... Nur Mut [Wandergesellentum? Aushelfen im Betrieb?]

lydäschaft

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Hallo zusammen
Ich bin ziemlich neu hier bei euch im Forum und doch habe ich mir schon etliche Beiträge angeschaut, insbesonder Beiträge um die Grundkenntnisse des Schmiedens und Eigenbau-Beiträge von Essen, Lufthämmer ect.
Vorweg, falls ich am "falschen" Ort meinen Beitrag verfasse, so bitte ich um eine Verschiebung -

Nundenn, worin geht es in diesem Schreiben an euch?
Zum einen soll es dazu beitragen, dass ich mich euch vorstellen kann – zum anderen will ich einfach mal einige Dinge loswerden, welche in mir gewaltige Gefühle auslösen und Mut bedingen, um sie auszuleben, deshalb der Titel... Nur Mut :)
Also, ich fang mal an:
Mein Name ist Milos, ich bin 22 Jahre jung und ein begeisterter Schlosser.
Ich habe im Jahr 2007 meine Lehre als (offizieller Name: Anlagen und Apparatebauer)... Konstruktionsschlosser begonnen, in der Schweiz, und mit bravur im Jahre 2011 abgeschlossen; Schultechnisch gesehen mit 4.6 (Achtung, umgekehrte Skala!!! ^.^) und in der IPA (Individuelle Prüfungsarbeit, praktischer Teil in der Firma, mit der Note 5.1).

Ich war damals während der Lehre ein sehr unbeständiger Lehrling, welcher viele Hoch- und Tiefflüge hatte in Bezug auf meine Arbeiten als Schlosser. Ich denke, das hing damals auch damit zusammen, dass ich noch wesentlich unreifer war und noch nicht so ganz wusste, was mit dem Leben anzufangen. Der "Durchbruch" gelang mir erst nach der Lehre. Es hat nunmal bei mir seine Zeit gebraucht, bis ich die Leidenschaft zum Beruf entfachen konnte,- doch seit dieser Zeit, seit 2011, kann und will ich mir nichts anderes für meine Zukunft vorstellen.
"Normal sein" und der Norm entsprechen, kommt für mich nicht in Frage. Ich konnte dank meiner ausserordentlichen Leistung im Betrieb auch weiterhin dort bleiben.
Mit jedem Tag, welchen ich dort verbrachte, in der Schlosserei,- und mit jedem Auftrag, welchen ich beenden konnte, stieg und stieg mein Interesse an diesem Beruf. Ich fing an länger im Betrieb zu bleiben, z.T wurde es tiefe Nacht ehe sich die Tore hinter mir senkten und ich nach hause ging. Ich fing an fast jeden Samstag freiwillig arbeiten zu gehen, nicht des Geldes wegen, viel mehr der Erfahrung zu liebe. Ich bin einer der ersten der kommt und einer der letzten der geht. Seit der schwankenden Leistung während der Lehre... seit dem Lehrabschluss im Jahre 2011.. ist viel passiert. Ich konnte meinen eigenen Arbeitsstil entwickeln und konnte mich festigen auf der Ebene des Schlosserhandwerks.
Mein Chef wertet mit mittlerweile als seinen wichtigsten Mann in der Werkstatt. Ich bin letztes Jahr in die neue Halle gezogen (Anbau der Firma) bin dort zweiter Werkstattleiter, bin für die Instandhalt der Maschinen zuständig, für die allgemeine Ordnung, für das Abladen des Stahllieferanten, für die logische Nutzung des Raumes, für die Einhaltung der Termine der einzelnen Arbeiten und deren Weiterleitung in die Verzinkerei (Lieferscheine und Co) und seit diesem Sommer bin ich auch für einen der zwei neuen Lehrlingen zuständige.
Hinzukommt dass mir der Chef eine Weiterbildung zum eidgenössisch dipl. Schweissfachmann anbietet. Rosige Aussichten? Ich denke schon. Doch wieder zurück zum "Normal sein" und der Norm entsprechen. So schön das alles klingen mag, ist es doch nicht das was ich will, denn ich will auf dieser Welt Erfahrungen sammeln und mich entwickeln... Ich will lernen, denn ich bin wissenshungrig, ich bin neugierig und ich will nicht mein Lebenlang in einer Firma "festsitzen" und dies hinterher bereuen, denn eine Weiterbildung hat auch seinen Haken, nämlich die darauffolgende Verpflichtung.
Ich will mehr!...
Ich konnte für mich meine Ziele für die Zukunft während den stressigen und arbeitsintensiven Jahren neu definieren.
Ich will eine Stufe höher, zurück in die Zeit reisen um das Urhandwerk zu erlernen, welches den Schlosser dahin brachte, wo er heute ist.
Die Antwort darauf erspar ich mir :)
Wenn es jetzt schon einem in den Fingern kribbelt, mich auf den Beitrag von "roman":Basisinfos für Anfänger in der heißen Kunst " zu verweisen, der soll sich bitte auch noch den Rest durchlesen.
Hoffe dass es nicht mehr allzuviel wird :)
Ja, ich habe den Beitrag von roman schon gelesen und will dabei anmerken, dass ich nicht der Typ bin, welcher mal da und dort einen Schmiedekurs besuchen will, welcher sich dann in einer zu kleinen Räumlichkeit und mit vielzuwenig Erfahrung eine Esse aufbaut, um dann ein paar Klingen Schmieden zu können.
Ich hatte gestern das grosse Glück, dass ich unsere kleine Stadtschmiede besuchen konnte. Der "alte Meister" dort ist schon 74 Jahre alt, pensioniert und hat es eig. nicht mehr nötig zu arbeiten. Dass sich das Treffen mit Ihm überhaupt arrangieren liess, verdank ich glaube ich grösseren Mächten; Denn: Er ist total selten dort in seiner Stadtschmiede, welche er vom Vater übernehmen konnte und welche im Jahre 1863 erbaut wurde und... Achtung: Immer noch gleich eingerichtet ist!
Die Gefühle welche ich dort hatte... die waren einfach UNBERSCHREIBLICH! Ich hab mich gefühlt wie an Weihnachten und Geburtstag gleichzeit...so intensiv... so wunderschön.
Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen die ich dort machen durfte, ich konnte ihm nicht nur zuschauen, ich konnte auch noch bisschen mitanpacken. Und die Gefühle die ich hatte, waren wie eine Bestätigung für mich... dass ich den richtigen Weg wählen werde. Es war speziell :)





