Balliger Schliff bei Takelmessern?

h.g.trunnion

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Hallo,

ich habe am WE auf dem MesserGabelScherenMarkt in Solingen u. a. ein sehr schönes Takelmesser von Klaas (mit Scheide zum nimm-mich-mit-Preis von 10,- €!) erstanden.

Allerdings ist der Anschliff eher alibimäßig zu nennen. :mad:

Der Querschnitt der Klinge fühlt sich leicht ballig an.

Meine Fragen:
Hat es einen Grund, warum Takelmesser nicht scharf geschliffen werden?
Kann ich da einen Gebrauchsmesserschliff von z. B. ca. 25° Sekundärwinkel und ca. 35° Primärwinkel dran schleifen (würde ne Menge Material bedeuten)?
Oder versuche ich lieber, via 'Mousepad-Methode', einen sauberen balligen Schliff daran zu kriegen?

Falls Mousepad: gibt es Empfehlungen hinsichtlich der Körnungen (ich habe Klingspor Metall-Nassschleifpapier 'Auto-Paper' in 150 und 1000)?

Ach ja: der Stahl ist 'stainless Solingen', also vermutlich 1.4116?

Gimme wisdom,

Norbert
 
Hallo,

nachdem mir hier auf meine Fragen so gar niemand antworten konnte oder wollte, habe ich gehandelt:

da ich - ausser bei der Axt - nicht so auf balligen Schliff stehe, habe ich die Tortur auf den Banksteinen durchgezogen. Schleifwinkel knapp 15°, um einen Schneidenwinkel von ca. 30° hinzubekommen. denke mal, für ein Gebrauchsmesser aus rostfreiem Stahl ist das dünn genug.

Das bedeutete aber, von vorher ca. 0,5 mm Wate (=Schneide) auf nunmehr ca. 5 mm Wate zu schleifen...:mad:

Erst auf 240er Wasserstein, dann 700er, dann 1000er, dann blauer belgischer Brocken zum Feinstabziehen/Polieren, dann Abziehen auf dem mit Chromoxydfarbe angestrichenen Leder.

Ergebnis: rasiert tadellos, spiegelt und glänzt! :lechz:

Zeitaufwand ca. 3 h; Spaß: unbezahlbar; Nutzen: fragwürdig. :haemisch:

Wir sind schon etwas bekloppt, oder?

Schönes Rest-WE,

Norbert
 
Bei den Daten drängt sich mir eine Frage auf. Wie dick ist die Klinge am Übergang Anschliff/Schneide? Und wie dick war sie vorher?:confused:

Gleichfalls schönen Sonntagabend noch.
 
Keine Anhung warum das so stumpf war, wie von dir geschildert. Um Seile zu schneiden braucht man eigentlich schon ein scharfes Messer.
Vielleicht ist das für die Schnittart gedacht, die in Ashley's Buch der Knoten gezeigt wird:
Seil auf Holz und dann die Klinge mit Marlspieker (einem großen natürlich) oder Hammer durchtreiben.
Dafür ist ja fast jedes Messer scharf genug ;)

Ookami
 
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@h.g.trunnion: Ja ja, Norbert, etwas bekloppt sein hilft bei dem Hobby. Aber mal im Ernst, die Takelmesser (ich denke mal, dass damit das sattsam bekannte und nicht minder berühmte Matrosenmesser gemeint ist) sind aus meiner Messerwelt nicht wegzudenken. Ich halte es für das beste Outdoorkochmesser schlechthin. Man hat keine Hemmungen, es zu gberauchen, und die dünne Klinge sowie die Länge sind sehr angenehm. Man kann ein Brot schneiden und auch Käse, Wurst, Tomaten und Schinken, also alles wobei man eine gewisse Klingenlänge und "Dünne" braucht. Auch die Schneidenform prädestinieren es fürs Butterbrotschmieren etc.

Genug der Hymnen.
Ich habe natürlich auch eins, und trotz der dünnen Klinge habe ich es leicht ballig abgezogen, und das lohnt sich. Die Standfestigkeit ist etwas höher, so habe ich mal in einem Zeltlager ca. 600 Brötchen aufgeschnitten. Das läuft mit einem Messer aus ultradickem Superdupermaximalstahl mit 10 cm Klinge natürlich nicht. Nicht ohne Zerdrücken.
Und da die Kruste ganz schön auf die Schärfe geht, hat sich die Balligkeit positiv bemerkbar gemacht.

