laguiolefreak
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Hallo Messerfreaks (Abt. Laguiole, französisch: Lajoll oder auch Lagjoll ausgesprochen).
viel zu lesen und hoffentlich auch interessant. Ich möchte hier einmal meine zusammengetragenen Erfahrungen mit dem schönen Vespermesser Lajoll weitergeben, was u.a. auch der Sinn und Zweck eines Forums sein soll.
Ich beschäftige mich seit ca. 2 Jahren mit Laguioles und deren Geschichte (schwierig, da ich bis dato noch keine gute deutschsprachige Lektüre gefunden habe und vermutlich auch viel von Mund zu Mund was die Fertigung eines Laguioles anbetrifft überliefert wird). Zuerst hatte ich mir ein Laguiole für den Alltagszweck gekauft und fand dann daran solchen Gefallen, dass ich mir dann hie und da das eine oder andere schöne Stück zugelegt habe (unwissend leider auch einigen teuren Edelschrott).
Was ist ein eigentlich ein Laguiole Messer ? Ein Laguiole Messer zeichnet sich durch eine (seine) bestimmte Form (Pistolenform) des Messers aus. Es dient hauptsächlich dazu einfache Schneidearbeiten zu erledigen (Vespermesser). Oft mit Korkenzieher und früher (auch heute noch) hatt es noch einen Dorn - siehe unten. Durch seine vielfaltige Art der Rückenverzierung, der Biene (Fliege) und der unterschiedlichsten Beschalung und auch wegen seiner Geschichte, ein sehr schönes und traditionsreiches Messer.
Hier nun meine Erfahrungen und Kauftips wenn ihr euch ein gutes "echtes" Laguiole zulegen wollt an dem ihr lange eure Freude habt. 1829 fing es an, als Pierre-Jean CALMELS aus Laguiole das Klappmesser erfunden hat. Vorbild war das spanische "Navaja". Ein ECHTES Laguiole gibt es nicht, da Laguiole ein kleiner Ort in der Auvergne ist und namentlich nicht geschützt werden kann bzw. der Messername Laguiole nicht geschützt worden ist.
Meines Erachtens aber gibt es einige Kriterien, die man vor dem Kauf eines solchen Messers beachten sollte, denn teurer Ramsch wird wie gesagt jede Menge angeboten ! Ein traditionell in Handarbeit gefertigtes Laguiole gibt es nicht für 10€, diese fangen so ab 60€ an. Bei einem traditionell gefertigten Laguiole müssen die einzelnen Teile von Hand gefertigt sein. Maschinell oder teilmaschinell hergestellten "Krimskrams" lehne ich daher ab (wobei man sich bei der Klingenherstellung heutzutage auch nicht mehr so sicher sein kann). Ein LAGUIOLE Messer muss daher, mit entsprechender Verarbeitung aus einer französischen Schmiede kommen und nicht aus China oder Taiwan !
1.) Das Aussagekräftigste eines "echten" Laguioles ist seine "Wiege", die Schmiede des Messers: "echte" Laguiole Messer in einer alten französichen "Ur"schmiede mit Geschichte wie z.B. "Forge de Laguiole", "Fontenille Padaut" (kann man sich streiten ob die Klingenarretierung mancher Modelle traditionell ist), "En Aubrac", "R. David", "Arbalete G. David", "de l'Artisan" usw. können meiner Erfahrung nach bedenkenlos gekauft werden, da diese Messer alle hervorragend verarbeitet sind. "Forge de Laguiole" Messer haben am Ansatz der Klinge die Einstanzung "LAGUIOLE ORIGINE GARANTIE" (LOG). Dieses Gütesiegel garantiert eine Fertigung auf höchstem traditionellen, handwerklichen Niveau. Die Klinge muss geschmiedet sein und es dürfen nur Materialien aus Frankreich verwendet werden wie Horn und heimische Hölzer (so hieß es ursprünglich). Wenn man aber nur Messer aus Buchs, Olive oder Wacholder fertigt ist man schnell nicht mehr konkurenzfähig. Weiter muss das Messer von ein und dem selben Messerschmied bis zur Endfertigung zusammengesetzt sein. "Forge de Laguiole" ist sozusagen der "Rolls Royce" des Laguiole Messers aber eben auch super verarbeitet, mit schöner gleichgemaßerter Beschalung auf beiden Seiten des Messers.
