu Daniels Messern hat uns natürlich nicht in Ruhe gelassen. Und wir haben geschaut. Was es noch für „Bollwerke“ gibt. Man wird schier irre, was für Schönheiten sich auffinden lassen. Designs und Materialien, daß einem schwindelig wird. Man könnte alle nehmen. Nun haben wir aber einen Grundsatz. Keine Messer, die in eine Vitrine müssen oder einfach „zu Hause“ bleiben. Weil sie ZU edel oder ZU groß für unsere Präferenzen sind.
Und die heißen EDC und SCHNEIDEN. Ein Messerchen muß mit und es muß arbeiten. Im wesentlichen Holz in Mengen. Und da scheiden halt Daniels große Schmuckstücke für uns aus. Aus reinen Vernunftsgründen. Über sowas verfügen wir erstaunlicherweise auch …
Und also deshalb wird der Kreis der in Frage kommenden Messer übersichtlich. Das wiederum kommt uns sehr entgegen. Wenn einmal eine solche Entscheidung gefallen ist, dann blutet uns nicht mehr jedes Mal das Herz, wenn wir wieder so ein unglaublich fabelhaftes und edles Messer entdecken, daß wir noch nicht haben. Und Daniel macht Messer. Ein Irrsinn ...
Da wir mittlerweile - wir nähern uns dem Kernthema - zwei wunderbare Klapper von ihm zur Hand haben, einen großen und einen kleinen, haben wir nach einem Fixed Ausschau gehalten. Einem solchen, das EDC-tauglich ist. Und wir wurden fündig beim Anblick eines schlicht „Allzweckmesser“ betitelten Messerchens, das wir in verschiedenster Ausprägung zu Gesicht bekamen. Genau richtig für unsere Vorlieben.
Die Stahlwahl war einfach: 1.2442!! Ebenso der Griff: Ceylon Eisenholz!! Es gefällt uns noch etwas besser als die Padoukwurzel. Die Größe? Na so bis 20 cm Gesamtlänge und 8 bis 9 cm Klinge. Damit haben WIR alles im Griff. Und in der Tasche …
Unbedingt wollten wir dazu eine von Daniels Hammer-Scheiden mit Klemmer. Als wir die das erste Mal gesehen haben, war auf Anhieb klar, daß es eine solche irgendwann unbedingt werden würde. Und dies war genau das Messer dafür.
Und es ward Messer …
Daniel hat sich nach unserer Auftragserteilung im Sommer 2015 irgendwann an die Arbeit gemacht. Und hat als Voll-Individuum - das er definitiv ist - eine Entscheidung getroffen. Nämlich die, unseren Auftrag, was den Stahl anbetrifft, eigenwillig abzuwandeln. Hatte er nämlich etwas Material einer Sonderlegierung von Böhler - 1.2513 TWR aka 135WCrV4 - in die Finger bekommen. Und meinte, das wäre der richtige Rock’n’Roll für das kleine Fixed :distracted: ...
1.2513: C: 1.30-1.40, SI: 0.20-0.40, Cr: 0.30-0.40, V: 0.10-0.20, W: 0.80-1.10, P: 0.035, S: 0.035
Daniel meint: „Außer der sehr interessanten Legierung hat er auch einen gewissen Flair….Produktionsende 1975….Stahl für die Zündrädchen an Feuerzeugen….ordentlich funken muss er, abriebfest, hart, kantenstabil und zäh muss er sein…alles da, was es braucht…. Bemerkenswert leicht zu schärfender Stahl. Es bestehen Ähnlichkeiten mit 1.2516 und Aogami Super Blue."
Was zum Teufel sollten wir dagegen haben, wenn Daniel für uns einen derart interessanten Exoten verbaut. Als er uns das Messerchen präsentiert hat - bereits im Verlauf der Fertigstellung hatte er uns regelmäßig mit Bildchen versorgt - waren wir hin und weg. Eine Schönheit von Kopf bis Fuß. Wir haben ihm dann nahegelegt, das Messerchen persönlich auszuliefern. Schließlich sei er doch eh im Mai in Solingen. Und die 2600 km schließlich nicht der Rede wert ….
Daniel versteht etwas von gutem Service. Hat er das Messerchen doch tatsächlich höchstpersönlich in Monte Gordo abgeliefert. Am 6. Mai spätabends ist er in Begleitung seines Freundes Micha in Faro gelandet und bis zum 10. hier in Monte Gordo geblieben. Wir haben zu dritt das sprichwörtliche Faß aufgemacht und die Sau rausgelassen. Bzw. sie im wesentlichen verputzt. Schwarzes Schwein vom Holzbrett in einem Landgasthof im Hinterland der Algarve. Besser geht kaum …
Kleines Allzweckmesserchen von Daniel …
Wir lieben schlanke Schönheiten. Ohne Schnick und ohne Schnack. 8,8 cm Klinge der Güte 2,7 mm 1.2513 (62 HRC +/-1) mit einem Ceylon-Eisenholz-Griff der Länge 10,9 cm fügen sich zusammen zu einem 19,7 cm langen - fabelhaft schlanken - Messerchen von 89 Gramm (163 Gramm mit Scheide).
Das Eisenholz brennt förmlich. Je nach Lichteinfall hat es auf einer Seite eine Tiefe, daß man darin versinken könnte. Ein Changieren und Funkeln. Sobald die Sonne in Monte Gordo wieder scheint, werden wir ein paar Eindrücke nachreichen …
Die Handlage ist ein Traum. Man muß es immer wieder nehmen, drehen und wenden. Insbesondere auch beim Abziehen auf Micro Mesh gleitet es wie von selbst von einer Seite auf die andere durch die Finger. Das Finish würde selbst güNef in Tränen der Freude ausbrechen lassen.
