gelbes Pulver zum Aufkohlen von Stahl

Günther

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Hallo zusammen,

bevor mein Arbeitgeber mit seiner Firma an einen neuen Standort verzogen ist, hat er eine alte Feldschmiede zum härten der einfachen Drehteile betrieben.
In der Lehre haben wir u.A. einen Hammer aus CK 45 gefeilt und diesen im Schmiedefeuer gehärtet.Um die Bahn und die Finne härter als den Rest zu bekommen, haben wir ihn im glühenden Zustand in ein Gelbes , feinkörniges Pulver getaucht (nur an den Stellen, die härter werden sollten, als der Rest).

Dieses Pulver wurde bei uns "Blutlaugensalz" genannt, den Fachausdruck kenne ich leider nicht.

Wer kann mir sagen, um was es sich dabei gehandelt hat? :confused:

Hat übrigens prima funktioniert, den Hammer habe ich bei der Arbeit jeden Tag in Gebrauch, und das seit fast 16 Jahren. :D
 
Hallo,
bei dem gelben Blutlaugensalz handelt es sich um Kaliumhexazyanoferrat, K4(Fe(CN)6) x 3H2O . ein zweiwertiger
Eisen - Cyanid Komplex. Ähnlich wie beim Cyanidhärten wird auch bei diesem Salz Kohlenstoff C und Stickstoff N in den Grundwerkstoff eindiffundieren und Karbide an der Oberfläche bilden.

Ich meine mich erinnern zu können, dass das Cyanid in dieser komplexierten Form nicht oder wenigstens weniger giftig ist ( das CN ist
recht fest gebunden). Im Gegensatz zu den üblichen CN Verbindungen,
NaCN oder KCN (beides hoch giftig) ist es wahrscheinlich deswegen auch für Deine Firma erhältlich gewesen.

Viele Grüße
Andreas
 
Blutlaugensalz ist früher auch gerne den Flußmitteln beigemengt worden, um beim Feuerschweißen zugleich etwas C zuzuführen. Da mein Schmiedefeuer ohnehin eher auf- als abkohlt, habe ich mich darum nicht bemüht. Ich weiß aber, daß Peter Polnau in Kolbermoor seinem Flußmittel Blutlaugensalz beigemengt hatte. Ich habe keinen Unterschied beim Schweißen bemerkt. Wo Peter das Blutlaugensalz her hatte, weiß ich nicht. Er müßte aber aufzustöbern sein. Vielleicht meldet er sich selber mal in diesen Seiten.
 
blutlaugen salz

U. Gerfin said:
Blutlaugensalz ist früher auch gerne den Flußmitteln beigemengt worden, um beim Feuerschweißen zugleich etwas C zuzuführen. Da mein Schmiedefeuer ohnehin eher auf- als abkohlt, habe ich mich darum nicht bemüht. Ich weiß aber, daß Peter Polnau in Kolbermoor seinem Flußmittel Blutlaugensalz beigemengt hatte. Ich habe keinen Unterschied beim Schweißen bemerkt. Wo Peter das Blutlaugensalz her hatte, weiß ich nicht. Er müßte aber aufzustöbern sein. Vielleicht meldet er sich selber mal in diesen Seiten.

Hallo Günter +Ulrich Blutlaugensalz nehme ich her aber rotes Blutlaugensalz den unterschied kenne ich nicht aber es läst sich gut schweißen. Diese Beimischung habe ich von Schmalz Fred erfahren vor 2,5 jahren als er dort ( Kolbermoor) seinen Kurs abgehalten hat. Ein lieber Mensch, knallhart, ehrlich und fair! Das Salz hatte ich aus meinem Nachbarort dort war ein Chemiehandel, leider- war.Da ich auch mit Koks schweiße könnte ich darauf sicherlich verzichten!?
Aber es bleibt alles beim Alten wenn es keiner demonstrativ besser macht!
 
Noch eine Frage an Günther:

Nach dem Eintauchen in Blutlaugensalz wurde der Hammer dann schnell abgekühlt - in Wasser, Öl, ... oder?
Was würdest Du sagen, wie hoch wurde der Stahl beim Aufkohlen (Eintauchen in Blutlaug....) erhitzt?

Danke,

Alexander
 
Blutlaugensalz zum Aufkohlen von Stahl

.....nach dem Eintauchen in Blutlaugensalz wurde der Hammer dann schnell abgekühlt - in Wasser, Öl, ... oder? Was würdest Du sagen, wie hoch wurde der Stahl beim Aufkohlen (Eintauchen in Blutlaug....) erhitzt?....
Ich will Günthers Antwort nicht vorgreifen, meine aber, dass eine Kohlenstoffdiffusion wenigstens 900°C und etwas Zeit braucht. Damit es mehr als ein bloßes Ritual wird, muss man das wohl beachten.

Abschrecken in Öl, das reicht aus.

Gruß

sanjuro
 
Von der Temperatur her sind wir recht hoch gegangen. Weniger, weil wir das wollten, sondern einfach, weil wir die Temperatur im ersten Lehrjahr noch nicht richtig einschätzen konnten.:glgl: Der CK45 verzeit ja so zeimlich alles.;)

Wir haben 2 bis 3 mal im Salz eingetaucht und dazwischen wieder erhitzt.

Dann wurde in Wasser abgeschreckt, bei dem Querschnitt des Hammers kein Problem, bei Klingen aber unbedingt Öl verwenden.

Ich verzichte aber heute völlig auf des Salz, ich hab mir eine (SEHR) große Auswahl an Stählen zugelegt, da suche ich mir dann für jeden Einsatzbereich den richtigen aus. Stahl hat sich inzwischen bei mir zur Sucht ausgewachsen.:glgl::irre::lechz:

In der Gasesse hab ich ohnehin kein Problem mit Entkohlung.
Mit der richtigen Wärmebehandlung hatte ich bis jetzt nie ein Problem mit dem fertigen Produkt.

Der Rauch, der bei der Verwendung entsteht, scheint mir nicht sonderlich gesund zu sein.:teuflisch
 
DANKE!

Ach ja, ich will normalen Automatenstahl 1.0715 an den Lagerstellen aufkohlen und härten - dann überschleifen. Eher nichts mit Messerklingen.

Danke,

Alex
 
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