Goldätzung - kennt jemand die Vorgehensweise?

Alp-Man

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Hi,

vor allem auf Jagd- und Rasiermessern sieht man desweilen Ätzungen, die mit Gold hinterlegt sind.

Kennt jemand den Prozess dazu?

Mir drängen sich zwei Herangehensweisen auf:

1. Klinge mit Abdecklack bestreichen, Motiv herausarbeiten, Ätzen und dann galvanisch vergolden. Danach den Abdecklack entfernen.
Problem wäre im Zwischenschritt die Entfernung der beim Ätzen entstehenden Oxydschicht.

2. Wie oben - nur den Abdecklack vor dem Vergolden entfernen, das Oxyd entfernen (wie? Pferdehaarbürste und Bimsmehl? Ultraschall?), vergolden, dann überschleifen, so daß nur das Gold in der tieferen Ätzung stehenbleibt.


Oder ganz anders?

Bin für jeden Hinweis dankbar!
 
Ich kenne solche Sachen in erster Linie aus dem indisch/ persischen Raum als Koftgari:
Koftgari- Indian form of damascening

Aber selber habe ich null Erfahrung damit. Die Sachen, die ich gesehen habe, sind aber teilweise atemberaubend vom Handwerklichen her. Da dürfte allerdings viel Arbeit drin stecken und Erfahrung notwendig sein.
Vlt. gibt's einfachere Methoden - kenne mich leider nicht aus ...
.....aber da Du ja jeden Hinweis wolltest, hab ich's mal geschrieben ;)
 
@xtorsten vielen Dank!

Das gleicht dem Japanischen „Nunome Zogan“ - auch eine Einlegetechnik für Edelmetalle.
Das geht dann aber tatsächlich in die höchsten Sphären der Goldschmiedekunst.

Das Ergebnis der Technik, die ich gerne lernen würde sieht man hier zum Beispiel:

Dovo Rasiermesser Ebenholz mit Goldätzung

Wenn man sich die Detailfotos ansieht, kann man erkennen, daß die goldenen Flächen matt sind, analog zu einer geätzten Oberfläche.

Ich könnte mir auch vorstellen, daß man evt. Blattgold „einreiben“ könnte.
Evt. wurde das früher auch mit einem Amalgam gemacht, wie Niello…



Einen verkupferten Hintergrund bekäme man vielleicht mit von Kupfer kontaminiertem Fe3Cl, zumindest habe ich mir so schon versehentlich Damast verkupfert 😅
Gold wird eher schwer in Fe3Cl zu lösen sein, da zu edel.

Es gibt im Verhältnis „günstige“ Gold-Elektrolyte, die man mit einer Elektrode aufstreichen kann - das wäre natürlich am Einfachsten. Nur denke ich eben, daß mir da die Oxydschicht vom Ätzen im Weg wäre.
 
Habe mir schon fast gedacht, dass das nix für Deine Zwecke ist
Ich erkundige mich nochmal bei einem Kumpel (der mit persischen Säbeln gehandelt hat und zudem vor vielen Jahren Goldschmiedearbeiten gemacht hat). Der ist auch Pragmatiker - vlt. hat er Ahnung bzw. eine Idee ...
 
Frage doch mal in einem Dentallabor in Deiner Nähe. Mit einem Glanzgerät wird das Oxyd entfernt und eventuell haben die noch ein Galvanogerät, um Dir eine goldgelbe Legierung draufzupacken.
 
@xtorsten für meine Zwecke wärs schon was… nur für meine Fähigkeiten nicht 😅
Wäre klasse wenn Du fragen könntest!

@Pietje Glanzgerät… da muss ich mich mal reinlesen, das Prinzip kenne ich garnicht - vielen Dank für den Tip! Die Galvanik bekomme ich hier hin, Stiftgalvanik ist ja kein Hexenwerk.
 
Glanzgerät… da muss ich mich mal reinlesen, das Prinzip kenne ich garnicht - vielen Dank für den Tip! Die Galvanik bekomme ich hier hin, Stiftgalvanik ist ja kein Hexenwerk.
Bei *** Gelöscht. Hinweise auf Internet-Auktions-Plattformen sind im Messerforum nicht erwünscht. *** nach BEGO Glanzgerät schauen.
Bego Glanzgerät
Ca. 500.-€ anpeilen. Oder mehr, wenn es gerade von BEGO überholt wurde. Ist eine robuste Technik.
Kleiner Kasten ( Schuhkarton Gr 47) mit Deckel. Elektrisch leitende Flüssigkeit drin. Objekt mit Draht einhängen, Strom einschalten. Das Bad wird erhitzt, die Oberfläche abgetragen und das Werkstück wird dabei hin- und hergeschwenkt. Eine Schaltuhr schaltet nach gewählter Zeit ab. Je längere Zeit, je mehr Abtrag.
Der Aufstellplatz sollte während dem Betrieb belüftet sein. Die Flüssigkeit ist hygroskopisch, nimmt also Wasser aus der Luft auf. Daher immer den Deckel zu machen.
Lager-, Umwelt- und Entsorgungsrichtlinien beachten.
Die Flüssigkeit B2B im Dentaldepot bestellen, ansonsten Dentallabor / Zahnarzt mit Eigenlabor in der Nähe ansprechen.
Zahntechniker benutzen das, um Modelgußteile frei von Oxyd zu kriegen.

