Bronze patinieren

Norbert

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Zur Zeit bearbeite ich ein kleines Messer mit einem Parierelement aus Bronze. Das möchte ich auch wieder gravieren. Bronze läßt sich wirklich kinderleicht mit dem Fräser bearbeiten. Beim Gravieren sind die aufzuwendenden Haltekrräfte so klein, dass man die Proxxonmaschine fast wie einen großen Kugelschreiber über das Material führen kann.
Derweil kam mir der Gedanke, dass es doch einen Weg geben muß, die Bronze nach der Fertigstellung
irgendwie zu Patinieren- Sprich den Oxidationsprozeß recht schnell und vor allem gleichmäßig anzuleiern.
Zum einen, um ein wenig den Kontrast zwischen der Gravur und den erhabenen Flächen zu erhöhen.
Zum anderen, um den Effekt zu vermeiden, der entsteht, wenn die Bronze durch häufiges Anfassen oder durch einfaches Liegenlassen patiniert.
Bei der ersten Methode wirds meist fleckig, die andere dauert zu lange.

Wer weiß Rat, irgendein Bildhauer unter uns, der Bronzeguss macht?

Danke schön und viele Grüße
Norbert
 
Ich habe irgendwo gesehen, dass mann etwas kaufen kann womit mann Kupfer schwarz färbt - das müsste auch mit Bronze gehen.
Es gibt auch wax(?)das eine färbung hat. Damit soll Messingbeschläge älter aussehen. Die Farben die es gibt sind schwarz, weiss und grün.
Ich glaube das gab es alles in einem Hobbykatalog aus Schweden, aber was die haben, habt Ihr sicher auch.
 
Mittlerweile habe ich im net folgende Hinweise gefunden:

Patinieren und Färben von Bronze ist mit
Ammoniumsalz (Ameisensäure) und Essigsäure möglich.
Allerdings enthielten die Quellen keinen Hinweis auf die Art der Färbung, bzw deren Haltbarkeit.

Wir haben zuhause noch Essigessenz rumstehen, für die etwas kräftigeren Salatdressings ;),
das werde ich nachher mal ausprobieren.

Norbert
 
Patinieren

Hey, Norbert, ich kann ja mal meine Connections im Giesserei-Institut fragen. Die wissen mit Sicherheit wie das geht. Der Kerl mit dem ich da zu tun habe macht massig Bronze-Kunstguß.

Oder wir versuchen's Samstag mal mit Single Malt! :staun:

Achim :lach:
 
Klasse, da hast Du ja auch in dieser Disziplin einen Fachmann an der Hand.

Aber sicher, Selbstversuche mit Single Malt sind Pflicht! Danach werden uns die Bronzeteile in einem ganz anderem Licht erscheinen.
Allerdings befürchte ich, dass wir nur unsere Kehlen patinieren, wenn ich da an Deine Malts in Fasstärke denke!

Norbert
 
Fuego!

Dann geht's uns wie denen hier:

:lach2: :lach2: :lach2: :lach2:
:lach2: :lach2: :lach2: :lach2:

Übrigens kann man auch Eisenchlorid prima zum Patinieren verwenden.

Achim
 
Hi!
In den Fachgeschäften für Kunstsachen gibt es fertige Patiniercocktails für Bronze, Mesiing, Kupfer. Was genau drin ist, stand nicht auf der Flasche.
Gruß,
Martin
 
shit, vergessen

Jaaaaa, Günter, da haste Recht!! Die Schwefelleber habe ich ganz vergessen.....obwohl die soooooo gut riecht!! :glgl:

Achim
 
Der heutige Bastelabend hat folgendes ergeben:

Das Parierstück läßt sich mit EisenIIIChlorid hervorragend patinieren. Nach ca. 2 min Dunkelbraunfärbung, nach etwa 10 min mattes Schwarz.
Die Färbung kann mit herkömmlicher Metallpolitur
und einem Lappen wieder abgeschwächt werden, bis runter zum blanken Metall.
Sie ist, soweit feststellbar wasser- und abriebfest.
Gravierte Stücke bekommen einen guten Kontrast.

Essigessenz hat in der beobachteten Zeit ( 15 min) keine Wirkung auf Bronze, das Zeug wandert wieder in die Küche.

Die anderen Chemikalien habe ich nicht da, vielleicht ergeben sich andere interessante Färbeeffekte.
Ich bin mit EisenIIIChlorid vollauf zufrieden.

Soweit so gut.

