Kohlenstoffverlust

Die "Luppe", dem Pudellofen entnommener "Klumpen", hatte erhebliche Schlackeneinschlüsse. Da er aus dem flüssigen Bad entnommen wurde, waren die Lufteinschlüsse eher gering, aber vorhanden.
Gleich nach dem Entnehmen aus dem Ofen, also mit Schweißtemperatur, oberer Bereich, wurde der Klumpen unter dem Hammer verschweißt, gewalzt und dann ins Wasser gelegt (gehärtet) und gebrochen.
Man hatte nun ein Material von ca 60x5, die Rippen.
Anhand der Bruchstellen wurde dann aus den Rippen die Rippenzange zusammengestellt, vergleichbar einem Damastpaket. Die Rohhöhe lose, betrug über 100 mm.
Eine westliche Kohlenstoffreduzierung bei den nächsten 3 Schweißvorgängen sehe ich nicht.
Das Material musste hier schon geeignet sein, sonst ging es zurück in den Puddelofen.
Eine wesentliche Reduzierung bei den nächsten Schweißvorgängen hätte auch zu erhöhtem Ausschuss geführt, das Verfahren wäre nicht kalkulierbar geworden.
Der Puddler war der Hauptakteur, er schöpfte mit seinem Sachverstand das gefrischte Material aus dem Ofen. Die Nacharbeit war dem homogenisieren, zusammenführen und auf Maß schmieden gewidmet.
Eine marginale Kohlenstoffveränderung wird nicht bestritten. Es geht um eine sinnvolle Veränderung.
So meine Vorstellung.

Oder anders, ein 60er Vierkant aus S 235 mit ca 0,25 % Kohlenstoff, wird zu einem Torpfosten geschmiedet 40x40. Dabei wird eine scharfkantige Ecke angebracht.
Dazu muss 5 mal aufgeheizt werden und aus Bequemlichkeitsgründen wird jedes mal bis an die Grenze erwärmt, > 1200° C.
Wie hat sich der Kohlenstoff verändert?
In der Mitte des Materials, an der Randschichten?
Welchen Einfluss hat die Erwärmung?
Welchen das Schmieden?
Kohlenstoff ist das wesentliche Legierungselement für die Festigkeit des Stahls.
Wenn bei einem Schmiedestück wesentlicher Kohlenstoffverlust stattfindet, halten die Stücke noch ihr Versprechen?

Das sind die Fragen die mich dazu bringen, nicht an eine wesentliche Kohlenstoffreduzierung beim Schmieden zu denken. Neben den in anderen Beiträgen erwähnten. Wie geschrieben, eine marginale Änderung wird nicht bezweifelt oder ausgeschlossen.
Gibt es Werte, Erfahrungswerte, Messwerte oder Andere die die Kohlenstoffreduzierung beschreiben?
Wer kann solche Werte angeben?

Dann schwebt mir noch was anderes im Kopf aus einem anderen Forum auf dieser Seite:

Solange der Kohlenstoff in den Karbiden gebunden ist, kann er selbst nicht wandern..
Unter AC 1-Eisen- Kohlenstoff -Diagramm nachlesen !- tut sich nichts, soweit der reine Diffusionsverlust betroffen ist.

AC wäre die Schmelzlinie. Darunter wird beim Schmieden auf jeden Fall geblieben.
Sorgen macht mir, dass ich einem Denklfehler unterliege und freue mich, wenn ihn mir jemand zeigt.
 
Solange der Kohlenstoff in den Karbiden gebunden ist, kann er selbst nicht wandern..
Unter AC 1-Eisen- Kohlenstoff -Diagramm nachlesen !- tut sich nichts, soweit der reine Diffusionsverlust betroffen ist.
In Puddeleisen vermute ich wenig Karbidbildner die nicht in Lösung gehen, das sollte kein Thema sein. Und der Kohlenstoffgehalt wird beim frischen reduziert, das hat sich nicht geändert. Aus dem Gussstahl muß etwa die Hälfte des Kohlenstoffes gepuddelt werden.

Beim schmieden und Feuerschweißen wird deutlich weniger Kohlenstoff verbrannt.
Es wäre ja erlaubt sich auszudenken, dass je Schweißvorgang 0,1 % Kohlenstoff verloren geht.
Die Größenordnung dürfte passen. 6mm starke Bleche sind vergleichbar mit geschmiedeten Klingen. Das wäre bei 4 mal schweißen etwa halb so viel wie beim puddeln.

@Xerxes hat vielleicht eine Idee, wie viel Kohlenstoff beim raffinieren mit Sand als Flußmittel verloren geht. Irgendwann gibt es hoffentlich wieder Renneisen bei ihm zu kaufen.
 
@herbert es handelt sich um den Oelchenhammer in Engelskirchen.
Am Sonntag ist wieder Schmiedetag, leider ohne Hammer, der schwächelt.
Geöffnet von 1300-1700. Ich freue mich über einen Besuch, auch zu einem anderen Zeitpunkt.
 
Servus die Leute der Messerkunst,
ich denke diese Unterhaltung kann abgeschlossen werden.
Ich habe gerade mal Jahrszahlen aus der Dokumentation Leben und Arbeiten um Hammerwerk herausgesucht.
Dabei bin ich auf fogendes gestoßen.
Seite 12:

"Die aus dem Puddelofen kommende Rohluppe hatte noch einen Kohlenstoffgehalt von 0,55-0,65 % Kohlenstoff".

weiter unten

"Der Zweck dieses geschilderten raffinierte Schmiedeverfahrens, war im Endergebnis eine sehr fein verteilte Schlacke und ein bei Schweißhitze völlig unempfidliches und doch härtbares zähes Produkt zu erhalten. Der C-Gehalt lag im Mittel bei 0,6 %"

Aus der Festschrift der Fa. Dorrenberg von 1960. Da kannte man schon mehr in Sachen Stahlanalyse.

Ich lese das so, dass der Kohlenstoffgehalt nicht wirklich und schon gar nicht sinnvoll durch Schmieden beinflußt werden kann.
Ausgneommen sind da vielleicht dünne Werkstoffdicken und Hobbyschmiede, die für einen Nagel 5 mal warm machen müssen.
In diesem Sinne.
Es war mir ein Fest mit Euch.
Paul Siggi
 
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