Auf der Suche nach dem richtigen Klingenstahl

MartenK

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Moin,
ich bin auf der Suche nach Klingenstahl, um mir zwei Messer selbst zu bauen. Dabei bin ich ein bisschen überfordert. Ich suche Stahl für einen eleganten Friction Folder und eine EDC Klinge, die ich gerne in ein selbstgebautes „Multitool“ einbauen würde.

Bei beiden Klingen geht es hauptsächlich um den täglichen Gebrauch, sprich Pakete öffnen, Apfel schälen oder einen Tampen kappen. Beide klingen sind nicht sonderlich groß.

Könnt ihr mir Tipps geben, wo ich mich gut informieren kann, um eine Entscheidung zu treffen oder könntet ihr mir schon eine Empfehlung geben?

Vielen Dank im Voraus!
Grüße Marten
 
Um eine gute Empfehlung zu bekommen, müsstest Du glaube ich genauer spezifizieren was Du von den Klingen erwartest und wie Du den Stahl verarbeiten willst.
Rostfrei oder rostend, schmieden oder nur aus Flachmaterial schleifen, selber härten oder härten lassen, besondere Anforderung an Härte und Schnitthaltigkeit, Robustheit usw.
 
Die Vorgänge beim Schneiden, der Einfluss des Stahls und andere grundsätzliche Basics sind recht gut in dem Buch von Roman Landes, Messerklingen und Stahl beschrieben.
Im Netz gib es bei knifesteelnerds viele Artikel, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Eine umfassende Antwort wird man aber nicht finden, denn letztlich gehen die Erwartungen durchaus auseinander - was für den einen noch scharf ist, findet der andere schon nicht mehr tragbar. Oder einem ist lieber, dass man schnell und unkompliziert nachschärfen kann, dem anderen ist Schnitthaltigkeit lieber. Ohne Erfahrungen, was einem bisher gut oder auch nicht gefallen hat, wird es schwer, nur vom Papier her eine Wahl zu treffen - die Geschmäcker und Anforderungen können sehr unterschiedlich ausfallen.

Ganz grundsätzlich ist Stahl ein so robustes Material, dass keiner der für Klingen gebräuchlichen Stähle total versagen würde und nicht geeignet wäre - es aber doch sehr große, merkliche Unterschiede im Verschleißverhalten im Gebrauch gibt; und auch die Nachschärfbarkeit deutlich unterschiedlich ausfällt.

Das Ganze bewegt sich zwischen folgenden Extrempolen:
Auf der einen Seite recht einfache Stähle wie z.B. C60 oder C70, Federstahl oder im rostträgen Bereich 1.4034 und noch anderen, die ich hier nicht alle aufführen kann. Diese Stähle werden ausreichend hart, haben aber kaum im Gefüge eingebundene 'Karbide' (Verbindung von Kohlenstoff mit Legierungselementen wie im Wesentlichen V, W, Cr, Mo oder auch einfach nur Eisen/ Fe), die wie Zähne im Zahnfleisch die Verschleißfestigkeit deutlich erhöhen.
Diese Stähle werden einfach und schnell sehr scharf, halten diese Schärfe aber nicht lange. Dafür sind sie sehr 'zäh' und halten auch die Belastung unter 'Schock' (wichtig bei Macheten, Äxten und Werkzeugen für schlagende Beanspruchung) sehr gut aus.

