Messing schmieden?

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Hallo liebe Leser!!!
Kann man Messing schmieden?? Ich habe gerade eine alte Gewindeschraube von einem Abstandshalter von einem Kamin-"Deckel" aus Messing (20cm lang bei 1cm durchmesser) auf Rotglut erhitzt.
Beim Schmieden sind dauernt vorne Stücken abgebrochen und außerdem ist das Material brüchig geworden-wie kann ich das vermeiden???
Und muß ich Messing nachher abschrecken???

Liebe Grüße,
Thorsten Rieber
 
Hallo Thorsten,

Messing kann man kalt schmieden, dabei tritt eine Verfestigung des Materials ein. Wenn dieser Zustand erreicht ist muß es geglüht werden um es danach wieder schmieden zu können.
 
Ich glaube...

Es gibt verschiedene Arten von Messing - bei einem Zinkgehalt unter 37% eher für Umformung, bei Zinkgehalt über 37% eher für spanabhebende Verarbeitung. Zweiteres wird beim Schmieden/Hämmern und beim Walzen hart und spröde. Vielleicht ist das durch eine bestimmte Wärmebehandlung rückgängig zu machen, da bin ich aber nicht allzu schlau.
Grundsätzlich werden Kupferlegierungen bei "schwarzer Hitze" (keine Glühfarbe mehr zu sehen) geschmiedet.
mfg,
DE

Edit: Da war jemand schneller :rolleyes:
 
Messing

Hi Thorsten,
Messing ist eigentlich ein sehr weiches Material.
Ich hab letztens ein Habaki für mein Wakizashi gebaut. Dabei musste ich auch einmal das Teil mit dem Hammer kalt bearbeiten. Das Material bildete deutliche Risse, was für sprödes Werkstoffverhalten spricht. Ich hatte den Block von einer alten Praktikumsstelle, wo es als Anpressblock in einer CNC-Fräse diente. Da wir dieses Messing aber hauptsächlich zur Herstellung von Ventilgehäusen eben in dieser Fräse(Spanabhebende FV) benutzt haben, denke ich, dass es sich um das Messing mit höherem (>37%) Zinkanteil handelt, so wie DeadlyEdge das beschrieben hat. Die angerissene Oberfläche hab ich nach der Formgebung wieder "glatt"-gefeilt.
Ich hab das Teil also nicht erwärmen müssen, um es bearbeiten zu können. Wie das mit einer Gewindeschraube aussieht, ist schwer zu sagen; kann sein, dass da noch zusätzlich was drin ist, was die Schraube härter und damit verwindungssteifer macht. Die Schraube wird auch durch Spanabhebende FV hergestellt, deshalb ist es nach DeadlyEdge also wieder das spröde Messing mit hohem Zinkanteil.
Probier' doch einfach mal, die Schraube zwar erwärmt aber nicht glühend zu schmieden. Viel Erfolg,
Gruß vom Sinus
 
Last edited:
probiers mal mit schmiede bronze , die schraube wird warscheinlich nicht aus einer knet legierung sein , dann reicht auch erwärmen nich mehr
 
Ich habe bei www.dick.biz einige Messer aus "Schmiedebronze" gefunden. Die geben als Material "CuZn4Mn" an.
Leider habe ich unter google mit der Angabe nichts gefunden....
Ist das einfach das stinknormale Messing ausm Baumarkt ? Was genau ist der Unterscheid zwischen Schmiedebronze und Messing ?

Hab ich die Vorgehensweise richtig verstanden, dass ich quasi das Ausgangsmaterial kalt schmiede und es erhitze bevor es zu hart geworden ist und Brüche/Risse bekommt. Dann erhitzen auf 500 Grad und wieder weiterschmieden ?
Härten tut man es durch kaltes Feinschmieden zum Schluss ?

Liebe Grüße

Xzenon
 
.....Kann man Messing schmieden?.....Und muß ich Messing nachher abschrecken?
Frage 1: ja, wenn man kann bzw. wenn es durch seine Legierung dafür geeignet ist (siehe die anderen Posts mit entsprechenden Infos).

