DIY Schärfsystem

Alp-Man

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Endlich wieder schmutzige Finger!

Eigentlich dachte ich ja, Messer - Freihandschleifen! und so… und Geld ausgeben für ein gEfüHRteS Schleifsystem… pfff, Nö!
Und dann stelle ich mich an die Werkbank und schleife meine Stechbeitel peinlich akkurat mit dem Veritas MKII - muss man sich ja auch mal an den Kopf packen.

Irgendwie sind dann aus „schnell was basteln“ doch ernsthafte Überlegungen geworden - das Forum macht es ja auch nicht zwingend besser.

Voraussetzung für mich ist, daß ich das Teil sehr kompakt in der Küche unterbringen kann, evt. sogar integriert in eine schon länger in meinem Hirn schwebende Messer/ Schneidstation bestehend aus Messerblock, Bretthalter und… eben Schleifvorrichtung.
Außerdem möchte ich gerne eigene Schleifkörper einsetzen, die ich aus verschiedenen Schleifpapieren, Micromesh, Policloth, Pasten u. Ä. herstelle.
Basis hierfür bilden Trägerplatten 5x25x140mm aus Makrolon (hab ich halt rumliegen) auf die ich das jeweilige Schleifmedium aufbringe.
Interessant ist dabei auch ein Trick, den ich von einem Uhrmacher gelernt habe, der seine Schraubenköpfe nicht auf der Bleiplatte, sondern eben auf Acryl mit Diamantpaste schwarzpoliert. Die Paste bettet sich hierbei ganz hervorragend in den Träger ein.


Ganz grob gibt es da ja drei Systeme, die hier mehr oder weniger Regelmäßig ihre Funktion beweisen.
Die Nowi/ Bogdan-Artigen, der Horl und die KME/ TSprof Derivate.

Nr.1 scheidet für mich aus, weil zu komplex für einen spontanen Eigenbau.
Nr.2 ist raus, weil… irgendwie macht mich das Teil nicht an und ich möchte frei wählbare, stufenlose Winkelverstellung.
Bleibt die Nr.3 mit ihren Vor- und Nachteilen.

Bevor ich jetzt über meinen Denkprozess zu sehr ins Detail gehe, hier ein kurzes Video zum Stand der Dinge:



Der Halter ist aus Hartgewebe, also quasi Ur-Micarta und verfügt über eine federgestützte Klemmung, die einen schnellen Wechsel der Körnungen möglich macht.
Die Stange habe ich, wie auch die Winkelverstellung (8°-25° zur Messerhalterung), teleskopiert und spare mir so massiv Platz im Betrieb und bei der Aufbewahrung.
Grundplatte, Gabelaufnahme und Messerhalterung sind noch in der Entwicklung.
Die Gabel soll später so nach hinten geneigt sein, daß die Hülse zur Winkelverstellung parallel zur Stange geklappt werden kann, wenn ich das Teil verstaue. Im Betrieb kann ich dann zusätzlich den Schleifkörper nach oben klappen, wo er dann brav verweilt, bis ich ihn weiter nutzen möchte.
Die Messerhalterung bleibt magnetisch und rund und soll über ein Grid/ eine Skala verfügen, um das Messer wiederholgenau anlegen zu können.
Die Grundplatte wird aus dem gleichen Material wie der Messerblock - voraussichtlich Black Walnut - gemacht und soll, verstaufertig, Teil des Messerblocks sein.
Ich habe absichtlich etwas Luft in der Länge der Teleskopstange gelassen - wegschneiden ist einfacher als drankleben.

So viel dazu… jetzt würde ich mich natürlich extrem freuen, wenn evtl. interessierte Schleifveteranen das Teil mal etwas unter die Lupe nehmen könnten und mir eventuelle Fallstricke und Konstruktionsfehler aufweisen würden. Erweiterungen und Ideen sind natürlich auch hochwillkommen!


Vielen Dank fürs Lesen!
 
Schaut doch gut aus! Wenn sich die Winkelverstellung nicht dreht beim Schwenken, alles gut, ansonsten noch eine Kontermutter. Gegen Teleskop sprich auch nix. Wenn das Spiel nicht zu groß ist, sollten die zus. Verkantungsfehler auch klein bleiben. Allerdings scheinst Du die obere Befestigung der Schleifhalter zu verlieren. Macht das nix aus?
Gibt´s für´s Wenden des Messers auf die andere Seite eine Markierung / einen Anschlag?

Frohes Schaffen!
 
@haasi vielen Dank! Eine Kontermutter ist eine super Idee, auch wenn mir noch kein Verstellen aufgefallen ist. Für das „Endprodukt“ drehe ich noch eine schöne Rändelmutter aus Messing. Warum nicht gleich zwei - geht ja in einer Aufnahme.
Die größte Schwachstelle sehe ich im Moment auch noch im Spiel der Teleskopstange, da steckt eine 6mm Stange in einem Rohr mit 7mm Innendurchmesser. Das wechsle ich allerdings noch.

Ich verstehe nicht ganz, was Du mit Verlieren der oberen Halterung meinst. Die Schleifträger werden federgestützt eingeklemmt - das Teil zur Hand hin bewegt sich also unter Spannung knapp 3mm weit, das Andere ist fest verklebt.

Die Messerhalterung ist das noch unausgereifteste an dem Ganzen. Ich möchte eine Art Grid/ Skala aufbringen, die das Wiederholen erleichtert.


