basti
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Böker Plus – Rhino... Design by Jesper Voxnæs
Jesper Voxnæs ist ein Designer und Messermacher aus Løgstrup, Denmark. Seine Messer sind außergewöhnlich und zeichnen sich durch ein sehr homogenes Design mit sehr schöner Linienführung aus. Jesper ist ein lockerer Typ aber auch sehr konsequent in der Ausführung seiner Customs.
Zwei seiner Designs, das Pry-Mate und Pry-Mini, sind ebenfalls bei Böker als Serienversion erhältlich. Diese werden jedoch in der Solinger Manufaktur von Böker hergestellt.
Ein Testbericht der beiden Modelle ist hier zu finden.
Das Pry-Mate zeichnet sich mit 7mm Klingenstärke durch extreme Robustheit aus. Das Pry-Mini ist ein kleiner 5mm starker Bolide für die Hosentasche.
Das Rhino ist ein kleines universelles feststehendes Messer. Auffällig ist seine ausgeprägte und geschwungene Sheepfoot-Klinge. Und der erste Blick lässt vermuten, dass der Spass beim Schnitzen und Arbeiten mit dem kleinen Nashorn nicht auf der Strecke bleibt.
Zunächst einmal ein Blick auf verschiedene Varianten des Rhino von Jesper Voxnæs selbst:
Luxusversion mit Damast von Devin Thomas.
Genehmigung seitens des Urhebers VOX Knives zur Veröffentlichung liegt vor. Special Thanks to Jesper.
Das Rhino erscheint unter dem Label Böker Plus. Dies bedeutet, dass das Messer in Fernost hergestellt wird. Das heisst jedoch nicht zwingend schlechtes. Messer wie das Pohl Force Hornet oder diverse Spydercos zeigen die mögliche und hohe Fertigungsqualität auf.
Technische Daten:
Das VOX-Rhino wird in dem bekannten schwarzen Böker Plus Karton geliefert.
Mit gut 15,4 cm ist das Messer kompakt ausgefallen. Auf den Produktfotos wirkt es etwas größer. Dies birgt jedoch aber auch die Chance, ein gutes EDC zu sein.
Zunächst zum Griff und dessen Handlage.
Der Griff besteht aus schwarzem G10. Die Oberfläche besitzt eine leichte stufenförmige Struktur und bietet damit ähnlich guten Grip wie beim Pry-Mate oder Pry-Mini. Die Teilweise hellere Oberfläche wird im Laufe des Gebrauchs etwas dunkler und speckiger. Eine rote Fiberlage (1mm stark) bietet eine schönen Kontrast und rahmt den massiven knapp 4mm starken Erl ein.
Diese Materialkombination ist auch bei den beiden anderen Modellen wieder zu finden.
Der Griff ist von 1 bis 1,6 cm stark und weist in der Mitte eine leicht bauchige Form auf. Das greift sich angenehm an und was wäre ein Rhino ohne Bäuchlein... .
Die Nieten sind den Konturen des Griffs angepasst und mattiert. Am Griffende ist eine Hohniete angebracht, welche einen Innendurchmesser von 4mm besitzt und zum Anbringen einer Lanyard aus Paracord oder Reepschnur geeignet ist. Die großen Hohlnieten des Pry-Mate und -Mini würden bestimmt dem Rhino auch sehr gut stehen. Jesper hat auch einige Exemplare mit großen Hohlnieten gemacht. Jedoch ist die Version mit den drei kleinen Nieten ebenfalls vom Custom übernommen.
Hier ein kleiner Kritikpunkt: eine Niete auf der rechten Griffseite ist beim „drüberfahren“ mit dem Finger etwas zu spüren. Diese ist noch ein Hauch (vllt. 0,3 mm) zu hoch, während alle anderen plan angepasst sind. Optisch stört es nicht. Auch bei der Benutzung ist es nicht zu spüren. Mit einem Dremel und passendem Aufsatz wäre dies auch anzupassen. Aber es ist einer der wenigen Punkte die man beanstanden könnte. Auf der hinterlegten Makroaufnahme kann man es etwas erkennen.