Frage2: Nein, vorher! Du machst das Messing "schwarzwarm", so dass eine Glühfarbe noch kaum zu erkennen ist. DANN wird abgeschreckt, danach kannst Du schmieden, bis es beginnt, hart zu werden. Dann geht es mit dem Erwärmen und Abschrecken wieder von vorn los.

Gruß

sanjuro
 
Um die Schwarzwärme heraus zu bekommen nimm ein stück Holz und streich es über des Messing, wenn es schwarz darauf abzeichnet also das Holz verkohkelt, dann hast du die richtige themperatur.
Wenn man Kupferlegierungen rotwarm macht und dann in Wasser abschreck wird sie weicher, also genau gegensätzliches verhalten zu Stahl.
Die kunst ist, dass man herausfindet wann man aufhört mit dem schmieden egal ob warm oder kalt, denn dann gibt es wieder risse.
Viel glück :super:
 
Vorsicht mit dem Abschrecken... da verhält sich Messing deutlich anders als Stahl.

Ich habe geschmiedetes Messing erstmal kurz an der Luft abkühlen lassen und dann "abgeschreckt".

Der Begriff "abgeschreckt" klingt zu stark, finde ich.
Bei Messing ist es eher eine Kühlung.
 
@Messerfreund
Wie meinst du das? Ich schrecke Messing immer in Wasser ab. Wenn es beim Glühen nicht überhitzt wird, ist das kein Problem.
Übrigens sollte man das mit dem Glühen auch nicht übertreiben. Wenn man zu oft (und dann noch womöglich zu heiß) glüht, bekommt man ein enormes Kornwachstum. Das macht sich in einer deutlich höheren Rissneigung bemerkbar. Man muß ein Gefühl entwickeln, was man dem Material zumuten kann.

Viele Grüße, Jan.
 
Man muß ein Gefühl entwickeln, was man dem Material zumuten kann.

Moin.

Genau diesen Satz habe ich schon immer gehasst, aber bei Messing (und bei Lehmbaustoffen) gilt er, - leider.

Ich arbeite nun seit über sieben Jahren mehrmals in der Woche mit Messing, benutze seit Anfang an den selben Brenner und die selben Zangen. Und jeder Draht und jedes Blech ist anders (ich kaufe beim Großhändler immer MS 58 mit 39% Zink, das ist das selbe Zeug, dass es im Baumarkt gibt).
Ich habe auch mal das deutlich teurere MS 60 mit 36% Zink probiert. Waren drei Drähte à 3 Meter und jeder war ein bisschen anders:irre:.

Da hilft tatsächlich nur an einem Ende probieren und üben, üben, üben.

Gruß

chamenos
 
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Messing auch Blei enthalten kann. Das ist dann für Messer wohl nicht das optimale, oder?
 
Ich habe mal irgendwo gelesen, dass Messing auch Blei enthalten kann.

In fast allen Messingsorten, die man so zu kaufen bekommt ist zwischen 1,5 und 3% Blei drin.
Das erleichtert die spanende Bearbeitung.

Messing ohne Blei zu bekommen ist ein ziemlicher Akt.

Gruß

chamenos
 
Mein Erfahrung mit Kupfer und seinen Legierungen (Messing, Bronze) ist, dass sich die genau "andersrum" als Eisen und seine Legierungen (Stähle) benehmen, d.h. durch Erhitzen und Abschrecken bekommt man sie weich, und durch Erhitzen und langsam abkühlen, sowie durch Kaltverformung werden sie hart bis spröde.

Das hab ich so von meinem Stiefopa gelernt, mein Papa hats so gehalten, und auch ich kann das so bestätigen, wenngleich sich manche höherlegierten Cu-Werkstoffe (genau wie die höherlegierten Fe-Werkstoffe) manchmal etwas 'biestig' anstellen und einfach nicht nach den Regeln funktionieren wollen.

Warum das alles so ist, mach ich mir einfach keinen Kopf drum, sonst tuts noch weh...
banghead.gif


-ZiLi-
 
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