Zu doof zum Bohren... ?

ElephasMaximus

Mitglied
Messages
4
Liebe Messerforumsschreiberlinge,

ich erbitte Euren Rat in einer an sich einfachen Frage: Wie bohrt man Metall?!

Ich habe mir eine Ständerbohrmaschine gekauft. Keine besonders teure, zugegeben, aber sie kann bei 2650 U/min arbeiten. Nun habe ich ein Messer geschmiedet (mein zweites), welches ich gerne als Flachangelmesser mit Griffschalen versehen möchte. Klar, die könnte ich auch einfach nur kleben, aber mit Nieten wäre es sicher besser. Und zwar im Durchmesser 3mm.

Leider scheitert es bei mir beim Bohren. Ein Loch ging super, doch die restlichen wollen nicht. Der Stahl ist nicht zu hart! Bei einem Loch klappte es ja, und ich habe das Messer extra nochmal auf Glühtemperatur gebracht und schön langsam mit der Glut abkühlen lassen. (Ist übrigens Federstahl einer Auto-Spiralfeder.) Auch der Bohrer ist (bzw. war) nicht abgenutzt, ich habe mir extra einen Satz neuer 3mm-Bohrer zugelegt. Und selbst ein Billigbohrer (dies hier waren aber solche aus dem Baumarkt) müsste doch wenigsten sein, zwei Löcher überleben.

Aber egal, was ich mache, drei von vier werden nicht tiefer. (Der Stahl ist etwa 5mm dick.) Das Metall wird heiß, der Bohrer auch. Was da rauskommt ist undefinierbar. Es könnten schwarze Metallspäne vom Metall sein oder auch vom Bohrer. Doch selbst wenns vom Metall ist (wovon ich ausgehe), ist es sehr wenig. Übe ich mehr Druck aus, qietscht es furchtbar, irgendwann glüht der Bohrer und / oder bricht. Während des Bohrens das Metall wieder runter zu kühlen, trau ich mich nicht, weil ich denke, dass ich das Metall dann doch wieder lokal härten würde. Und fürs richtige Dauer-Kühlen (sodass das Metall gar nicht erst heiß wird) fehlen mir die technischen Möglichkeiten.

Hmm, sollte doch nicht soooo schwer sein, ein 3mm-Loch in Metall zu bohren. Wiegesagt, die Bohrer sind neu. Könnte es am Stahl liegen? Oder doch an der Bohrmaschine? (Mich wundert vor allem, dass ein Loch sehr leicht ging, es kann also eigentlich nichts dergleichen sein, oder?) Habt Ihr irgendwelche Ideen, was ich falsch mache?

Nun, dieses mal werde ich wohl ohne Löcher die Griffschalen einfach festkleben. Aber für die Zukunft wäre ich für ein paar Tipps sehr dankbar.

Viele Grüße
Bernd
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Moin...

1. Die Drehzahl ist für Stahl VIEL zu hoch. Wenn die Möglichkeit besteht (Riemen umlegen?), regel die mal auf das Minimum runter, was die Maschine kann.

2. Kühlen: Mit etwas Öl (am besten Schneidöl, zur Not irgend ein dünnflüssiges Mineralöl) gehts gleich viel besser. Eine kleine Pfütze auf den Stahl machen, wenn der Bohrer "angesetzt" hat und gelegentlich (im Betrieb) was nachträufeln. Wenns die Temperatur zu weit steigt, wird der Bohrer weich (->Anlassen). Manchen Materialien (Werkstücke) härten dann zusätzlich auch noch auf, dann kanns einfach nicht mehr gehen.

3. Immer kurz bohren, dann Bohrer anheben, damit die Späne brechen und alles kurz Zeit zum Abkühlen hat. Gute Gelegenheit, Öl nachzuführen. Dann wieder ein Stück bohren.

4. Baumarkt-Bohrer: Kann man für Holz nehmen, aber bei Stahl versagen die schnell. Nimm HSS, der kann viel höhere Temp ab, ohne weich zu werden. Lohnt sich.

5. Falls Du es nicht eh machst: WERKSTÜCK FESTSPANNEN! Dann hast Du auch eine Hand frei fürs Ölen.

6. Weichglühen durch "in der Glut abkühlen lassen" ist meistens auch nicht so super vom Effekt. Da wirklich Mühe geben, dass das Werkstück vollständig bedeckt ist.


Viel Erfolg!
Gunther
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

2650 Umdrehungen sind viel zu schnell. Stahl auf Standbohrmaschine bohrt man langsam mit viel Druck. Dann verbrennt auch der Bohrer nicht.
So ein kleines 3 mm Bohrerchen kann halt nicht so viel Wärme ableiten ...
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

... Der Stahl ist nicht zu hart! ...

