Messer in Erzählungen und Romanen

lacis

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Mit unserem Spleen geht man ja mit ganz anderen Augen durch die Welt. Es gibt einen Thread zu Liedern über Messer und mehrere Threads zu Messerfilmen Aber einen zu Messern in Büchern gibt es noch nicht.

Vielleicht ist es ja von Interesse und der eine oder andere hat Lust, hier ein paar Zitate zu posten. Vielleicht kommt so auch die Idee für die nächste Lektüre. Ich mache im nächsten Post gleich mal den Anfang.
 
Haruki Murakami: Kafka am Strand

Kafka Tamura, ein japanischer Junge, reißt an seinem 15. Geburtstag von zu Hause aus:

»Als ich fortgehe, nehme ich nicht nur ohne zu fragen Geld aus dem Arbeitszimmer meines Vaters, sondern auch ein kleines goldenes Feuerzeug (dessen Design und Gewicht mir gefallen) und ein Klappmesser mit einer scharfen Schneide. Es dient zum Häuten von Wild und liegt gut und schwer in der Hand. Die Klinge ist zwölf Zentimeter lang. Vielleicht ein Souvenir von einer Auslandsreise. Außerdem nehme ich noch eine starke Taschenlampe aus der Schreibtischschublade. Und seine Sonnenbrille brauche ich, um mein Alter zu kaschieren.«

Haruki Murakami: Kafka am Strand (Ein Buch, wie Bilder von Magritte, Max Ernst oder De Chirico oder eher noch M.C. Escher. Oberflächlich scheint alles normal...)
 
Philip Roth: Amerikanisches Idyll

Geschichte eines Mannes, der ein pflichtbewusstes Leben führte und hilflos den Verfall seiner Gesundheit, seiner Ehe, seiner Familie, seiner Ideale und der Gesellschaft beobachtet:

»Zwei Schülerinnen kamen alle paar Minuten aus der Küche und trugen schweigend die Steaks auf, die er gebraten hatte: Auf Zinntellern arrangiert, vorgeschnitten und bluttriefend. Die Tranchiermesser des Schweden stammten von Hoffritz, beste deutsche Ware aus rostfreiem Stahl. Er war eigens nach New York gefahren, um die Messer und das große Tranchierbrett zu kaufen. Früher war im so etwas wichtig gewesen. Wie genüsslich er die Klinge an der Schleifstange gewetzt hatte, bevor es über den Truthahn herging. Was für ein schönes Geräusch. Das traurige Inventar seiner häuslichen Freigiebigkeit. Seine Familie sollte immer nur das Beste haben. Seine Familie sollte alles haben.«

Philip Roth: Amerikanisches Idyll (Eine komplexe Geschichte über die Unmöglichkeit sich selbst und andere wirklich zu verstehen.)
 
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Aber bitte !!!

"Unter anderem fand er ein scharfes Jagdmesser, mit dem er sich promt in den Finger schnitt."
Was wäre Lord Greystoke alias Tarzan ohne sein Messer ?

"Ich schlug am Strande ein Holzkreuz ein, und dann ritzte ich mit meinem Messer das Datum meiner Landung und dann alle weiteren Tage"
Robinson Crusoe

"Auch sie hatten alle Lancaster=Rifles, aber daneben trug jeder noch am Gürtel ein bis zwei Messer und ein Tomahawk."
Tecumseh

Du kannst die gesammte Jugendliteratur durchsehen, - selten taucht ein Held dort ohne Messer auf, - wieso denn haben wir alle meist schon als kleine Pupser gewusst, dass zu einem Mann auch sein Messer gehört ?:D

Gruss Ralf
 
Interessantes Thema! ;)
Hier etwas aus "Jonathan Strange & Mr. Norrel" von Susanna Clarke

John Childermess entdeckt in einem Moor die (vermeintliche) Leiche eines Mannes, auf dessen Körper ein begehrtes Buch (DAS gesuchte Buch der Geschichte) verewigt ist:

"Er blickte auf sein Messer. Vielleicht sollte er das Buch auf seinen eigenen Körper abschreiben?" ... "Aber die Schrift auf Vinculus' Leiche war sowohl dicht als auch kompliziert. Selbst wenn er sein Messer dazu zwingen konnte, alle Punkte, Kreise und Schnörkel nachzuahmen - was er bezweifelte -, müsste er tief schneiden, damit die Zeichen von Dauer wären."

Gruß

gulogulo
 
"[...] und er erleicherte sich genau an der gleichen Stelle, die er durch Dreipunktpeilung festgestellt hatte, wo er vor dreißig Jahren schwer verwundet worden war. […] `Jetzt werd ich das Denkmal vollenden`, sagte er zu niemandem als zu den Toten, und er nahm ein altes Solinger Klappmesser, so eins, wie deutsche Wilddiebe bei sich haben, aus seiner Tasche. Beim Aufmachen stellte es sich fest, und mit einer kreisenden Bewegung grub er fein säuberlich ein Loch in die feuchte Erde. Er reinigte das Messer an seinem rechten Militärstiefel und steckte dann einen braunen Zehntausendlireschein in das Loch und stampfte ihn fest hinein und legte die Grassode, die er ausgestochen hatte, darüber. […] Jetzt ist es ausgezeichnet, dachte er. Es hat Scheiße, Geld und Blut drin und sieh nur mal, wie das Gras wächst, und das Eisen ist in der Erde [...]“
Ernest Hemingway: Über den Fluss und in die Wälder (Ende 3. Kapitel).