Leider sind dann im Laufe der Zeit sehr viele gute Schmieden davon abgekommen dieses Gütesiegel zu übernehmen da sie heutzutage aus Preis- und Konkurenzgründen z.B. im Ausland fertigen lassen müssen und daher diesem "Qualitätsgelübde" nicht mehr gerecht werden. Auf älteren Messern findet man häufig die Einstanzung "veritable Laguiole". Was so viel heißt wie "echtes Laguiole" und dann wäre die Information der "Wiege" vorteilhaft. Aber auch kleinere "Hinterhofschmieden" der Auvergne und Umgebung fertigen hervorragende Qualität. Am besten, man fährt einmal nach Frankreich in die Auvergne um sich die Arbeiten der Messerschmieden einmal selbst anzusehen und vielleicht entdeckt man das ein oder andere "Schnäppchen". Das Schmiedezeichen sollte daher auf jedem Laguiole das Anspruch auf "veritable" erhebt verewigt sein, um nachvollziehen zu können, wo das "gute Stück" gefertigt wurde. Wo nur Laguiole und 440 Stahl auf der Klinge steht davon lasse ich die Finger.
2.) Das Resort: die Feder mit Biene (oder Fliege, wie auch immer) Jakobsmuschel und heute auch Edelweiß, Hufeisen oder Hund etc.: Sollte traditionsgemäß aus einem geschmiedeten Stahlteil hergestellt sein. Man erkennt eine aufgeschweißte (falsche !!!) Biene, wenn man bei zusammengeklappten Messer von vorne auf die Biene schaut und ein kleiner Spalt zwischen Resort und Biene sichtbar ist. Die Biene sollte auch wie eine Biene aussehen und nicht wie ein Elefant und soll gerade und nicht schräg auf dem Resort gearbeitet sein (schräg zeugt meistens von aufgeschweißten Bienen).
Aus eigener Erfahrung: Bienen die sehr stark verziert sind, sind oft aufgeschweißt. Weniger verzierte Bienen hingegen sind meist aus einem Stück mit dem Resort gefertigt. Ggf. nachfragen, es gibt wie immer Ausnahmen (z.B. bei "Forge de Laguiole" mit sehr schön verzierter Biene). Bei sehr aufwändig gefertigten Messern ist das Resort auch im Innern des Messers poliert.
3.)Verzierung des Messerrückens: die 'Guilloche': Hier bedarf es ein wenig handwerklichen Verständnisses um zu erkennen ob die Rückenverzierung durch eine Feile oder durch eine Stanzmaschine entstanden ist. Mit ein paar Vergleichen erkennt man aber sehr schnell den Unterschieden und bei aufwändig verzierten Messern reicht die Verzierung oft vor bis zur Klingenspitze. Bei alten Laguioles fehlt die Verzierung oft ganz, da ein Messer (so denke ich) früher eher ein Gebrauchsgegenstand war und heute vielfach ein Sammelobjekt für die Vitrine. Manchmal gibt die Verzierung auch Auskunft über den Schmied des Messers (so z.B bei En Aubrac).
4.) Hirtenkreuz, Rosenkranz, Rosette, Jakobsmuschel: religiöse Symbole (bekannt sind 18 verschiedene Formen): Ein Messer mit Muschel z.B. für den Jakobsweg. Die Messingstifte, aus denen die Symbole (Hirtenkreuz und Rosenkranz) gefertigt wurden, sollten symmetrisch um den dicken Mittelstift (dem "Clou") verteilt sein. Alles andere sieht nach B Ware aus, was leider auch bei teuer angebotenen Laguioles der Fall ist. Nach dem "Studium" vieler alter Laguioles habe ich u.a. auch festgestellt, dass ein fehlendes religiöses Symbol nicht unbedingt ein Qualitätskriterium für ein in Laguiole oder Umgebung hergestelltes Messer sein muss.
Und selbst auf vielen Messern von Calmels fehlt jegliche Verzierung und sind eher schlicht gehalten.