G10 und Fiber sind vorbildlich an den Erl angepasst. Ähnlich wie bei den beiden anderen VOX-Designs ist ein Übergang kaum, wenn überhaupt nur mit der Nagelkante, zu spüren. Das ist eine sehr saubere Ausführung die ich nicht unbedingt bei einem Messer dieser Preisklasse erwartet hätte. In dieser Sache steht das Rhino dem fast vier mal so teuren Solinger Kollegen nicht nach. Auch ist kein Spalt zwischen Fiber und Stahl am Ricasso oder anderen Stellen erkennbar. Sehr schön gemacht!
Auf dem Erl befindet sich die fortlaufende Seriennummer.
Die Griffschalen und die Fiberlage sind erstklassig angepasst. Fühlt sich sehr gut an!
Serienmäßig ist eine Lanyard im Lieferumfang enthalten, welche direkt an das Messer geknüpft ist und sich dadurch nicht entfernen lässt ohne diese zu zerschneiden. Die Paracordenden hat man recht lang belassen, so das man sich diese nach Bedarf kürzen kann. Auf den Fotos ist diese noch in Auslieferungszustand zu sehen, jedoch wird meine an den Enden auf ca. 1cm gekürzt. Schaut etwas stimmiger aus.
Der gut 8cm lange Griff liegt bequem in der Hand. Das Rhino ist eher ein klassisches Dreifingermesser. Der kleine Finger Findet am bauchigen Griffende zum Ansatz der Lanyard platz. Insofern verbessert die Lanyard noch mal das Griffgefühl.
Die abfallende Rückenlinie schmiegt sich behaglich gegen den Daumenballen. Dieser findet auf dem beginnenden Klingenrücken gut Platz.
Dies schaut anfänglich vielleicht etwas unbequem aus. Wer jedoch das Böker Trance kennt, dem ist die Handlage bekannt.
Die ausgeprägte Fingermulde wirkt der Gefahr des Abrutschen zuverlässig entgegen. Hier ist die Klinge auch nicht ab dem ersten Millimeter scharf.
Die Klinge.
Wie der Name schon vermuten lässt, besitzt das Rhino eine auffällige und bullige Klinge. Die Sheepfoot-Form bietet eine recht gute Alltagstauglichkeit. Besitzt jedoch den Nachteil, dass keine ausgeprägte Spitze vorhanden ist.
Die Klinge des Rhino ist knapp 4mm (3,8) stark und besitzt, wie das Custom von Jesper, einen Hohlschliff. Auf halber Höhe ist die Klinge noch gut 2mm stark. Dies sorgt für eine sehr gute Schneid-Performance. Obst und Gemüse lassen sich sehr gut zubereiten. Also eher das Gegenteil der beiden Boliden Pry-Mate und Mini. Die Klinge ist teilweise spiegelpoliert. Der Hohlschliff längssatiniert. Alle Kanten sind ausreichend gebrochen.
Auch Schnitzen macht Spass mit dem Messer. Durch die gebogene Schneide besteht schon mal die Gefahr (wie bereits bei den Pry`s geschrieben) vom Holzstück wegzugleiten, wenn man das Handgelenk recht locker lässt.
Dem kann man aber entgegenwirken. Ich habe teilweise recht harte Äste bearbeitet. Das ließ sich gut und fein durchführen. In der geschlossenen Faust lässt sich beim Schnitzen auch bei harten Ästen genügend Druck ausüben ohne das der Griff drückt.
Auch Draussen mit dabei und produzierte ordentlich Späne.
Trotz des Hohlschliff`s wirkt die Klinge nicht fragil. Starkes Hebeln in hartem Material und Querbelastung durch verkanten sollte man der Klinge trotzdem ersparen.
Die leicht nach unten versetzte Klinge lässt sich in lockerer Griffhaltung auch auf flachen Oberflächen vernünftig führen.
Hier wird das Rhino auch seine stärken ausspielen können: Aufgaben die im Alltag anfallen. Die Klingenform ist beim Vesper oder Picknick zur Nahrungszubereitung genauso gut einsetzbar wie zum Schnitzen oder Kartonagen öffnen. Aufgrund der Größe kommt es als robustes Messer für Bushcraft-Anwendungen sowieso nicht in Frage.
Als Stahl hat man 12C27 gewählt. Für ein Messer dieser Preisklasse sollte der Stahl in Ordnung sein.