Anlässlich eines Schmiedetreffens bei Markus Balbach hat zorro_43 dem Messer eine "Erstgarnitur" verpaßt im Hinblick auf Schliff und Schärfe.

Inzwischen gehen fast alle meine Messer im Laufe der Nutzung "aufs Mousepad".

Warum die nicht scharf sind (meins wars auch nicht)? Schärfe ist relativ, die meisten Menschen haben noch nie ein wirklich scharfes Messer gehabt. Und die Industrie macht die nicht so scharf, damit sich niemand schneidt. Und der Normalmensch ist mit dem Industrieschliff zufrieden. Das ist bedauerlich. Die einzigen Messer, die ich scharf bekommen habe, sind die von Messermachern.
Und richtig scharf heisst: man muß ein bisschen Zeit opfern, auch bei maschinellem Schleifen.

Und bei dem Preis ist doch klar, dass man Minuten spart wo immer es geht.

Matrosenmesser sind geil. Ich mach mir jetzt eins aus Niolox SB1 1.4553. Ultimativ. Und vielleicht noch ein rostendes aus 1.2552. Mal sehen.
 
Last edited:
N'Abend allerseits,

@goldfinger: direkt oberhalb meiner neu geschaffenen Schneide sinds satte 1,4 mm; der Rücken am Heft ist 2,8 mm dick.

@Ookami: nein, dass das ein mit-dem-Hammer-durchs-Tau-treiben-Messer ist, glaube ich aufgrund der 2,8 mm am Rücken eher nicht.
Den Gedanken alleine finde ich schon grauslich...

@Herbert:keine Frage, die Form eines Takel- oder Matrosenmessers ist eine sehr ursprüngliche, vertrauenerweckende. Mich haben die auch schon immer angetörnt. Mein Exemplar hat halt leider die beschriebene recht dicke, stabile Klinge und ist aus rostfreiem Solinger Stahl.
Ich weiß, dass es - von Linder? - auch schöne aus Kohlenstoffstahl gibt.

Mal sehen, ob ich da jetzt nicht eine kleine Sammlung anlege...

Vielleicht zeigst Du uns ja mal Dein Matrosenmesser? Ich kann leider keine Fotos liefern.:(

Schönen Abend,

Norbert
 
@goldfinger: direkt oberhalb meiner neu geschaffenen Schneide sinds satte 1,4 mm; der Rücken am Heft ist 2,8 mm dick.


1,4mm ist wirklich viel, insbesondere für ein Solinger Messer. (Ich hatte schon befürchtet, dass Du die Schneide am Rücken angeschliffen hast) :eek:
Habe soeben mal mein Uralt-Takelmesser vermessen. 0,54mm am Übergang des Anschliffs und bei 5mm Entfernung von der Schneidkante sind es 0,96mm.(gemessen auf halber Klingenlänge) Dabei ist zu bedenken, dass mein Messer ist schon zig mal nachgeschärft worden ist. Rückenstärke = 2,54
 
Hi,

Komisch, ich bin von meinem Löwen-Matrosenmesser auch so überzeugt, dass ich mir eine kleine Serie Takelmesser in SB1 und 1.2519 herstellen wollte.

Mir schwebt im Kopf auch noch eine etwas kürzere Version (so etwa 10-11 statt 13cm) vor.

Verkleidet sollen diese dann jeweils mit Holz werden und ein Rostfreies Micarta-Modell wäre auch noch schön. Denn wenn ich schon auf rostträgen Stahl zurückgreifen muss.....

Wie schön dass es den SB1 in 2mm stärke gibt.

Gruß
 
Also mein Loewenmesser kam mit rasierschärfe und dünner Klinge!
Trotz de 3mm Klingendicke, hätte ich keine Hemmungen, das Messer mit Hammerschlägen durch ein Tau zu treiben.

Hier ein paar Fotos (btw. mit an diesem Wochenende angefertigtem filework)

takelmesser_filework_1.jpg


takelmesser_filework_3.jpg
 
Nun ja, das würde mein Messer sicherlich auch aushalten.

Hier ein paar Bilder, die meine erforderliche Schleifarbeit an der dicken Klinge zeigen:





Gruß,

Norbert
 
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