5.) Die Beschalung: Es gibt die unterschiedlichsten Materialien für die Beschalung eines Laguioles. Traditionell sind Horn und Hölzer aus Frankreich. Ob es unbedingt eine Beschalung aus Kamelknochen, Mammutelfenbein, seltenen tropischen Hölzern oder Perlmutt sein muss, überlasse ich jedem selbst. Tipp: Sehr schön gemasert und angenehm duftend ist das Wacholderholz (dunkles Wacholder riecht intensiver als helles) und das Olivenholz, aber auch Hölzer unserer Heimat wie Apfel, Vogelbeere, Pflaume, Eiche oder Birne sehen als Beschalung einfach klasse aus. Auf jeden Fall das Messer nie in der Spülmaschine reinigen, dies wäre sein sicherer Tod ! Nur mit einem Tuch säubern und ab und zu einen Tropfen Oliven- oder Kamelienöl in die Mechanik und auf die Beschalung reicht.
6.) Die Klinge: besteht meist aus 12C27 Sandvik Stahl (rostfrei) oder XC75 (rostend, aber leicht und scharf zu schleifen) T12 ein
Geheimrezept-Stahl der "Forge de Laguiole" und trägt das Symbol der Schmiede (Forge de Laguiole - ein Klappmesser, En Aubrac - einen Stierkopf, Fontenille Pataud - einen Zirkel, Forge de I'Artisan - einen Stierkörper, Le Sabot de Fontenille - einen holländischen Holzschuh (?) usw. Interessant hierzu: unter www.couteaux-jfl.com/marques.htm gibt's Schmiedezeichen und Name zu sehen.
Aus eigener Erfahrung und so manch Zusammengetragenes):
Will man statt Käse und Salami auch einmal Zweige oder Äste schneiden gibt es hierfür Laguioles mir breiterer, stabilerer Klinge (sog. Sport-, Outdoor- oder Jagdausführungen). "Fontenille Pataud" hat hier einige sehr schöne Stücke mit Klingenarretierung. Allerdings nicht ganz preiswert und wer ausgebeulte Hosentaschen scheut, trägt sein 'Lajoll' am besten in einem passenden Lederholster am Gürtel oder eben in der Hand- oder Jackentasche.
Ein seriöser Verkäufer zeigt das angebotene Messer immer von allen Seiten und nicht nur von seiner schönsten, inklusive der Rückenverzierung. Man bekommt dann auch das Messer das abgebildet wurde und nicht irgendeines "aus der Kiste" gegriffenes mit
z.B. ganz anderer Rückenverzierung etc. dies kann ausschlaggebend für einen Sammler sein ! Der Anbieter stellt auf Nachfrage kostenlos weitere Bilder zur Verfügung was eigentlich unter Kundenfreundlichkeit zu verstehen ist (aber manche wollen für jedes Bild Geld !). Unter www.roedtermesser.de/lagiolemodelle.htm oder www.laguiole-knives.de ist einiges zur Geschichte und unter www.laguiole-info.de einiges zur Einkaufshilfe zu finden.
Es gibt Anbieter z.B. l'Artisan (www.layole.com) da kann man sich sein Messer individuell zusammenstellen lassen (Klinge, Beschalung, Resortverzierung usw.). Dann gibt es Messer mit Korkenzieher und/oder Dorn. Der Korkenzieher klar, um eine gute Flasche Bordeaux zu entkorken, der Dorn wurde einst zum Anstechen des Darmes eines Rindes bei Koliken verwendet. Heutzutage vielleicht dienlich für Landwirte, Segler oder zum Kondensdosen löchern (keine Ahnung).