Das Rhino war out-of-the-box ordentlich scharf. Mit leichtem Druck war ein rasieren möglich. Ein paar Züge über die weißen Steine des Sharpmaker und die Haare flogen freiwillig vom Arm. Die Schneide ist schmal aber symmetrisch. Aufgrund des Hohlschliff´s braucht diese auch gar nicht so üppig zu sein.
Im Forum wurde bemängelt, das man in Richtung Ricasso die Schneide wohl auf dem Weg dahin vergessen hat. 2mm am Übergang sind nicht scharf. So etwas resultiert halt aus der Tatsache, dass eine leichte Rundung hin zum Hohlschliff der Klinge notwendig ist, um einen vernünftigen Übergang von dem 4mm flachen Erl zur Klinge zu schaffen. Dies kann man jedoch auch am Original sehen. Wer diesen Bereich überhaupt nicht mag, kann die Stelle und Gelegenheit nutzen, um mit einer kleinen Rundfeile eine ordentliche Schleifkerbe anzubringen. Mich hat das noch nie wirklich gestört, da dieser Bereich beim schleifen meist eh problematisch ist (wenn man keine Kratzer provozieren will) und in der Nutzung kaum Nachteilig ist. Kratzer... . Diese lassen sich auf der polierten Oberfläche auf Dauer nicht vermeiden. Nach den ersten Gebrauchsaktivitäten sind ein paar ganz feine Haarkratzer zu erkennen.
Die flach geschliffenen Seiten sind spiegelpoliert. Man sieht zwar jeden Fingerabdruck, aber ein schöner Kontrast zu Satinierung.
Die Scheide
Ein Messer unter 50 Euro. Eigentlich würde ich ein Spritzgußteil erwarten. Aber dem Rhino hat Böker eine Kydex (2mm) spendiert. Früher musste ich mit den Zähnen knirschen, wenn ich Kydex in Vebindung mit (günstigem) Serienmesser hörte. Das Böker Kiridashi besitzt ebenfalls eine Kydex, aber damals konnte mich die Kydexscheide resultierend aus einen undifferenzierten und wackeligen Sitz überhaupt nicht überzeugen. In Verbindung mit der nadelspitzen Klinge der Schrecken in jeder Hosentasche.
Erster skeptischer Test: Messer langsam eingeschoben... leichtes Klack... das Rhino sitzt. Und das vertrauenserweckend sicher und spielfrei. So soll´s sein!
Das Einrasten ist nicht so „knackig“ und stramm wie bspw. bei Kydexscheiden der Firma LCG-Gear. Aber das ist auch nicht zwingend notwendig. Die Klinge sitzt recht stramm in der Kydex (wie z.B. das Pohl Force Hornet oder CT-1). Der Zugwiederstand ist gut. Das Messer lässt sich mit kontrolliertem Druck des Daumens entnehmen.
In diesem Bereich hat sich Böker sehr verbessert. Auch bei den beiden anderen Vox-Modellen sind die Kydex gut angepasst.
Sollte die Spannung im Kantenbereich im Laufe des Gebrauchs nachlassen, so lässt sich dies mit einem Heißluftfön innerhalb weniger Minuten wieder anpassen. Die Kanten sind von Hand gerundet und weisen Schleifspuren auf. Aber das ist im grünen Bereich. Im unteren Teil ist an der Faltstelle eine kleine ovale Öffnung gehalten, so dass man die Kydex ausspülen und Wasser ablaufen kann.
Im Lieferumfang enthalten ist ein kleiner Tek-Lok. Dieser bereitet bei der Verwendung von breiteren Gürtel das ein oder andere Problem. Der Gürtel wird eingequetscht. Jedoch lässt eine zweite Öse, in direkter Nähe hoffen, auch einen großen Tek-Lok nutzen zu können. Bei meinem Exemplar fehlen leider 2mm. Platz wäre genug, um diese Öse noch etwas weiter nach unten zu versetzen, so dass auch der Große montierbar wäre.
Ob es bei meinem Exemplar nur Zufall war kann ich leider nicht sagen. Aber hier könnte man in der Fertigung leicht Abhilfe schaffen und die Ösen einfach noch 2mm weiter auseinander zu setzen.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass die Scheide gut gemacht ist. Die Traghöhe passt ebenfalls für ein kleines Messer.
