Bau eines Folders - Griffmaterial

Kajetan Mai

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Hallo liebe mf Community,

Wie schon im letzten Beitrag erwähnt, plane ich bald ein (eventuell auch mehrere) TRI-AD Lock Folder zu bauen.

Die Pläne für das Arretierungssystem habe ich schon fertig, auch bin ich mir beim Design schon ziemlich sicher (habe die Pläne nicht dabei, kann deshalb noch kein Foto vom fertigen Entwurf anhängen. Deshalb nur ein Foto, welches ich noch auf meinem Handy hatte, aber ohne Gürtelclip und ohne fertiges Arretierungssystem).

Jetzt zu meiner Frage:

Was würde euch für ein Griffmaterial am besten gefallen, bzw. mit welchem habt ihr gute Erfahrungen ?

Ich möchte das Folder gerne leicht "gealtert" wirken lassen, also mit eine stonewashed Klinge und einer Patina/Antik Finish am Griff.

So ähnlich, wie die Taschenlamp in diesem Bild:

Messerbilder - Kein bestimmtes Thema


Nun bin ich mir allerdings beim Material nicht sicher.
Zuerst dachte ich an Kupfer oder Messing… diese könnte man ja mit stonewashen oder einem Antikfinish geil aussehen lassen.

Ich weiß aber nicht, ob Kupfer mit der Zeit zu sehr anläuft und unschön wird…?

Habt ihr da eventuell eine Alternative?
Micarta möchte ich sowieso ausprobieren und als Wechsel-Griffschalen verwenden.


Was ist euch persönlich sehr wichtig an einem Folder, in Hinsicht auf Optik und besonders Funktion?
Habt ihr noch Ideen oder Vorschläge, was noch an meinem Folder fehlt, oder was Euch gar nicht passt?

Hier sieht man mal dir Klingen und Griffform, die ich bisher gewählt habe:

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Buntmetall kann zwar hübsch aussehen gealtert, aber anfassen möchte ich das nicht komplett.

Leinenmicarta könnte ich mir gut vorstellen und ist technisch ein sehr gutes Material, weil es eben nur minimalst arbeitet und recht und wetterfest ist.

Schöner, aber nicht ganz so robust wäre was aus Knochen. Da würde ich nach 'fossilem' Material schauen. Mammut z.B. oder Seekuh. Das harmoniert fein mit Backen aus gealtertem Buntmetall, falls das gewünscht ist.

Alles nichts Neues, aber man kann das Rad ja nicht neu erfinden ;)
 
Hi Kajetan,

als Ergänzung zu xtorstens Empfehlungen solltest du noch das Gewicht der Buntmetallschalen berücksichtigen. Je nach Dicke, kann das Ganze unangenehm schwer werden in der Hosentasche.

Auf antik trimmen kann man auch Holz: flämmen, beizen, mit der Drahtbürste bearbeiten, strahlen ...

Bei der Konstruktion gibt es noch ein paar Optimierungsmöglichkeiten, wenn ich deine Einzelteilzeichnungen richtig interpretiere und zusammensetze.

Ich habe mir erlaubt, das Ganze mal schnell mit Inkscape darzustellen und mit ein paar Kommentaren versehen.

Die Positionierung der einzelnen Bauteile hab ich frei Schnauze gemacht, da z. B. die Position der Achse fehlt - es kann also sein, daß ich etwas falsch interpretiere, das du in deiner Komplettzeichnung schon berücksichtigt hast.

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Den Backspacer würde ich auch mit einem größeren Innenradius versehen, dann muss der Federdraht nicht so lang und dick sein sein (Distanz zu Klinge). Und wenn du den Hebel länger machst, geht es auch nicht so eng zu ....

Meine Empfehlung zur Vermeidung von Frust und verlorener Zeit beim Klapperbau: besorg dir das Buch "MM Workshop: Back-Lock-Messer" - damit klappt's klick

Zeig am besten nochmal deine komplette Konstruktion zusammengebaut, offen und geschlossen, dann sieht man besser, ob es passt.

