Knacken beim Abkühlen

Bastler5

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Habe mal eine Anfängerfrage:
Bin gerade dabei mein erstes Messer zu schmieden. Habe dafür eine alte Feileausgesucht und erst mal etwas flacher gehämmert (was allerdings viel schlechter ging als erwartet). Habe dann mit dem Schutzgasschweissgerät beidseitig Edelstahldraht aufgeschweißt. Anschließend habe ich das ganze weiter flach hämmern wollen, ging aber weiterhin sehr schlecht und es ist nicht wie erwartet viel breiter geworden. O.K, dann wird es halt erst mal eine kleinere Klinge. Aber zum Schluss habe ich den Stahl in der Glut liegenlassen um ihn sicherheitshalber langsam abzukühlen, soll ja beim Schleifen nicht hart sein. Als der Stahl bereitsvorsichtig angefasst werden konnte (vielleicht 40 Grad) habe ich ihn mit in die Wohnung genommen. Dort konnte ich Knackgeräusche hören. Hat sich da etwa der Feilenstahl irgendwie verändert, oder hat sich vielleichtdie aufgeschweißte Schicht irgendwo losgerissen? Oder ist das Knacken normal?
Welchen Vorschlag könnt ihr mir zum Härten machen? Reicht bei Feilenstahl Abkühlen an Luft oder ist Abschrecken erforderlich?
Gruß, Bastler5
 
Hm, ja, ich will Dir ja nicht den Mut nehmen, aber alte Feilen hört sich einfach an, die Stähle wollen aber richtig behandelt werden. Gute Feilen können 1,4% C haben, das ist schon was.
Das korrekte Einhalten der Temperaturen beim Schmieden und Wärmebehandeln ist hier Pflicht, so etwas ohne Erfahrung und Anleitung zu machen klappt beim "Ersten Mal" sehr oft nicht.
Ich glaub schon, dass die Knackerei auf die aufgeschweißten Drähte zurückzuführen ist. Wenn Du Pech hast, hat der Stahl Risse bekommen. Mit WD 40 einsprühen, kurz warten, dann müßtest Du das sehen können.
Schweissbar sind diese Stähle nicht wirklich. Und wenn es noch eine W-legierte Feile war, dann ist die Warmumformung auch kein wahres Vergnügen.
Fang doch einfach mal mit gutmütigeren Stählen an. Oder buch das unter Erfahrung ab.
Und ja, solche Stähle müssen abgeschreckt werden.
Ohne genaue Angabe, was Du bei welchen Temperaturen gemacht hast, ist eine echte Fehleranalyse schwierig.
Wenn Du die Feile lange unter Hitze hattest, dürfte sie auch randentkohlt sein. Ich fürchte auch, dass die Schweißerei Grobkorn und/oder Eigenspannungen in den Schweißzonen eingebracht hat.
Aber lass Dir von mir Nörgler nicht den Spaß zerreden. Einfach Erfahrungen sammeln und draus lernen.
Ich persönlich z.B. kenne mich mit Stahl zwar aus, aber wenn ich Stähle mit mehr als 0,8%C schmiede, bin ich immer froh, wenn mir ein Schmied über die Schulter schaut.....
 
Respekt ! Ich dachte, ich hätte so ziemlich jeden Unfug, den man mit Stahl machen kann, schon hinter mir, Du hast aber doch noch eine neue Variante gefunden. Die Idee mit dem Aufschweißen von V2 A Draht auf eine Feile ist sogar gar nicht mal so übel.
Zu Deinen Fragen: Knacken ist nicht normal, sondern eigentlich immer ein Alarmzeichen. Wenn es nur durch das Abspringen von Schlacketeilchen entstanden ist, ist nichts Schlimmes passiert. Sind Drähte abgerissen, wird das das Musterbild verändern, vielleicht aber sogar bereichern. Bei der von Dir geschilderten geringen Verformung ist zu hoffen, daß Du nicht zu heiß geschmiedet hast, der Feilenstahl selbst also nicht oder nur wenig gelitten hat.
Feilenstahl muß gehärtet werden, um brauchbare Leistungen zu erzielen. Über die dafür notwendigen Schritte wirst Du hier im Forum das Nötige finden.
Noch etwas ganz allgemein: Es tut mir in der Seele weh, wenn ich sehe, wie wertvolles Material mißhandelt und verdorben wird, weil man es nicht einschätzen kann und wie umgekehrt der letzte Mist als das non plus ultra der Messerschmiedekunst ausgeben wird. Man nähert sich den modernen -teuren- Stählen mit Ehrfurcht und Erschaudern und läßt sie vom größten bekannten Spezialisten wärmebehandeln ( für das Geld könnte man schon feinste Feilen zentnerweise kaufen). Sie werden dann auch mit Vorsicht eingesetzt und bewähren sich entsprechend auch zufriedenstellend-mehr aber meistens auch nicht.
Feilen aber sind billig-also nichts wert. Man klopft ein bißchen auf ihnen herum, schleift, benutzt sie ungehärtet oder falsch gehärtet und -wie erwartet- kommt nichts besonderes dabei heraus.
Die Wahrheit ist: Die Stähle guter Feilen- etwa Hase, Grobet u.ä. entsprechen ziemlich genau den Stählen, die für die feinsten Rasiermesser benutzt wurden, bevor der "Korrosionswahn" um sich griff.
In alten Schmiedebüchern kann man lesen, daß diese Stähle überhaupt nur den erfahrensten Arbeitern überlassen wurden. Auch heute noch kann man aus ihnen herausragende Schneidinstrumente machen, wenn man sie richtig behandelt. Dazu gehört eine sauber durchdachte und ausgeführte thermomechanische Behandlung. Einzelheiten sind hier vielfach erörtert worden.
MfG U. Gerfin
 
Bin nur halb entmutigt

Danke erst mal für eure Antworten.

Beim Flachschmieden hatte ich die Feile vermutlich nicht überhitzt, da immer nach ein paar Schlägen schon keine Rotglut da war. Das mit dem Knacken kam erst, nachdem ich die geschweißte Feile weitergeschmiedet habe. Schlacke kann es nicht sein, ich hatte ja Schutzgas geschweißt (bin in der glücklichen Lage, eine Rolle Edelstahldraht zu besitzen) und bevor ich den Stahl in die Wohnung genommen habe, bin ich erst mal mit der Drahtbürste drübergegangen. Bei der Feile handelt es sich um ein ganz altes Teil mit Sicherheit vor dem 2. Weltkrieg. Keine Ahnung, was man da genau für einen Stahl verwendet hat. Erscheint mir aber auch nach dem langsamen Abkühlen überraschend hart.
Ich werde aber erst mal weitermachen, habe ja jetzt doch schon einige Stunden investiert und dann mache ich doch alle möglichen Fehler lieber jetzt, als dann beim 2. Versuch vielleicht wieder nichts hinzubekommen.
Neueste Neuigkeit: Gerade beim Schleifen festgestellt, dass sich der Edelstahl ablöst, sobald er an einer Stelle dünn geworden ist. Also hat das Aufschweißen nicht funktioniert. Unter dem Edelstahl ist der Feilenstahl dunkel so als hätte ich ihn vor dem Schweißen nicht blankgeschliffen. Projekt 3-Lagen-Stahl-Messer ist somit abgebrochen.
 
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