Titan Framelock - Making Of

Ferrum1963

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Seit längerer Zeit spukt da eine Idee im Kopf herum. So ein Ding hab ich schon öfters gesehen und auch in den Händen gehabt…
Ein Titan-Framelock-Folder!
Im Messermagazin schon die verschiedensten Modelle gesehen, kam eigentlich vom Preis her nur das Böker Epicenter in Frage. Also bestellt – die Zeit eilte ins Land und das Ding ist bis jetzt nicht lieferbar!
Genug jetzt – ich bau mir in der Zwischenzeit so was selbst! Muß doch gehen, oder?

Titan eingekauft, Klingenmaterial hatte ich ja eh schon daheim – also los geht’s an den Entwurf. Nach einigen Versuchen hab ich einen Entwurf mit einem CAD-Programm gezeichnet. Warum dieses mal mit CAD und nicht wie sonst ganz herkömmlich einen Entwurf mit der Hand gezeichnet? Antwort: Ein Kumpel hat die Möglichkeit die Form mittels Drahterosion auszuschneiden.

Vorige Woche war’s endlich soweit: Die Platinen sind ausgeschnitten!

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Er war auch noch so nett und hat mir alle Bohrungen gemacht. Hätte ich auch selbst geschafft – eh’ klar…

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Die Genauigkeit dieses Verfahrens ist beachtlich und die Schneidkanten sind glatt wie Kinderpopo. Dachte ich… glatt haben sie sich angefühlt, aber beim schleifen waren sie eigentlich so rau wie die Oberfläche des Titanblechs. Naja, macht ja auch nix – dauert halt nur länger. Nur die Kleinen Rundungen der Daumenrampe hab ich noch nicht geschliffen. Hat wer eine Idee wie ich die schleifen kann, ohne dass ich die Kanten dabei abrunde? Bei 2mm Radius ist das schon eine Fitzelei…

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Als nächster Schritt muss der Liner, der als Lock dient, so weit geschwächt werden, dass er auch ohne bedenklichen „Kraftaufwand“ bedient werden kann. Dies geschah in diesen Fall durch einfräsen einer Rundung mit 12mm Durchmesser bei der 1mm Restmaterial stehen blieb.
Als „Nichtmetaller“ war das schon eine Aufgabe für mich und meine Fräse. Welche Umdrehungsgeschwindigkeit nehm’ ich, welchen Vorschub, mit was kühle ich, etc …
Dennoch hab ich es geschafft ohne dass mir der Schaftfräser abgebrannt ist – Titan ist so was von mies zu bearbeiten…
Das Ergebnis ist aber doch zufrieden stellend, oder?

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Danach muss noch für die Klingenachse in den Linern eine Senkbohrung gemacht werden. Ja ich weiß, mit einem Zapfensenker wär’s eleganter gewesen, aber man kann ja nicht jedes Werkzeug besitzen. Natürlich wieder die selben Probleme wie beim Fräsen…aber gut Ding braucht halt Weile.

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Als Klingenmaterial kommt hier Zladinox tordierter Damast 150 Lagen mit 3,5mm Stärke von Smastino zum Einsatz.

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Apropos Damast – ein bissl Dekadenz gehört auch dazu. Die Klingenachse hab ich auch aus Damast gedreht – soll ja dazu passen.

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Ein selbst gefertigtes Tool zum Verschrauben der Achse darf dabei auch nicht fehlen.

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Die Achse im verbauten Zustand.

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Das Klingenmaterial hab ich mal grob abgelängt und die Achsbohrung ist auch schon erledigt.

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Die Klingenform wird „frei Hand“ gezeichnet…

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…und danach die Form grob mit der Flex ausgeschnitten und mit dem Bandschleifer in Form geschliffen.

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Mit einer „Spannhand“ werden die Klinge und die Liner zueinander fixiert, damit die Löcher für den Anschlagpin gebohrt werden können.

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Danach wird zwischen den beiden Bohrungen eine Linie angerissen, damit man sieht, welches überschüssiges Material noch weg geschliffen werden muss.

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Die Klinge muss sich nun, ohne den Anschlagpin zu berühren, drehen lassen.

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Schnell noch die selbst hergestellten Bronzescheiben beigelegt, Passstifte eingebaut und die Klingenachse verschraubt – passt alles? Jepp!!!

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So, genug für heute. Ich werde – wenn gewünscht – hier über die nächsten Arbeitsschritte weiter berichten.
 
pfff, wenn ich gewusst haette, das das so einfach ist....

nene hochachtung, sowohl fuer den maschinenpark als auch fuer das koennen.
 
Bitte, bitte weitermachen.
Zwei Sachen wundern mich.
Einmal die Griffform. Die Griffkontur oben sieht so ähnlich aus, wie bei einigen Messern der untere Teil.
Zum zweiten musst du die Rampe, hinter die sich der frame legt noch ziemlich tief in die Rundung reinfräsen.