Weiter gibt es Messerausführungen mit einer sog. "plein de manche" d.h. ohne Backen (Mitres) die aus Stahl, Neusilber oder Messing gefertigt sind, teilweise auch nur mit klingenseitigen Backen. Messer mit einer "brut de forge", einer so genannten roh geschmiedeten Klinge (sehr schön z.B. zu urwüchsigem Widderhorn als Beschalung) und Messer mit einer "platines retournées" (gesehen bei "Le Fidele" und "La Maison du Laguiole"). Dies bedeutet, dass die Platinen über den Messerrücken verziert gearbeitet sind und dann noch meist sehr teure Messer mit einer Damastklinge. Wie man sagt, der "Königin" des Stahls. Seit einiger Zeit bietet die junge Schmiede "Forge du Moulin" (die Mühlenschmiede) in der Auvergne in "321" sehr schöne Messer an. Die Messer sind stabil, handlich und gut verarbeitet. Besonders gefällt mir hier die Idee der Messerserie "Forét (Wald) die zeigt, dass auch heimische Hölzer wie Eiche, gestockte Buche usw. sehr schön verarbeitet werden können. Mit dem Anbieter "original-laguiole.de" habe ich die Erfahrungen gemacht, dass die Messerabbildungen meist von der schönsten Seite des Messers aufgenommen wurden. Bei einem Modell Le Fidele (Ciselle) das ich bestellt habe sind die Stifte des Hirtenkreuzes unsymmetrisch um den "Clou" angeordnet und bei einem anderen Modell Le Fidele (Dodu) hängt die Biene schräg aufgeschweißt auf der Feder. Achtet man aber auf solche Dinge sind die Messer der Serie Le Fidele "Ciselle" wirklich schön und gut verarbeitet. Ich finde auch, dass der Anbieter etwas zu teuer ist. Für mich ist deshalb entscheidend dass das Messer das im Internet angeboten wird von allen Seiten gezeigt wird, und es das Messer ist das angebildet wurde !
[U]Neu entdeckt und sehr schöne Messer:[/U] Laguioles von Philippe Voissiére bei www.original-laguiole.de/index.php?id=918&kebene=1 Sehr schön und aufwändig gearbeitete Laguioles bezüglich Verzierung und Beschalung im Preis von 150€ bis XX.
Seit einiger Zeit treibe ich mein "Unwesen" auf dem 1..2..3..französischen Markt, wo u.a. auch die gefragten CALMELS Messer angeboten werden. Man kann dort noch so manch altes VERITABLES (echtes) Laguiole aus bekannten Schmieden Frankreichs (wie G.David etc.) bekommen, meist mit Hornbeschalung, was mir persönlich aber immer noch lieber ist, als die ganzen hochglänzenden Kopien aus Fernost.
Fragen werde ich selbstverständlich und soweit ich diese beantworten kann, auch beantworten. Meine Erfahrungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und für manche mag es ein "alter Zopf" sein, aber gerade dann, würde ich mich über jeden konstruktiven Beitrag freuen.
der laguiolefreak
viel zu lesen und hoffentlich auch interessant. Ich möchte hier einmal meine zusammengetragenen Erfahrungen mit dem schönen Vespermesser Lajoll weitergeben, was u.a. auch der Sinn und Zweck eines Forums sein soll.
Ich beschäftige mich seit ca. 2 Jahren mit Laguioles und deren Geschichte (schwierig, da ich bis dato noch keine gute deutschsprachige Lektüre gefunden habe und vermutlich auch viel von Mund zu Mund was die Fertigung eines Laguioles anbetrifft überliefert wird). Zuerst hatte ich mir ein Laguiole für den Alltagszweck gekauft und fand dann daran solchen Gefallen, dass ich mir dann hie und da das eine oder andere schöne Stück zugelegt habe (unwissend leider auch einigen teuren Edelschrott).
Was ist ein eigentlich ein Laguiole Messer ? Ein Laguiole Messer zeichnet sich durch eine (seine) bestimmte Form (Pistolenform) des Messers aus. Es dient hauptsächlich dazu einfache Schneidearbeiten zu erledigen (Vespermesser). Oft mit Korkenzieher und früher (auch heute noch) hatt es noch einen Dorn - siehe unten. Durch seine vielfaltige Art der Rückenverzierung, der Biene (Fliege) und der unterschiedlichsten Beschalung und auch wegen seiner Geschichte, ein sehr schönes und traditionsreiches Messer.
Hier nun meine Erfahrungen und Kauftips wenn ihr euch ein gutes "echtes" Laguiole zulegen wollt an dem ihr lange eure Freude habt. 1829 fing es an, als Pierre-Jean CALMELS aus Laguiole das Klappmesser erfunden hat. Vorbild war das spanische "Navaja". Ein ECHTES Laguiole gibt es nicht, da Laguiole ein kleiner Ort in der Auvergne ist und namentlich nicht geschützt werden kann bzw. der Messername Laguiole nicht geschützt worden ist.