Greetz

Virgil
 
Oha, ganz übersehen: das größte Problem ist die Position des Hammers ggü der Achse! Der Hammer muss vor der Achse sitzen, um beide Funktionen zu erfüllen (Verriegeln und Klinge im Griff halten)

Hier der klassische Aufbau im Vergleich zu Slipjoint und cran forcé

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Meine Lernkurve findest du hier :hehe: klick
 
Moin,
erstmal vielen Dank, für die ganzen sehr hilfreichen Antworten.... haben mir sehr weiter geholfen!



Ich habe nun ein neues Modell erstellt.... Mir kommen allerdings noch einige Fragen auf :
Muss der Hammer zwingend vor der Achse sitzen ? oder reicht es, wenn dieser über der Achse sitzt, wie auf der Skizze?
Ist es schwieriger, ein Folder mit Slipjoint oder mit Back-Lock zu bauen? Ich kann mich da nicht entscheiden, da ich noch nie mit federhartem Stahl gearbeitet habe und deshalb die Kraft nicht kenne.




forumzcjov.png

Was ist euch lieber, ein Folder mit feststellbarer Klinge oder eines, wie ein Victorinox, bei dem die Klinge nicht fest verriegelt ?
 
Hi Kajetan,

leider klappt das so auch nicht.

Deswegen mein Tipp mit dem Buch und der Link zu meiner Lernkurve (s. o.) - eine Backlock-Konstruktion muss in bestimmten Schritten unter Berücksichtigung gewisser Regeln erfolgen. Die hier alle zu erklären, wäre etwas etwas zuviel.

Wenn dir aber Bücher zu doof sind, besorgt dir ein Billig-Messer mit Backlock und kopiere es. Dann hast du zwar ein Messer gebaut, aber nicht verstanden, wie die Mechanik funktioniert. Oder du findest einen Messerbauer in deiner Nähe, der es dir erklärt (wenn er denn selber Klappmesser baut).

Aber ein paar Antworten auf deine Fragen im Bezug auf eine Backlock-Verriegelung kann ich dir geben:

  • Muss der Hammer zwingend vor der Achse sitzen? Ja, weil er im geschlossenen Zustand mit seiner Vorderkante auf das hintere Ende der Klingenwurzel drückt und somit die Klinge im Griff hält. Je weiter vorne dieser Druckpunkt im Griff sitzt, desto besser
  • oder reicht es, wenn dieser über der Achse sitzt, wie auf der Skizze? Keine gute Lösung, da beim Zuklappen die Klinge auf den Spacer durchschlagen wird. Außerdem wird deine Klingenwurzel dadurch zu lang, d. h. beim Öffnen/Schließen der Klinge muss sich der Hammer viel zu sehr nach oben bewegen - soviel Federweg bekommst du bei der erforderlichen Federstärke gar nicht hin. Ein Backlock-Hammer macht einen Weg von ca. 2 mm. Und beim Druck auf die geöffnete Klinge in Schließrichtung, wird sich die Verriegelung lösen wegen der nach oben gerichteten Kraftkomponente
  • Ist es schwieriger, ein Folder mit Slipjoint oder mit Back-Lock zu bauen? Slipjoint ist einfacher und fehlertoleranter zu bauen - aber auch hier musst du Konstruktionsregeln beherrschen. Dazu gibt es übrigens ebenfalls ein sehr empfehlenswertes Buch aus der o. g. Serie
  • .....noch nie mit federhartem Stahl gearbeitet habe....: beim Backlock würde ich mit separater Feder arbeiten, die läßt besser anpassen (kürzen, im Querschnitt reduzieren, biegen), um die gewünschte Federkraft zu erhalten - bzw. ersetzen, um von vorne anzufangen. Beim Slipjoint, wo Feder und Hammer meist integriert sind, musst das Werkstück nach Fertigstellung der Geometrie richtig wärmebehandeln, um dann vorsichtig den Querschnitt des elastischen Teils zu reduzieren, bis es passt.
  • Die Frage nach Verriegelung oder Slipjoint musst du dir wohl selbst beantworten, da das Messer ja für dich ist - vielleicht wäre ein cran forcé eine Kompromisslösung

Noch ein paar Bemerkungen zu den beiden Entwürfen:

Design 1
  • wird nicht zufriedenstellend funktionieren wegen des mittig sitzenden Hammers (s. o.)
  • ich würde einen Stoppin mit einbauen, wenn du die Klinge so nah an den Backspacer platzierst
  • die Tiefe der Tasche muss größer sein, als die mögliche Eintauchtiefe des Hammers