Was ich ganz klasse finde ist die Schräge der Griffform zur Klinge hin. Wenn du den Klingenanschliff bis an den Griff ranziehst, bist du mit dem Daumen oben noch über der Schärfe der Klinge.

Tolles WIP - Danke

Thorsten
 
Ich hab echt lange überlegt, wie ein Framelock funktioniert, wo der Liner oben ist...
Gewöhnungsbedürftiges Design, aber toll gemacht bis jetzt. Extrapunkte gibts in jedem Fall für die Damastachse!!!

Wo ich etwas skeptisch bin: du hast die Einsenkungen für die Achse recht tief gesetzt, so dass du wenig Führung für die Achse hast. Ich hoffe, es gibt trotzdem genug Halt gegen ein mögliches seitliches Klingenspiel.

Nils
 
Huhu!

Schönes Messer! Wenn du bessere Oberflächen vom Erodieren willst, dann bitte deinen Kumpel doch, er soll ein oder zwei Nachschnitte machen. Durch Erodieren kann man extrem feine Oberflächen erziehlen.

Gruß Dama
 
Ich hab echt lange überlegt, wie ein Framelock funktioniert, wo der Liner oben ist...
Gewöhnungsbedürftiges Design, aber toll gemacht bis jetzt.

Einmal die Griffform. Die Griffkontur oben sieht so ähnlich aus, wie bei einigen Messern der untere Teil.

Hab ich jetzt was falsch verstanden oder painless potter. Das geriffelte ist doch die Daumenrampe oben am Griff? Oder nicht. Damit wäre der Lock doch ganz normal unten? Obwohl die Griffform dort, wo ich meine dass es oben ist, aussieht, als wäre es der untere Teil des Griffes.

Ich brauche Aufklärung.
 
Ich hab echt lange überlegt, wie ein Framelock funktioniert, wo der Liner oben ist...
Gewöhnungsbedürftiges Design, aber toll gemacht bis jetzt. Extrapunkte gibts in jedem Fall für die Damastachse!!!

Da ich mal davon ausgehe, dass der Stop-Pin oben ist und auch die Konstruktionszeichnung nicht kopfüber beschriftet ist, gehe ich weiterhin davon aus, dass der Lock ganz normal unten ist :steirer:

Pitter
 
Die Genauigkeit dieses Verfahrens ist beachtlich und die Schneidkanten sind glatt wie Kinderpopo. Dachte ich… glatt haben sie sich angefühlt, aber beim schleifen waren sie eigentlich so rau wie die Oberfläche des Titanblechs. Naja, macht ja auch nix – dauert halt nur länger. Nur die Kleinen Rundungen der Daumenrampe hab ich noch nicht geschliffen. Hat wer eine Idee wie ich die schleifen kann, ohne dass ich die Kanten dabei abrunde? Bei 2mm Radius ist das schon eine Fitzelei…

Ich nehme für sowas einen Rundstab, der ca. 0,5 mm im Durchmesser kleiner ist als der Durchmesser der zu schleifenden Rundung. Dann schägst du Schleifleinen einmal darum, fäßt mit Daumen und Zeigefinger von links und rechts fest an und drehst dann unter festem Druck das Schleifleinen hin und her. Bei etwas größeren Radien gibts für Dremel und hochwertigere Geräte natürlich Halter für Schleifpapier, aber die fangen erst bei 2,3 mm an und würden hier nicht funktionieren.

Und Pitter: Das war ein SCHERZ, der sich auf das Griffdesign bezog. (Auch nicht von meinem smartphone gesendet, obwohl ich eins hab und das dann unter meinen mails stehen könnte wenn ich das wollte)
 
Ich nehme für sowas einen Rundstab, der ca. 0,5 mm im Durchmesser kleiner ist als der Durchmesser der zu schleifenden Rundung. .......

Danke für den Tip - so was in der Art hatte ich eigentlich vor, muß nur schauen wegen dem Rundmaterial...
Ich denke ich werd mir das selbst drehen - bekommt man ja nicht auf jeder Ecke... (wieder ein neues Werkzeug:hehe:)

Das mit dem Scherz dachte ich mir gleich - ernst gemeint kann das doch von dir nicht kommen....:D

@all
Ich dachte mir schon, dass das Design Verwirrung stiftet, aber wie's schon die alten Hasen hier entdeckt haben: Stop-Pin ist oben und damit ist ja wohl alles erklärt.;)
 
Hallo,

ein schönes Making-Of von einem Messer das eine nicht alltägliche Formensprache hat. Auf jeden Fall weiter berichten!

Kleiner Tip noch wegen dem fehlenden Zapfensenker: Wenn du eh eine Fräse hast kannst du die Senkungen ja mit jedem x-beliebigen Schaftfräser machen, sofern du das Werkstück fest einspannst und dich genau über die bestehende Bohrung zentrierst.;)

LG, Oliver
 
Mich würde sehr interessieren mit welchem CAD Programm du die Zeichnung erstellt hast !

Das Messer gefällt mir übrigens auch sehr gut !
 
@tobsucht
...ich werds das nächste mal beherzigen und auch so ausführen...