Meines Erachtens aber gibt es einige Kriterien, die man vor dem Kauf eines solchen Messers beachten sollte, denn teurer Ramsch wird wie gesagt jede Menge angeboten ! Ein traditionell in Handarbeit gefertigtes Laguiole gibt es nicht für 10€, diese fangen so ab 60€ an. Bei einem traditionell gefertigten Laguiole müssen die einzelnen Teile von Hand gefertigt sein. Maschinell oder teilmaschinell hergestellten "Krimskrams" lehne ich daher ab (wobei man sich bei der Klingenherstellung heutzutage auch nicht mehr so sicher sein kann). Ein LAGUIOLE Messer muss daher, mit entsprechender Verarbeitung aus einer französischen Schmiede kommen und nicht aus China oder Taiwan !
1.) Das Aussagekräftigste eines "echten" Laguioles ist seine "Wiege", die Schmiede des Messers: "echte" Laguiole Messer in einer alten französichen "Ur"schmiede mit Geschichte wie z.B. "Forge de Laguiole", "Fontenille Padaut" (kann man sich streiten ob die Klingenarretierung mancher Modelle traditionell ist), "En Aubrac", "R. David", "Arbalete G. David", "de l'Artisan" usw. können meiner Erfahrung nach bedenkenlos gekauft werden, da diese Messer alle hervorragend verarbeitet sind. "Forge de Laguiole" Messer haben am Ansatz der Klinge die Einstanzung "LAGUIOLE ORIGINE GARANTIE" (LOG). Dieses Gütesiegel garantiert eine Fertigung auf höchstem traditionellen, handwerklichen Niveau. Die Klinge muss geschmiedet sein und es dürfen nur Materialien aus Frankreich verwendet werden wie Horn und heimische Hölzer (so hieß es ursprünglich). Wenn man aber nur Messer aus Buchs, Olive oder Wacholder fertigt ist man schnell nicht mehr konkurenzfähig. Weiter muss das Messer von ein und dem selben Messerschmied bis zur Endfertigung zusammengesetzt sein. "Forge de Laguiole" ist sozusagen der "Rolls Royce" des Laguiole Messers aber eben auch super verarbeitet, mit schöner gleichgemaßerter Beschalung auf beiden Seiten des Messers.
Leider sind dann im Laufe der Zeit sehr viele gute Schmieden davon abgekommen dieses Gütesiegel zu übernehmen da sie heutzutage aus Preis- und Konkurenzgründen z.B. im Ausland fertigen lassen müssen und daher diesem "Qualitätsgelübde" nicht mehr gerecht werden. Auf älteren Messern findet man häufig die Einstanzung "veritable Laguiole". Was so viel heißt wie "echtes Laguiole" und dann wäre die Information der "Wiege" vorteilhaft. Aber auch kleinere "Hinterhofschmieden" der Auvergne und Umgebung fertigen hervorragende Qualität. Am besten, man fährt einmal nach Frankreich in die Auvergne um sich die Arbeiten der Messerschmieden einmal selbst anzusehen und vielleicht entdeckt man das ein oder andere "Schnäppchen". Das Schmiedezeichen sollte daher auf jedem Laguiole das Anspruch auf "veritable" erhebt verewigt sein, um nachvollziehen zu können, wo das "gute Stück" gefertigt wurde. Wo nur Laguiole und 440 Stahl auf der Klinge steht davon lasse ich die Finger.
2.) Das Resort: die Feder mit Biene (oder Fliege, wie auch immer) Jakobsmuschel und heute auch Edelweiß, Hufeisen oder Hund etc.: Sollte traditionsgemäß aus einem geschmiedeten Stahlteil hergestellt sein. Man erkennt eine aufgeschweißte (falsche !!!) Biene, wenn man bei zusammengeklappten Messer von vorne auf die Biene schaut und ein kleiner Spalt zwischen Resort und Biene sichtbar ist. Die Biene sollte auch wie eine Biene aussehen und nicht wie ein Elefant und soll gerade und nicht schräg auf dem Resort gearbeitet sein (schräg zeugt meistens von aufgeschweißten Bienen).
Aus eigener Erfahrung: Bienen die sehr stark verziert sind, sind oft aufgeschweißt. Weniger verzierte Bienen hingegen sind meist aus einem Stück mit dem Resort gefertigt. Ggf. nachfragen, es gibt wie immer Ausnahmen (z.B. bei "Forge de Laguiole" mit sehr schön verzierter Biene). Bei sehr aufwändig gefertigten Messern ist das Resort auch im Innern des Messers poliert.