Größenvergleich
Das Rhino ordnet sich als Dreifingermesser in die Klasse der größeren Neckies oder kleineren Fixed ein. Als EDC bequem zu tragen. Einfach in der Jackentasche oder am Gürtel.
Im Vergleich: Strider SLCC, Böker Rhino, Fred Perrin Street Bowie
Böker Subcom, Böker Rhino, Rick Hinderer Flashpoint
Rhino und Gnome
FAZIT
Das Rhino ist ein schnuckliges und durch die geschwungene Klinge ein recht elegantes Messer geworden. Aufgrund der Größe mit 15cm optimal, um es als EDC zu nutzen. Der Griff liegt gut in der Hand.
Die Klingenform ist funktionell und für viele Anwendungsbereiche tauglich. Die Haptik wirkt auf mich wertig und keinesfalls billig. Das Micarta an einem über 200 Euro teuren Streetbeat ist auch nicht besser angepasst.
Letztlich muss man sagen: das Messer kostet 49,95 Euro!!! Man bekommt eine gut angepasste Kydexscheide dazu, welche in diesem Preissegment auch nicht so üblich ist. Der Tek-Lok ist ebenfalls im Preis inklusive. Das Finish ist eigentlich tadellos.
Meine einzigen Kritikpunkte ist die ganz leicht spürbare Niete und die etwas zu hoch geratene Öse an der Scheide, welche den Einsatz eines großen Tek-Loks ermöglichen könnte. Beides Sachen die ich dem Messer aufgrund des Preises sehr gut verzeihen kann. Der Umstand mit dem Bolzen empfinde ich nicht als große Sache (Wenn man nur genau hinschaut findet man meist etwas.).
Preis-Leistung ist für mich top!!! Viel Messer und schönes Design für wenig Geld.
Viele Grüße
basti
Jesper Voxnæs ist ein Designer und Messermacher aus Løgstrup, Denmark. Seine Messer sind außergewöhnlich und zeichnen sich durch ein sehr homogenes Design mit sehr schöner Linienführung aus. Jesper ist ein lockerer Typ aber auch sehr konsequent in der Ausführung seiner Customs.
Zwei seiner Designs, das Pry-Mate und Pry-Mini, sind ebenfalls bei Böker als Serienversion erhältlich. Diese werden jedoch in der Solinger Manufaktur von Böker hergestellt.
Ein Testbericht der beiden Modelle ist hier zu finden.
Das Pry-Mate zeichnet sich mit 7mm Klingenstärke durch extreme Robustheit aus. Das Pry-Mini ist ein kleiner 5mm starker Bolide für die Hosentasche.
Das Rhino ist ein kleines universelles feststehendes Messer. Auffällig ist seine ausgeprägte und geschwungene Sheepfoot-Klinge. Und der erste Blick lässt vermuten, dass der Spass beim Schnitzen und Arbeiten mit dem kleinen Nashorn nicht auf der Strecke bleibt.
Zunächst einmal ein Blick auf verschiedene Varianten des Rhino von Jesper Voxnæs selbst:
Luxusversion mit Damast von Devin Thomas.
Genehmigung seitens des Urhebers VOX Knives zur Veröffentlichung liegt vor. Special Thanks to Jesper.
Das Rhino erscheint unter dem Label Böker Plus. Dies bedeutet, dass das Messer in Fernost hergestellt wird. Das heisst jedoch nicht zwingend schlechtes. Messer wie das Pohl Force Hornet oder diverse Spydercos zeigen die mögliche und hohe Fertigungsqualität auf.
Technische Daten:
- Klingenlänge: 7,7 cm
- Schneide: ca. 6,7 cm
- Gesamtlänge: 15,4 cm
- Griffstärke: max. 1,6 cm
- Klingenstärke: 4mm
- Finish: Längssatinierung, Hochglanzpoliert
- Stahl: 12C27
- Griffschalen: rotes Fiber mit schwarzem G10
- Gewicht: 107g (Herstellerangabe)
- Kydexscheide
Das VOX-Rhino wird in dem bekannten schwarzen Böker Plus Karton geliefert.