Am anderen Ende sind die Stähle mit viel Kohlestoff und Legierungselementen, die Karbide bilden. Maxamet, CPM S90V und Böhler M390 sind hier Paradebeispiele für dieses Polende. Hier liegen im Stahl nach dem Härten bis aus dem Bauch heraus etwa 20% Karbide als harte Teilchen im Gefüge vor, die die Verschleißfestigkeit enorm erhöhen - sowohl beim Nutzen als auch beim Nachschärfen. Diese Karbide sind teilweise so hart, dass der Einsatz von Diamantschleifmitteln beim Schärfen sinnvoll ist und es trotzdem zeitlich deutlich aufwändiger als bei einfacheren Stählen ist. Weiter wird das Gefüge in dem Sinn gröber, dass diese Karbide bei steigendem Gehalt nicht nur von der Menge zunehmen, sondern deren Größe auch anwächst. Im Gebrauch sind sie empfindlicher gegen feinste Ausbrüche an der Schneidkante (was etwas Aufmaß in der Schneidenstärke und vom Schneidenwinkel bedeutet, also die Schneidfähigkeit beeinflusst) und auch wesentlich weniger zäh bei schlagender Beanspruchung der Klinge. Es lässt sich bei sorgfältigem Schärfen zwar eine tadellose Anfangsschärfe erzielen, aber die hält weniger lang als bei an sich einfacheren Stählen. Man bekommt relativ schnell dann eine 'Gebrauchsschärfe', die eine gewisse Rauigkeit bedeutet. Damit kann man immer noch gut durch den Alltag kommen (und viel länger als mit einfachen Stählen), aber wer gerne eine feine Schärfe hat, der wird damit nicht unbedingt glücklich.

So kann man das, ganz vereinfacht, wohl darstellen. Wo Du Dich jetzt an wohlsten fühlst, musst Du entscheiden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du für Dein Vorhaben nach einem sinnvollen Kompromiss aus feiner Schneide/ Nachschärfbarkeit und Schnitthaltigkeit suchst. Im rostträgen Bereich kämen aus meiner Sicht Niolox (SB1), Magnacut, RWL34/ CPM154 als gute Kompromisse in Frage. Für feinere Schneiden könnte auch 14c28 oder AEB-L bei weniger Schnitthaltigkeit interessant sein. Im nicht rostträgen Bereich würde ich auf die wolfram-legierten Stähle wie 1.2519, 1.2419(05), 1.2442 setzen oder auch Vanadis 4E.
Das sind alles Stähle, die eine sehr schön feine Schärfe annehmen und auch eine Zeit lang gut halten und sich recht gut nachschärfen lassen. Sicher ist die Liste nicht vollständig und wenn man sich in Richtung der Extrempole bewegt, kommen schnell noch andere Stähle auf den Plan, aber das führt jetzt zu weit, wenn man nicht weiß, was Du erwartest.

Viele Grüße,
Torsten
 
Um eine gute Empfehlung zu bekommen, müsstest Du glaube ich genauer spezifizieren was Du von den Klingen erwartest und wie Du den Stahl verarbeiten willst.
Rostfrei oder rostend, schmieden oder nur aus Flachmaterial schleifen, selber härten oder härten lassen, besondere Anforderung an Härte und Schnitthaltigkeit, Robustheit usw.
Vielen Dank für deine Antwort! Damit hast du mir schon sehr weitergeholfen! Zum Thema rostend: für mich hört es sich so an als hätte rostend nur Nachteile, aber damit liege ich sicherlich falsch, oder?
Ich habe vor, die Klinge aus Flachmaterial zu schleifen und diese härten zu lassen, weil ich selbst dafür nicht das Equipment habe.
Die Vorgänge beim Schneiden, der Einfluss des Stahls und andere grundsätzliche Basics sind recht gut in dem Buch von Roman Landes, Messerklingen und Stahl beschrieben.
Im Netz gib es bei knifesteelnerds viele Artikel, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Eine umfassende Antwort wird man aber nicht finden, denn letztlich gehen die Erwartungen durchaus auseinander - was für den einen noch scharf ist, findet der andere schon nicht mehr tragbar. Oder einem ist lieber, dass man schnell und unkompliziert nachschärfen kann, dem anderen ist Schnitthaltigkeit lieber. Ohne Erfahrungen, was einem bisher gut oder auch nicht gefallen hat, wird es schwer, nur vom Papier her eine Wahl zu treffen - die Geschmäcker und Anforderungen können sehr unterschiedlich ausfallen.