3.)Verzierung des Messerrückens: die 'Guilloche': Hier bedarf es ein wenig handwerklichen Verständnisses um zu erkennen ob die Rückenverzierung durch eine Feile oder durch eine Stanzmaschine entstanden ist. Mit ein paar Vergleichen erkennt man aber sehr schnell den Unterschieden und bei aufwändig verzierten Messern reicht die Verzierung oft vor bis zur Klingenspitze. Bei alten Laguioles fehlt die Verzierung oft ganz, da ein Messer (so denke ich) früher eher ein Gebrauchsgegenstand war und heute vielfach ein Sammelobjekt für die Vitrine. Manchmal gibt die Verzierung auch Auskunft über den Schmied des Messers (so z.B bei En Aubrac).
4.) Hirtenkreuz, Rosenkranz, Rosette, Jakobsmuschel: religiöse Symbole (bekannt sind 18 verschiedene Formen): Ein Messer mit Muschel z.B. für den Jakobsweg. Die Messingstifte, aus denen die Symbole (Hirtenkreuz und Rosenkranz) gefertigt wurden, sollten symmetrisch um den dicken Mittelstift (dem "Clou") verteilt sein. Alles andere sieht nach B Ware aus, was leider auch bei teuer angebotenen Laguioles der Fall ist. Nach dem "Studium" vieler alter Laguioles habe ich u.a. auch festgestellt, dass ein fehlendes religiöses Symbol nicht unbedingt ein Qualitätskriterium für ein in Laguiole oder Umgebung hergestelltes Messer sein muss.
Und selbst auf vielen Messern von Calmels fehlt jegliche Verzierung und sind eher schlicht gehalten.
5.) Die Beschalung: Es gibt die unterschiedlichsten Materialien für die Beschalung eines Laguioles. Traditionell sind Horn und Hölzer aus Frankreich. Ob es unbedingt eine Beschalung aus Kamelknochen, Mammutelfenbein, seltenen tropischen Hölzern oder Perlmutt sein muss, überlasse ich jedem selbst. Tipp: Sehr schön gemasert und angenehm duftend ist das Wacholderholz (dunkles Wacholder riecht intensiver als helles) und das Olivenholz, aber auch Hölzer unserer Heimat wie Apfel, Vogelbeere, Pflaume, Eiche oder Birne sehen als Beschalung einfach klasse aus. Auf jeden Fall das Messer nie in der Spülmaschine reinigen, dies wäre sein sicherer Tod ! Nur mit einem Tuch säubern und ab und zu einen Tropfen Oliven- oder Kamelienöl in die Mechanik und auf die Beschalung reicht.
6.) Die Klinge: besteht meist aus 12C27 Sandvik Stahl (rostfrei) oder XC75 (rostend, aber leicht und scharf zu schleifen) T12 ein
Geheimrezept-Stahl der "Forge de Laguiole" und trägt das Symbol der Schmiede (Forge de Laguiole - ein Klappmesser, En Aubrac - einen Stierkopf, Fontenille Pataud - einen Zirkel, Forge de I'Artisan - einen Stierkörper, Le Sabot de Fontenille - einen holländischen Holzschuh (?) usw. Interessant hierzu: unter www.couteaux-jfl.com/marques.htm gibt's Schmiedezeichen und Name zu sehen.
Aus eigener Erfahrung und so manch Zusammengetragenes):
Will man statt Käse und Salami auch einmal Zweige oder Äste schneiden gibt es hierfür Laguioles mir breiterer, stabilerer Klinge (sog. Sport-, Outdoor- oder Jagdausführungen). "Fontenille Pataud" hat hier einige sehr schöne Stücke mit Klingenarretierung. Allerdings nicht ganz preiswert und wer ausgebeulte Hosentaschen scheut, trägt sein 'Lajoll' am besten in einem passenden Lederholster am Gürtel oder eben in der Hand- oder Jackentasche.