Mit gut 15,4 cm ist das Messer kompakt ausgefallen. Auf den Produktfotos wirkt es etwas größer. Dies birgt jedoch aber auch die Chance, ein gutes EDC zu sein.
Zunächst zum Griff und dessen Handlage.
Der Griff besteht aus schwarzem G10. Die Oberfläche besitzt eine leichte stufenförmige Struktur und bietet damit ähnlich guten Grip wie beim Pry-Mate oder Pry-Mini. Die Teilweise hellere Oberfläche wird im Laufe des Gebrauchs etwas dunkler und speckiger. Eine rote Fiberlage (1mm stark) bietet eine schönen Kontrast und rahmt den massiven knapp 4mm starken Erl ein.
Diese Materialkombination ist auch bei den beiden anderen Modellen wieder zu finden.
Der Griff ist von 1 bis 1,6 cm stark und weist in der Mitte eine leicht bauchige Form auf. Das greift sich angenehm an und was wäre ein Rhino ohne Bäuchlein... .
Die Nieten sind den Konturen des Griffs angepasst und mattiert. Am Griffende ist eine Hohniete angebracht, welche einen Innendurchmesser von 4mm besitzt und zum Anbringen einer Lanyard aus Paracord oder Reepschnur geeignet ist. Die großen Hohlnieten des Pry-Mate und -Mini würden bestimmt dem Rhino auch sehr gut stehen. Jesper hat auch einige Exemplare mit großen Hohlnieten gemacht. Jedoch ist die Version mit den drei kleinen Nieten ebenfalls vom Custom übernommen.
Hier ein kleiner Kritikpunkt: eine Niete auf der rechten Griffseite ist beim „drüberfahren“ mit dem Finger etwas zu spüren. Diese ist noch ein Hauch (vllt. 0,3 mm) zu hoch, während alle anderen plan angepasst sind. Optisch stört es nicht. Auch bei der Benutzung ist es nicht zu spüren. Mit einem Dremel und passendem Aufsatz wäre dies auch anzupassen. Aber es ist einer der wenigen Punkte die man beanstanden könnte. Auf der hinterlegten Makroaufnahme kann man es etwas erkennen.
G10 und Fiber sind vorbildlich an den Erl angepasst. Ähnlich wie bei den beiden anderen VOX-Designs ist ein Übergang kaum, wenn überhaupt nur mit der Nagelkante, zu spüren. Das ist eine sehr saubere Ausführung die ich nicht unbedingt bei einem Messer dieser Preisklasse erwartet hätte. In dieser Sache steht das Rhino dem fast vier mal so teuren Solinger Kollegen nicht nach. Auch ist kein Spalt zwischen Fiber und Stahl am Ricasso oder anderen Stellen erkennbar. Sehr schön gemacht!
Auf dem Erl befindet sich die fortlaufende Seriennummer.
Die Griffschalen und die Fiberlage sind erstklassig angepasst. Fühlt sich sehr gut an!
Serienmäßig ist eine Lanyard im Lieferumfang enthalten, welche direkt an das Messer geknüpft ist und sich dadurch nicht entfernen lässt ohne diese zu zerschneiden. Die Paracordenden hat man recht lang belassen, so das man sich diese nach Bedarf kürzen kann. Auf den Fotos ist diese noch in Auslieferungszustand zu sehen, jedoch wird meine an den Enden auf ca. 1cm gekürzt. Schaut etwas stimmiger aus.
Der gut 8cm lange Griff liegt bequem in der Hand. Das Rhino ist eher ein klassisches Dreifingermesser. Der kleine Finger Findet am bauchigen Griffende zum Ansatz der Lanyard platz. Insofern verbessert die Lanyard noch mal das Griffgefühl.
Die abfallende Rückenlinie schmiegt sich behaglich gegen den Daumenballen. Dieser findet auf dem beginnenden Klingenrücken gut Platz.
Dies schaut anfänglich vielleicht etwas unbequem aus. Wer jedoch das Böker Trance kennt, dem ist die Handlage bekannt.
Die ausgeprägte Fingermulde wirkt der Gefahr des Abrutschen zuverlässig entgegen. Hier ist die Klinge auch nicht ab dem ersten Millimeter scharf.