Die Lederscheide ist ein Kunstwerk für sich. Der großzügige Clip mit dem Jeremiah-Bussard die Krönung. Besser kann man ein Fixed dieser Größe nicht wegstecken. Ob schräg hinten in den Hosenbund, hinter einen Gürtel - egal, ein Herunterrutschen ist nicht möglich, die Trageweise sehr bequem. Das Messer läßt sich auch einfach so mit der Scheide in einer Jackentasche verstauen. Sie baut angenehm klein (21 cm inklusive Messer).
Das Messerchen sitzt btw bombenfest und läßt sich trotzdem gut ziehen und einstecken. Mit etwas Sorgfalt schneidet es beim „Einspielen“ auch nicht das Innenleben in Stücke, wie das bei manchen anderen Lederscheiden leider der Fall ist. Das naß geformte Wasserbüffelleder ist innen mit angenehm kratzfreiem Walkleder gefüttert. Der Clip - ein zeitraubendes Stück Arbeit, wie Daniel versichert - besteht aus CK 101 Federstahl. Einem Stahl, der für Uhren und Schreibfedern verwendet wird.
Die Klinge ist nicht so nagelgängig ausgeschliffen wie bei unseren beiden Klappern, was wir bei diesem speziellen Messer als angenehm empfinden. Die 2,7-mm-Klinge, die - beidseitig perfekt symmetrisch - ballig auf so gut wie Null läuft, verfügt über eine beruhigende Stabilität und ist daher für unsere Belange prädestiniert. Über die Kantenstabilität machen wir uns definitiv keine Sorgen. Die Klingenstärke an und für sich ist in unseren Augen ideal für ALLE Fälle. Mehr als 2,5 bis 3 cm müssen es bei geeignetem Stahl nicht sein. Man hat schlichtweg einen Allrounder zur Hand …
Äpfel schält und schneidet die Klinge mit Bravur. Nach zwei Obstsalaten mit je zwei Orangen, einem Apfel und etwas Käse hat sie eine Bilderbuch-Patina angenommen. Wir würden sie gern so einfrieren - wie sie ist. Wissen aber aus Erfahrung, daß im Verlauf der Zeit bei weiterem Fruchtsäurekontakt ein mausiges Grau zunehmen wird. Obwohl wir das Messer nicht als Küchenmesser geplant haben, werden wir es wohl dennoch gelegentlich dafür nutzen. Weil es einfach eine solche Freude ist, damit zu schneiden …
Die Klinge ist im Bereich des Ricassos - der den Bussard nebst Inschrift Jeremiah trägt - brüniert. Wir lieben das. Ist das nämlich nicht der Fall, sieht eine Carbon-Klinge nach natürlicher Patina-Bildung immer etwas vergurkt aus, da man beim Schneiden nicht oder nur sehr selten in diesen Bereich gelangt. Hier bleibt dann meist metallischer Glanz, während weiter vorn die Patina gedeiht. Bei brünierten Klingen à la Boll sieht das nach kurzer Zeit schlüssig aus. Die Pins sind aus Sterlingsilber.
Daniel hat dem Messerchen den Namen „Fire Groover“ gegeben. Weil es ihn gebissen hat und er dann passender Weise noch Chili in die Wunde bekommen hat. Der Name bleibt stehen. Er paßt, wie die Bilder zeigen werden …
Der „Fire Groover“ - Kleines Allzweckmesser von Daniel Jeremiah Boll
1.2513: C: 1.30-1.40, SI: 0.20-0.40, Cr: 0.30-0.40, V: 0.10-0.20, W: 0.80-1.10, P: 0.035, S: 0.035
Fixed
Gesamtlänge: 197 mm (210 mm inkl. Scheide)
Klingenlänge: 88 mm (86 mm scharf entlang der Schneidfase gemessen)
Klingenhöhe: 22,7 mm max.
Klinge: 2,7 mm 1.2513 (135WCrV4), 62 HRC +/-1, Ricasso 6 mm mit Bussard, keine Schleifkerbe
Griff: Ceylon Eisenholz, 109 mm, Pins aus Sterlingsilber
Griffdicke: Von vorn nach hinten an den Pins 12,2 – 12,9 – 13,1 mm
Griffhöhe: Von vorn nach hinten an den Pins 20,5 – 19,8 – 24,4 mm
Gewicht: 89 Gramm (mit Scheide 163 Gramm)
Formstabile schwarze Wasserbüffel-Lederscheide mit Klemmer aus Federstahl CK 101, für Gürtel bis 5,5 cm oder Einklemmen in den Hosenbund, max. Breite 39,6 mm, max. Dicke inkl. Klemmer 26,5 mm, gefüttert mit Walkleder
We proudly present …
Bilder von der Holzarbeit reichen wir nach. Das Beton-Sturmtief über Portugal hat uns den ganzen Tag im Roadhouse festgenagelt. So konnten wir den Bericht vom Messerchen heute in einem Rutsch fertigstellen. Nur haben wir so schnell nicht alle Bildchen, die wir gerne hätten. Sie werden kommen. Versprochen. Bild 18 zeigt alle Boll-Messerchen, die am Wochenende im Roadhouse zugegen waren …
Die Jukebox für Daniel mit WILLY DeVILLE und „HEY JOE“
Mit ganz herzlichem Dank und lieben Grüßen in Richtung Thailand
Johnny & Rock’n‘Roll
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