Es spricht eigentlich alles dafür, daß es keine Richthammerspuren sind, sondern Karbidseigerungen.
D 2 ist vom Verzug her ein sehr gutmütiger Stahl, sodaß Richten so gut wie nie erforderlich ist-richtige Wärmebehandlung vorausgesetzt. Davon kann man hier sicher ausgehen.
Man muß sich aber einfach mal ein Gefügebild von D 2 oder sonstigen Ledeburitstählen in Längs- und Querrichtung ansehen.
Von der Stirnseite gesehen sieht der Stahl wie gepunktet aus, weil die Karbide -im günstigsten Fall- gleichmäßig verteilt liegen.
Schleift man ihn in Längsrichtung an, so sieht man, daß sich die Karbide in Bändern angeordnet haben.
Das führt zwangsläufig dazu, daß die Eigenschaften des Stahls in Längs- und Querrichtung stark voneinander abweichen. In Längsrichtung stören die vielen und großen Karbide relativ wenig, da sie gleichmäßig verteilt sind. In Querrichtung läge die Belastungsebene aber gleichgerichtet mit den Karbidbändern. Da die Bindung der Karbide zur Grundmasse deutlich schwächer ist als die Bindung der Matrixkörner untereinander, führt das zu einer Schwächung. Die Festigkeitswerte in Längs- und Querrichtung verhalten sich etwa wie 2 : 1.
Man hat versucht, dem durch besondere thermomechanische Behandlungen zu begegnen-vereinfacht-durch abwechselndes Stauchen und Längsverformen eine gleichmäßige Karbidverteilung in alle Richtungen zu erzielen. Man nannte die so erzeugten Stähle Regulitstähle.
Ob das heute noch gemacht wird, weiß ich nicht. durch die PM-Technik sollte das an sich überholt sein.
Da alle Ledeburitstähle Primärkarbide enthalten, die beim Erwärmen unter dem Schmelzpunkt nicht gelöst werden können und beim Walzen oder Schmieden allenfalls zertrümmert und in Längsrichtung mitgeführt werden, ist diese Zeiligkeit bei Ledeburitstählen unvermeidlich-wenn man eben nicht auf die PM-Technik zurückgreift.
Das führt zu schlechter Polierfähigkeit: Als man für die Prägung der alten 5 Markstücke aus Silber in den Prägestanzen aus Haltbarkeitsgründen Prägestempel aus Chromschnittstählen-also D 2 und seine Verwandten einsetzte, war es mit dem Silberglanz vorbei. die Münzen blieben matt, weil sie das Karbidbild der Stempel abbildeten.
Schlimmer ist aber eine weiter Erscheinung, die bei hoch- und überlegierten Stählen auftreten kann: Die Seigerung.
Sie entsteht, wenn nach dem Guß der Stahl nicht gleichmäßig erstarrt-was er, außer bei ganz kleinen Stücken, auch gar nicht kann.
Dann können sich Karbide an bestimmten Stellen vermehrt sammeln.
Nach dem Schleifen und -versuchten- Polieren sehen diese Stellen der Karbidanreicherungen wie Grind aus. Die Erscheinung wurde auch so genannt. Polieren lassen sich diese Stellen überhaupt nicht mehr. Im Gegenteil wird der Kontrast zwischen noch einigermaßen polierter gesunder Klinge und dem grindigen Teil noch stärker hervorgehoben.
Ledeburitstähle zeigen nach eifrigem Polieren oft eine Art Orangenhaut. Das ist aber gleichmäßig verteilt und damit kann man leben. Es ist einfach eine Folge des Karbidreichtums.
Grind ist sehr viel unangenehmer, da er optisch stört und die grindigen Stellen auch mechanisch geschwächt sind.
Von außen kann man das nicht sehen. Dem Lieferanten ist daher an sich kein Vorwurf zu machen. Es ist ein Fehler der der Natur der stähle entsprechend vorkommen kann.
Freundliche Grüße
U. Gerfin