Küchenschnibbler aus RWL-34 und stabilisierter Eiche

Bolos

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Mich hat die modifizierte Sheepfoot-Klingenform von Matthias (@Taperedtang ) an seinen tollen Messern gereizt und inspiriert, so dass ich in meinem neuesten Projekt eine Adaption davon für ein kleines Küchenmesser probieren wollte.
Da dieses Messer hauptsächlich von meiner Frau genutzt werden wird, habe ich mich für den RWL-34 entschieden. Sie hat zwar kein Problem mit meinen Karbonstahlmessern, aber natürlich kommt es schon mal vor, dass eine Zitrone geschnitten wurde und das Messer danach nicht kurz abgewaschen wurde. Dem RWL-34 macht das nichts aus.

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Stahl: RWL34, 1,96 mm
Wärmebehandlung: 1060° 15min, Alu-Platten -25°, Tiefkühlung: -25°, angelassen 180° ~62 HRC
Schleifwinkel: 17°
Primärfase: Hohlschliff
über Wate: 0,23 mm
Finish: 40, 120 Korn + Korkband 240-800, Spiegel 240 Längsschliff
Erl: Steckerl 6,5 cm, 3 Bohrungen 4,0 mm
Gesamtlänge: 24,2 cm
Klingenlänge: 10,2 cm
Klingenhöhe: 3,5 cm
Grifflänge: 10,2 - 11,8 cm

Der Stahl lässt sich auch im gehärteten Zustand noch gut bearbeiten, was insbesondere für meinen Workflow wichtig ist, da ich nach dem Ausschneiden die Klinge zuerst Härte bevor ich mit dem Primärschliff beginne.

Als Griff habe ich mich für eine wunderbar verwitterte Eichenwurzel entschieden, die ich mit rotem Epoxy stabilisiert habe.

Ich freue mich immer, wenn ich in einem Projekt eine für mich neue Herausforderung finde. In diesem Fall war es das Griff-Finish. Ich habe zum ersten Mal einen Griff mit Epoxy lackiert. Das klingt jetzt einfacher als es war. Mehrere Versuche waren notwenig, bis ich schließlich das richtige Epoxy und Vorgehensweise hierfür gefunden hatte.
Ich denke das Ergebnis ist ganz akzeptabel geworden. Optisch kommt die lebendige Struktur des Griffes gut zur Geltung. Das Griffgefühl ist ok - natürlich fühlt sich der Griff nach Kunststoff an, was nicht anders zu erwarten war. Wie sich diese Art des Finish im Alltag schlägt, wird die Zeit zeigen.



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Auf Grund der Stabilisierung ist die Balance ganz leicht Grifflastig.
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Du hast einen wunderbaren, kleinen Schnibbler gebaut, auf den Du stolz sein kannst! (y)
Mir gefällt das Messer ausgesprochen gut, die Abmessungen, der sauber ausgeführte Hohlschliff, Stahlauswahl und der Griff sind perfekt!
Danke für`s Zeigen und viel Freude damit.

Gruß
Matthias
 
Hallo Bolos,
Ich will nicht unken, sondern schreibe nur, was ich sehe, und wie ich es interpretieren würde.
Das soll auf keinen Fall die schöne handwerkliche Leistung herabwürdigen, sondern nur ein Diskussionspunkt sein, um ggf meine Gedanken mit der Realität abzugleichen.
Der Hohlschliff ist parallel zum Messerrücken angesetzt, die Schneidenlinie steigt aber nach vorne hin an.
Das müsste nach meinem geometrischen Verständnis bedeuten, dass die Dicke über der Wate und auch die Keilwirkung des Hohlschliffs nach vorne Richtung Spitze hin zunimmt.
Damit wäre der Spitzenbereich weniger schneidfreudig, als der hintere Bereich was aus meiner Sicht eher nicht erstrebenswert sein dürfte.
Oder liege ich mit dieser Interpretation falsch?

Beste Grüße
Norbert
 
Vielen Dank für Euere Likes und Feedback! Das freut mich sehr; insbesondere das Dir @Taperedtang, das Messer gefällt; bist Du doch quasi der Initiator. Ebenso freue ich mich über kritische Anmerkungen. Deine Beobachtung @ebenezer und dargelegte Gedanken haben mich Erstens zum Nachmessen und Zweitens zum Nachdenken angeregt. Es ist richtig die Primärschliffhöhe sinkt von hinten nach vorne von 17mm auf 14mm. Das sind zwar "nur" 3mm, aber immerhin doch rund 20%. Durch die verringerte Anschliffhöhe dürfte die Keilwirkung, wie von Dir ausgeführt, im vorderen Bereich leicht verstärkt sein. Die Dicke über Wate ist vorne wie hinten gleich.
Ich werde bei der Nutzung des Messers besonders darauf achten ob es sich in der Praxis bemerkbar macht.

Für künftige Projekte in der Richtung bin noch am Überlegen wie ich diese Erkenntnis einfließen lasse. Ich könnte entwender den Hohlschliff der Schneidkante folgen lassen, oder vielleicht werde ich auch eine Kombination aus Flach- und Hohlschliff versuchen; schau mer mal :)

Viele Grüße
Olaf
 
Ich könnte entwender den Hohlschliff der Schneidkante folgen lassen, oder vielleicht werde ich auch eine Kombination aus Flach- und Hohlschliff versuchen
Oder du verpasst der Klinge nach vorne hin einen gleichmäßigen Taper. Dann kannst Du die Oberkante des Hohlschliffs parallel zum Rücken lassen- was ja auch ein Designelement darstellt-
und trotzdem vorne schneidfreudiger werden.
 
Randall Knives ist ja bspw. bekannt dafür den Hohlschliff zur Spitze hin "hochwandern" zu lassen. Vielleicht in irgendeiner Form eine Inspiration..
Das sieht natürlich klasse aus.
Dafür müsste ich mir eine Vorrichtung bauen um das Messer diagonal am Kontaktrad vorbeiführen zu können. Für eher schlanke Klingen sollte der Ansatz funktionieren.
Oder du verpasst der Klinge nach vorne hin einen gleichmäßigen Taper.
Ja, ich denke das werde ich künftig so machen.
 
Also, ich finde den Schnippler richtig klasse und sehr gelungen. Schöne Arbeit.

Richtig. An einem kurzen Schnippler macht auch in meiner Küche eine dünnere Spitze am ehesten Sinn. Faktisch gibt es da aber lediglich ein Mindestmaß, das erfüllt sein muss, das meiste echte Kleinzeug schneide ich überwiegend mit der Klingenmitte im Pinchgrip.

Die kleine Ameise, die ich in diesem Format mit dünner Spitze hatte, war mir vorne viel zu empfindlich, weswegen ich sie wieder abgegeben hatte.

Just telling.

grüsse, pebe


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Mein Post ist auch nicht als Kritik zu verstehen. Ich finde Idee und Umsetzung ausgesprochen erfrischend.
 
Habe ich auch als Anregung empfunden :)
Ist zumindest für mich nicht trivial in der Umsetzung, aber wie ich schon geschrieben habe, mag ich Herausforderungen. Insofern habe Deine Anregung in meinem neudeutschen "Thinktank" abgelegt, um diese Art des Schliffs mal in der Zukunft anzugehen.

Als nächste Herausforderung werde ich mich an einem Messer mit Hamon versuchen.
 
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