Ganz grundsätzlich ist Stahl ein so robustes Material, dass keiner der für Klingen gebräuchlichen Stähle total versagen würde und nicht geeignet wäre - es aber doch sehr große, merkliche Unterschiede im Verschleißverhalten im Gebrauch gibt; und auch die Nachschärfbarkeit deutlich unterschiedlich ausfällt.

Das Ganze bewegt sich zwischen folgenden Extrempolen:
Auf der einen Seite recht einfache Stähle wie z.B. C60 oder C70, Federstahl oder im rostträgen Bereich 1.4034 und noch anderen, die ich hier nicht alle aufführen kann. Diese Stähle werden ausreichend hart, haben aber kaum im Gefüge eingebundene 'Karbide' (Verbindung von Kohlenstoff mit Legierungselementen wie im Wesentlichen V, W, Cr, Mo oder auch einfach nur Eisen/ Fe), die wie Zähne im Zahnfleisch die Verschleißfestigkeit deutlich erhöhen.
Diese Stähle werden einfach und schnell sehr scharf, halten diese Schärfe aber nicht lange. Dafür sind sie sehr 'zäh' und halten auch die Belastung unter 'Schock' (wichtig bei Macheten, Äxten und Werkzeugen für schlagende Beanspruchung) sehr gut aus.

Am anderen Ende sind die Stähle mit viel Kohlestoff und Legierungselementen, die Karbide bilden. Maxamet, CPM S90V und Böhler M390 sind hier Paradebeispiele für dieses Polende. Hier liegen im Stahl nach dem Härten bis aus dem Bauch heraus etwa 20% Karbide als harte Teilchen im Gefüge vor, die die Verschleißfestigkeit enorm erhöhen - sowohl beim Nutzen als auch beim Nachschärfen. Diese Karbide sind teilweise so hart, dass der Einsatz von Diamantschleifmitteln beim Schärfen sinnvoll ist und es trotzdem zeitlich deutlich aufwändiger als bei einfacheren Stählen ist. Weiter wird das Gefüge in dem Sinn gröber, dass diese Karbide bei steigendem Gehalt nicht nur von der Menge zunehmen, sondern deren Größe auch anwächst. Im Gebrauch sind sie empfindlicher gegen feinste Ausbrüche an der Schneidkante (was etwas Aufmaß in der Schneidenstärke und vom Schneidenwinkel bedeutet, also die Schneidfähigkeit beeinflusst) und auch wesentlich weniger zäh bei schlagender Beanspruchung der Klinge. Es lässt sich bei sorgfältigem Schärfen zwar eine tadellose Anfangsschärfe erzielen, aber die hält weniger lang als bei an sich einfacheren Stählen. Man bekommt relativ schnell dann eine 'Gebrauchsschärfe', die eine gewisse Rauigkeit bedeutet. Damit kann man immer noch gut durch den Alltag kommen (und viel länger als mit einfachen Stählen), aber wer gerne eine feine Schärfe hat, der wird damit nicht unbedingt glücklich.

So kann man das, ganz vereinfacht, wohl darstellen. Wo Du Dich jetzt an wohlsten fühlst, musst Du entscheiden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du für Dein Vorhaben nach einem sinnvollen Kompromiss aus feiner Schneide/ Nachschärfbarkeit und Schnitthaltigkeit suchst. Im rostträgen Bereich kämen aus meiner Sicht Niolox (SB1), Magnacut, RWL34/ CPM154 als gute Kompromisse in Frage. Für feinere Schneiden könnte auch 14c28 oder AEB-L bei weniger Schnitthaltigkeit interessant sein. Im nicht rostträgen Bereich würde ich auf die wolfram-legierten Stähle wie 1.2519, 1.2419(05), 1.2442 setzen oder auch Vanadis 4E.
Das sind alles Stähle, die eine sehr schön feine Schärfe annehmen und auch eine Zeit lang gut halten und sich recht gut nachschärfen lassen. Sicher ist die Liste nicht vollständig und wenn man sich in Richtung der Extrempole bewegt, kommen schnell noch andere Stähle auf den Plan, aber das führt jetzt zu weit, wenn man nicht weiß, was Du erwartest.