"Wer kein Schwert hat, der verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert!"
Jesus Christus, in: Lukas 22, 36.

Dieses Zitat hatte ich zu Anfang meiner Forumszeit in der Signatur stehen. Hat damals eine recht angeregte Maildiskussion u.a. mit pitter ausgelöst, gab glaub ich auch einen Thread dazu. Also gegebenenfalls suchen und Kommentare dort anhängen. :D
 
" Der zweite Jäger,ein Greis von einigen 60 Jahren,wurde allerdings an Körperkraft und Stärke von seinem jüngeren Begleiter übertroffen,dennoch aber sah man keiner seiner Bewegungen das vorgerückte Alter an.Seine Augen glühten noch in fast jugendlichem Feuer,und seine Wangen färbte das Rot der Gesundheit.Nach Sitte der Hinterwäldler trug er ein einfaches baumwollenes, mit Fransen besetztes Jagdhemd, lederne Leggins und grobe Schuhe.In seinem Gürtel stak aber statt des schmalen Matrosenmessers, das sein Gefährte trug, eine breite, schwere Klinge, ein sogenanntes Bowiemesser, und die wollene, fest zusammengerollte Decke hing ihm, mit einem breiten Streifen Bast befestigt, über der Schulter "

Anfang von " Die Flusspiraten des Missisippi" von Friedrich Gerstäcker (1816-1872).Sein zweiter Roman, erschienen 1848.
Erste Amerika-Reise 1837,Jäger,Fallensteller- und im Gegensatz zu anderen ein "echter" Reise -Schriftsteller...

(Bringt doch was, nach Jahrzehnten mal wieder in seinen alten Abenteuer-Jugendbüchern zu schmökern :) )
 
Orhan Parmuk: Rot ist mein Name

Diesmal geht es um ein Schwert:

»Von Grunde des Kastens, gleich dort, wo unser Bett ausgelegt war, holte ich zwischen den rosenduftenden Laken mein Schwert mit dem Achatgriff hervor und zog es aus der Scheide. Seine Klinge war so scharf geschliffen, dass es ein Seidentuch in der Luft zerschneiden konnte, und wenn man Blattgold darauflegte, würden die Teile so gerade zerschnitten, als seien sie mit dem Lineal gezogen.«

Orhan Parmuk: Rot ist mein Name
 
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Moin,

in meiner Jugend habe ich alle Romane von Karl May gelesen, unter Anderem auch die Serie, in der Karl May/Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi und sein Kumpel Hadschi Halef Omar Ben Hadschi....(usw., usw.) in Arabien für Ordnung sorgen.

In einem der Romane bekam Kara Ben Nemsi ein großes Messer aus Damaszener Stahl geschenkt.

Damit konnte man Steine spalten, ohne dass eine Scharte an der Schneide zurückblieb :)) ). Auf der Klinge war der Spruch "Ismi es saika" (oder so ähnlich) eingraviert.

(Irgendwie glaube ich, diese Romane sind u.a. die Ursache für meine Messer-Liebhaberei;) Vor Allem da es in vielen, wenn nicht gar in allen, Romanen sehr detaillierte Beschreibungen der Messer gab. Ich habe mir sogar damals als ca. 10-jähriger einige Messer anhand der Beschreibungen nachgebaut. Nur das "Steinespalten" wollte nie so recht klappen....ob es an dem verwendeten Baustahl lag...?)

Gruß
Olli
 
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aus meiner aktuellen ......hauslektüre:


"Vier Stiche, wie schon bekannt. Tief, jeweils bis zum Anschlag des Messers. [...] Er ist wohl sehr schnell gestorben, sagt Docteur Lafond. Das Messer ist im rechten Winkel in den Körper eingedrungen. Eine sehr scharfe, glatte Klinge, etwa acht Zentimeter lang."
"Das heißt?"
Dupin konnte sich das bei Messern nie vorstellen.
"Das ist eine übliche Klingenlänge für ein Messer. Könnte auch ein größeres Taschenmesser gewesen sein. Opinel, Laguiole, so was. Kein Rost, keine Verunreinigung. Ein gut gepflegtes Messer."

(Jean-Luc Bannalec: Bretonische Verhältnisse, S. 115f.)


Der Autor hat offenbar keine Checke von "üblichen Klingenlängen größerer Taschenmesser". :teuflisch Acht Zentimeter? Pffff.
Ob Opinels oder Laguioles die bevorzugten Stichwaffen der Bretagne sind, kann ich nicht beurteilen. Könnte mir vorstellen, dass es da andere - regionale - Spezialitäten gibt. Was es erfahrungsgemäß eher nicht gibt, sind Opinels ohne Rost und Verunreinigung. :p
 
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