Robustes Arbeitstier fürs Bushcraften

Moin, wie ernst ist denn die Anforderung "Hacken" gemeint? Mit einem Enzo Trapper (egal ob 95er oder 115er) oder ähnlichen zierlichen, leichten Messern kommt man da nämlich nicht sehr weit. Da wäre der Vorschlag mit dem Bravo 1 in A2 schon deutlich angebrachter - natürlich mit Abstrichen bei der erreichbaren Schneidleistung.


Bedenke: Den Unterschied zwischen ~3mm Klingenstärke und 5,5mm Klingenstärke wirst du VIEL deutlicher bei der Anwendung merken, als die Stahlsorte.

Danke für Deinen Einwurf!
Hätte zwar i.d.R. unterwegs noch eine Axt dabei, wollte mir aber die Option offen halten die Axt auch mal zuhause zu lassen.

Von Bark River hört man zur Zeit leider wenig Gutes, was die (fehlende) Endkontrolle angeht.
Und das bei den Preisen...
Bin da etwas verunsichert.

Wenn es um die Klingenstärke geht, wäre wohl auch das TOPS Fieldcraft (wieder) im Rennen.
Da wäre dann die Entscheidung 154CM oder 1095 (?)

Eine Frage zu den sogenannten Superstählen: Gibt es denn einen zähen und leicht zu schärfenden Kandidaten?
Rostanfälligkeit und Schnitthaltigkeit würde ich dann erst einmal hinten anstellen.

Und mal eine ganz blöde Anfängerfrage:
Wenn ein Messer schwer zu schärfen ist, geht es dabei nur um die Zeit / die Wiederholungen, mit denen ich über einen Schleifstein schrappeln muss?
Oder geht es auch um die handwerkliche Herausforderung?
Salopp gesagt: Kann ich es auch vergeigen?
 
Was Bark River angeht, rufst Du Jenni bei Klingenwelt an und läßt Dir ein handverlesenes Exemplar aussuchen.

Was Superstähle angeht, sind damit in der Regel die neuesten pulvermetallurgischen Stähle gemeint und zumeist geht es den Leuten da um möglichst hohe Schnitthaltigkeit. Seilchen schneiden bis der Arzt kommt ohne nachschärfen zu müssen. Und diese lassen sich nicht einfach schärfen. Was heißt, es dauert, man benötigt eventuell spezielle Schärfmedien (Diamant) und man kann das locker vergeigen. Kann man übrigens auch bei stinknormalen einfachen Stählen wie O1, A2 etc.

Die Superstähle sind mit Ausnahme nicht sonderlich zäh. Einer, der ganz ok ist diesbezüglich, ist der CPM M4 und - besser, sowie noch etwas ausgewogener - der CPM 4V. Aber da findest Du so gut wie keine Messer, die für Dich in Frage kommen. Das Spyderco Province 4V ist ein Spitzengerät, hat aber eine 17,2 cm lange Klinge.

Was die Wahl zwischen 154CM und 1095 angeht, ist die Sache einfach, wie die beiden folgenden Bilder zeigen: Bild 01 154CM und Bild 02 1095.

01 154CM.jpg 02 1095.jpg

In 154 CM haben wir 14 % Chrom und der Stahl ist konventionell erschmolzen (keine Pulvermetallurgie). Viel Chrom, viel Klunker. Viel Klunker, weniger zäh. Also 1095 für die Hackerei! Der liegt bei 10 auf der Zähigkeitsskala wie O1 und Elmax.

Generell wäre nochmal zu sagen, daß es eher auf die Geometrie der Klinge als auf den Stahl ankommt, der Stahl aber zumindest nicht im Problembereich liegen sollte. Also weniger Klunker. Sonst Ausbruchgefahr. Ich plädiere nach wie vor für Bark River und A2 Toolsteel. Man kann ja Messer, wenn sie einem nicht zusagen, auch wieder zurückschicken ;). Hier mein Review mit Bildern von meinem vor kurzem erworbenen Bark River Classic Drop Point Hunter. Ich habe keinen Grund zur Klage :super:

R’n‘R
 
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Eine robuste Alternative mit 11,5-cm-Klingenlänge gesamt vom Kaliber 4,8 mm aus 1095 Karbonstahl ist das ESEE 4 - allerdings Flachschliff. Die Klinge ist beschichtet und die Rostanfälligkeit damit - bis auf die Schneide - gebannt. Da das ESEE 4 einen Fingerchoil hat, kann man es für feinere Arbeiten kurz greifen.