Grüsse
Norbert
 
Hallo Norbert,

mal umgekehrt: Ich habe neulich gesehen, wie man Patinierung wieder runterkriegt. Ich war da in einem Restaurierungsinstitut, wo vom Tizian-Gemälde bis zur Michelangelo-Statue alles wieder auf Vordermann gebracht wird. Ein Team hatte eine überlegensgroße Bacchus-Statue aus dem 3. Jhd. v. Chr. am Wickel, die ein Fischer vor einiger Zeit mit seinem Netz aus dem Meer gezogen hat. Alles verkrustet bzw. mit Patina überzogen. Die Restauratoren entfernen den Belag mit genau dem Gerät, mit dem der Zahnarzt auch den Zahnbelag entfernt. Erfordert bei der großen Oberfläche eine Wahnsinnsgeduld, sieht am Ende aber Klasse aus. Ein anderes Ergebnis dieser Methode kann man in Form der Marc-Aurel-Reiterstatue in den Kapitolinischen Museen in Rom bewundern. So wie ich das Verfahren beobachtet habe, lassen sich mit dem Zahnbelag-Entfernungsgerät auch wunderbare Muster auf patinierter Bronze herstellen. Vielleicht ist dies eine Anregung.

Gruß razoredge
 
Hallo razoredge,

ich hoffe so eine Kruste muß ich nie von meinen Bronzeteilen entfernen, sonst ist beim Patinieren was falsch gelaufen. Das Teil soll ja nicht aussehen, als ob es jahrhundertelang im Dreck gelegen hat.
Ich glaube der Zahnarzt benutzt sowas ähnliches wie silikongebundene Schleifkörper zum Entfernen von Zahnstein.
Die sind ausreichend flexibel und haben trotzdem Abtrag. Natürlich auch nicht zu viel!
Ich habe vor kurzem damit begonnen Stahl und jetzt auch Bronze mit dem Proxxon zu gravieren, weil ich die klassische Graviertechnik mit Hammer und Stichel nicht beherrsche. Also gar nicht so weit weg vom Zahnarzt. Abgesehen davon, dass sich durchaus präzise Motive fräsen lassen, lassen sich natürlich auch Motivhintergrunde erzeugen. Die können unter anderem durch chaotische Bewegung des Fräsers oder Schleifkörpers über die betreffende Fläche entstehen.
Das ergibt dann Texturen, die an Stein, Reptilienhaut oder Leder erinnern. Es entsteht ein guter Kontrast zum erhabenen Motiv.

Grüsse
Norbert
 
Hi Norbert,

ich glaube razoredge meint etwas anderes als Poliergummis.

Möglichkeit eins: ZEG (Zahnsteinentfernunggerät) eine im Ultraschallbereich schwingende Metallspitze die den Zahnstein "abschlägt", aber - da Spitze - nur bedingt gegen flächige Beläge wirkt ( wie Preßlufthammer zum Fliesen abklopfen).

Möglichkeit zwei: Plaque-Sweep/ Air Flow ( Salzstrahlgeräte) wobei eine Mischung aus Wasser,Luft und Natriumbicarbonatpulver auf die zu reinigende Fläche geblasen wird. Funktioniert ähnlich wie ein Hochdruckreiniger fürs Auto etc. Besonders geeignet für flächige Beläge aber kaum Wirkung bei Zahnstein ( wie Scheuerpulver im Waschbecken )
 
Hallo Camig,

in Dentaltechnik kenne ich mich nicht so gut aus.
In Erinnerung an meinen letzten Zahnarztbesuch dachte ich an Poliergummis, weil ich den Eindruck hatte, daß da so etwas eingesetzt wurde.
Mit Ultraschall läßt sich bestimmt vortrefflich und schonend eine Fläche von Verkrustungen reinigen.
Wenn man was altes aus dem Meer zieht, dann möchte man ja die Grundsubstanz so wenig wie möglich beschädigen.
Bei Gravurhinergründen dagegen gehts ja um das Glätten einer aufgerauten Fläche, da wiederum braucht man einen gewissen Abtrag.
Poliergummis- zumindest die mir bekannten sind aber oft zu groß um in alle Ecken zu kommen.

Grüße
Norbert
 
Was ich - als dentaltechnischer Laie - bei den Restauratoren gesehen habe, war das von Camig beschriebene ZEG. Der Patia-Abtrag war demzufolge auch eine Wahnsinnsarbeit, die über Monate hinweg mehrere Restauratoren in Anspruch nahm.

Viele Grüße,
razoredge
 
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