Ich würde sehr davon ausgehen, dass der Stahl eben doch nicht gleichmäßig weichgeglüht ist. Wenn du ein Stück Baustahl / Flacheisen hast, kannst du ja mal zum Vergleich dort bohren.
Trocken Bohren ohne jede Kühlung / Schmierung bei Stahl ist schlecht, zumindest irgendein Bohröl / -fett oder dergleichen (gibts auch als Bohr- und Scheidspray in der Dose) solltest du schon benutzen. Auch wenn ein halbwegs brauchbarer Bohrer schon ein paar Löcher ohne Schmiermittel überlebt.
Außerdem würde ich mit der Drehzahl heruntergehen, lieber zu langsam als zu schnell.

Grüße
Rainer

Edit: Ich bin nicht doof, schon oben geschriebenes zu wiederholen, nur zu langsam ;)
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Vielen Dank Euch; werde Eure Ratschläge umsetzen.

Die Drehzahl war übrigens in der der Ständerbohrmaschine beiliegenden Tabelle mit 2560 U/min für Metall so angegeben. Hmm, darauf kann man sich also auch nicht verlassen.

Ich werde es nachher nochmal versuchen, wenns dann noch nicht klappt, muss es dieses mal ohne Stifte gehen (aus Zeitgründen, das Messer muss bis Mittwoch fertig sein), aber für die Zukunft weiß ich dann bescheid.

Danke nochmal und Grüße
Bernd
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Ich denke mal das du bei Baustahl geschaut hast.
Im Tabellenbuch liege ich dann auch bei ca. 2400 U/min (Vc=30)
Ich würde jedoch mit max. Vc= 14 m/min rechnen => 1400 U/min
(und am besten noch was abziehen, wenn der Bohrer keine HSS Stempelung hat.) :argw:
Besser beim nächsten mal einen richtigen HSS-E Bohrer kaufen...

UND BITTE DEN BOHRER KÜHLEN... (s.o.)
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Habs jetzt mit 1250 U/min versucht, dazu etwas Geduld. Habe zwar kein Schneidöl und deshalb nicht die Möglichkeit, es zu kühlen, aber mit kurz anbohren, dann wieder anheben, kurz warten, wieder anbohren, usw... hat es dann geklappt. DANKE
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Wenn du kein Öl zur Kühlung hast nimm einfach Wasser...ist allemal besser als ohne.
Gruß Ralf
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Früher war Raps- oder selten, weil normalerweise teurer, Olivenöl in den Werkstätten.
Schmalz geht auch.
Die meisten der Schmiermittel die etwas fester sind und auch auf den Bohrer aufgetragen werden können (rutscht beim warm werden dann vortschreitend herunter), die ich bisher in der Hand hatte, waren aus "Tierischenreststoffen".
Wenn das nicht da ist, würd ich Margarine oder Butter versuchen, bestimmt noch besser als Wasser oder Spucke, wenn es auch raucht.
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Servus, Metall ist nicht gleich Stahl. Mit geringer Drehzahl bohren! Bin gerade beim Bau eines Messers aus N690 in 4mm Stärke. Habe mir ein Gemisch aus Nähmaschinenöl und Wasser angerührt als Schneidöl. Ging super. Bohrer war ein 4mm aus dem Shop von Nandger Frank (Schmiedeglut.de). Habe zig Löcher gebohrt um dann den Rohling besser aussägen zu können. Kein Problem. Schön immer wieder den Bohrer anheben um die Späne zu brechen.

lG Olli
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Moinsen,

Spucke, Butter, Wasser?

Als Werkzeugmacher dreht sich gerade mein Kopf wie seinerzeit bei Regan Teresa MacNeil.


Wer Stahl bearbeiten will wird sich doch noch eine Dose Kühl-Schmiermitel
leisen können?
Und bei 4mm Dicke muss man doch nicht zig mal den Span brechen,
der kann doch mal locker 5-8 cm lang werden.

Gibt es keinen guten Span stimmt etwas nicht, entweder ist der Stahl nicht wirklich weich,
oder du schabst anstatt zu schneiden, ev. mal die Querschneide etwas auspitzen.
http://www.innovative-werkzeuge.de/edelstahlbohrer-lang-13-mm-kreuzanschliff.jpg

Sie nicht zu zaghaft, Bohrer müssen schneiden sonst werden die schnell stumpf,
im Gegensatz zum Sägen gilt bei Bohren > drücken.

Bohrer und Schneidmittel gibbet bei Würth,
http://eshop.wuerth.de/-/0626050300...up-Wuerth&CategoryID=31sKD92eLlIAAAFAwHUdAULj
http://eshop.wuerth.de/-/0893050014...up-Wuerth&CategoryID=hvQKD92eyQQAAAE_Yv8MbtVQ

alternativ, http://www.technolit.de/App/WebObje.../agid.552.587.588/ecm.ag/Schneidöl-Spray.html




Al"Metallverarbeitung ist nix für Sparfüchse"ex
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

Beim Kühl-Schmiermittel geht es weniger darum, sich das zu leisten als darum, ob ich es gerade da habe. Hatte ich nicht. Werde mir aber so was kaufen, wenn ich mir mal richtige Bohrer kaufe.
Denn in der Tat hatte ich beim Bohren gar keinen Span. (Weshalb das mit dem Brechen des Spans für mich auch keinen Sinn ergeben hatte.) Vielmehr habe ich das Metall wohl runtergeschabt. Ich nehme nicht an, dass es normal ist, für ein einziges Loch durch 5mm Federstahl zehn Minuten zu "bohren". Drücken wollte ich. Aber da quietschte und rauchte es und dann brach der Bohrer. Danke für die ganzen Tipps und Links!
 