Das Messer gibt es in diversen Ausführungen und Scheidenvariationen. Man kann es - wie das verlinkte Exemplar - ohne Scheide kaufen und sich die passende aus der Vielzahl der Alternativen raussuchen.

R’n‘R
 
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@Rock'n'Roll:

Cooles Review vom Hunter! Habe sogar einiges davon verstanden ;)

Das Esee 4 hatte ich auch im Visier - wäre evtl. noch eine günstige Alternative.

Um nicht immer mit Fragen zu nerven, habe ich z.B. auf knifeinformer.com eine grobe Skala für Schnitthaltigkeit, Rostanfälligkeit und Schärfbarkeit sowie einen Index für Zähigkeit gefunden.
Leider sind da nicht alle Messerstahlsorten aufgeführt.
Wo schaust Du denn nach, wenn es um die Stahleigenschaften geht?

Wenn Geld also (fast) keine Rolle spielt, wäre die beste Empfehlung Bark River (Gunny oder Bravo 1) in CPM 3V, gefolgt von der günstigeren A2-Variante.
Wenn ich allerdings Holz spalten und Hacken auf die Axt verlege und es eher um feinere Holzarbeiten wie Schnitzen etc. geht, wäre dann ein günstigerer Stahl wie z.B. der Sandvik 14C28N empfehlenswert?
Da gäbe es z.B. das Joker Ember
Oder wäre auch hier der 1095 (Esee4)oder der O1 (Trapper) die bessere Wahl?
 
Bei Daten bezüglich Stahl und seiner Eigenschaften ist Vorsicht geboten. Es gibt eine Unmenge und es ist viel Blödsinn dabei. Manchmal werden Daten mit bester Absicht zusammengetragen, stammen allerdings aus verschiedenen Quellen. Insofern kommt es auch immer wieder zu widersprüchlichen Angaben. Jeder Hersteller (Crucible, Carpenter, Böhler-Uddeholm etc.) hat eigene Testverfahren. Wenn man die mischt, kommt es zu unsauberen Daten-Konglomeraten.

Nun gibt es erfreulicherweise seit einiger Zeit einen studierten Metallografen, der durch seine Herkunft dazu noch perfekt in die Messerszene integriert ist - Larrin Thomas. Der hat sich neben seinem Hauptberuf - Entwicklung von Stählen für die Fahrzeugindustrie – auch privat dem Stahl verschrieben. Und betreibt einen Blog - knifsteelnerds - in dem er regelmäßig Beiträge zu allen möglichen Stahl-Fragen schreibt.

Er untersucht nach und nach für den Messerbau relevante Stähle auf ihre Eigenschaften wie Schnitthaltigkeit, Zähigkeit und Rostbeständigkeit hin. Und zwar nach immer gleichen Kriterien mit den gleichen Apparaturen unter Laborbedingungen. Was in einer validen Aussage bezüglich der von ihm untersuchten Stähle mündet.

Es ist eine Vielzahl von Beiträgen und es gibt eine Reihe von Grafiken und Tabellen, die ich mir im Lauf der Zeit zu Gemüte geführt habe. Was zur Zähigkeit an Daten vorliegt, habe ich mir in einer eigenen Tabelle zusammengestellt. Hier finden sich Angaben zur Zähigkeit der Stähle bei Vorgabe einer bestimmten - für den jeweiligen Stahl gebrauchsüblichen - Härte (die einen wesentlichen Einfluß auf die Zähigkeit hat).

Was die Schnitthaltigkeit anbetrifft, gibt es eine - nicht ganz so umfangreiche - Tabelle von Larrin. Eine Tabelle zur Korrosionsbeständigkeit habe ich nicht verfügbar. Die Daten stecken in den einzelnen Blog-Beiträgen.

Wenn man einen Speziellen Stahl auf die Schnelle durchleuchten will, liefert zknives verläßliche Ergebnisse. Gibst Du bei Google z.B. „14C28N zknives“ ein, wird Dir der Link angezeigt und Du landest hier.