Die Klinge.
Wie der Name schon vermuten lässt, besitzt das Rhino eine auffällige und bullige Klinge. Die Sheepfoot-Form bietet eine recht gute Alltagstauglichkeit. Besitzt jedoch den Nachteil, dass keine ausgeprägte Spitze vorhanden ist.
Die Klinge des Rhino ist knapp 4mm (3,8) stark und besitzt, wie das Custom von Jesper, einen Hohlschliff. Auf halber Höhe ist die Klinge noch gut 2mm stark. Dies sorgt für eine sehr gute Schneid-Performance. Obst und Gemüse lassen sich sehr gut zubereiten. Also eher das Gegenteil der beiden Boliden Pry-Mate und Mini. Die Klinge ist teilweise spiegelpoliert. Der Hohlschliff längssatiniert. Alle Kanten sind ausreichend gebrochen.
Auch Schnitzen macht Spass mit dem Messer. Durch die gebogene Schneide besteht schon mal die Gefahr (wie bereits bei den Pry`s geschrieben) vom Holzstück wegzugleiten, wenn man das Handgelenk recht locker lässt.
Dem kann man aber entgegenwirken. Ich habe teilweise recht harte Äste bearbeitet. Das ließ sich gut und fein durchführen. In der geschlossenen Faust lässt sich beim Schnitzen auch bei harten Ästen genügend Druck ausüben ohne das der Griff drückt.
Auch Draussen mit dabei und produzierte ordentlich Späne.
Trotz des Hohlschliff`s wirkt die Klinge nicht fragil. Starkes Hebeln in hartem Material und Querbelastung durch verkanten sollte man der Klinge trotzdem ersparen.
Die leicht nach unten versetzte Klinge lässt sich in lockerer Griffhaltung auch auf flachen Oberflächen vernünftig führen.
Hier wird das Rhino auch seine stärken ausspielen können: Aufgaben die im Alltag anfallen. Die Klingenform ist beim Vesper oder Picknick zur Nahrungszubereitung genauso gut einsetzbar wie zum Schnitzen oder Kartonagen öffnen. Aufgrund der Größe kommt es als robustes Messer für Bushcraft-Anwendungen sowieso nicht in Frage.
Als Stahl hat man 12C27 gewählt. Für ein Messer dieser Preisklasse sollte der Stahl in Ordnung sein.
Das Rhino war out-of-the-box ordentlich scharf. Mit leichtem Druck war ein rasieren möglich. Ein paar Züge über die weißen Steine des Sharpmaker und die Haare flogen freiwillig vom Arm. Die Schneide ist schmal aber symmetrisch. Aufgrund des Hohlschliff´s braucht diese auch gar nicht so üppig zu sein.
Im Forum wurde bemängelt, das man in Richtung Ricasso die Schneide wohl auf dem Weg dahin vergessen hat. 2mm am Übergang sind nicht scharf. So etwas resultiert halt aus der Tatsache, dass eine leichte Rundung hin zum Hohlschliff der Klinge notwendig ist, um einen vernünftigen Übergang von dem 4mm flachen Erl zur Klinge zu schaffen. Dies kann man jedoch auch am Original sehen. Wer diesen Bereich überhaupt nicht mag, kann die Stelle und Gelegenheit nutzen, um mit einer kleinen Rundfeile eine ordentliche Schleifkerbe anzubringen. Mich hat das noch nie wirklich gestört, da dieser Bereich beim schleifen meist eh problematisch ist (wenn man keine Kratzer provozieren will) und in der Nutzung kaum Nachteilig ist. Kratzer... . Diese lassen sich auf der polierten Oberfläche auf Dauer nicht vermeiden. Nach den ersten Gebrauchsaktivitäten sind ein paar ganz feine Haarkratzer zu erkennen.
Die flach geschliffenen Seiten sind spiegelpoliert. Man sieht zwar jeden Fingerabdruck, aber ein schöner Kontrast zu Satinierung.