Design 2
  • funktioniert nicht, so wie dargestellt - einmal verriegelt, bekommt du den Hammer nicht mehr aus der Tasche, es sei denn durch Druck von unten mit einem Schraubendreher o. ä.
  • ohne Tasche in der Klingenwurzel wäre dies ein mögliches Slipjoint-Design, allerdings fehlt ein Stoppin, so nah wie Klinge und Feder zueinander liegen. Beim nicht geführten Schliessen der Klinge schlägt diese durch und die Schneide wird stumpf (so wie bei vielen französischen Konstruktionen)
  • die Form der Klingenwurzel muss so sein, daß im geschlossen Zustand die Vorderkante des Hammers nach unten drückt (Kontakt vor der Achse, Klinge bleibt im Griff), im geöffneten Zustand die Hinterkante (Kontakt hinter Achse, Klinge bleibt offen)
Sehr gut finde ich bei beiden, daß du eine hervorstehende Klingenrampe vermeidest. :super:

Vielleicht finden sich ja auch ein paar Tutorials per Google (Achtung, da wird sicher auch Mist dabei sein) - in der Werkstatt finde ich es allerdings praktischer ein Buch daneben liegen zu haben.

Die Konstruktion eines gut funktionierenden Klappmesser mit Slipjoint oder einer Verriegelung (Linerlock, Backlock, Framelock, Buttonlock, Detentlock etc.) ist etwas komplexer als es zuerst scheint und alle Typen haben ihre speziellen Tücken und Tricks.

Am einfachsten zu bauen sind Klapper nach dem Prinzip "2 clous" (2 Nägel: 1 x die Achse, 1 x der Anschlag), Piemontais bzw. Friction-Folder - da hier die Klinge über Reibung bzw. Daumendruck auf die Klinge hinter der Achse in der geöffneten Position und (hoffentlich) auch im Griff bleibt.

Viel Spaß beim Entdecken des Universums "Klappmesserbau"!

Greetz

Virgil
 
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@Virgil4 also ich bin echt begeistert von Deiner Mühe, mir das Backlock-System zu erklären!
Echt vielen Dank für die hilfreichen Tipps!
Der Messermagazin-Workshop ist schon bestellt, aber natürlich noch nicht da....

Ich habe vor, einen Prototyp des angehängten Entwurfs, aus Holz zu bauen, bevor ich mich an die Stahl-Variante wage....
Ich weiß, der Hebel, um die Backlock-Arretierung zu lösen, ist nicht optimal, wenn man das Messer in der Hand hat... dennoch würde ich das gerne mal ausprobieren (das Folder soll ein wenig Steampunk artig werden, daher passt das finde ich optisch ganz gut).

Meinst Du, das könnte so funktionieren? Die untere Variante wäre etwas einfacher zu bauen, das funktioniert aber nicht .... oder? ;-)

forumbsj1g.png


Vielen Dank! :)
 
Hi Kajetan,

besten Dank für die Rückmeldung.

Das obere Steampunk-Design wird funktionieren (und sieht bestimmt gut aus), wenn du den Radius der Klingenwurzel reduzierst und einen Stoppin als Klingenanschlag in der geschlossenen Position einfügst (siehe Zeichnung - ich hab mir erlaubt, deinen Entwurf als Grundlage zu nehmen). Weiterhin würde ich den Weg des Hebels nach oben begrenzen, damit du die Feder nicht überdehnst. Falls die Zweifarbigkeit des Hebels eine Bedeutung hat, habe ich sie weder verstanden noch berücksichtigt. ;)

Der untere Entwurf wird immer noch nicht funktionieren wegen der nach oben gerichteten Kraftkomponente, die dir bei Schliessdruck der Klinge den Hebel aus der Tasche drückt.

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Ein Modell ist sicher hilfreich, bei den kleinen Geometrien würde ich eher 3 mm Plexiglas empfehlen oder Messing - 2 mm sollten dann reichen.

Viel Spaß beim Tüfteln und bitte dann das Ergebnis (Modell + fertiges Messer) hier zeigen!

Greetz

Virgil
 
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