Oder eben direkt das Dentallabor Dein Werkstück entoxydieren lassen.

Viel Erfolg
Pietje
 
@Pietje Klasse, vielen Dank für die Erklärung! Ich muss mal schauen, ob ich einen Dentaltechniker finde, der für so einen Unfug zu haben ist.

Am schönsten wäre es natürlich, wenn das Glänzen durchgeführt werden könnte, ohne den Abdecklack von den ungeätzten Stellen entfernen zu müssen - dann könnte man ohne Nacharbeiten vergolden.
Fürchte aber, daß niemand die Kontamination seines Glanzbades dafür riskieren würde.

Ich mache erst einmal ein Probestück und sehe, wie weit ich damit komme…
 
Na ja, das Glanzbad ist ca 1,5 l. Selbst bei einem notwendigen Austausch ist das nicht teuer.
Bei dem Galvanogold sieht das anders aus. Frage nach, ob Dein Isolierlack geht oder ob das Labor auf seinen Isolierlack besteht.
Gibt es bei Dir in der Nähe eine Berufsschule für Dental oder Goldschmiede? Deren Werkstatt ist nie ausgelastet. Wenn die an gelegentlichen außergewöhnlichen Aufgaben interessiert sind, reicht bestimmt eine angemessene Spende für die Kaffeekasse. Und die arbeiten auch am Samstag.
 
@Pietje Die Berufsschule für (u.a.) Galvanotechnik in Pforzheim ist eine knappe Stunde entfernt, die haben einen Förderverein und bieten Workshops an… das klingt so, als wäre man dort dem Laien gegenüber zumindest aufgeschlossen.

Ich schließe noch mein aktuelles Projekt ab, dann fange ich an, da mal ein paar Bäuche mit Fragen zu löchern - vielen Dank nochmals für den Hinweis!
 
Alp-Man du hast schon recht. Das wird geätzt und dann galvanisch vergoldet (dazwischen nur gespühlt). oder es werden in mehreren gängen Ätzungen mit stufen angelegt. Es gibt nur das Problem das moderne Vergoldungsanlagen mit höheren Temperaturen arbeiten und den Ätzgrund aufweichen oder sogar ablösen. Der Vorgang wird auch in dem Video "Herstellung von Blankwaffen" vom LVR institut für Landeskunde und Regionalgeschichte gezeigt. Deshalb wird das nur mit selbstbau galvanik (irgandwo hatte ich mal gesehen das man einen kleinen, mit Goldlösung getränkten Schwamm an die Stellen halten kann (schwamm und Klinge verkabelt) um die Teuren Materialien zu sparen. Oder bei einem der kleinen Solinger Betribe noch möglich sein, die ihre Becken nicht heizen.
 
@Geonohl vielen Dank für den Hinweis!
Das reicht mir um den Versuch zu starten. Für Stiftgalvanik fehlt mir nur das Elektrolyt und eine Graphitanode, das lässt sich besorgen.

Wie schon geschrieben, ich habe noch das aktuelle Projekt auf dem Tisch, dann konkretisiere ich das Ganze hier.
 
Es gibt - wenn auch kleine - Neuigkeiten.

Zum Einen habe ich folgende Publikation gefunden:

https://ynysfawr.lochac.sca.org/files/pdf/Etching-Metal.pdf

Hier wird auf Seite 4 beschrieben, wie mittles Abdecklack und Elektroätzung und folgender Verkupferung gearbeitet wird. Das Oxid wird dort mit einem in Essig getränkten Tuch entfernt.


Zum Anderen habe ich mich tatsächlich für Anfang März in Pforzheim Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule zu einem Goldschmiedeworkshop angemeldet. Toll ist, daß man dort eigene Projekte mitbringen kann und mehrere Meister unterschiedlicher Dsziplinen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Auf mein Projekt „Messer“ wurde interessiert und ohne Ressentiments reagiert. Angegliedert ist dort auch die Fachschule für Glavanotechnik - wenn ich es da nicht auf die Reihe bringe…
 
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