AW: Zu doof zum Bohren... ?!

für ein einziges Loch durch 5mm Federstahl zehn Minuten zu "bohren".

Federstähle sind zumeist Lufthärter, also aufpassen das der auch wirklich weich ist,
und auf keinen Fall so heiß werden lassen das da der Bohrer glüht, das reicht schon wieder um den Federstahl
hart werden zu lassen und en Bohrer weich.

Ev. erst mal ein wenig mit einfachen Stählen üben, Erfahrungen sammeln und etwas Gefühl für das ganze bekommen,
wenn sich kein Span abheben lässt ist was faul.
 
Hallo Alex,

man merkt, da spricht der Profi, aber das "nix für Sparfüchse" will ich so nicht stehen lassen und mal ummodeln in "Es geht auch günstig, wenn man weiß, wie, aber man kann natürlich auch an der falschen Stelle sparen"

1) Nicht jeder Anfänger wird gleich einen Satz HSSCo im Schrank haben und am besten noch 1/10 gestuft. Da ist mMn wichtig, dass man - Querschneidenwinkel - erkennt, ob der Freiwinkel passt:
http://www.zellix.de/mech.htm
erst beim googeln gefunden, aber trifft unseren Fall ganz gut:
http://www.germanscooterforum.de/to...-bohrerschleifgerät-bohrerschleifgerät/page-2
Das Foto aus dem letzten link zeigt wohl, wie sich selber einer den Anschliff versaut hat (und noch stolz darauf ist), aber hab ich selber schon beim Bohrersatz vom Billigheimer erlebt: Riesen Querschneide (drückt, bleibt nicht in der Ankörnung), dafür viel zu großer Freiwinkel (rupft). Also: Lernen, am Bohrverhalten und am Anschliff zu erkennen, was stimmt und was nicht!

2) Auch wenn man sich einen perfekt ausgespitzen 13er Marken-Bohrer leistet, wird der auf dem 500W-Ständerbohrmaschinchen "dreieckige" Löcher produzieren, weil der norm-mäßige Freiwinkel eher für Zerspanungsleistung optimiert (= recht groß) ist , oder - wenn man mehr drückt - einfach stehen bleiben (500W, lol).

3) Ich habe selber auch nur einen kleinen Schleifbock, aber frage mich, wie ich ganz früher ohne ausgekommen bin. Wie neu wird ein Anschliff nicht so einfach, aber mit üben üben üben kommt man dem schon nahe. Nur beim Ausspitzen wünschte ich mir manchmal noch eine andere, härtere Scheibe, um das Eck so scharf zu kriegen. Und wie sonst hätte man die Möglichkeit, mal für Messing oder Kunststoff eine Schneide zu brechen oder eben einfach mal nachzuschärfen... Und im Zweifelsfall (ohne Ausspitzen) muss man eben einmal mehr vorbohren...

Frohes Schaffen
 
Hallo Alex,

man merkt, da spricht der Profi, aber das "nix für Sparfüchse" will ich so nicht stehen lassen und mal ummodeln in "Es geht auch günstig, wenn man weiß, wie, aber man kann natürlich auch an der falschen Stelle sparen"

1) Nicht jeder Anfänger wird gleich einen Satz HSSCo im Schrank haben ...
Braucht man auch nicht unbedingt. Wenn man schon mal zwischen rollgewalzten = billig(st)en und geschliffenen = besseren, aber trotzdem preiswerten HSS-Bohrern unterscheiden kann, hat man schon gespart, ohne später draufzuzahlen.

Es nutzt aber alles nichts, wenn der Werkstoff nicht so ist, wie er sein sollte. Nämlich wenn der Stahl einfach immer noch zu hart ist, was hier neben den billigen oder falschen Bohrern offensichtlich der Fall war. Zudem war das Werkstück geschmiedet, da könnten hier oder da auch etwas härtere "Brocken" versteckt gewesen sein, also hilft zuerst schon mal die korrekte WB. Da hilft auch nicht das beste Kühlschmiermittel, die rundlaufgenaueste Bohrmaschine oder die perfekt passende Drehzahl.

Man kann sich auch bei 1mm federhartem Stahl mit ca. 44 - 46HRC aus herkömmlichem Federstahl ordentlich versehen, was die Härte betrifft. Da "rotzt" man einen guten Bohrer auch nicht einfach so durch.

Gruß Andreas
 
Back