Viele Grüße,
Torsten

Vielen Dank für deine so ausführliche Antwort, die mir auch sehr weitergeholfen hat! „Leider“ sind da so viele neue Informationen für mich, dass ich erstmal mir weiter Gedanken machen muss, um überhaupt eine weitere Antwort/Frage formulieren zu können. Dein Text hat mir wirklich sehr weitergeholfen, sodass ich jetzt erstmal überlegen muss und Entscheidungen treffen muss!
Vielen vielen Dank!
 
Ich würde dir für den Anfang zu einem niedrig legierten rostenden Stahl raten.

Zum einen hört es sich so an, dass das dein erstes Messerprojekt ist, da kann es schonmal sein, dass da was in die Hose geht. Die rostenden Stähle sind erheblich günstiger und viel einfacher zu bearbeiten. Ich gehe davon aus , dass du von der Werkzeugausstattung mit einfachem Gerät unterwegs bist, oder? Bandschleifer? Spezieller Bandschleifer für Messermacher oder eher der umgestülpte Handschleifer?

Grüße

AccuBond
 
- Unnötiges Vollzitat entfernt -

Vielen Dank! Du hast recht, es ist mein erstes Projekt und mit der einfachen Ausrüstung liegst du auch nicht ganz falsch. Ich kann zwar eine sehr gute Standbohrmaschine benutzten, aber beim Schleifen kann ich leider nur auf einen umgestülpten Handschleifer, meine Hände oder auf einen Doppelschleifer (schleifmaschiene stein - Google Suche) zurückgreifen.

Grüße Marten
 
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Die Vorgänge beim Schneiden, der Einfluss des Stahls und andere grundsätzliche Basics sind recht gut in dem Buch von Roman Landes, Messerklingen und Stahl beschrieben.
Im Netz gib es bei knifesteelnerds viele Artikel, die sich mit dem Thema beschäftigen.

Eine umfassende Antwort wird man aber nicht finden, denn letztlich gehen die Erwartungen durchaus auseinander - was für den einen noch scharf ist, findet der andere schon nicht mehr tragbar. Oder einem ist lieber, dass man schnell und unkompliziert nachschärfen kann, dem anderen ist Schnitthaltigkeit lieber. Ohne Erfahrungen, was einem bisher gut oder auch nicht gefallen hat, wird es schwer, nur vom Papier her eine Wahl zu treffen - die Geschmäcker und Anforderungen können sehr unterschiedlich ausfallen.

Ganz grundsätzlich ist Stahl ein so robustes Material, dass keiner der für Klingen gebräuchlichen Stähle total versagen würde und nicht geeignet wäre - es aber doch sehr große, merkliche Unterschiede im Verschleißverhalten im Gebrauch gibt; und auch die Nachschärfbarkeit deutlich unterschiedlich ausfällt.

Das Ganze bewegt sich zwischen folgenden Extrempolen:
Auf der einen Seite recht einfache Stähle wie z.B. C60 oder C70, Federstahl oder im rostträgen Bereich 1.4034 und noch anderen, die ich hier nicht alle aufführen kann. Diese Stähle werden ausreichend hart, haben aber kaum im Gefüge eingebundene 'Karbide' (Verbindung von Kohlenstoff mit Legierungselementen wie im Wesentlichen V, W, Cr, Mo oder auch einfach nur Eisen/ Fe), die wie Zähne im Zahnfleisch die Verschleißfestigkeit deutlich erhöhen.
Diese Stähle werden einfach und schnell sehr scharf, halten diese Schärfe aber nicht lange. Dafür sind sie sehr 'zäh' und halten auch die Belastung unter 'Schock' (wichtig bei Macheten, Äxten und Werkzeugen für schlagende Beanspruchung) sehr gut aus.