Womit wir bei Deiner zweiten Frage wären. Sandvik-Stähle sind eine sehr gute Wahl - und zwar durch die Bank: 12C27, 13C26 (similar Uddeholm AEB-L), 14C28N …

Zitat von Larrin Thomas zur Toughness von 14C28N: „14C28N is likely similar to AEB-L which is the highest toughness stainless steel I have yet tested.“ Und AEB-L liegt auf der Skala bei 37 (CPM 3V bei 40). Die Schnitthaltigkeit liegt in der Gegend von O1 und A2, er schärft sehr leicht und wird höllescharf. Mit 14 % Chrom ist er gut rostträge.

Hier das von mir zusammengetragene Toughness-Ranking aus Larrins Blog und eine Tabelle von Larrin zur Schnitthaltigkeit (Relative CATRA) - je größer die Zahl, desto besser:

Toughness Ranking nach Larrin

2,8 1.2562 (65,5 HRC), Super Blue (65,5 HRC)
3 ZDP189
4 N690 (63 HRC), Rex121 (71 HRC)
5 D2 (60 HRC),
5,8 VG10 (60,7 HRC)
6 M2 (64 HRC), S30V (60 HRC)
6,5 SG2 aka 3G (60,7 HRC)
7 X50CrMoV15 (57 HRC), S45VN (61,5 HRC)
7,4 1.2519 (63,7 HRC)
8 1.2442 (63,6 HRC), 1.4116 (57 HRC), Niolox (60 HRC), 40CP (60 HRC), XHP (61 HRC)
9 M390 (62 HRC), 20CV (62 HRC), CruWear (61 HRC), S35VN (61 HRC), Spy27 (61 HRC)
9,5 CPM-154 (60 HRC), RWL34 (60HRC)
10 O1 (58,5 HRC), 1095 (58 HRC), Elmax (60 HRC), Vanax (60 HRC)
11 V-Toku2 (63,5 HRC)
14 CPM M4 (61,5 HRC), 1084 (62,5 HRC), 24,7 bei 60,7 HRC,
15 A2 (60 HRC), 10 bei 62 HRC
19 CruForgeV
23 CPM CruWear, Z-Wear (62 HRC), 19C27 (59 HRC)
28 52100 (61 HRC)
29 80CrV2 (61 HRC)
32 LC200N aka Z-FiNit aka Cronidur 30
36 CPM 4V (62 HRC), 50 bei 60 HRC
37 AEB-L (60 HRC), 12 bei 64 HRC
40 CPM 3V (62 HRC), 70 bei 60 HRC
45 5160 (59,5 HRC), L6 (58 HRC), 15N20
51 8670 (59,5 HRC)

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R’n‘R
 
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Habe jetzt erst einmal das Joker Ember bestellt!

Vielen Dank noch einmal an alle für eure Empfehlungen / Ratschläge / Infos, allen voran natürlich Rock'n'Roll :super:

Werde auf jeden Fall mal meine Erfahrungen mit dem Messer berichten!
 
Zum Schärfen habe ich zuhause noch so ein Teil rumliegen.

Ist das irgendwie brauchbar, oder sollte ich mir unbedingt etwas anderes besorgen?
Man kann die Keramikstäbe auch in die Halterung legen und hat dann so eine Art Schleifstein.
 
Hat das Messer einen Scandi auf Null und Du möchtest den erhalten, wird das mit dem Sharpmaker eher nichts. Da solltest Du dann Steine nehmen. Hat die Klinge einen Secondary Bevel, kann man den vermutlich mit dem Sharpmaker angemessen erhalten. Es gehen ja 30 und 40 Grad. Oder Du legst an den Null-Scandi mit dem Sharpmaker einen Secondary Bevel an.

Ich persönlich bin ein großer Freund balliger Schneiden und ziehe ALLE meine Messer auf Schleifleinen und Mousepad ab. Ballige Schneiden bleiben ballig, V-Fasen werden mit der Zeit ballig. Ich komme damit sehr gut zurecht. Gerade bei 14C28N, der nicht sehr hart ist, ist das Abziehen und Scharfhalten auf Schleifleinen eine prima Methode.

Ein Satz hält mehrere Monate. Das 9er Set Micro Cloth kostet 16,99. Auf "Körnung (bitte auswählen)" klicken. Unten findest Du das Set ...

R'n'R
 
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