Heute möchte ich gerne die Gabel neu machen - sieht ja so noch arg krude aus.
 
Kleiner Fortschritt, die Gabel ist etwas aufgehübscht:

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Jetzt wird gelötet und geschliffen.

Einen kleinen Denkfehler hatte ich allerdings. Ich muss mich natürlich zwischen Zusammenfalten und Hochklappen des Schleifarms im Betrieb entscheiden… ich möchte falten!

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Wäre ein Kugelgelenk eine gute Option für den schleifarm? Für den Ruixin gibt es sowas zu kaufen, gibt es auch in besserer Qualität zu kaufen. Eine Zahnstange wie man sie für Microskophalter verwendet, könnte man verwenden. Klappbar sollte auch gehen.
 
@Caligula Minus meinst Du so ein Uniball-Gelenk? Ich fürchte, das erschwert doch das Klappen… um Ehrlich zu sein, hatte ich schon welche im Einkaufskorb, mich dann aber dagegen entschieden.

Vorteil der Gabel ist ja die einfache Konstruktion. Außerdem kann ich, sobald alles passt auf der Außenseite eine Skala anbringen, die den Winkel relativ zum Tisch anzeigt.
Das gibt mir dann zwar noch nicht den Schneidenwinkel aber eine gut erste Referenz.

Ein bisschen was konnte ich noch machen:

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Die Gabel ist gelötet und grob versäubert.
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Zwei Körnungen Nassschleifpapier 1000/1500 und drei Körnungen EVE Policloth in 2400/4000/12000 habe ich für den ersten Test vorbereitet.
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Der steigt dann morgen - bin gespannt!
 
Der erste Test ist geschafft! Ich habe mir das Funkmikroskop meines Nachbarn geliehen und die Schritte dokumentiert.

Kandidat durfte ein IKEA „Santoku“ von „ganz unten in der Schublade“ sein.

Zuerst habe ich einen Bereich markiert, auf den ich das Mikroskop immer wieder ausrichten kann:

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Zum Finden des Winkels (16°/Seite) habe ich auch gleich die grob am gekühlten Bandschleifer vorgearbeitete Fase markiert.

Diese sah so aus:

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Auf die Schnelle noch einen Träger mit 400er Papier beklebt und mich an die Arbeit gemacht.

Nach ein paar Zügen:

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Nach knapp fünfundzwanzig:

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Das Gleiche nochmal:

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Man sieht schon ganz gut, wie sich die Riefen schließen und nur noch die roten Bereiche schartig sind.

Nach Abschluss der 400er Körnung kam dann 1000er Papier:

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2400 Policloth

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4000 Policloth

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12000 Policloth

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Wie man sieht, könnte man noch etwas mehr Wert darauf legen, die jeweils vorherige Körnung komplett zu verschleifen, um alle Kratzer zu entfernen - der Vergrößerungsfaktor ist allerdings auch 1000x und schoaf ists scho:


Entschuldigt bitte die schwarzen Finger - Berufskrankheit 😅


Für mich passt das als Pilotversuch ganz ordentlich. Jetzt wird der Kurpfälzer Jäger geschliffen und dann geht es an die Küchenbrigade..
 
Der Jäger ist auch geschärft… mit Hindernissen allerdings. Da der Stahl mit deutlich über 60HRc daherkommt, hatte ich natürlich einen wesentlich höheren Aufwand, bis ich ein vergleichbares Ergebnis zu dem ollen Dosenblech vom Schwedenmarkt erzielen konnte.

Die größte Arbeit habe ich mir selbst beim Freihandschleifen eingebrockt, da ich im Ricassobereich den Winkel nicht sauber geführt hatte. Anfangs war es mir unerklärlich, wieso das Messer in dem Bereich keine größere Schärfe annehmen wollte, bis ich wieder den Edding angelegt hatte:

1000x mit 3x digitalem Zoom:
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Also zurück von der 1000 auf die 400 und sauber über Kreuz die Fase aufgebaut


Ab da war es dann ein Spaziergang, die Diamantgewebe zeigen sich von dem harten Stahl vollkommen unbeeindruckt und das Messer darf heute zu einem neuen Testrezipienten 😁

Gegen Abend wartet schon das K2 meiner Frau auf neuen Biss, sie beschwert sich schon, daß sie auch so ein scharfes Messer haben möchte.
 
Last edited:
@ikarus_2228 vielen Dank - sehr gerne! Im Prinzip nichts Wildes, ich sehe nur zu, daß ich die Klinge abwechselnd von rechts und links kommend diagonal und möglichst drucklos mit dem Schleifträger abfahre. Je feiner die Körnung wird, um so flacher versuche ich das Muster zu legen. So kann ich ganz gut kontrollieren, wie weit ich die Spuren der vorherigen Körnung abgetragen habe. Ob das jetzt „Lega Artis“ ist, kann ich nicht sagen - das ist mein erstes geführtes System. Es scheint nur logisch, daß je steiler der Winkel zur Fase ist, der Abtrag um so aggressiver ist. Wenn ich mich jetzt bemühe, bei jeder Körnung eine bestimmte Richtung einzuhalten und dabei mitzähl, kann ich relativ sicher sein, daß es später passt. Ob ich mir diese Mühe immer machen muss oder mit der Erfahrung kürzere Wege entstehen, wird sich zeigen…
 
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