Ein seriöser Verkäufer zeigt das angebotene Messer immer von allen Seiten und nicht nur von seiner schönsten, inklusive der Rückenverzierung. Man bekommt dann auch das Messer das abgebildet wurde und nicht irgendeines "aus der Kiste" gegriffenes mit
z.B. ganz anderer Rückenverzierung etc. dies kann ausschlaggebend für einen Sammler sein ! Der Anbieter stellt auf Nachfrage kostenlos weitere Bilder zur Verfügung was eigentlich unter Kundenfreundlichkeit zu verstehen ist (aber manche wollen für jedes Bild Geld !). Unter www.roedtermesser.de/lagiolemodelle.htm oder www.laguiole-knives.de ist einiges zur Geschichte und unter www.laguiole-info.de einiges zur Einkaufshilfe zu finden.
Es gibt Anbieter z.B. l'Artisan (www.layole.com) da kann man sich sein Messer individuell zusammenstellen lassen (Klinge, Beschalung, Resortverzierung usw.). Dann gibt es Messer mit Korkenzieher und/oder Dorn. Der Korkenzieher klar, um eine gute Flasche Bordeaux zu entkorken, der Dorn wurde einst zum Anstechen des Darmes eines Rindes bei Koliken verwendet. Heutzutage vielleicht dienlich für Landwirte, Segler oder zum Kondensdosen löchern (keine Ahnung).
Weiter gibt es Messerausführungen mit einer sog. "plein de manche" d.h. ohne Backen (Mitres) die aus Stahl, Neusilber oder Messing gefertigt sind, teilweise auch nur mit klingenseitigen Backen. Messer mit einer "brut de forge", einer so genannten roh geschmiedeten Klinge (sehr schön z.B. zu urwüchsigem Widderhorn als Beschalung) und Messer mit einer "platines retournées" (gesehen bei "Le Fidele" und "La Maison du Laguiole"). Dies bedeutet, dass die Platinen über den Messerrücken verziert gearbeitet sind und dann noch meist sehr teure Messer mit einer Damastklinge. Wie man sagt, der "Königin" des Stahls. Seit einiger Zeit bietet die junge Schmiede "Forge du Moulin" (die Mühlenschmiede) in der Auvergne in "321" sehr schöne Messer an. Die Messer sind stabil, handlich und gut verarbeitet. Besonders gefällt mir hier die Idee der Messerserie "Forét (Wald) die zeigt, dass auch heimische Hölzer wie Eiche, gestockte Buche usw. sehr schön verarbeitet werden können. Mit dem Anbieter "original-laguiole.de" habe ich die Erfahrungen gemacht, dass die Messerabbildungen meist von der schönsten Seite des Messers aufgenommen wurden. Bei einem Modell Le Fidele (Ciselle) das ich bestellt habe sind die Stifte des Hirtenkreuzes unsymmetrisch um den "Clou" angeordnet und bei einem anderen Modell Le Fidele (Dodu) hängt die Biene schräg aufgeschweißt auf der Feder. Achtet man aber auf solche Dinge sind die Messer der Serie Le Fidele "Ciselle" wirklich schön und gut verarbeitet. Ich finde auch, dass der Anbieter etwas zu teuer ist. Für mich ist deshalb entscheidend dass das Messer das im Internet angeboten wird von allen Seiten gezeigt wird, und es das Messer ist das angebildet wurde !
[U]Neu entdeckt und sehr schöne Messer:[/U] Laguioles von Philippe Voissiére bei www.original-laguiole.de/index.php?id=918&kebene=1 Sehr schön und aufwändig gearbeitete Laguioles bezüglich Verzierung und Beschalung im Preis von 150€ bis XX.
Seit einiger Zeit treibe ich mein "Unwesen" auf dem 1..2..3..französischen Markt, wo u.a. auch die gefragten CALMELS Messer angeboten werden. Man kann dort noch so manch altes VERITABLES (echtes) Laguiole aus bekannten Schmieden Frankreichs (wie G.David etc.) bekommen, meist mit Hornbeschalung, was mir persönlich aber immer noch lieber ist, als die ganzen hochglänzenden Kopien aus Fernost.
Fragen werde ich selbstverständlich und soweit ich diese beantworten kann, auch beantworten. Meine Erfahrungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und für manche mag es ein "alter Zopf" sein, aber gerade dann, würde ich mich über jeden konstruktiven Beitrag freuen.
der laguiolefreak
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