Wie lang Schmieden für ein Messer

...Schmieden kann also die Struktur gegenüber dem Lieferzustand nicht verbessern, wohl aber durch Überhitzung bis hin zum Verbrennen schwer schädigen. Schmieden macht bei diesen Stählen nur Sinn, wenn es darum geht, mit wenig Materialverlust eine bestimmte Form zu erzeugen...
Leider ist das Ursprüngliche des Schmiedens durch unsere "Wegwerfgesellschaft" in Vergessenheit geraten! Früher als Eisen und Stahl noch was Kostbares war, wurde schon darauf geachtet, kein Material zu verschwenden. Mein alter Meister hat immer darauf geachtet sorgfältig mit seinem Material umzugehen. Nach dem Schrottboom und dem Anstieg der daraus resultierenden Stahlpreise der letzten Monate wird mit Sicherheit auch bei manchem von uns ein Umdenken stattgefunden haben.

...b) Übereutektoidische Stähle können durch Schmieden deutlich verbessert werden, wenn es gelingt, sie im Bereich der Karbidlösung-Temperatur bis Acm- bis in den Bereich von A1 so zu verformen, daß sich die bei Abkühlung ausscheidenden Karbide nur in feinster Form abscheiden können. Das verlangt einiges an Können und Erfahrung, ist aber möglich-ebenso wie die unter a) beschriebene massive Schädigung des Stahls, wenn man es eben nicht kann.
eben, aber nur wenn man es kann!

c) ...Schmieden macht auch hier nur zur Werkstoffeinsparung Sinn...
Das ist auch für mich der Hauptgrund meine Messer zu schmieden und nicht via "Stockremoval" meine Klingen zu formen. Auch habe ich hier die Möglichkeit im Bereich der Damastherstellung meine Muster zu steuern und nicht etwas zu kaufen was mir nicht 100%ig gefällt.
Wie schon weiter oben erwähnt, geriet durch unsere "Wegwerfgesellschaft" das Wissen um´s Schmieden in vergessenheit und wird heute von ein paar Wenigen wieder in mühsamer Kleinarbeit "erlernt" und wieder "perfektioniert". Durch das Mitwirken von einigen "Spitzenwissern" wie die Gruppe U. Gerfin, R. Landes und H. Weißhaupt fällt zwar manches leichter, wenn man sich an diverse Vorgaben bzw. Anweisungen hält. Möchte man das Rad aber neu erfinden, muß man halt auch Rückschläge in Kauf nehmen.


Bevor jedoch dieses Thema noch mehr OT gerät:

Die Schmiedezeit für eine "normale" Klinge(-ngröße) hat mein Vorredner schon ganz gut mit 15 Minuten angesetzt, allerdings setzt dies schon einiges an Schmiedeerfahrung voraus. Speziell beim Schmieden einer Klinge nach Vorgabe aus einer Zeichnung trennt sich da schon die Spreu vom Weizen... Die Angabe bezieht sich aber nur auf das Schmieden und nicht auf die noch folgende Wärmebehandlung, das Schleifen und Härten der Klinge! Im Bereich Damast zeigt uns ja AchimW immer wieder mal mit den anderen 6 Zwergen was so alles geht und kann da die Zeit schon auf ein paar Stunden pro Klinge anheben!

Badger
 
Last edited:
Wie lange schmieden für ein Messer?

Aber bedeutet das nicht auch, dass eine handgeschmiedete Klinge eine andere Struktur aufweist als selbst eine gesenkgeschmiedete? .....
Vermutlich sind die Unterschiede minimal und haben in technischer Hinsicht und im Gebrauch keine Bedeutung. Theoretisch ist es für den Stahl von Vorteil, wenn er nur einmal erwärmt wird und mit sehr großer Energie mit einem oder zwei Schlägen auf Endform gebracht wird. Abbrand und Kohlenstoffverluste werden so auf ein Minimum reduziert.

Gruß

sanjuro
 
Badgers Beitrag veranlasst mich, meine Stellungnahme noch etwas zu differenzieren.
Bei meinen Anmerkungen zur Frage, ob Stahl durch Schmieden verbessert werden kann, bin ich von dem Vergleich mit dem Lieferzustand ab Werk ausgegangen. Die Leute verstehen ihr Handwerk und man kann davon ausgehen, daß die Stähle in ordentlich weichgeglühtem Zustand ausgeliefert werden.
Stahl, der nicht im Lieferzustand vorliegt, sondern nach unbekannten Methoden bearbeitet worden ist, kann durch richtige Schmiedebehandlung jedenfalls wieder "geheilt" werden. Das soll aber hier nicht im einzelnen abgehandelt werden.
Badger hat aber einen schönen und wichtigen Gedanken mit ins Spiel gebracht, nämlich die Wiederverwendung ausrangierter Materialien. In jeder größeren Firma werden Werkzeuge weggeworfen die sowohl für den ursprünglichen Zweck noch bestens brauchbar sind und als Rohmaterial für andere Zwecke verwendet werden können.Mancher Schrottplatz kann da als wahre Fundgrube dienen.
Was die Qualität betrifft, hat das Schmieden einen weiteren bisher nicht zur Sprache gekommenen Vorteil. Durch die Verwendung von Verbundwerkstoffen kann man Eigenschaftskombinationen erzeugen, die mit Monomaterial kaum zu erreichen sind.
MfG U. Gerfin
 
Back