Am anderen Ende sind die Stähle mit viel Kohlestoff und Legierungselementen, die Karbide bilden. Maxamet, CPM S90V und Böhler M390 sind hier Paradebeispiele für dieses Polende. Hier liegen im Stahl nach dem Härten bis aus dem Bauch heraus etwa 20% Karbide als harte Teilchen im Gefüge vor, die die Verschleißfestigkeit enorm erhöhen - sowohl beim Nutzen als auch beim Nachschärfen. Diese Karbide sind teilweise so hart, dass der Einsatz von Diamantschleifmitteln beim Schärfen sinnvoll ist und es trotzdem zeitlich deutlich aufwändiger als bei einfacheren Stählen ist. Weiter wird das Gefüge in dem Sinn gröber, dass diese Karbide bei steigendem Gehalt nicht nur von der Menge zunehmen, sondern deren Größe auch anwächst. Im Gebrauch sind sie empfindlicher gegen feinste Ausbrüche an der Schneidkante (was etwas Aufmaß in der Schneidenstärke und vom Schneidenwinkel bedeutet, also die Schneidfähigkeit beeinflusst) und auch wesentlich weniger zäh bei schlagender Beanspruchung der Klinge. Es lässt sich bei sorgfältigem Schärfen zwar eine tadellose Anfangsschärfe erzielen, aber die hält weniger lang als bei an sich einfacheren Stählen. Man bekommt relativ schnell dann eine 'Gebrauchsschärfe', die eine gewisse Rauigkeit bedeutet. Damit kann man immer noch gut durch den Alltag kommen (und viel länger als mit einfachen Stählen), aber wer gerne eine feine Schärfe hat, der wird damit nicht unbedingt glücklich.

So kann man das, ganz vereinfacht, wohl darstellen. Wo Du Dich jetzt an wohlsten fühlst, musst Du entscheiden.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Du für Dein Vorhaben nach einem sinnvollen Kompromiss aus feiner Schneide/ Nachschärfbarkeit und Schnitthaltigkeit suchst. Im rostträgen Bereich kämen aus meiner Sicht Niolox (SB1), Magnacut, RWL34/ CPM154 als gute Kompromisse in Frage. Für feinere Schneiden könnte auch 14c28 oder AEB-L bei weniger Schnitthaltigkeit interessant sein. Im nicht rostträgen Bereich würde ich auf die wolfram-legierten Stähle wie 1.2519, 1.2419(05), 1.2442 setzen oder auch Vanadis 4E.
Das sind alles Stähle, die eine sehr schön feine Schärfe annehmen und auch eine Zeit lang gut halten und sich recht gut nachschärfen lassen. Sicher ist die Liste nicht vollständig und wenn man sich in Richtung der Extrempole bewegt, kommen schnell noch andere Stähle auf den Plan, aber das führt jetzt zu weit, wenn man nicht weiß, was Du erwartest.

Viele Grüße,
Torsten

Hallo,
ich bin es nochmal! Leider habe ich erst nach einiger Zeit wieder ein bisschen Zeit für mein neues Hobby gefunden und wollte jetzt anfangen mein Messer zu bauen. Ich hatte mich eigentlich aufgrund von deiner super Antwort für RWL34 entschieden und hatte dann auf Kleinanzeigen ein bisschen geguckt, ob ich es dort günstig finde. Leider habe ich nichts Derartiges gefunden, nur den 1.2842. Jetzt habe ich mir die Frage gestellt, ob es nicht vielleicht für mich sinnvoller ist, diesen zu kaufen, weil ich dort günstiger wegkomme und das für den Anfang mir wichtig wäre. Jedoch möchte ich auch einen guten Stahl haben, nur leider kenne ich mich dahingehend kaum aus und wollte so dich nochmal nach deiner Meinung fragen, ob dieser Stahl auch infrage kommt.

Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen! Vielen Dank im Voraus!

Grüße Marten!
 
Der 1.2842 war lange Zeit die Empfehlung für Einsteiger in den Messebau.

Inzwischen hat sich allerdings einiges getan und da gibt es andere, preiswerte Alternativen, die ich besser finde - je nachdem.

Hauptfrage ist, wie Du das mit dem Härten machen willst. Machen lassen oder hast Du die Möglichkeit, das selber zu erledigen?

Zurück zum 1.2842: der ist an sich nicht verkehrt und es werden sicher sehr brauchbare Messer daraus. Allerdings nicht rostträge und für Dein Vorhaben (ein Klappmesser, bzw. Tool) wäre mit ein rostträger Stahl viel lieber (Gammel/ Rost im Bereich des Klappmechanismus, weil irgendwie doch Feuchtigkeit oder Fruchtsäure da hingekommen ist, lässt sich an diesen schwer zugänglichen Stellen schwer beseitigen).
Zumal mit Stählen wie AEB-L oder 14c28n Stähle verfügbar sind, die mindestens so gut schneiden, sich schärfen lassen und die Schärfe auch halten und auch nicht teuer sind.
Knackpunt ist die Härtung bei den Rostträgen Stählen, die ist etwas anspruchsvoller. Wenn's richtig gut werden soll und das Potential des Stahls ausgeschöpft, dann Tiefkühlen bei mindestens -70°.

Es ist gar nicht mal der Stahl nur, sondern vor allem die Härtung, die dann das ganze sehr gut machen. Ein mäßiger Stahl mit guter Härtung macht sich besser als ein vlt. noch ein Stück besseres Material mit 08/15 Härtung.

Wobei ich den 14c28n für Deine Zwecke für eine sehr gute Wahl halte (wenig Dreck im Spiel, kein großartig verschleißendes Schnittgut). Und er lässt sich einfach auf eine sehr schöne Schärfe bringen. Das ist viel Wert meiner Meinung nach und mir wichtiger, als Schitthaltigkeit - denn die bedeutet Abriebfestigkeit, die er natürlich auch beim Nachschärfen an den Tag legt.
Den Stahl gibt es auch bei dem oben verlinkten Händler.

Aber da eben wieder die Frage nach dem Härten. Wenn Du sowieso härten lassen musst, spielt es keine Rolle. Wenn Du aber da Pläne hast, das selber zu machen und über Möglichkeiten verfügst, dann richtet es sich ein bisschen nach diesen Möglichkeiten. Da kann dann unter Umständen ein nicht rostträger, einfacher Stahl wie der 1.2842 wieder interessant werden. Sollte es in die Richtigung gehen, würde ich aber auch dann nicht zum 1.2842 greifen, sondern lieber zum 1.2419 (den man wiederum beim verlinkten Händler findet - aber auch anderswo natürlich). Der ist auch bezahlbar.

Das Ganze kostet natürlich ein paar Euro, aber wenn man es pro Klinge rechnet, sind das Beträge, die weit unter dem liegen, was man sonst noch an Werkzeug, Schleifmittel und Zeit investiert. Da rechnet sich noch mehr sparen nicht (falls sich das überhaupt was tut).