Naja, er hat mir angeboten mal etwas Schmieden zu können wenn ich mag.........die Antwort darauf könnt ihr euch bestimmt denken:emmersed::emmersed::emmersed::emmersed::love_heart::love_heart::love_heart:
Ich hoffe dass sich das bei mir mit den "Schmiedekürsen" und einer viel zu kleinen Räumlichkeit, dank seines Angebotes, erledigt hat.
Nun habe ich aber ein paar Fragen an euch:
Wieviele Schmieden und oder Schlossereien gibt es noch, welche die alte heisse Kunst ausüben? - Spezifisch Deutschland.
Gibt es noch Wandergesellen auf diesem Gebiet?
Wie hoch stehen die Chancen, für einige Monate in einem Betrieb aushelfen zu können und gegebenenfalls etwas zu lernen?

uuuuund - Welchen Stahl wählt der "Herr Schmied" am ehesten um einen Hammer zu schmieden?

Fragen über Fragen... und ein HERZLICHES DANKESCHÖN an jeden, der das hier bis zu diesem nachfolgenden Punkt durchgelesen hat.

Danke! :)
 
Schmiedebetriebe gibt es in Deutschland noch eine ganze Menge. Eine Fachpublikation, die Zeitschrift "hephaistos" gibt es ebenfalls. Und ja, auch das Wandergesellentum besteht noch. Der letzte Lehrling der Schmiede meines Freundes ist gerade "auf der Walz".
 
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