@Heinrich
die Platinen sind 4mm stark

@steamler
...hab ich mit Autocad gezeichnet
 
Leider hatte ich meinen Fotoapparat bei den letzten Arbeiten nicht parat, aber ich werde die Arbeitschritte dennoch beschreiben.
Da ja alles so schön zusammen passt, stand als nächster Schritt der Schliff der Klinge an.
Also, Mittellinie angerissen und die Form des Schliffs auf beiden Seiten aufgezeichnet.
Mit Korn 60 eine Seite nach der Anderen den Schliff der Schneide bis auf 0,5mm gemacht, danach am Klingenrücken die Fehlschärfe angebracht (was sich als recht schwierig erwies). Als nächstes mit Korn 240 den Schliff verfeinert.
Dann war Handarbeit angesagt. Mit Schleifpapier Korn 500 alle Riefen beseitigt. Sieht ja schon ganz akzeptabel aus.
Nun kam wieder die Drehbank ins Spiel. Der Klingenanschlag und die beiden Spacer hab ich aus Messing gedreht. Da ich ja grade an der Drehbank stand, fertigte ich noch den Daumenpin aus Titan an. Nur noch M2-Gewinde in die Spacer und Daumenpin geschnitten. In die Klinge und den beiden Platinen wurden noch Senklöcher für die Schrauben gemacht und die passenden Schrauben aus VA abgelängt. Zum 327. mal alles zusammen gebaut und kontrolliert – passt.
Jetzt stand noch die Abschrägung der Kanten der Liner an. Grob am Bandschleifer mit Korn 240 vorgeschliffen und mit viel Schleifpapier Korn 500 gefinisht.
Ein Blick auf die Uhr – 22:30…
Heute geht sich ja noch der Anschlag für den Liner an der Klinge aus.
Das ist eins der kniffligsten Dinge bei einem Liner- (oder Frame-) Lock! Bei einem LinerLock mit Platinen und Griffschalen kann man sich ja behelfen, wenn der Liner etwas zu kurz gerät – beim FrameLock ist’s da ein bisschen heikler – da geht kein Strecken des Liners mehr!
Alles gut gegangen – der Liner sitzt mittig an der Klinge.
Nur noch den Detentball in die vorgesehene Bohrung einpressen und das war’s dann für heute. Da der Detentball aus gehärtetem Stahl ist, hat sich nach ein paar mal ausprobieren eine Riefe an der Klinge gebildet und hörte sich beim Öffnen und Schließen schrecklich an. Da war also noch Handarbeit angesagt und der Kratzer in der Klinge muß wieder raus – aber nicht ganz! Es muß ja noch eine leichte Versenkung für den geschlossenen Zustand gemacht werden, sonst flippt ja die Klinge zu leicht und unbeabsichtigt aus dem Griff.
Aus, Schluß für heute – die Uhr zeigt 0:45 – es reicht.
Doch nicht – Fotos fehlen noch!

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Auf dem Foto schaut es so aus, als ob die Klinge zu lang für den Griff wäre - ist aber nicht so - das passt schon.

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…wird nach dem Härten der Klinge fortgesetzt.
 
Hallo Ferrum 1963!
Saubere Arbeit, und schöne Bilder!!
:)jammer:liebes Christkind: brauche dringend eine Tischfräsmaschine!!)
Gruß aus Niederbayern!
Ewald.
 
Ach ja, noch vielen Dank für Lob und Tadel!:super:

Mir stellt sich jetzt die Frage: Wie sollte ich das Titan finishen? Als Oberflächenbehandlung wäre da saninieren, stonewashen oder sandstrahlen? Wobei letzteres steht mir nicht zur Verfügung...:mad:

Sollte ich danach anodisieren? Wenn ja, in welcher Farbe?
...oder sollt ich's lassen?:confused:
 
Wenns einfach gehen soll: ... schön sauber mit 400er oder 600er Schmiergel abziehen und dann auf die heiße Herdplatte .. Farbe kannste dir ausuchen, je länger desto blau ;-) .. probiers mal mit nem Reststück aus.

Gruß Jürgen
 
Sehr hübsch bis jetzt! Mach ne kleine Anlaufkerbe für den Detentball, sonst haut der bei jedem Schließen gegen die Kante der gehärteten Klinge und verabschiedet sich recht flott.

Wenn du das gesandstrahlt haben möchtest, kannst du es mir schicken. Willst du annodisieren, kommt es poliert am Besten. allerdings kommt bei polierter Oberfläche auch der Kratzer am Besten... ich würde es strichmatt machen, da gibts beim Gebrauch die wenigsten Tränen.

Wie Joda schon meinte: Tu es - oder tu es nicht!
 
Hallo Ferrum1963,

tolle Arbeit! Wenns so leicht von der Hand geht: machst Du beim nächsten das Tool zum Verschrauben der Achse auch aus Damast? ;)

Ich hoff ich seh Dich und das Messer beim nächsten Treffen?

Grüße

Clemens
 
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