Viele Grüße,
Torsten
 
Ohne jetzt die Spaßbremse spielen zu wollen, aber als erstes Projekt würde ich mal Ausschuss einkalkulieren und insofern auch zu einem einfachen Stahl raten, wie bspw. 1.2842. Ggf noch einfacher alá 75Cr1, 80CrV2 oder 75Ni8. Die drei letzteren unterscheiden sich sowohl im Gebrauch als auch bei der Verarbeitung nicht sonderlich voneinander und könnten je nach Verfügbarkeit/Budget eingekauft werden. Böse Überraschungen beim Bohren, Feilen, Schleifen etc. sind normalerweise auch ausgeschlossen. Da hätte der 1.2842 schon mehr Potential Haarausfall zu verursachen, geschweige denn ein noch höher legierter Stahl. 1.2842 wird gerne empfohlen weil er relativ mühelos hart gemacht werden kann. Das kann aber auch zu Problemen führen wenn der Zeitpunkt der Härtung eher unerwartet eintritt, was durch Schmieden oder Kaltverfestigung beim 1.2842 schonmal passieren kann. Dann stehste da...Ist auch m.M.n. etwas anspruchsvoller richtig zu härten, als die drei o.g. Stähle. Jedenfalls würde ich Dir empfehlen die Option selbst zu Härten nicht von vornherein durch die Wahl eines noch höher legierten Stahls wegzunehmen. Härten kann ja auch Spaß machen. Ein Holzkohlegrill + Kumpel mit Blasebalg oder Föhn zum Anheizen incl. anschließender Bratwurst klingt jetzt auch nicht so verkehrt. Bist ja noch voll in der Saison ;)
 
Warum willst du den Stahl nicht härten lassen z.B. bei Jürgen Schanz?
Kostet echt wenig.
Härten rostfreier Stahl bis 35cm (https://www.schanz-shop.de/de/messermacherbedarf/serviceangebot/haerten-rostfreier-stahl-bis-35cm.html)

Bei dem ganzen Aufwand ein Messer zu bauen, würde ich nicht beim Stahl auf den letzten Euro schauen.
Nimm den Stahl der dir gefällt.

Ich habe meine ersten Messer die ich nur mit Handbügelsäge, Feile, Bohrmaschine, Schleiffeilen und Schleifpapier bearbeitet habe, auch aus M390 gemacht.
War überhaupt kein Problem.
Heute würde ich wohl 14C28N oder MagnaCut nehmen.

Wenn du nicht gerade ein Schwert baust spielen die paar Euro für den Stahl, verglichen zu den Stunden und den Kosten für Werkzeug usw. die da rein gehen keine große Rolle.
 
Vielen Dank euch allen! Da komme ich ins Grübeln, was ich jetzt genau nehmen soll ;). Zum Thema härten: das wollte ich auf jeden Fall machen lassen, zumindest fürs erste Mal.
 
.....dann wäre ich beim 14c28n - Jürgen Schanz würde ich anfragen wegen Härten und das mit dem Tiefkühlen besprechen. Sollte aber eigentlich kein Thema sein.
Der betreibt im übrigen auch einen Shop mit Materialien zum Messerbauen. Musst Du mal googeln nach dem Stahl und Preise vergleichen.

Der 14c28n lässt sich gut bearbeiten, bohren, schleifen, schärfen - ich sehe da keinen Grund, einen noch einfacheren Stahl zu nehmen.
 
Ich bin es leider doch nochmal. Kennt ihr einen Anbieter, wo ich den Stahl in 5mm Stärke kaufen kann?
 
Ich suche Stahl für einen eleganten Friction Folder und eine EDC Klinge, die ich gerne in ein selbstgebautes „Multitool“ einbauen würde.
Möchtest Du den Stahl wirklich für einen eleganten Friction Folder und eine EDC Klinge nutzen? Falls ja, sind 5 mm Stärke völlig überdimensioniert! Für solche Verwendungen empfehle ich max. 2,5 mm Stärke. Natürlich gehen auch 5 mm, aber dann wird es kein eleganter Friction Folder, sondern eine klappbare Brechstange.

Gruß
Matthias
 
Der große Vorteil des 14C28N ist, dass er besonders zäh ist.
Damit ist es möglich Klingen mit geringerer Stärke, als mit anderen, nicht so zähen Stählen zu bauen.
Die Klingen aus 14C28N brechen totz geringerer Stärke nicht so leicht, aber schneiden wesentlich leichter.
 
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