Bitte um Staub...

Martl

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Hallo zusammen,
ich hoffe es nimmt mir keiner übel, dass ich mich nicht erst extra vorgestellt habe.Ich stehe leider etwas unter Zeitdruck.
Ich arbeite derzeit an meiner Diplomarbeit im Bereich Restaurierung/ Konservierungan. Thema ist ein mittelalterlicher Schild. Auf diesem Schild befindet sich eine Art Verputzschicht mit metallischen und silikatischen (teils miteinander verschmolzen) Bestandteilen. Die erste Vermutung, dass es sich um zerstoßene Schlacke handelt wurde widerlegt. Bei REM-Untersuchung zeigte sich, dass es sich bei dem Füllstoff um charakteristische Kugelstrukturen (um die 50µm, siehe Bilder!) handelt, welche vermutlich von Schmiedeprozessen her stammen. Zusätzlich sind auch noch andere Materialien beigegeben, aber alles Eisenhaltige hat diese Form. Wahrscheinlich sind es kleinste Partikel, die beim Feuerschweißen in flüssig vom Eisen weg spritzen und in der Luft sofort erstarren. Möglicherweise auch im Wasser? Ich denke man hat die Werkstatt und Esse gefegt und den Staub einmal durch ein Sieb geschüttelt. Meine Bitte ist nun, ich bräuchte Vergleichsmaterial für Probeanstriche! Alles was man z.B. bei Kremer kaufen kann, wie Hammerschlag, ist unter dem Mikroskop scharfkantig und eckig, also zerbrochen und nicht kugelförmig. Wo bekomme ich nun das richtige Zeugs her? Problem ist, es sollte nicht mit modernen Legierungen, Flex- und Schweißstaub verunreinigt sein, was man nunmal in den meisten heutigen Schmieden und Schlosserein findet. Wenn möglich sollte auch keine Steinkohle verwendet werden, aber das wär erst mal nicht soo wichtig. Wer hätte evtl. die Möglichkeit, mir soviel 'Schmiededreck' wie möglich zukommen zu lassen? Ich würde natürlich alle anfallenden Kosten übernehmen! Wichtig ist nur, dass der Staub (muss auch noch nicht ausgesiebt sein!) die oben genannten Kriterien erfüllt. Oder hat jemand Kontakt zu anderen Schmieden, wo ich solches Material herbekommen könnte (Museumsschmieden?)? Ich wäre für jede Unterstützung sehr sehr dankbar. Ich werde diese Anfrage auch in anderen Foren posten, also nicht wundern, falls es noch wo anders gelesen wird...
Vielen Dank schon mal,
Martin Siennicki
 
Bei REM-Untersuchung zeigte sich, dass es sich bei dem Füllstoff um charakteristische Kugelstrukturen (um die 50µm, siehe Bilder!) handelt, welche vermutlich von Schmiedeprozessen her stammen. Zusätzlich sind auch noch andere Materialien beigegeben, aber alles Eisenhaltige hat diese Form.

Kugelige Körper die Eisen enthalten und ein halbes Zehntel messen, könnten schon Pigmente sein. Für transparente Farben wurden Eisenoxide besonders fein zermahlen, bei deckenden Anstrichen wurden gröbere Partikel verwendet... Vielleicht lohnt sich eine Recherche über die Pigmentherstellung in der Epoche?

Es gibt ein paar Leute die sich mit Renneisen befassen. Um Renneisen zu raffinieren wird es häufig geschweißt. Allerdings werden heute andere Flussmittel verwendet. Wie ist denn der Stand der Dinge?
 
Da ich selber in einem Museum als Schmied arbeite, biete ich natürlich gerne an, dass sie mich dort besuchen. Freilichtmuseum Hagen in der Werkstatt: Hammerwerk Ante.
Auch wenn ich die Bilder, die sie erwähnen, leider nicht sehe, der Beschreibung nach würde ich als erstes auf ein Nebenprodukt aus der Kettenherstellung tippen.
Das man Zunder oder ähnlich Eisenoxydhaltige Nebenprodukte als Pigment oder als Holzschutzmittel genutzt hat ist ja bekannt.
Die Kombination aus Kugelform und verschmolzen mit Silikaten könnte auf einen Fertigungsschritt in der klassischen Kettenherstellung hinweisen.
Jedes Kettenglied wird feuerverschweißt und die Kette anschließend in einer Trommel glattgeschliffen. Da wir im Museum auch eine solche Kettenschmiede haben, auch wenn diese leider nicht in Betrieb ist, die Trommel kann man dort sehen.
Soweit mir bekannt ist, wurden solche handgefertigeten Ketten nachbearbeitet um die Schweißungen und die einzelnen Kettenglieder zu glätten.
Dazu nutzte man eine solche Schleiftrommel, in der die Ketten, zusammen mit Sand, so lange durchgemischt wurden bis die Zunderreste abgeschliffen und alle Unebenheiten geglättet waren.
Ich könnte mir gut vorstellen dass dadurch auch eine entsprechende Kugelform am Abrieb, also dem Zunder selbst, entsteht.

Eine zweite Variante, die zu einer solchen Abrundung führen könnte, wäre das sumpfen.
Um Zunder als Holzschutzmittel zu nutzen, lässt man es in Leinöl stehen, teilweise wurden auch Säuren beigemischt um die Oxydbildung zu verstärken. Solche Anstriche findet man, unter anderem, an alten Fachwerkhäusern.
 
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