Die Scheide
Ein Messer unter 50 Euro. Eigentlich würde ich ein Spritzgußteil erwarten. Aber dem Rhino hat Böker eine Kydex (2mm) spendiert. Früher musste ich mit den Zähnen knirschen, wenn ich Kydex in Vebindung mit (günstigem) Serienmesser hörte. Das Böker Kiridashi besitzt ebenfalls eine Kydex, aber damals konnte mich die Kydexscheide resultierend aus einen undifferenzierten und wackeligen Sitz überhaupt nicht überzeugen. In Verbindung mit der nadelspitzen Klinge der Schrecken in jeder Hosentasche.
Erster skeptischer Test: Messer langsam eingeschoben... leichtes Klack... das Rhino sitzt. Und das vertrauenserweckend sicher und spielfrei. So soll´s sein!
Das Einrasten ist nicht so „knackig“ und stramm wie bspw. bei Kydexscheiden der Firma LCG-Gear. Aber das ist auch nicht zwingend notwendig. Die Klinge sitzt recht stramm in der Kydex (wie z.B. das Pohl Force Hornet oder CT-1). Der Zugwiederstand ist gut. Das Messer lässt sich mit kontrolliertem Druck des Daumens entnehmen.
In diesem Bereich hat sich Böker sehr verbessert. Auch bei den beiden anderen Vox-Modellen sind die Kydex gut angepasst.
Sollte die Spannung im Kantenbereich im Laufe des Gebrauchs nachlassen, so lässt sich dies mit einem Heißluftfön innerhalb weniger Minuten wieder anpassen. Die Kanten sind von Hand gerundet und weisen Schleifspuren auf. Aber das ist im grünen Bereich. Im unteren Teil ist an der Faltstelle eine kleine ovale Öffnung gehalten, so dass man die Kydex ausspülen und Wasser ablaufen kann.
Im Lieferumfang enthalten ist ein kleiner Tek-Lok. Dieser bereitet bei der Verwendung von breiteren Gürtel das ein oder andere Problem. Der Gürtel wird eingequetscht. Jedoch lässt eine zweite Öse, in direkter Nähe hoffen, auch einen großen Tek-Lok nutzen zu können. Bei meinem Exemplar fehlen leider 2mm. Platz wäre genug, um diese Öse noch etwas weiter nach unten zu versetzen, so dass auch der Große montierbar wäre.
Ob es bei meinem Exemplar nur Zufall war kann ich leider nicht sagen. Aber hier könnte man in der Fertigung leicht Abhilfe schaffen und die Ösen einfach noch 2mm weiter auseinander zu setzen.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass die Scheide gut gemacht ist. Die Traghöhe passt ebenfalls für ein kleines Messer.
Größenvergleich
Das Rhino ordnet sich als Dreifingermesser in die Klasse der größeren Neckies oder kleineren Fixed ein. Als EDC bequem zu tragen. Einfach in der Jackentasche oder am Gürtel.
Im Vergleich: Strider SLCC, Böker Rhino, Fred Perrin Street Bowie
Böker Subcom, Böker Rhino, Rick Hinderer Flashpoint
Rhino und Gnome
FAZIT
Das Rhino ist ein schnuckliges und durch die geschwungene Klinge ein recht elegantes Messer geworden. Aufgrund der Größe mit 15cm optimal, um es als EDC zu nutzen. Der Griff liegt gut in der Hand.
Die Klingenform ist funktionell und für viele Anwendungsbereiche tauglich. Die Haptik wirkt auf mich wertig und keinesfalls billig. Das Micarta an einem über 200 Euro teuren Streetbeat ist auch nicht besser angepasst.
Letztlich muss man sagen: das Messer kostet 49,95 Euro!!! Man bekommt eine gut angepasste Kydexscheide dazu, welche in diesem Preissegment auch nicht so üblich ist. Der Tek-Lok ist ebenfalls im Preis inklusive. Das Finish ist eigentlich tadellos.
Meine einzigen Kritikpunkte ist die ganz leicht spürbare Niete und die etwas zu hoch geratene Öse an der Scheide, welche den Einsatz eines großen Tek-Loks ermöglichen könnte. Beides Sachen die ich dem Messer aufgrund des Preises sehr gut verzeihen kann. Der Umstand mit dem Bolzen empfinde ich nicht als große Sache (Wenn man nur genau hinschaut findet man meist etwas.).
Preis-Leistung ist für mich top!!! Viel Messer und schönes Design für wenig Geld.
Viele Grüße
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